In diesen Wochen sind die Kinoleinwände hauptsächlich von seltsamen, fahlhäutigen Geschöpfen bevölkert, die sich gegenseitig gerne gegenseitig anschmachten und in der Sonne glitzern. In deren Welt kann ich mich nicht einfinden, aber es ist ja bekanntlich alles Geschmacksache. Um meine Kinoleidenschaft zu befriedigen, begab ich mich also auf die Suche nach Alternativen und fand mit Killing Them Sofly einen Film, der mein Interesse weckte. Das Finden einer freien Kinoleinwand, auf der der Film zu einer annehmbaren Uhrzeit gezeigt wurde, war in diesen zwielichtigen Zeiten schwierig, aber es ist mir am Ende doch gelungen.
Zwielichtig geht es auch in Killing Them Softly zu, allerdings sind die Gestalten hier aus wesentlich härterem Holz geschnitzt, ist der Film doch als Thriller im Umfeld der Mafia angesiedelt.
Die Story ist kein großes Geheimnis und birgt auch keine wirklichen Überraschungen: Mafiosi, die sich gegenseitig bestehlen und ein cooler Killer, der die Situation wieder unter Kontrolle bringen muss. Das Ganze wird gewürzt mit einer Prise politischer Aktualität, da im Hintergrund immer wieder auf die amerikanische Wirtschaftskrise und die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten verwiesen wird. Die Story ist leider das große Manko des Films. Das Ganze ist meiner Ansicht nach viel zu vorhersehbar und die große Schlusspointe, auf die am Ende alles zuläuft, wird zu einfach leise vorgetragen. Der Film als Ganzes ist aber trotzdem keinesfalls ein schlechtes Werk.
Dank der großartig ausgearbeiteten Dialoge hatte ich wirklich sehr viel Spaß im Kino. Aus ihrer Leistung schieße ich, dass die Schauspieler beim Dreh allesamt viel Spaß an ihrer Arbeit hatten. Gleichzeitig ist die Besetzung mit Schauspielgrößen wie Brad Pitt, James Gandolfini und Ray Liotta hochkarätig.
Die Beteiligten beweisen Mut zur äußerlichen und innerlichen Hässlichkeit, was das Umfeld sehr authentisch wirken lässt. Zugegebenermaßen tun Ray Liotta und James Gandolfini einfach das, was sie am besten Können, aber altbewährt ist nicht mit schlecht und abgenutzt gleichzusetzen. Gleichwohl hätte ich mir gewünscht, dass sie an der einen oder anderen Stelle doch noch etwas mehr gefordert worden wären. Brad Pitt kann als cooler Killer, der lieber „softly“ aus der Ferne tötet und sich ungern mit zu viel Gefühlsduselei beim Töten abgibt, voll überzeugen. Der Mafioso steht ihm gut, aber das Saubermann-Image hat er ja nun auch schon eine ganze Weile abgelegt, sehr zu seinem Vorteil.
Der Raubzug, mit dem alles ins Rollen kommt, ist, neben den großartigen Dialogen zwischen Brad Pitt und James Gandolfini, für mich eines der Highlights des Films. Unerfahrene Kleinkriminelle nehmen ein Mafioso-Pokerturnier aus. Das Ganze wird lang und breit und mit allen peinlichen Einzelheiten erzählt. So langsam, dass es fast schon weh tut. Alle Nebenrollen wurden auf den Punkt gecastet. Treffender geht es kaum.
Die meiste Zeit verbringt der Film mit Dialogen, aber die Szenen, in denen es killermäßig zur Sache geht, haben es in sich. Gewalt wird explizit und sehr realistisch dargestellt, insbesondere in einer Prügelszene, in der sich der Magen des Zuschauers unweigerlich zusammenkrampft. Bei Schussszenen wird ein bisschen mit Zeitlupe gespielt. Das scheint in Hollywood neuerdings dazuzugehören. Habe ich zugegebenermaßen aber schon besser in der Ausführung gesehen.
Wer Filme wie Bube, Dame König grAS (Lock, Stock & Two Smoking Barrels) (Quelle: IMDB) oder Brügge sehen … und sterben (In Bruges) (Quelle: IMDB) mag, der wird auch seine helle Freude an den Dialogen in Killing Them Softly haben. Ich selbst wäre durchaus bereit, mir den Film af DVD ein zweites Mal anzusehen, schon um die ständigen Verweise auf die Präsidentschaftswahlen noch etwas genauer zu analysieren. Der Film weiß durchaus zu unterhalten. Logiklücken oder offene Enden konnte ich auch keine ausmachen. Irgendwie wurde ich am Ende aber leider trotzdem das Gefühl nicht los, dass die letzte Konsequenz, das gewisse Etwas, irgendetwas, fehlte. Ich kann nicht einmal genau sagen, was. Ich belasse es dabei, dass das Ganze einfach noch ein wenig runder hätte wirken können.
Guten Abend. Also habe ich gestern doch irgendwie (drüben bei Twitter) richtig gelesen. Kinobesuch war bei dir/euch angesagt. Und mit Interesse habe ich auch diesen Bericht durchgelesen. Der Film ist bei mir auf der „möchte-ins-Kino-gehen“-Liste. Die von dir in diesem Zusammenhang erwähnten Filme habe ich schon alle gesehen – insbesondere der erst erwähnte mehrmals; ein guter Film.
Ob wir es noch vor The Hobbit schaffen werden? Mal schauen.
Grüsse in den Abend, nic