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Elektrisierende Kletterpartie

Über Sinn und Unsinn von Remakes und Reboots wird unter Kritikern und Cineasten allerorts heftig und kontrovers diskutiert. Selten hat ein filmischer Neustart allerdings so viel Spaß gemacht, wie bei Marvels wandkrabbelndem Helden im hautengen, rot-blauen Anzug. Nach Abschluss von Sam Raimis Spider-Man-Trilogie entschied man sich bei Sony aus diversen Gründen anstelle einer Erweiterung der Serie dafür, den Vorhang fallen zu lassen und im Jahr 2012 unter dem Titel The Amazing Spider-Man (Link zu IMDB) ganz neu aufzuziehen. Wie sich – entgegen aller anfänglichen Zweifel – herausstellte, war dies genau der richtige Ansatz. Überschlugen sich in Spider-Man 3 (Link zu IMDB) noch die Ereignisse und versuchten die Macher krampfhaft, möglichst viel Inhalt in etwas mehr als 2 Stunden Film zu quetschen, besannen sich die neuen Drehbuchautoren zurück auf das Wesentliche: Ein Held und dessen Entwicklung plus ein klassischer Hauptgegner. Darüber hinaus wurden die Netzdrüsen eliminiert. Jene waren Spider-Fans bereits ab dem ersten Kinoauftritt des Netzschwingers ein Dorn im Auge. Der neue, jüngere Spider-Man hatte endlich Netzdüsen!

Nach dem rundum gelungenen ersten Teil, der den Spinnenmann wieder näher an die Comicvorlage rückte, waren die Erwartungen an die Fortsetzung entsprechend hoch. Skepsis schürten jedoch die Trailer zu The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (The Amazing Spider-Man 2), enthielten sie schließlich Hinweise auf drei verschiedene Feinde. Obwohl im Film neben dem titelgebenden Meister der Elektrizität auch der Green Goblin und Rhino vorkommen, schaffen es Roberto Orci und Alex Kurtzman die Geschichte so zu konstruieren, dass sie keine wilden Kapriolen schlägt und Electro nie aus dem Fokus gerät. Die restlichen Figuren werden nicht mutwillig verheizt, sondern parallel entwickelt und aufgebaut. Anders als im Vorhinein suggeriert, spielt der Mann im mechanischen Nashornanzug lediglich eine sehr untergeordnete Rolle und auch die Einführung von Harry Osborn und dessen Wandlung zum Grünen Kobold auf dem Fluggleiter vollzieht sich so, dass sie dem Gewicht und der Bedrohlichkeit des blauhäutigen Blitzverteilers nicht schadet. Geschickt ist auch die Darstellung von Electro als gebeutelte und nicht von Natur aus bösartige Existenz – eine erfrischende Abwechslung zu den üblichen intrinsischen Weltherrschaftsfantasien von Superfeinden.

Zu der nicht zu schnell, nicht zu langsam und in atemberaubenden 3D-Bildern erzählten Geschichte, die sogar genügend Raum lässt, um Peter Parkers nicht gerade unproblematisches Privatleben zu beleuchten, kommen Darsteller, die ihre Rollen allesamt sichtlich genießen. Andrew Garfield verkörpert die typischen Eigenschaften des wendigen, vorlauten und nie um einen schlagfertigen Spruch verlegenen Spider-Man so viel stärker, als es Tobey Maguire jemals gelungen ist. Mit Emma Stone als Gwen Stacy begehrt er jene Frau, die auch in den Comics seine erste große Liebe ist. Zuhause gibt sich seine Tante May, gespielt von Sally Field, alle Mühe, die Gedanken ihres Schützlings zu verstehen und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die Figur von Dane DeHaan als Harry Osborn und Peters Freund aus Kindertagen wirkt im ersten Augenblick etwas aus dem Zusammenhang gerissen, entwickelt sich aber schnell zu einer sinnvollen Ergänzung des Gesamtkonzepts und einem guten Ansatz für die beiden bereits geplanten Fortsetzungen zu The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro. Die meiste Zeit des Films über macht Jamie Foxx als Electro dem Netzschwinger das Leben schwer. Dass sein Aussehen an das aus dem Ultimativen Marvel Comicuniversum angelehnt ist, passt gut zu der jungen Version des Helden und entfaltet dank Computerunterstützung optimal seine Wirkung. Der Endkampf zwischen den beiden Kontrahenten ist so gekonnt animiert, dass er wahrhaftig wirkt, als seien Bilder aus einem Comicheft zum Leben erweckt worden.

Überhaupt verbreitet die in The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro von Regisseur Marc Webb und seinem Team präsentierte Action durchweg pures Superheldenflair. Die zwischendurch eingestreuten, langsamen und romantischen Szenen sind zwar präsent und für den Fortgang der Geschichte durchaus von Bedeutung, werden jedoch nicht unnötig in die Länge gezogen. Etliche Anspielungen auf weitere Charaktere und Hinweise auf die zukünftigen Leinwandabenteuer von Spider-Man und ein Ende, das als langersehnte Hommage an die Vorlage gesehen werden kann, vollenden den Film zu einer elektrisierenden Kletterpartie, die das Potenzial hat, sowohl Comicleser als auch reine Kinogänger zufriedenzustellen. Mit Kamerafahrten, die Bauchkribbeln auslösen, einem coolen Helden und interessanten Gegenspielern ist The Amazing Spider-Man: Rise of Electro den Preis für die Eintrittskarte ins nächstgelegene Filmtheater wert.

Super Helden und super Schurken

Unaufhörlich rollt sie heran, die große Welle der Comicverfilmungen aus dem Hause Marvel, die in den nächsten Monaten über das Kinoprogramm hereinbrechen wird. Mit insgesamt vier Filmen innerhalb eines Jahres erreichen die Neuveröffentlichungen 2014 zahlenmäßig einen bisher unerreichten Höhepunkt. Den Anfang macht Captain America, der wohl amerikanischste aller Superhelden, in The Return of the First Avenger (Captain America: The Winter Soldier). Nach dem äußerst gelungenen ersten Solo-Auftritt des dank Kälteschlaf aus dem Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart transportierten Gutmenschen vor drei Jahren (Captain America: The First Avenger, Link zu IMDB) waren die Erwartungen an die Fortsetzung entsprechend hoch. Das Endergebnis hält was die Trailer versprechen und bietet einen Superhelden-Blockbuster, an dem Comicbegeisterte und Actionfans gleichermaßen ihre Freude haben werden.

Die Ereignisse von The Return of the First Avenger sind zeitlich nach The Avengers (Link zu IMDB) und auch nach den zwischenzeitlich absolvierten Kinoabenteuern der übrigen Helden aus dem Marvel-Filmuniversum angesiedelt. Seine Zusammenarbeit mit Tony Stark alias Iron Man, dem Donnergott Thor und Konsorten hat Steve Rogers gut überstanden. In seine Rolle als Captain America und Galleonsfigur der Verbrechensbekämpfungsorganisation S.H.I.E.L.D. hat er sich schnell eingefunden, ist er bei seinen Missionen doch stets der Überzeugung das Richtige zu tun. Da ihm die Anpassung an die moderne Zeit noch immer schwer fällt, stürzt er sich lieber in kontinuierliches Training und waghalsige Aufträge, statt daran zu arbeiten, sich ein neues Privatleben aufzubauen. Als ein unbekannter Feind, der auf den Namen Winter Soldier hört und dem Cap beim Kräftemessen in nichts nachsteht, auftaucht und das Herz von S.H.I.E.L.D. attackiert, wird das mühsam und frisch aufgebaute Weltbild von Steve Rogers in den Grundfesten erschüttert. Gemeinsam mit Black Widow macht er sich auf die Suche nach dem brutalen und maskierten Übeltäter. Was er herausfindet reißt nicht nur alte Wunden auf, sondern offenbart eine Bedrohung, die so gewaltig ist, dass sie die gesamte Welt in katastrophaler Weise verändern könnte.

The Return of the First Avenger ist pures Kinovergnügen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Dank der bei Marvel-Filmen gewohnten Mid- und Post-Credit-Scenes ist dies sogar wortwörtlich zu nehmen. Die Action reicht von explosiven Gefechten und Verfolgungsjagden bis zu grandios inszenierten Stealth-Missionen, bei deren Anblick Fans der Videospielreihe Splinter Cell feuchte Augen bekommen und sich für den kommenden Leinwandauftritt ihres Helden Sam Fisher nur eine ähnlich gute Umsetzung wünschen können. Sämtliche Kampfszenen des Caps sind treffsicher durchchoreografiert, sodass sein Schild für nicht-comiclesende Zuschauer als Waffe zu keinem Zeitpunkt seltsam wirkt. Die Dialoge sitzen und enthalten – neben jeder Menge kleinen Querverweisen zu anderen Avengers-Mitgliedern – stets die nötige Prise Humor, damit der vor Gutmütigkeit, Freiheitsliebe und Patriotismus triefende Held niemals abgehoben oder befremdlich wirkt. Hier haben die Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely erneut ihre Spuren hinterlassen. Scarlett Johansson, nimmt ihre Rolle als schlagkräftige Black Widow an der Seite von Captain America überzeugend wieder auf. Ergänzt wird die Heldentruppe durch Anthony Mackie, der als flügelbewehrter und äußerst wendiger Falcon den perfekten Gegenpart und gleichzeitig Teampartner zu Chris Evans in vielerlei Hinsicht blauäugigem Helden bildet. Samuel L. Jackson hat sichtlichen Spaß daran, zum wiederholten Mal den kauzigen S.H.I.E.L.D.-Anführer Nick Fury zu mimen. Der geheimnisvolle Winter Soldier wird von dem überraschend wandlungsfähigen Sebastian Stan verkörpert, auf dessen geplante Rückkehr in weiteren Filmen sich Marvel-Fans freuen können. Der Einzige, der etwas blass wirkt, ist Robert Redford als zwielichtiger S.H.I.E.L.D.-Mitarbeiter Alexander Pierce.

Wo der erste Teil mit Zurückhaltung und einem vergleichsweise gemächlichen Erzähltempo aufwartete, macht The Return of the First Avenger seinem Titelhelden ordentlich Feuer unter dem Hintern. Trotz einer Menge super Helden und super Schurken hat die Action jedoch durchweg genug Bodenhaftung, um nicht zu fantastisch und zu übertrieben zu wirken. Anthony und Joe Russo setzen damit den von Joe Johnston eingeschlagenen, realitätsnahen Kurs fort. Die Rückkehr des ersten Avenger ist furios und der Wechsel im Regiestuhl hat dem Gesamtbild, das sich aus beiden Captain-America-Filmen ergibt, nicht geschadet. Für Comicfans ist der Besuch des nächstgelegenen Filmtheaters für The Return of the First Avenger ohnehin Pflichtprogramm, immerhin hat der Cap seinen Erzfeind und einen seiner bekanntesten Teampartner im Gepäck. Wenngleich die Geschichten von deren Alter Egos im Vergleich zu den Comics variiert wurden, sind die Charaktere ihren Vorlagen doch erstaunlich nahe – viel näher, als es der Mandarin aus Iron Man 3 (Link zu IMDB) je sein wird. Liebhabern von gut gemachten Actionfilmen ist es durchaus ebenfalls zu empfehlen, eine Eintrittskarte für The Return of the First Avenger zu lösen und sich von den Heldenqualitäten der schlagfertigen Protagonisten zu überzeugen, selbst wenn sie bisher möglicherweise vor kostümierten Helden mit wundersamen Kräften zurückschreckten.

Jahresrückblick 2013 – Comics

Nachdem DC Comics im Jahr 2012 seinem Universum einen Neustart verpasste, zog Konkurrent Marvel wenig später nach. Die Ereignisse von Marvel Now! – so der Name des neuen Konzepts – trafen in diesem Jahr endlich auch auf Deutsch in den Comicläden ein. Neben den großen Umwälzungen bei den Superhelden gab es 2013 selbstverständlich eine Fülle an weiterem, buntem Lesestoff.

Im Folgenden präsentiere ich interessierten Lesern meine persönlichen Top 10 der Comics (inklusive Manga), die für mich im vergangenen Jahr aus der großen Anzahl an qualitativ hochwertigen Publikationen besonders herausragten. Bedingung für die Aufnahme in diese Liste ist, dass im Jahr 2013 mindestens ein Heft erschienen ist – egal in welcher Sprache. Der Beginn und auch das Ende der Serien können deshalb, bei unterschiedlicher Veröffentlichung in unterschiedlichen Ländern, weiter in der Vergangenheit liegen.

  1. Saga (Image Comics, in Deutschland bei Cross Cult)
  2. Sweet Tooth (DC Comics / Vertigo, in Deutschland bei Panini Comics)
  3. Gute Nacht, Punpun (Inio Asano, auf Deutsch erschienen bei Tokyopop)
  4. Teenage Mutant Ninja Turtles – City Fall Storyline (IDW Comics)
  5. Dexter (Marvel Comics)
  6. Die Neuen X-Men (Marvel Now!, in Deutschland bei Panini Comics)
  7. Bryhildr in the Darkness (Lynn Okamoto, auf Deutsch erschienen bei TokyoPop)
  8. Batman – Der Tod der Familie Storyline (DC Comics, in Deutschland bei Panini Comics)
  9. Shifter (Anomaly Productions)
  10. Die Kinder des Kapitän Grant (Alexis Nesme, auf Deutsch erschienen bei Splitter)

(Links zu den Verlagsseiten.)

Achtung!
Diese Liste ist rein subjektiv! ;-)

Göttliche Unterhaltung

Ein bisschen Bammel hatte ich schon, als ich den Kinosaal betrat, um mir den brandneuen Marvel-Streifen anzusehen. Nach dem furiosen ersten Leinwand-Team-Up der Avengers hat nach Iron Man nun der Donnergott seinen nächsten Solo-Auftritt. Das dritte Abenteuer des Mannes in der eisernen Rüstung konnte mich nicht wirklich begeistern (Interessierte können meine Kritik hier nachlesen). Hoffnung, dass das enttäuschende Erlebnis ein Einzelfall im Marvel-Filmuniversum bleiben könnte, machten Wolverines Ausflug nach Japan (hier entlang zu meiner Kritik), sowie die fantastischen Trailer zu Thor: The Dark World. Warum man den Titel für Deutschland in Thor: The Dark Kingdom umbenannt hat, kann und will ich nicht verstehen. Lokale Untertitel kann man irgendwie verargumentieren, aber ein neuer englischer Titel ist in meinen Augen schlicht unnötig.

Marvels nordische Saga um die mächtigen, außerirdischen „Götter“ war schon immer etwas Besonderes. Thor und seine Geschichten aus Asgard hoben sich seit jeher von den Erlebnissen seiner Superheldenfreunde von der Erde ab. Seine Welt ist fantastisch, mystisch und hat ihre ganz eigenen Gesetze. Die sehr originalgetreue Umsetzung des alten Königreiches mit all seinen Einwohnern und ihren aufwändigen Kostümen war es, die mich bereits vor zwei Jahren begeisterte, als Kenneth Brannagh den Donnergott zum ersten Mal ins Kino brachte – ganz ohne Angst vor großen Helmen mit markanten Hörnern. Ein Wechsel unter den Machern geht bei Filmfortsetzungen in den allermeisten Fällen mit spürbaren Unterschieden einher. So war es beispielsweise der unverkennbare Stempel von Shane Black, der meiner Meinung nach nicht ganz mit Iron Man harmonieren wollte. Mit Regisseur Alan Taylor hat man im Falle von Thor jedoch einen wirklich passenden Ersatz gefunden. Der erfahrene Filmemacher kennt sich durch seine Arbeit für diverse TV-Serien, wie Game of Thrones oder Die Sopranos, mit fantastischen und komplizierten Familiengeschichten aus (Links zu IMDB). Comicautor Christopher Yost, der sich für das Drehbuch zu Thor: The Dark Kingdom verantwortlich zeigt, bringt das nötige Wissen und den gebührenden Respekt für die Vorgeschichte des Hammerschwingers in gezeichneter und gefilmter Form mit.

Nachdem er gemeinsam mit den irdischen Helden in New York den Angriff der Chitauri erfolgreich abgewehrt hat, ist Thor zurück in seine Heimat Asgard gereist. Seinen hinterlistigen Bruder Loki, der für die Katastrophe auf der Erde verantwortlich ist, nahm er mit. Eingekerkert in einer Zelle im Verlies, verbüßt dieser seine gerechte Strafe, während Thor seiner Aufgabe als Sohn des Königs nachkommt und den Frieden in den neun Welten, über die die Asen als Beschützer wachen, wieder herstellt. Egal wo im Universum er sich befindet, sein Herz lässt ihn sich ununterbrochen nach der Menschenwelt sehnen. Mithilfe von Heimdall, dem Wächter der Götter und Herrn über die Regenbogenbrücke Bifröst, dem Reiseportal der Asen, behält er seine große Liebe, Jane Foster, stets im Blick. Als die ambitionierte Wissenschaftlerin plötzlich verschwindet, greift Thor ein. Das glückliche Wiedersehen wird überschattet von einem Fund den Jane zufällig macht. Dieser ruft das uralte, gefährliche und längst besiegt geglaubte Volk der Dunkelelfen auf den Plan, dessen Anführer Malekith nach der Zerstörung nicht nur einer Welt trachtet. Gegen den Willen von Allvater Odin schmiedet der Donnergott einen gefährlichen Plan, in dem unter anderem Loki eine wichtige Rolle spielt.

Mit Malekith erweckt Christopher Yost einen alten Feind aus den Geschichten um den Donnergott zum Leben. Trotz einiger Vereinfachung der Zusammenhänge bleiben die wichtigsten Eigenschaften des Bösewichtes erhalten, der durch Christopher Eccleston in einer beeindruckenden Maske wahrhaft bedrohlich verkörpert wird. Chris Hemsworth war von Anfang an wie geschaffen für die Rolle des aufbrausenden, blonden Haudrauf, der lieber mit seinem Hammer zuschlägt, als lange zu diskutieren. Der nicht umsonst sehr beliebte Charakter des Loki, wird ein weiteres Mal als perfekter Gegenspieler für wundervolle Dialoge mit dem Donnergott etabliert. Der doppelzüngige Meisters der Täuschung ist und bleibt Tom Hiddelstons Meisterstück. Anthony Hopkins passt als Allvater wie die Faust auf Odins gesundes Auge. In Thor: The Dark Kingdom hat er endlich ein paar wichtigere Szenen. Etwas mehr Zeit bekommen auch Lady Sif und die Drei Krieger. Die Parts der insgesamt vier Charaktere hätten, ginge es nach mir, ruhig noch etwas erweitert werden können. Volstagg (Ray Stevenson), Fandral (Zachary Levi) und Hogun (Tadanobu Asano) sowie die von Jaimie Alexander gespielte Kriegerin bieten jede Menge ungenutztes Potenzial, von dem ich hoffe, dass es in kommenden Thor-Filmen genutzt wird.

In seinen 112 Minuten gewährt der Film der Geschichte Zeit, sich zu entfalten und all seinen Charakteren Raum, fühlbar in Erscheinung zu treten und bei den Zuschauern bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Der Wechsel zwischen Action und Romantik, Düsternis und Farbenfreude, Humor und Ernst sorgt durchgehend für Abwechslung. Komponist Brian Tyler passt seine Musik perfekt an das Geschehen an und untermalt es stimmungsvoll, aber nicht zu aufdringlich. Insgesamt kommt Thor: The Dark Kingdom etwas getragener daher als Iron Man 3 oder The Avengers, wo ein Kampf den nächsten jagt (Links zu IMDB). Ich persönlich sehe gerade darin eine Stärke des Films. So wird die Welt des Donnergottes auch für diejenigen, die keine Comics lesen, mit Hintergrund und Leben gefüllt. Wer noch tiefer in das Marvel-Filmuniversum eintauchen möchte, kann die Vorgeschichte zum Film in Comicform nachlesen (Link zur Produktseite auf der Webseite des Panini-Verlages). Ein bisschen Vorwissen ist zum Verständnis des Films generell ratsam, wenngleich nicht zwingend nötig. Wer „The Avengers“ und „Thor“ nicht gesehen hat, wird zwar die Hauptgeschichte, jedoch nicht alle Feinheiten erfassen können. Dies ist das unvermeidliche Resultat des wachsenden Marvel-Filmuniversums.

Thor: The Dark Kingdom verbindet epische Fantasy mit brachialen Heldentaten und super Schurken. Dieses Werk bringt Mjölnir und seinen Besitzer zurück zu ihren Wurzeln und bietet einfach göttliche Unterhaltung. Die nächsten Helden stehen bereits in den Startlöchern und versprechen für das kommenden Jahr jede Menge Nachschub für Superheldenfans und alle, die es werden wollen.

An alle, die Lust auf einen Gang ins Kino und einen Besuch bei Marvels Donnergott bekommen haben, erfolgt an dieser Stelle noch der wichtige Hinweis: Bitte unbedingt bis ganz zum Ende sitzen bleiben, also den GESAMTEN Abspann von „Thor: The Dark Kingdom“ abwarten!

Zwei Ballermänner

Nach den eher enttäuschenden Kinoerlebnissen, die mir R.I.P.D. und RED 2 in den letzten Wochen bescherten, blickte ich der nächsten Verfilmung einer Comic-Miniserie mehr als skeptisch entgegen. Die Herausforderung bei der Umsetzung einer Vorlage, die nicht genügend Inhalte für einen Film von über 100 Minuten Länge bietet, ist es, möglichst nahe am Original zu bleiben und die Geschichte gleichzeitig mit sinnvollen Inhalten zu ergänzen. Gewisse Änderungen bleiben in solchen Fällen nicht aus. Der erste Teil von RED war der eindrucksvolle Beweis, wie man es richtig macht und hielt für mich nach dem eher mäßig amüsanten Trailer zu 2 Guns als letzte Hoffnung und Begründung her, mir den Film auf der großen Leinwand anzusehen. Außerdem hatte ich viel Spaß beim Lesen der Comics und wusste, dass die Story einiges Potenzial für eine Filmumsetzung birgt. (Links in diesem Absatz zu IMDB.)

Robert „Bobby“ Trench ist ein Drogenfahnder. Jahrelang hat er sich unter dem Namen „Bobby Beans“ langsam die Karriereleiter in der Organisation des mexikanischen Drogenbarons Manny „Papi“ Greco hochgearbeitet. Er steht kurz davor, die Früchte seiner Arbeit endlich ernten zu können. Der als final geplante Deal verläuft anders, als erwartet. Aufgeben kommt für Bobby jedoch nicht in Frage. In einem verzweifelten Versuch, an Papis Geld zu gelangen und den Gangster damit zum Aufgeben zu zwingen, überfällt er zusammen mit Michael „Stig“ Stigman eine Bank. Was Bobby nicht weiß: Michael, den er für einen Kleinkriminellen hält, ist ebenfalls undercover unterwegs. In Wahrheit ist er ein Ermittler der Navy, der seine ganz eigenen Pläne für das erbeutete Geld hat. Bobby, Michael und Papi sind allerdings nicht die Einzigen, die hinter der beachtlichen Beute her sind … So beginnt eine aberwitziges Verwirr- und Versteckspiel in dessen Verlauf die Loyalität jedes Einzelnen auf den Prüfstand gestellt wird.

Wer Comics mag, dem kann ich die Vorlage nur empfehlen. Anlässlich des Films gibt es das englische Original als Sammelband in einer schicken Deluxe Edition mit Prägeelementen auf dem Cover (Link zur Produktseite auf Amazon.de). Autor Steven Grant und Zeichner Mateus Santoluco haben mit 2 Guns eine äußerst unterhaltsame und charmant illustrierte Geschichte um zwei ungleiche Partner geschaffen, die trotz aller Meinungsverschiedenheiten und falscher Vorgaben zusammenarbeiten müssen. Der betont einfach anmutende Zeichenstil harmoniert dabei perfekt mit den redegewandten Protagonisten. Eine Fortsetzung ist unter dem Namen „3 Guns“ in Arbeit. Ich freue mich darauf.

Erstaunlich viel der Originalgeschichte wurde in den Film übernommen. All die wundervollen Szenen, in denen sich Bobby und Michael ein ums andere Mal einen herrlichen verbalen Schlagabtausch liefern – und wenn es bloß um ein Frühstück geht – wurden von Drehbuchautor Blake Masters gekonnt für die Leinwand adaptiert. Die Veränderungen, die vorgenommen wurden, sind nachvollziehbar und verbiegen die Handlung in keinster Weise. 2 Guns bleibt, was es vorher bereits war: Eine herzerfrischende und spannende Buddy-Story. Regisseur Baltasar Kormákur inszeniert das Thema so klassisch, wie es ihm gebührt. Stilistisch orientiert er sich dabei an lieb gewonnenen Filmen der 80er und 90er Jahre, wie Lethal Weapon oder Stirb langsam – Jetzt erst recht, in denen handfeste und teilweise explizite Action mit einer ordentlichen Portion Humor gewürzt wird. Das Ergebnis passt perfekt und bringt eine Art Film zurück, die schon lange ein würdiges Comeback verdient – nicht als Element, wie es Shane Black in Iron Man 3 versuchte, sondern als eigenständiges Werk. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind großartig und die Szenen, in denen die beiden Helden zu ihren Ballermännern greifen und ihre Gegner aufmischen, sind eine erfrischende Abwechslung zur zunehmenden Effekthascherei Hollywoods. Von der staubigen Autoverfolgungsjagd in der Wüste bis zu einer Schleichszene in Stigs Apartment, bei der Sam Fisher neidisch werden würde, weiß 2 Guns in jeder Minute zu unterhalten. (Links in diesem Absatz zu IMDB.)

Einen Großteil seines Charmes hat 2 Guns seinen Darstellern zu verdanken. Mark Wahlberg, der seit Kurzem zu seiner alten, körperlichen Form zurückgefunden hat, passt perfekt in der Rolle des geschwätzigen und vorlauten Michael Stigman. Manchmal sind Worte eben stärker als Waffen. Im zur Seite steht Denzel Washington als tiefenentspannter Bobby Trench, der nach einigen ernsteren Rollen sichtlich Spaß an einer Abwechslung zu haben scheint. Edward James Olmos Part als Papi Greco ist vergleichsweise klein, jedoch beweist auch er eine Menge Humor. In weiteren Rollen sind Paula Patton als Deb Rees, Bobbys Partnerin bei der DEA und James Marsden als Harold Quince, Stigs Kommandant bei der Navy zu sehen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dem gesamten Ensemble bei der Arbeit zuzusehen und am Ende des Films verließ ich den Kinosaal mit einem breiten Grinsen.

Dass 2 Guns in den USA hinter den Erwartungen zurückblieb, empfinde ich persönlich als schade. Mutmaßlich ist die aktuell sehr große Konkurrenz schuld daran. Dieser Film verdient in meinen Augen mehr Beachtung, weshalb ich ihn Fans von klassischer Kumpelaction und flotten Sprüchen ans Herz legen möchte.

Und es hat Snikt gemacht

Comicfiguren gibt es viele. Zahllose Helden und Schurken bevölkern die bunten Seiten der Superheldencomics. Wenn es dann gar um ganze Teams geht, schwirrt so manchem, der sich nicht intensiv und regelmäßig mit der Materie befasst, der Kopf. Aufgrund der vielen Comicverfilmungen, die seit über 10 Jahren verstärkt über die Kinoleinwände flimmern, sind immer mehr Menschen mit verschiedenen Figuren vertraut. Die Mutantentruppe der X-Men (Link zu IMDB) hat es – dank sorgfältig ausgewählter Besetzung und grandioser Inszenierung durch Regisseur Bryan Singer – innerhalb des sich kontinuierlich verstärkenden Superhelden-Booms recht früh geschafft, ihren Weg ins Kino zu finden. Zu den bekanntesten X-Men gehört zweifelsfrei der mit Adamantiumklauen und Selbstheilungskräften ausgestattete Wolverine. Ob durch Comic oder Film veranlasst, hat er mit seiner direkten Art und coolen Sprüchen nicht nur mein Herz erobert, sondern das vieler Fans. Er ist mein Lieblings-X-Man, seit ich die Geschichten der mutigen Mutanten verfolge. Nun kehrt er in Wolverine: Der Weg des Kriegers (The Wolverine) in seinem zweiten Soloabenteuer auf die Leinwand zurück.

Die Geschichte von Wolverine: Der Weg des Kriegers spielt nach dem dritten X-Men-Film aus dem Jahr 2006, X-Men: Der letzte Widerstand (X-Men: The Last Stand, Link zu IMDB). Nach den dramatischen Ereignissen um die nahezu unaufhaltsame Phoenix-Kraft, im Zuge derer er gezwungen war seine X-Kollegin Jean Grey zu töten, hat Logan seine Wolverine-Identität an den Nagel gehängt und sich komplett aus der Welt zurückgezogen. Mitten in der Wildnis lebt er zwischen Grizzlybären und wird regelmäßig von Albträumen heimgesucht. Zu groß war seine Liebe zu Jean, zu groß sind die ihn quälenden Schuldgefühle. Eines Tages wird der Einsiedler von den Japanerin Yukio aufgesucht, die ihn bittet, sie in ihre Heimat zu begleiten. Er willigt widerstrebend ein und trifft daraufhin in Tokyo einen sehr alten Bekannten wieder, dem der grimmige Mutant mit dem großen Herzen einst im Pazifikkrieg das Leben rettete. Für Wolverine folgt ein actionreiches Abenteuer im Land der aufgehenden Sonne, bei dem er nicht nur auf jede Menge neuer Gegner – wie die Ninjas der Organisation „Black Hand“ – trifft, sondern sich auch mit seinem Wesen, seiner Vergangenheit und seiner Zukunft auseinandersetzen muss. Um den Kampf gewinnen zu können muss der Mutant mit den markanten Klauen nicht nur sich selbst, sondern auch einen Weg finden sein Herz für eine neue Liebe zu öffnen.

Als Basis für die Story von Wolverine: Der Weg des Kriegers dient die Comic-Miniserie aus dem Jahr 1982 mit dem schlichten Titel „Wolverine“, geschrieben von Chris Claremont und gezeichnet von Comiclegende Frank Miller. Diese berühmte „Japan-Episode“ bildete gleichzeitig den Start für weitere Solo-Abenteuer mit dem damals braun-gelb gekleideten Helden und machte Wolverine zu einem der beliebtesten Marvel-Mutanten. Wer sich für das „Original“ interessiert, der kann dieses in einer aktuellen deutschen Neuauflage von Panini Comics erstehen (Link zum Comic auf der Webseite des Verlages). Die Geschichte des Films basiert nur lose auf der Vorlage, die sich zwar auf Wolverine konzentriert, zum Ende hin aber weitere X-Men involviert. Mariko war Wolverine im Comic schon aus seinen Abenteuern mit den X-Men bekannt, währen denen er sich in die schöne Japanerin verliebte. Diese zwei Details zeigen bereits, dass eine Eins-zu-eins-Adaption der Comicvorlage im bestehenden Marvel-Filmuniversum quasi unmöglich war.

Viel wurde verändert und umgeschrieben. Wolverine: Der Weg des Kriegers unterscheidet sich an allen Ecken und Enden von seiner Vorlage. Da ich jeglichen Unterschieden zum Trotz der Meinung bin, dass es sich um einen sehr guten und unterhaltsamen Film handelt, möchte ich gar nicht alles im Detail analysieren. Ich untersage mir dies quasi selbst. Am wichtigsten bei Comicverfilmungen ist es mir, dass die wesentlichen Merkmale der einzelnen Charaktere erhalten bleiben und das ist bei Wolverine: Der Weg des Kriegers der Fall, sogar mehr als im ersten Leinwand-Alleingang des einzelgängerischen X-Man aus dem Jahr 2009, X-Men Origins: Wolverine (Link zu IMDB). Das Einzige, was mir wirklich stört, sind die ständigen Gedankenexperimente mit Jean Grey, die dazu führen, dass die rothaarige Telekinetikerin und Telepthin nach wie vor als größte Liebe im Leben von Wolverine verbleibt. Zusätzlich wird dem Film dadurch viel Eigenständigkeit geraubt. Gerade im Hinblick auf die kommenden Mutantenabenteuer im Marvel-Filmuniversum, wäre eine konsequente Umsetzung des Urkonzeptes, einen Film zu schaffen, den auch Zuschauer vollständig verstehen können, die noch neu in Wolverines Welt sind, in meinen Augen etwas sinnvoller gewesen. Dadurch dass Wolverine sich ständig mit Jean beschäftigt, gibt es kaum Raum für die Entwicklung einer Liebe zwischen dem klauenbewehrten Mutanten und Mariko, die nur annähernd der besonderen Beziehung der beiden zueinander in den Comics gleicht. Die Macher haben den Fokus in meinen Augen etwas zu sehr auf die Vergangenheit und zu wenig auf die Zukunft gerichtet. Das ist für all jene, die wie ich große Fans der X-Men-Filme mit Patrick Steward als Professor X sind, leicht zu verschmerzen, zumal die Geschichte in Zukunft fortgeführt wird. Nur Quereinsteiger haben es schwer.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich Wolverine: Der Weg des Kriegers trotz der aufgeführten Schwächen sehr genossen habe. Nie war Wolverine seinem gezeichneten Vorbild näher als in diesem Film. Nie wurden seine animalische Art, seine inneren Konflikte und die Tatsache, dass er sich als Einzelgänger wohler als in jedem Team fühlt, besser verdeutlicht. Außerdem gibt es viele Szenen – wie den Kampf gegen eine ganze Horde Ninjas in einem Dorf – die herrlich nahe an der Comicvorlage sind und beim Zuschauen mein Herz hüpfen lassen. Regisseur James Mangold beweist mit diesem Werk erneut seine Vielseitigkeit und dass er auch im anspruchsvollen Metier der Comicverfilmungen, beobachtet von Fans mit Argusaugen, gut aufgehoben ist.

Bei der Besetzung leistet allen voran Hugh Jackman als Wolverine wieder einmal großartige Arbeit in seiner Paraderolle. Der Australier IST Wolverine, er lebt und atmet die Figur des grimmigen Eigenbrötlers mit jeder Faser seines gestählten Körpers. In Wolverine: Der Weg des Kriegers bekommt er endlich die Gelegenheit den Charakter eigenständig weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Ich kann mir nach wie vor keinen Anderen und keinen Besseren für diese Rolle vorstellen. Tao Okamoto spielt ihre Version der attraktiven Mariko Yashida mit vornehmer Zurückhaltung. Da der Film den Fokus klar auf Wolverine legt, ist dies verständlich, allerdings hätte ein energischerer weiblicher Gegenpart – vor allem in Anbetracht der dominanten Präsenz von Famke Janssen als Jean Grey – nicht geschadet. So schafft es Rila Fukushima als Yukio mühelos und verdient diese Funktion zu übernehmen, was wiederum dazu beiträgt, dass die Bedeutung der Beziehung zwischen Wolverine und Mariko leidet. Nicht überzeugen konnte mich Svetlana Khodchenkova, die als giftspeiende Mutantin Viper mehr bemüht als überzeugend wirkt. Der Rest der Schauspieler wurde gut gecastet, allerdings sticht keiner durch sein Talent wirklich aus der Masse heraus.

Wolverine: Der Weg des Kriegers ist für alle Mutantenfans einen Gang ins gut klimatisierte Kino wert – auch in 3D – und wer den Kinosaal nicht sofort beim Start des Abspanns verlässt, wird sogar mit einem kleinen Teaser auf die kommenden Ereignisse im Mutantenstadel des Marvel-Filmuniversums belohnt. Ich hoffe auf viele weitere X-Men-Filme mit Hugh Jackman als Woverine und freue mich schon jetzt auf die ungeschnittene und blutigere Version von Wolverine: Der Weg des Kriegers auf Blu-ray, die den Film zumindest auf der Actionebene sicherlich noch etwas näher an die Comicvorlage rücken wird.

Auf das 2014 bevorstehende Crossover-Filmabenteuer der Ur-Film-X-Men und ihrer jüngeren Versionen aus X-Men: Erste Entscheidung (X-Men: First Class, Link zu IMDB) blicke ich nicht ohne Sorgenfalten im Gesicht. Mein Herz schlägt für die älteren X-Men und ich möchte nicht, dass sie von James McAvoy und Konsorten abgelöst werden. „X-Men: Erste Entscheidung“ hat mir nicht gefallen. Mein Professor X ist „Captain Picard“. Mir bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf Bryan Singer zu vertrauen und zu hoffen, dass er die epische Comic-Storyline „Days of Future Past“ congenial auf die Leinwand bringen wird. Immerhin wird Wolverine wieder dabei sein.

Für alle, die Wolverines markantes Soundword aus der Überschrift nicht kennen, hier der erklärende Link zum Urban Dictionary.

Held der Helden

Wer meinen Artikeln auf diesem Blog schon länger folgt, weiß, dass meine Leidenschaft für Comics und Superhelden groß ist. Ich kann nicht mehr genau sagen mit welchem Helden genau meine Begeisterung für durchtrainierte Männer und Frauen in bunten, hautengen Kostümen anfing – ich habe jeden von ihnen sofort bei der ersten Begegnung ins Herz geschlossen. Allerdings weiß ich, dass Superman, der größte und mächtigste Held von allen, es schon sehr früh geschafft hat, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Filme mit Christopher Reeve, der sich in seiner Rolle als Stählerner in den Herzen der Fans unsterblich gemacht hat, habe ich schon als Kind geliebt. Seitdem beleitet mich der muskulöse, fliegende Mann und wann immer seine Abenteuer in irgendeiner Form festgehalten werden, werden sie von mir gelesen oder angesehen. Die regelmäßig erscheinenden Comichefte, die sehr romantisch angesiedelte Serie Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark, der sehr langweilig geratene und deshalb als Neustart im Kino ungeeignete Film Superman Returns und die grandiose Neuinterpretation von Clark Kents Jugend im TV, Smallville, ich kenne sie alle. Schon lange war ein weiterer Kinofilm, ein wirklicher Neustart, für Superman überfällig. Schließlich tummeln sich viele seiner Heldenkollegen seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen auf der großen Leinwand und seit Marvel’s The Avengers träume ich von einem ähnlichen Crossover-Film mit den Helden aus dem DC-Comicuniversum. Entsprechend groß war meine Vorfreude, seit bekannt wurde, dass der Mann aus Stahl tatsächlich einen Kinoneuanfang erhält. (Links in diesem und im folgenden Absatz zu IMDB)

Nachdem die erste Skepsis ob des seltsamen Fischerbootes und einem fischenden, bärtigen Clark Kent im Teaser-Trailer dank weiterer, wunderschöner Videos schnell verflogen war, stieg die Vorfreude bis zu meinem Endgültigen Kinobesuch ins Unermessliche. Gleichzeitig nagte im Hinterkopf stetig dieser kleine, sich nicht ganz auflösen wollende Zweifel, die Erinnerung and The Dark Knight Rises und an Iron Man 3, die mich beide dank krasser Änderungen bei essentiellen Charaktermerkmalen von wichtigen Figuren im Vergleich zur Comicvorlage herbe enttäuscht haben. Auch der letzte Film von Regisseur Zack Snyder, Sucker Punch, fand ganz und gar nicht meine Zustimmung, wenngleich mich seine restlichen Werke schwer begeisterten – insbesondere Watchmen und 300. Nachdem ich Man of Steel gesehen habe, kann ich bestätigen, dass der Film mit den prügelnden Schulmädchen nur ein Ausrutscher war. Herr Snyder hat es immer noch drauf und muss sich deshalb nicht in meine persönliche Negativ-Liste neben Steven Soderbergh, Taylor Hackford und Herrn Nolan einreihen. Ich kann in diesem Zusammenhang gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Mr. Nolan den neuen Superman-Streifen nur produziert und seine Finger vom Drehbuch gelassen hat. Zack Snyder gehört dagegen zu denjenigen Regisseuren, die ich besonders schätze, gerade weil sie einen ganz eigenen Stil haben,  diesen verfolgen und stetig optimieren. Mit Man of Steel führt er seinen beachtlichen Track Record an gelungenen Comicverfilmungen fort. Der Film profitiert auch durch Drehbuchautor David S. Goyer, der seine Liebe zu Superhelden seit Mitte der Neunziger konsequent pflegt und in Hollywood-Drehbüchern auslebt und durch das Mitwirken von Hans Zimmer, der das Geschehen auf der Leinwand mit einem bombastischen Soundtrack untermalt und das bekannte Superman-Thema auf wundervolle Weise neu interpretiert.

Die Story von Man of Steel ist schnell erzählt. Es ist die Anfangsgeschichte des Helden aller Helden, einem Außerirdischen vom Planeten Krypton. Kal-El wird als Baby von seinen Eltern kurz vor der Zerstörung seiner Heimatwelt in ein Raumschiff gelegt und zur Erde entsandt. Dort wächst er in der Obhut seiner bodenständigen und treusorgenden menschlichen Adoptiveltern Jonathan und Martha Kent auf einer kleinen Farm in Kansas unter dem Namen Clark Kent auf. Während er zu einem stattlichen und äußerst gut gebauten Mann heranwächst merkt er, dass er über verschiedene übermenschliche Fähigkeiten verfügt. Mit der Zeit lernt er diese zu beherrschen. Von Hilfsbereitschaft getrieben und auf der Suche nach seinem Platz auf der Welt reist er durch das Land, immer darauf bedacht nicht aufzufallen oder identifiziert zu werden. Sein bis dato anonymes Leben wird schlagartig auf den Kopf gestellt, als er in der Arktis eine Entdeckung macht, die ihm Klarheit über seine Herkunft verschafft und als ein weiterer Überlebender von Krypton, General Zod, die Erde bedroht und Kal-El dazu auffordert, sich zu stellen. Im Angesicht der Bedrohung vollzieht der einsame Reisende seine endgültige Wandlung zu Superman, denn nur er kann die Welt und die Menschheit retten.

Die Geschichte ist alt. Ja. Die Geschichte wurde schon mehrfach erzählt. Ja. Für einen Neustart muss sie aber ein weiteres Mal erzählt werden. Es führt einfach kein Weg daran vorbei. Die Version von Zack Snyder und David Goyer ist gleichzeitig komprimierter und düsterer, als die bisherigen Erzählungen. Man lässt sich nicht allzu lange Zeit für Vorgeplänkel. Dieser Superman wird schneller ins Kampfgeschehen geworfen, als es ihm lieb ist. Durch diverse kurze Rückblenden werden Blicke in die Vergangenheit von Clark Kent in Smallville geworfen. Inspiriert wurden die Filminhalte von so gut wie allen Auftritten des Helden, der seit dem Neustart des DC-Universums in den Heften und im Film seine rote Unterhose nicht mehr über dem blauen Anzug tragen muss. Das Comicuniversum (Mark Waids berühmte Miniserie Superman: Birthright, Link zu Wikipedia) und seine Charaktere werden zusammengeführt mit deutlich spürbaren Einflüssen der Smallville-TV-Serie und diversen Verneigungen vor den Christopher-Reeve-Filmen. Ich lag mit meinem nach Ansehen der Trailer selbstgeschaffenen Adjektiv „smallville-ig“ gar nicht so falsch. Mir gefällt die Mixtur der verschiedenen, bekannten Aspekte, kombiniert mit Zack Snyders einzigartiger Machart für Filme, sehr gut.

Was Comicverfilmungen anbelangt bin ich durchaus kein unkritischer Mensch. Wenn man Vorlagen und insbesondere Charaktere und ihre wesentlichen Eigenschaften bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, werde ich fuchsteufelswild. Drehbuchschreiber und Regisseur haben bei Man of Steel so viele Dinge richtig gemacht. Ich persönlich bin mit diesem Neuanfang mehr als zufrieden. Es kursieren eine Menge Berichte und Meinungen in den Medien. Mark Waid, besagter Comicautor, entrüstete sich in seinem Blog über angebliche Untreue zu seiner Vorlage und mehr, dabei erzählt Man of Steel in weiten Teilen eine andere Geschichte. Spiegel Online versuchte Zack Snyder in einem Interview als stumpfsinnigen und effektgeilen Patrioten zu entlarven, dabei kann man den Film an mehreren Stellen sogar als amerikakritisch interpretieren. So begegnet man dem Stählernen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten anfangs aus purer Angst mit einem riesigen Waffenarsenal, hinterfragt mehrmals seine Treue zu Amerika und versucht ihn sogar mit Drohnen zu beschatten. Superman begegnet allen (Lausch)angriffen und Anschuldigungen mit kühler Gelassenheit. Angebliche Super-Fans entrüsten sich über das Ende, dabei ist es dem Ausgang von „Superman 2“ mit dem als Non plus ultra hingestellten Christopher Reeve gar nicht so unähnlich. Außerdem ist es eine Comicverfilmungen und in Comics leben Totgesagte grundsätzlich länger … Ich kann die künstliche Aufregung nicht verstehen. Die gestraffte Erzählung, die wundervoll inszenierten Bilder und die brachiale Action tun dem Mann aus Stahl gut. Hätte man an dem lange praktizierten Erzählrhythmus mit Fokus auf Supermans romantischer Seite festgehalten, wäre der Film den gleichen Leuten sicher viel zu langweilig und langatmig geworden. Zack Snyder zeigt an den richtigen Stellen Mut zu Veränderungen. Kryptonit, das für Superman lebensbedrohliche Gestein seines Heimatplaneten, kommt beispielsweise in Man of Steel (noch) nicht zum Einsatz, dafür wurden andere, kreative und im Hinblick auf das Gesamtkonzept stimmige Möglichkeiten zur Beeinflussung seiner Kräfte gefunden. Gleichzeitig zollen die Macher den Vorlagen in vielen Szenen ihren aufrichtigen Respekt. Besonders gut gefiel mit eine Stelle, in der Clark Kent in einer Trucker-Bar mit einem Rüpel aneinander gerät und seine Identität im Konflikt nicht preisgeben darf. In „Superman 2“ folgte die Rache verzögert, in Man of Steel folgt sie auf dem Fuß, jedoch nicht am lebenden Objekt.

Wie sagte der Ehemann so schön als wir aus dem Kino kamen: „Das war mehr ein Actionfilm, als ein komplizierter Superheldenfilm. ‚Stirb Langsam 5‘ war dagegen eher ruhig.“ Recht hat er. Die Action steigert sich über den gesamten Film stetig und der Endkampf von Superman gegen Zod, inklusive Luftkampszenen, die direkt den Comicheften entsprungen zu sein scheinen und die mir eine wohlige Ganzkörpergänseaut bescherten, ist einfach nur atemberaubend und absolut episch. Zu viel Zerstörung und Kawumm? Wer das denkt hat noch nie ein Superman- oder Justice-League-Heft in Händen gehalten. In Superheldencomics geht regelmäßig alles zu Bruch. Das gehört so.

Die Auswahl der Schauspieler ist in Man of Steel durchweg sehr gut gelungen. Es mag durchaus weniger schauspielerisches Können, als das richtige Aussehen und erkennbare Muskelmasse vonnöten sein, um Superman darzustellen, Henry Cavill macht seine Sache jedoch sehr gut. Sein Superman ist energischer und wütender als seine Vorgänger, wird aber von denselben Motiven angetrieben und hat dieselben Ideale. In Sachen Romantik ist er um einiges weniger zögerlich, was ihn seinem Comic-Alter-Ego (dem aktuellen, seit dem Neustart des DC-Universums) gleichwohl näher bringt. Es macht großen Spaß dem neuen Leinwand-Superman zuzusehen wie er sich entwickelt. Die Freude, als er erkennt, dass er fliegen kann, die Verzweiflung, als ihn sein Feind zu einer finalen Entscheidung zwingt, das Staunen, als ihm sein leiblicher Vater, Jor-El, mehr über seine Herkunft verrät – eintönig und anspruchslsos ist das, was Henry Cavill in der Rolle des Mannes aus Stahl verkörpert, trotz aller Muskelspielchen auf keinen Fall.

Apropos Jor-El. Russell Crowe macht sich sehr gut als Supermans leiblicher Vater. Er spielt den weisen Erfinder überzeugend und wirkt als Vaterfigur glaubhaft. Positiv aufgefallen ist mir, dass man sich dazu entschieden hat, alle Kryptonier akzentfreier beziehungsweise britischer sprechen zu lassen, als die Bewohner Amerikas. Dieses Konzept gipfelte bei „Smallville“ in einem mit britischem Akzent sprechenden Zod. Michael Shannons General Zod spricht zwar nicht britisch, macht seinen Standpunkt aber stets ohne Umschweife klar. Er ist gefährlich, ein Krieger durch und durch, eine große und mächtige Erscheinung, ein würdiger Endgegner für Superman. Rache allein ist seine Motivation. Bei der Betrachtung von Zod muss ich den an Man of Steel beteiligten Kostümbildnern ein großes Lob aussprechen, denn sie unterstützen ihn und alle anderen Charaktere durch passende und aufwändige Kleindung sinnvoll. An Zods Seite treu ergeben steht Faora, gespielt von der deutschen Hollywood-Newcomerin Antje Traue. Viel bekommt sie nicht zu sagen. Wenn sie ins Bild kommt, macht sie eine gute Figur und an ihrem Schauspiel kann ich nichts aussetzen.

Eine Sache habe ich in Verbindung mit Zod doch an Man of Steel zu meckern. Meinen kritischen Augen und Ohren entgeht nichts! General Zod spricht die für ihn so typischen Worte kein einziges Mal. Dauernd dache ich „Gleich! Gleich sagt er es!“ und „Jetzt! Jetzt kommt es bestimmt!“. Jedoch kam er leider nie dazu „Kneel before Zod!“ (Kniet nieder vor Zod!) zu sagen. Es ist nur eine Winzigkeit, die mich als Fan dennoch gefreut hätte. Da der Rest so großartig ist, drücke ich hier gerne ein Auge zu.

Selbstverständlich spielt in Man of Steel auch Lois Lane mit, Supermans große Liebe. Verkörpert wird sie von Amy Adams. Ganz so gut wie die energische und in jeglicher Hinsicht schlagfertige Lois aus „Smallville“ gefiel mir die neue Lois nicht. Im Vergleich zu Erica Durace wirkt Amy Adams doch ein bisschen blass und zögerlich. Am besten kann ich die neue Lois als eine Mischung aus der Smallville-Lois und deren Vorgängerinnen bezeichnen. Sie ist energischer als Teri Hatcher und Margot Kidder, aber hilfsbedürftiger als Erica Durance. Da im Film der Held im blau-roten Anzug ganz klar im Vordergrund steht, ist die getroffene wahrscheinlich sogar die beste Lösung.

Auf der Seite der Menschen erwähnenswert sind auf jeden Fall noch Supermans Adoptiveltern, gespielt von Diane Lane und Kevin Costner. Beide Rollen sind vergleichsweise klein angesiedelt, in meinen Augen aber gut besetzt worden. Vor Kurzem wurde ich außerdem auf die Tatsache hingewiesen, dass Superman zwei Robin Hoods als Väter hat, was in vielerlei Hinsicht passend ist

Abschließend kann ich nur nochmals meine Begeisterung über Man of Steel zum Ausdruck bringen. Für mich war es ein Fest, die Rückkehr des Stählernen auf der Leinwand so gut umgesetzt zu sehen. Das Warten hat sich gelohnt und meine Vorfreude war berechtigt. Die in diesem Film gelegte Basis ist breit und bietet jede Menge Anknüpfungspunke für weitere Filme, diverse Verweise auf Supermans irdischen Erzfeind Lex Luthor inklusive. Was Zack Snyder und David Goyer bereits an Ideen für diesen Charakter verraten haben, weckt erneute Hoffnung und Vorfreude. Auch bietet die Thematik rund um die Festung der Einsamkeit – Supermans geheimer, arktischer Rückzugsort – durchaus noch Anknüpfungspunkte und über die Beziehung von Lois und Clark ist ebenfalls noch lange nicht alles erzählt.

Im nächsten Schritt wünsche ich mir eine Fortsetzung und eine gleichzeitige Vergrößerung des DC-Filmuniversums, damit irgendwann auch für Superman, Batman und Konsorten ein großes Team-Up als Justice League im Kino möglich wird.

Eiserne Helden und falsche Schurken

Da war es wieder! Dieses unangenehme Gefühl und die dazugehörigen Worte, die sich in meinem Kopf formten: „Nein! DAS ist NICHT …!“ Die Rückkehr der nagenden Enttäuschung, die sich festsetzt und die nach dem Ende eines Films nicht aufhört im Hirn zu rotieren. Ganz schlimm erging es mir vergangenen Herbst bei The Dark Knight Rises (Link zu IMDB), nach dessen Ende sich dieses Gefühl in andauernde Wut verwandelte, die nach wie vor durchbricht, wenn man mich auf besagten Film anspricht. Ganz so dramatisch war es dieses Mal glücklicherweise nicht, aber seit ich Iron Man 3 gesehen habe, frisst sich wieder ein gewisser Unmut in meinen Gedanken fest und je mehr ich nachdenke, desto geringer wird leider die Chance, dass ich ihn wieder loswerde.

Was habe ich mich auf diesen Film gefreut! Nach drei Wochen mit Thrillern, die einfach nicht spannend sein wollten, ließ die Aussicht auf knallige Superheldenaction große Hoffnungen in mir aufkeimen. Viel wurde schon geschrieben und gesagt zum neuen Marvel-Streifen. Einiges hatte ich gelesen und noch mehr ignoriert, schließlich wollte ich unbefangen an die Sache herangehen – zumindest soweit es mir als Comicleser und Fan des Helden in der eisernen Rüstung möglich ist. Meiner Vorfreude wurde der Film am Ende leider nur bedingt gerecht. Im Folgenden erkläre ich warum und warne hiermit Leser, die den Film noch nicht gesehen haben und ihn noch sehen wollen, ausdrücklich vor Spoilern, die ich an entsprechender Stelle kennzeichne, ohne die ich in diesem Fall aber nicht auskomme.

Die Story von Iron Man 3 ist im wachsenden Mavel-Filmuniversum nicht nur nach Iron Man 2, sondern auch nach The Avengers angesiedelt (Links zu IMDB). Tony Stark, der Mann im rot-goldenen Kampfanzug, leidet seit seinem gemeinsamen Einsatz als Teil des Superhelden-Teams unter Angstattacken. Die Ereignisse in New York und das Zusammentreffen mit den außeririschen Chitauri haben ihn geprägt. Seitdem tüftelt er noch verbissener an Verbesserungen für seine Iron-Man-Rüstung. Zusätzlich holt ihn die Vergangenheit in Form des ambitionierten und skrupellosen Wissenschaftlers Aldrich Killian ein, der ein Supervirus namens „Extremis“ (weiter)entwickelt hat, mit dem gewöhnliche Soldaten zu Supersoldaten mutiert werden können. All dies scheint in Zusammenhang mit einem neuen Superschurken zu stehen, der sich „Der Mandarin“ nennt und regelmäßig Drohbotschaften an ganz Amerika entsendet. Als Iron Man persönlich angegriffen wird, nehmen die Dinge ihren Lauf.

Iron Man 3 präsentiert sich als Abschluss einer Trilogie und als Abschluss der Storyline Extremis (Link zu Wikipedia), die aus dem Marvel-Comicuniversum übernommen wurde und von der Teile in allen drei Iron-Man-Filmen verwendet wurden. Extremis umfasste zwar nur 6 Hefte, bot aber eine gewaltige Fülle an Inhalten. Wer daran zweifelt, was man alles in ein einziges Comicheft packen kann, für den ist diese Geschichte ein perfektes Gegenbeispiel. Generell kann ich diesen Comic nur empfehlen, von dem vor Kurzem anlässlich des Films eine Neuauflage auf Deutsch bei Panini Comics erschien (Link zur Produktseite auf der Panini-Webseite).

Das Problem von Comic- oder Buchverfilmungen, die eine konkrete Vorlage heranziehen, ist stets der schmale Grad zwischen Originaltreue und den für das Medium Film und ein breiteres Publikum nötigen Änderungen. Es gibt viele Werke, die diesen Balanceakt bravourös meistern. Von geradezu akribischer Originaltreue bei The Green Mile über eine gute Mischung wie bei Kick-Ass bis zu Filmen, die nur eine Basis heranziehen um daraus ein neues, viel größeres und eigenständiges Konzept zu machen. Ein sehr gutes Beispiel für letztere Gattung ist RED, der nach ca. 20 Minuten zu Ende gewesen wäre, hätte man nur die Comicvorlage verfilmt. Bisher haben auch die allermeisten der bisherigen Marvel-Filme den Spagat zwischen Mainstream und Comicvorlage sehr gut vollführt. Ausnahmen bilden für mich lediglich Spider-Man 3 und X-Men: First Class. Nun reiht sich hier leider Iron Man 3 ein. Keiner dieser Filme hat mich jedoch so sehr enttäuscht, wie The Dark Knight Rises, denn nichts ist so schlimm wie der auf Minimalgröße geschrumpfte und statt mächtigem Venom Schmerzmittel inhalierende Bane, aber lassen wir das. Der gehört ja auch in ein anderes Comicuniversum. (Links in diesem Absatz zu IMDB)

Zurück zum Eisenmann. Tatsächlich wurden viele Elemente der Extremis-Storyline in den Film übernommen, was ich mit großem Wohlwollen zur Kenntnis nahm. Auch fielen mir die vielen Verweise auf die anderen Marvel-Filme positiv auf. Ich habe wirklich nichts gegen diverse Interpretationen und Abweichungen vom Comic. Ein Film muss sich einer Vorlage nicht einhundertprozentig unterwerfen, um deren Botschaft adäquat zu vermitteln. Ausschlaggebend ist für mich weniger die absolute Treue zur Geschichte, als vielmehr zu den Charakteren. Genau dies ist die Achillesverse von Iron Man 3, genauer gesagt: es ist der Mandarin.

(Spoilerwarnung!)

Das ungute Gefühl beschlich mich schon, beim ersten Auftritt des Mandarin im Film, denn eine Darstellung als „Aushilfs-Bin-Laden“ passt überhaupt nicht zu diesem Charakter. Der Mandarin ist der älteste und mächtigste Erzfeind von Iron Man. Er kommt aus China, stammt von Dschingis Khan ab und besitzt übermenschliche geistige und physische Fähigkeiten. Seine Waffe sind zehn magische Ringe, die er nur dank seiner immensen Geisteskraft und intensivem Training nutzen kann. Jeder Ring hat eine eigene, zerstörerische Kraft. Das immerwährende Ziel des Mandarin ist die Eroberung der Welt. So viel zur Comicvorlage.

Wer Iron Man 3 gesehen hat, wird meine Enttäuschung in Anbetracht der Stärke der Comicfigur hoffentlich verstehen, denn der Film-Mandarin hat nichts – oder besser: ÜBERHAUPT NICHTS – von der eigentlichen Figur. Im Film wird der Mandarin zur Fassade degradiert, ein Stich ins Herz eines jeden Fans, zumal um die Figur im Vorhinein ein Riesenwirbel gemacht wurde. Plakate wurden veröffentlicht und zur Interpretation durch die Fans freigegeben. Auf diesen waren die zehn Ringe deutlich zu sehen. Diese sind im Film nur leider überhaupt nicht von Bedeutung. Der ganze Mandarin ist am Ende überhaupt nicht von Bedeutung.

Bezeichnend für die Situation ist ein kurzer Dialog zwischen Iron Man und War Machine zu diesem Thema:
War Machine: „DAS ist der Mandarin?“
Iron Man: „Ja, ich weiß. Irgendwie lächerlich.“

Ich kann Iron Man nur zustimmen, denn dieser Mandarin IST lächerlich und ich als Fan kann darüber überhaupt nicht lachen. Zumal es weder der Story noch dem allgemeinen Verständnis geschadet hätte, den Mandarin mit Superkräften auszustatten und ihm die Rolle zuzugestehen, die ihm gebührt. Der Plottwist, ihn als Betrüger zu entlarven, ist unschön und unnötig. Zu gut ist auch Ben Kingsleys Darstellung der Figur. Man kann keinesfalls den Schauspieler für den Untergang der Rolle verantwortlich machen. Die Verantwortung tragen allein die Drehbuchautoren. So viel hätte man aus diesem Charakter machen können! Der Mandarin hätte das Potenzial gehabt, als Superschurke und ultimativer Gegner über mehrere Filme aufgebaut zu werden, ähnlich wie man es mit Loki, dem Gegenspieler von Thor, macht. Diese und viele weitere Chancen wurden mit Iron Man 3 vertan.

Es war zwar größtenteils, aber nicht nur der Mandarin, der bei mir zur Verankerung von unguten Gefühlen während des Films führte. Auch die Iron-Patriot-Rüstung ist komplett fehl am Platz und wird von den Autoren nur als Mittel für Ihre Zwecke missbraucht. War Machine bleibt War Machine und James Rhodes hat in den Comics nichts mit der Iron-Patriot-Rüstung zu schaffen. Der Iron Patriot war einst Norman Osborn, der Erzfeind von Spider-Man. Dass die Geschichte um den Superschurken in der eisernen Rüstung die Grenzen des Films gesprengt hätte, ist klar. Der Rüstungswechsel von War Machine ist aber trotzdem völlig unnötig. Man hätte ihm die alte Rüstung lassen und auf den Iron Patriot verzichten können. Die eiserne Hülle im Design der amerikanischen Flagge dient in Iron Man 3 nur zur Verdeutlichung von fragwürdigen Rettungsaktionen im Namen der Vereinigten Staaten und um den Präsidenten im Endkampf standesgemäß „verpacken“ zu können. Wenigstens wurde die Rüstung kurz von Bösewicht Aldrich Killian entführt, obwohl der im Comicuniversum genauso wenig wie Rhodes mit dieser Rüstung zu tun hat, was den Iron Patriot aber zumindest für einen kleinen Moment die Seiten wechseln lässt. Ein schwacher Trost.

Generell kann ich keinem der Schauspieler einen Vorwurf machen. Robert Downey Jr. ist und bleibt wie geschaffen für die Rolle des unsympathischen und aufschneiderischen Tony Stark und Guy Pearce ist herrlich fies als Aldrich Killian. Wie bereits erwähnt passt eigentlich auch Ben Kingsley perfekt für die Rolle des Mandarin. Das Grundproblem des Films liegt im Drehbuch, bei dem Regisseur Shane Black gnadenlos seine Spuren hinerlassen hat. Prinzipiell spricht nichts dagegen, eine existierende Storyline auseinanderzunehmen und neu zu interpretieren, man sollte sie sich aber auch nicht auf Biegen und Brechen untertan machen. Iron Man darf coole Sprüche reißen, in Iron Man 3 war es mir aber fast schon zu viel des Guten. Der Regisseur schreckt zusätzlich nicht davor zurück, sich selbst in einem in meinen Augen völlig unpassenden Moment selbst ein Denkmal zu setzen. In Erinnerung an seine Lethal-Weapon-Filme gibt es einen unsäglichen Dialog zwischen Tony Stark und James Rhodes hinter einer Deckung, bei dem die beiden über ihre Lage und über Waffen diskutieren. In einer solchen Situation wäre mir geradlinige Action lieber gewesen. Alles in allem habe ich das Gefühl, dass der Regisseur den Film teilweise für ein paar markige Sprüche mehr unnötig in die Länge zieht. Dies nimmt der Geschichte leider auf Dauer die Spannung und die Überraschungen. Bis Tony Stark herausfindet, dass es die Supersoldaten selbst sind, die explodieren, hat es der Zuschauer schon zehnmal selbst begriffen und wartet sehnsüchtig auf den befreienden Endkampf. Amerikakritik und flotte Dialoge in allen Ehren, denn Shane Black beherrscht zweifellos beides, allein die Dauerbefeuerung unterminiert in diesem Fall das Können.

(Spoiler Ende)

Es sind nicht die Bilder, die enttäuschen – ganz im Gegenteil. Iron Man 3 bietet scharfe 3D-Bilder und sehr gut umgesetzte Actionszenen, bei denen die Tricks der Technik gezielt und gekonnt eingesetzt werden. Wer gedanklich nicht an irgendwelche Vorstellungen oder Vorlagen gebunden ist, dem werden die Dinge, die mir so furchtbares Kopfzerbrechen bereiten, wahrscheinlich gar nicht auffallen. Mir persönlich haben die Iron-Man-Filme von John Favreau besser gefallen. Sie hatten beide auch andere Drehbuchautoren.

Ich kann und will Iron Man 3 abschließend nicht als schlechten Film und auch nicht als vollkommene Enttäuschung bezeichnen. Es gibt ein paar sehr nette und treffende Szenen und einige Dinge aus der Extremis-Storyline wurden sehr gut und passend in den Film übertragen. Aus genannten Gründen will sich bei mir nur leider nicht dieses Hochgefühl einstellen, das mich nach einem exzellenten Film überkommt, obwohl ich beispielsweise den Endkampf mit den verschiedenen Rüstungen und dessen symbolische Bedeutung für die Zukunft und die Vergangenheit von Iron Man geradezu genial fand. Egal wie lange ich mit mir selbst im Geiste ringe, ein Gedanke blitzt immer wieder auf und ich kann mich nicht von ihm lösen: „Nein! DAS ist NICHT der Mandarin!“

Bildergeschichten

Ich lese Comics, viele Comics. Jede Woche führt mein Weg mindestens einmal in den Comicshop meines Vertrauens (Link zum Blog des T3 in Frankfurt). Unter den Heften und Büchern mit Bildergeschichten aller Art finden sich regelmäßig solche, die aus der Masse herausstechen. Diesen Artikel möchte ich deshalb nutzen, um einige Comics vorzustellen, die mir in den letzten Wochen und Monaten besonders positiv aufgefallen sind.

Buddha

Bei den japanischen Comics, den Manga (Link zu Wikipedia), ist mir ein Werk unglaublich ans Herz gewachsen: Buddha (Link zur Übersichtsseite der Serie beim Carlsen-Verlag) von Osamu Tezuka (Link zu Wikipedia). Tezuka war ein Mangaka mit Leib und Seele. Er lebte für das Zeichnen und hat viele einzigartige Serien geschaffen. In Buddha erzählt er die Lebensgeschichte von Siddharta Gautama (Link zu Wikipedia), dem Begründer des Buddhismus. Er folgt dem historischen Charakter von der Geburt an und beschreibt in einzigartigen Bildern dessen Lebens- und Leidensgeschichte. Bis Siddharta zum „Erwachten“ werden kann, muss er eine lange und beschwerliche Reise auf sich nehmen, immer auf der Suche nach Erleuchtung und dem ewigen Leben. Er schreckt vor nichts zurück und probiert alles aus, was nur den geringsten Anschein hat, ihn den ersehnten Antworten näher zu bringen. Im aktuellen fünften Band, der den Untertitel „Die Askese“ trägt, wird die Verbissenheit und die Sehnsucht des Charakters besonders deutlich. Wenn Siddharta sich beinahe zu Tode hungert und sich im nächsten Moment, egal wie geschwächt er ist, rührend um seine Mitmenschen kümmert, wird einem als Leser die Größe und Bedeutung dieser Figur bewusst.

Ich beschäftige mich schon lange mit dem Buddhismus und seine Lehren, außerdem verehre ich die Werke von Osamu Tezuka. Deshalb musste ich diese Serie selbstverständlich lesen. Ich kann sie aber auch historisch interessierten Manga-Neulingen empfehlen, die bereit sind, sich auf eine neue Art der Erzählung einzulassen. Tezukas Zeichenstil mag jenen, die vorher noch nicht mit seinen Comics in Berührung gekommen sind, vielleicht etwas befremdlich vorkommen. Die Zeichnungen in Buddha sind am ehesten vergleichbar mit einer Mischung aus sehr frühen Mickey-Mouse-Versionen und ähnlich überzeichneten Figuren wie Popeye. Alles wirkt reduziert und teilweise fast rudimentär. Die einzelnen Charaktere transportieren jedoch, ganz unabhängig von der ersten Wirkung ihres Aussehens, so viele Emotionen, dass man sich ihrem Bann schon nach einigen gelesenen Seiten nicht mehr entziehen kann.

Dank der hochwertigen Hardcover-Ausgabe des Carlsen Verlags, inklusive erklärenden Einleitungen und einigen sehr schön gestalteten Farbseiten, wird das Lesen dieses Klassikers, der nicht umsonst 2004 und 2005 mit dem unter Comickünstlern begehrten Eisner Award (Link zu Wikipedia) ausgezeichnet wurde, zu einem wahren Genuss. Die gesamte Serie erscheint in 10 Bänden von denen bis zum heutigen Tag bereits 5 erschienen sind.

Jinnrise

Der US Comicverlag IDW Publishig (Link zur Homepage) veröffentlicht eine Menge Comicheftserien, die ich regelmäßig meiner Sammlung hinzufüge. Seit Januar 2013 befindet sich eine neue Serie im Verlagsprogramm, auf deren Folgehefte ich nun Monat für Monat sehnsüchtig warte: Jinnrise (Link zur offiziellen Homepage der Serie).

Jinnrise handelt von dem Studenten Andrew Marcus, der bei einer Reise nach Marokko mitten in ein fantastisches und actiongeladenes Abenteuer schliddert, das seine Weltanschauung in den Grundfesten erschüttert und für immer verändern wird. Bei einem Bummel über einen Basar wird er Zeuge eines Angriffs von außerirdischen Kreaturen, den Kibrani. Die Invasoren sind den Erdenewohnern keinesfalls freundlich gesonnen. Um ein Haar wäre dieser Ausflug sein letzter gewesen, wären da nicht ein kleiner Junge und ein Flaschengeist, der  Dschinn Jabal, die dem verdutzten Andrew kurzerhand das Leben retten. Es beginnt eine spannende Geschichte über fremde Kulturen, Vorurteile und Freundschaften, die trotz des bunten Gewandes stets auch Stoff zum Nachdenken bietet und die trotz all ihrer fantastischen Elemente der Realität nicht gänzlich fremd ist.

Das erste Heft beginnt sehr actionreich und wirkt gleichermaßen wie eine Einführung und eine Teaser-Ausgabe. Viele Fragen bleiben offen und werden erst in den folgenden und noch kommenden Heften beantwortet. Das einzigartige Charakterdesign und die sympathischen, humorvollen Protagonisten halten die Spannung aufrecht und geben der Serie ihren besonderen Charme. Die Künstler sind allesamt noch recht unbekannt, aber so talentiert, dass sie mit dieser Serie sicher bald einige Bekanntheit erlangen werden. Bisher sind von Jinnrise insgesamt 4 Hefte erschienen. Wer einen gut sortierten Comichändler in der Nähe hat, der auch US-Hefte führt, sollte unbedingt einen Blick auf diese Serie werfen.

Atalante

Der Splitter Verlag (Link zur Homepage des Verlages) ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Comicalben. Unter den Mai-Neuheiten befindet sich der erste Band einer wunderschönen Serie des belgischen Comiczeichners Crisse (Didier Crispels, Link zu Wikipedia): Atalante (Link zur Serienübersicht auf der Splitter-Webseite).

Atalante erzählt in farbenprächtigen Bildern die Geschichte der schönen und draufgängerischen Jägerin Atalante, einer Figur aus der griechischen Mythologie (Link zu Wikipedia). Mit seinen Zeichnungen entführt Crisse den Leser in eine Welt voller fantastischer Kreaturen, die detailreiche Landschaften bevölkern. Die Charakterdarstellungen sind liebevoll-comichaft und unglaublich ausdrucksstark. Nach dem aktuellen ersten Band freue ich mich schon sehr auf die kommenden Alben. Wer ein Herz für alte Götter- und Heldensagen, für schlagfertige Heldinnen und für fabelhafte Wesen hat, der sollte sich dieses Comicmeisterwerk nicht entgehen lassen.

Was Superhelden menschlich und Menschen super macht

Superman. Der Held der Helden. Der Mann aus Stahl, ausgestattet mit jeder Menge Superfähigkeiten. Bis auf Kryptonit, Gestein, das seinen Ursprung auf seinem Heimatplaneten Krypton hat, kann ihm so gut wie nichts etwas anhaben. Er ist übermenschlich, aber trotzdem nicht unmenschlich.

Seine Abenteuer wurden schon vielfach verfilmt. Eine Version davon ist die TV-Serie Smallville (Link zu Wikipedia), die die Jugendzeit und den Wandel von Clark Kent zu Superman erzählt. Ich habe noch nicht alle Folgen gesehen. Das hole ich zurzeit nach. Die Serie beginnt als schmalzige Teenie-Serie, wird jedoch von Staffel zu Staffel immer besser. Wer die Helden des DC-Universums mag und die Serie noch nicht kennt, sollte meiner Meinung nach durchaus einen Blick riskieren. Dranbleiben wird hier definitiv belohnt.

Folge 19 der sechsten Staffel trägt den Namen „Nemesis“ und beschäftigt sich mit den Erzfeinden Superman und Lex Luthor, die beide in einem Tunnellabyrinth gefangen sind und sich gemeinsam befreien müssen. Was mich an dieser Folge besonders fasziniert, ist eine Unterhaltung, die Clark Kents menschliche Adoptivmutter, Martha Kent, am Ende mit ihrem Sohn führt. Sie erklärt ihm, dass seine größte Schwäche und das, was ihn am menschlichsten macht, seine immerwährende Hoffnung ist.

Martha Kent hat damit Recht. Hoffnung ist das, was uns Menschen vereint. Sie treibt uns an. Jeder hat seine eigenen Wünsche, Träume und Hoffnungen, die er zu verwirklichen und zu erreichen sucht. Die Hoffnung ist allgegenwärtig. Sie begleitet uns in allen Lebensbereichen und kommt immer dann zum Tragen, wenn wir etwas nicht oder nicht vollständig planen können, wenn sich Dinge unserem direkten Einfluss entziehen.

Manchmal verhält sich die Hoffnung so, als wäre sie eine Art Kryptonit der Menschen. Die Hoffnung kann ein großes Arschloch sein. Im Griff der Hoffnung fahren wir auf der Achterbahn der Gefühle. Wenn wir hoffen, können wir uns fühlen, wie Superman, der über den Wolken fliegt, oder aber wie der Mann aus Stahl, fast besiegt, begraben unter einem Haufen grün leuchtenden Kryptongesteins. So viele Gefühlsregungen und auch Entscheidungen (gute wie schlechte) der Menschen können auf die Hoffnung zurückgeführt werden.

Die Hoffnung macht uns alle ein bisschen mehr „super“. Sie stählt unsere Nerven und lässt uns weitermachen, sie macht, dass wir uns nach herben Enttäuschungen wieder aufrappeln, egal was kommt. Und Superman? Den macht die Hoffnung ein bisschen weniger „super“, dafür aber menschlicher. Das Kryptonit kann ihn zwar körperlich verletzen, aber die Hoffnung, etwas Gutes in jedem Menschen finden zu können, nagt mehr an ihm und kann ihm zu einem größeren Verhängnis werden, als es die Gesteinsbrocken je könnten.

Ich finde diese Betrachtungsweise sehr interessant, denn sie enthält viel Wahrheit. Es ist das, was uns all die Geschichten über Superhelden immer wieder zeigen wollen: Wir dürfen unsere Hoffnungen und Träume nicht fahren lassen. Wir können die Hoffnung aufgeben, aber die Hoffnung gibt uns nicht auf.