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Älter, härter, aber nicht besser

Die Verfilmung des gleichnamigen Comics, RED, aus dem Jahr 2010, ist ein Paradebeispiel dafür, wie man einer Comic-Miniserie für das Medium Film gleichzeitig treu bleiben und sie erweitern kann (Links zu Wikipedia und IMDB). Zugegebenermaßen wäre es nur ein Kurzfilm geworden, wäre man der Vorlage in diesem Fall akribisch gefolgt. Der Film seinerseits führte zu weiteren Comicheften, basierend auf den in ihm enthaltenen Neuerungen. Comic und Film und Comic zum Film konnten mich gleichermaßen begeistern weswegen ich mich sehr auf die Kinofortsetzung freute. Sehr zu meiner Enttäuschung kann das Endprodukt, RED 2, nicht das halten, was der unterhaltsame Trailer verspricht.

Die Geschichte der Fortsetzung schließt zeitlich relativ nahe an die des ersten Teils an. Frank Moses, CIA-Top-Agent im Ruhestand und seine ehemalige Sachbearbeiterin, Sarah Ross, versuchen sich an einem normalen Leben als Paar. Franks bester paranoider Freund und ehemaliger Kollege, Marvin Boggs, ist davon überzeugt, dass die beiden nach wie vor verfolgt werden und dass deshalb auch Sarah in Gefahr ist. Die Warnungen ignoriert Frank galant, bis er schließlich von einer Horde feindlicher Agenten angegriffen wird. Zusätzlich erfährt er von der englischen MI6-Agentin Victoria, dass sie beauftragt wurde, ihn und Marvin zu töten. Die beiden sind die letzten Agenten, die von einer geheimen Operation namens Nightshade wissen. Nightshade ist eine gefährliche Waffe, die von Dr. Edward Bailey, einem hochintelligenten Wissenschaftler entwickelt wurde. Die Rentneragenten begeben sich auf die Suche nach Nightshade und deren Erfinder. Ihre Jagd führt sie quer durch Europa, wobei ihnen der Profikiller Han Cho-Bai immer auf den Fersen ist.

Die Gefühle, die mich bei RED 2 während des gesamten Films beschlichen, waren ganz ähnliche wie bei R.I.P.D. (Link zum Artikel). Ein weiteres Mal wurde großes Potenzial mit einer hanebüchenen Geschichte verschenkt. Zu hektisch wechselt das Geschehen von einem Ort zum anderen, wenngleich die Überblendungen im Comicstil filmisch sehr gut gemacht sind. Zu abstrus ist das Gebilde rund um die Superwaffe und ihre angebliche Wirkung. RED 2 wirkt wie eine Ansammlung aneinandergereihter und obendrein misslungener kurzer Sketche, in denen der rote Faden zu oft einfach unter geht. Eine Story rund um supergeheime Superagenten kann freilich anderen Gesetzen unterliegen, als die Realität. Diese müssen jedoch erkennbar bleiben. Die Macher von RED 2 scheinen sich darauf verlassen zu haben, dass der Humor all die Lücken und an den Haaren herbeigezogenen Plottwists gekonnt überspielen würde. Leider schwächelt der Film auch in Sachen Gags. Langgezogene Unterhaltungen kommen nicht auf den Punkt, Pointen bleiben teilweise ganz aus und wahnsinnig viele Möglichkeiten für Anspielungen – beispielsweise auf andere Rollen des gesamten Ensembles oder auf andere Filme – werden schlichtweg nicht genutzt. Trotz einiger wirklich gut gemachter Actionszenen will RED 2 einfach nicht zünden.

Die Schwächen hinsichtlich der Story sind rätselhaft, waren für RED 2 doch die gleichen Drehbuchschreiber am Werk, wie für den ersten Teil. Vielleicht liegt es tatsächlich bloß am Wechsel des Regisseurs. Dean Parisot gelingt es nicht, das Erbe von Robert Schwentke gekonnt weiterzuführen. Bei der Betrachtung des Filmteams kann ich nicht umhin, zu denken, die Regisseure von RED 2 und „R.I.P.D.“ hätten eventuell besser ihre Stühle getauscht.

Der Besetzung von RED 2 kann man wenig vorwerfen. Ihre Bereitschaft, mit viel Humor an die Arbeit zu gehen, ist durchweg erkennbar. Es hapert einfach an der Verwertung. Bruce Willis ist nach wie vor die Idealbesetzung für den harten Agenten, Frank Moses, und auch Marvin Boggs könnte von keinem gekonnter verkörpert werden, als von John Malkovich. Die beiden Schauspieler harmonieren als Dream-Team perfekt. So sind die wenigen Szenen gleichzeitig die unterhaltsamsten, welche die Zwei alleine bestreiten. Die Rolle von Mary-Louise Parker als Sarah Ross wurde meiner Meinung etwas zu groß angelegt. Anthony Hopkins bekommt hingegen als undurchsichtiger Dr. Edward Bailey viel zu wenig Zeit auf der Leinwand. Die Paarprobleme zwischen Sarah und Frank werden von der Randerscheinung zum unnötigen Hauptthema des Films. Das Agentenrentnertum, dem RED 2 (RED = Retired Extremely Dangerous) seinen Namen verdankt, gerät deshalb an zu vielen Stellen in den Hintergrund. Großartig spielt ein weiteres Mal Helen Mirren und beweist ein solches Maß an Selbstironie, wie es in Hollywood selten zu finden ist. Wenn sich ihre Figur als geistesgestört ausgibt, um sich in ein Sanatorium einzuschleusen und behauptet, sie sei die Queen, kann man nur herzlich lachen. Dass Byung-hun Lee der geborene Actionstar ist spätestens seit den beiden GI-Joe-Hollywoodblockbustern bekannt. Wirklich negativ fällt lediglich das versteinerte Gesicht von Catherine Zeta-Jones auf. Ihre Darbietung als russische Topspionin und Exfreundin von Frank wirkt schrecklich lust- und emotionslos.

Im direkten Vergleich mit anderen Filmen aus dem aktuellen Kinoprogramm ist RED 2 mit besseren Actionszenen unterhaltsamer als „R.I.P.D.“. Wenn Byung-hun Lee und Helen Mirren zusammen im blauen Sportwagen eine Autoverfolgungsjagd in bester Fast-and-Furious-Manier hinlegen, ist das wirklich sehenswert. Gemeinsam haben die beiden Filme, dass sie ihre besten Szenen bereits in den Trailern verheizen. Roland Emmerichs klassisch inszenierter Actioner, „White House Down“, kann in Sachen lockerer Atmosphäre und Story verglichen mit RED 2 an entscheidenden Stellen punkten.

Als Fan des ersten Teils will ich RED 2 mögen. Dank zu vieler verschenkter Chancen will mir das am Ende jedoch einfach nicht gelingen. Frank Moses und Konsorten sind älter und vielleicht auch härter geworden, aber besser ist ihr neuer Kinoauftritt leider nicht.

Yo Joe!

Actionfiguren. Ich mag Actionfiguren. Und ich mag die G.I. Joes, jene Actionfigurenserie, die sich in den USA größter Beliebtheit erfreut, aber so amerikanisch ist, dass sie hierzulande vor dem ersten Kinofilm im Jahr 2009, G.I. Joe: Geheimakte Cobra (G.I. Joe: Rise of Cobra, Link zu IMDB), wohl nur eingefleischten Fans ein Begriff war. Außerdem gebe ich offen, ehrlich und gerne zu, dass ich zu den Menschen gehöre, denen schon der erste Leinwandauftritt der Supersoldatentruppe gut gefallen hat, ganz entgegen allen vernichtenden Kritiken.

In den Wohnräumen, die ich zusammen mit meinem Ehemann behause, tummeln sich einige der kleinen Actionhelden und auch mehrere ihrer Superfahrzeuge. Die kleinen Plastiksoldaten und -superschurken sind mit wahnsinnig vielen, kleinen Details ausgestattet, immer bereit, die wahnwitzigsten Abenteuer zu erleben und Missionen zu erfüllen, die so geheim sind, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Einige dieser Erlebnisse kann man regelmäßig in Comics verfolgen. Auch das tue ich mit Vergnügen. Die Zuständigen bei Hasbro haben ein Händchen dafür, ihre Marken zu pflegen und multimedial in alle möglichen Richtungen weiterzuentwickeln. Das stellen sie auch im Hinblick auf die Transformers eindrucksvoll unter Beweis, die ich mindestens genauso schätze wie die G.I. Joes. Leider kommt von all dem beim Ottonormalkonsumenten und Kinobesucher in Deutschland wenig an. Die Comics erscheinen gar nicht auf Deutsch. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist und keinen gut sortierten Comicshop in der Nähe hat, dem entgeht auf diesem Gebiet vermutlich einiges.

Ohne Hintergundwissen, sind die Kinoabenteuer der G.I. Joes mutmaßlich ein wenig schwerer zu greifen. Für den ein oder anderen mögen es dann nur knallige Actionfilme mit Supersoldaten sein, die sich komische Codedamen geben. Die Superhelden von Marvel und DC haben es da dank größerer Bekanntheit definitiv einfacher. Ich bin aber nach wie vor und vor allem nach Sichtung des zweiten Kinoabenteuers G.I. Joe: Die Abrechnung (G.I. Joe: Retaliation) der Meinung, dass diese Filme zu wenig Anerkennung erhalten.

Die Story von G.I. Joe: Die Abrechnung folgt dem altbekannten Schema „Supergut gegen Superböse“. Die geheime Verbrecherorganisation Cobra hat unter der Führung der Oberbösewichtes Cobra Commander einen finsteren Plan zur Übernahme der Weltherrschaft ersonnen. Um diesen in die Tat umzusetzen, wurde der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gekidnappt und durch Zartan, einen Superschurken, dessen geheime Fähigkeit es ist, sein Aussehen zu verändern, ersetzt. Der falsche Präsident nutzt die Gunst der Stunde und startet einen Großangriff auf die, ebenfalls geheime, aber gute, Supersoldateneinheit G.I. Joe. Es gelingt ihm allerdings nicht, alle G.I. Joes zu vernichten. Eine kleine Truppe von Verbliebenen macht sich auf, ihre Kameraden zu rächen und gleichzeitig die Welt zu retten.

Die Story klingt einfach und vorhersehbar? Ja, das ist sie auch. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Sie muss es allerdings bis zu einem gewissen Grad auch sein, denn nichts anderes erwartet man von Actionfigurengeschichten. Ich erinnere daran: G.I. Joe ist eine Actionfigurenmarke. Die Geschichte des Films ist aus diesem Grund gleichermaßen nahe am Kern der Sache. Andere Actionfilme haben übrigens nicht minder vorhersehbare Storylines.

So weit, so gut. Was die Besetzung anbelangt, freute ich mich als Fan sehr, zu sehen, dass man in G.I. Joe: Die Abrechnung nicht alle aus dem ersten Teil bekannten Gesichter gleich verbannte, auch wenn man im Vorhinein bekannt gab, dass man gleichzeitig einen Neustart wagen würde. So bleiben doch einige Charaktere erhalten: Duke (Channing Tatum), Storm Shadow (Lee Byung-hun), der Präsident (Jonathan Pryce), Zartan (Arnold Vosloo) und sogar im Kostüm des dauermaskierten und stummen Helden Snake Eyes steckt nach wie vor Ray Park. Auch wird auf den Superschurken Destro noch einmal verwiesen, bevor der Cobra Commander das Ruder übernimmt. All diese Kleinigkeiten habe ich großer Freude zur Kenntnis genommen.

Verstärkt wird die neue Heldentruppe durch Dwayne Johnson, der als Roadblock schon wegen seiner Statur eine gute Figur abgibt. Wenn einer eine lebende Actionfigur verkörpern kann, dann ohne Zweifel „The Rock“. Außerdem neu im Team Joe: Flint (D.J. Cotrona), Lady Jaye (Adrianne Palicki), Jinx (Elodie Yung) und Bruce Wilis als General Joseph Colton. Die Gegenseite bekommt ebenfalls Verstärkung mit Ray Stevenson als Firefly. Schauspielerische Glanzleistungen darf man in diesem Film von keinem der vielen Protagonisten erwarten. Es gibt einfach zu viele Charaktere, als dass einer davon auch in Anbetracht der kurzen Zeitspanne an besonderer Tiefe gewinnen könnte. Flotte, witzige und unterhaltsame Sprüche haben sie aber alle auf den Lippen.

Dank explosiven und in meinen Augen sehr gut gemachten Actionszenen am laufenden Band ist die fehlende Tiefe aber auch kein Problem. G.I. Joe: Die Abrechnung ist ein Actionfilm, der zu unterhalten weiß. Mehr als ein Jahr habe ich auf diesen Film gewartet und es hat sich gelohnt. Schon 2012 hätte G.I. Joe: Die Abrechnung ins Kino kommen sollen. Die Macher waren mit dem Endergebnis allerdings nicht voll zufrieden und hatten deshalb beschlossen, sich das gesamte Werk noch einmal vorzunehmen. Dies wurde mir auch auf unserer Hochzeitsreise und der damit verbundenen Tour durch die Paramount Studios in Hollywood erklärt.

Der Film wurde tatsächlich nicht einfach nur auf 3D umgearbeitet. Man merkt, dass hier einiges an Energie, Zeit und Geld investiert wurde und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die neuen Szenen wissen mit tollen Effekten zu überzeugen. Einzig die Szene mit den an einer Felswand kämpfenden Ninjas wurde leider nicht neu aufgenommen. Man sieht es ihr an einigen Stellen an. Sie ist aber auch in der auf 3D umgearbeiteten Form gelungen und in meinen Augen eine der besten Szenen des Films. Herausragend sind meiner Meinung nach auch der Kampf zwischen den Erzfeinden Snake Eyes und Storm Shadow, sowie der Endkampf zwischen Roadblock und Firefly – handfeste Action und ganz so wie man sich einen echten Kampf zwischen Actionfiguren vorstellt.

Was mich jedes Mal stört, wenn ich es in Filmen sehe, ist fehlende Detailtreue bei Szenen, die in anderen Ländern spielen sollen. Bei G.I. Joe: Die Abrechnung gibt es eine Szene, die in Deutschland spielen soll. Auf einem Stoppschild steht HÄLT statt STOP. Als das Tor mit samt dem Schild daran über den Haufen gefahren wurde formierte sich in meinem Kopf sofort situationskomikbedingt der Gedanke „Hält doch nicht!“. Solch auffällige Filmfehler ärgern mich bei allen Filmen. Eine Szene aus „The A-Team“, in der der Kölner Hauptbahnhof in Frankfurt steht und eine Szene aus „The Avengers“, bei der irgendeine Stadt zu Stuttgart umdekoriert wurde, sind weitere Beispiele. Hier sollten sich Requisiteure und Szenenbildner ruhig ein bisschen mehr Mühe geben. Ganze Städte oder Stadtteile nachzubilden ist sicher schwieriger, aber Google hätte ihnen auf jeden Fall verraten, wie ein deutsches Stoppschild aussieht. In den USA wird das allerdings den wenigsten Kinobesuchern auffallen. Immerhin ist den Machern von G.I Joe: Die Abrechnung dann doch noch ein recht ungewöhnliches Wortspiel gelungen. Das deutsche Supergefängnis, in dem Superschurken gelähmt und in Wassertanks verpackt weggesperrt werden, trägt den Namen „Einsargen“. Das hat mich etwas entschädigt.

Wer sich in eine Welt mit Supersoldaten und Superschurken nicht recht hineindenken kann und vor von außen betrachtet sicher seltsamen Namen (man beachte den Ninjameister „Hard Master“) zurückschreckt, für den bleibt G.I. Joe: Die Abrechnung einfach ein bunter Actionfilm mit seltsamen Protagonisten. Wer allerdings Lust auf gut gemachte Actionszenen und witzige Sprüche hat und bereit ist sich auf die Joes einzulassen, egal ob er ihre Hintergründe nun genauer kennt oder nicht, der wird für 110 Minuten gut unterhalten. Für G.I. Joe-Fans ist der Film ohnehin ein „Must See“. Im Vergleich zum ersten Teil legt G.I. Joe: Die Abrechnung auch noch eine große Schippe drauf, sowohl an Action wie auch an Nähe zur Marke G.I. Joe. Mich freut das und ich hoffe außerdem auf einen Extended Cut auf DVD bzw. Blu-ray. Einige Szenen sind in der Kinofassung sehr kurz geraten und ich gehe davon aus, dass hier noch einiges an Material ungenutzt geblieben ist. Mir hat der Film jedenfalls so viel Spaß gemacht, dass ich meine Sammlung umgehend um ein paar Figuren erweitern muss. In diesem Sinne verbleibe ich mit dem Schlachtruf der G.I. Joes: Yo Joe!

Sterbende Helden leben länger

Fünfundzwanzig Jahre ist es her, seit Bruce Willis das erste Mal in die Rolle des Polizisten John McClane schlüpfte. Die Verkörperung dieser Figur verhalf ihm letztendlich zum Durchbruch als Actionfilm-Star und das völlig zu Recht. Stirb langsam (Die Hard, Link zu IMDB) kam zu einer Zeit auf die Leinwand, als Actionhelden wie Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger ihre großen Erfolge feierten, muskelbepackte und superheldengleiche Männer, die mit großen Knarren alles niedermähten, was ihnen im Weg stand. Kratzer bekamen sie selbst dabei recht selten ab. Der einfache New Yorker Cop John McClane, der zwar auch im Alleingang ein ganzes Hochhaus von Gangstern befreite, blutete, schwitzte und fluchte während seiner Mission ordentlich und unübersehbar, ganz im Gegensatz zu seinen unberührbaren Heldenkollegen. Diese menschlichere, bodenständigere Version des Helden wurde für viele weitere Actionfilme zum Vorbild und fand bis heute in unzähligen Varianten ihren Weg auf die Leinwand.

Fünfundzwanzig Jahre? Ja, fünfundzwanzig Jahre! Wenn es da mal nicht Zeit für einen weiteren Film ist! Das dachten sich wohl auch die Macher von Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben (A Good Day to Die Hard), dem mittlerweile fünften Stirb-langsam-Film. Die ersten drei Teile sind bei Actionfilmfans schon lange Kult. Der vierte Film enttäuschte nicht nur mich. Trotzdem freute ich mich sehr auf den neuen Teil der Reihe. Man soll ja grundsätzlich neue Chancen gewähren, weshalb ich auch bei Mr. McClane nicht zu engstirnig sein wollte. Und siehe da, dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht.

Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben ist ein Actionfilm. Punkt. Der Anspruch des Films wurde schon in den Trailern klar: Bruce Willis lässt es noch einmal krachen! Die Story, die um die Actionszenen gestrickt wurde, ist zugegebenermaßen recht verworren und keine drehbuchschreiberische Glanzleistung.
John McClane erfährt von einem Kollegen bei der New Yorker Polizei, dass sein Sohn, John „Jack“ McClane, Jr., in Russland im Gefängnis sitzt und verurteilt werden soll. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg nach Moskau um dort nach dem Rechten zu sehen und um herauszufinden, was sein Sohn da eigentlich treibt. Dass der, wie von John fälschlicherweise angenommen, kein Drogedealer ist, stellt der besorgte Vater recht schnell fest und wird ein weiteres Mal mehr oder weniger freiwillig in eine explosive Verbrecherjagd verwickelt.

Wer zu viele Gedanken an die Story verschwendet, wird mit ziemlicher Sicherheit enttäuscht. Zu groß sind die logischen Lücken. Ich bin in diesem Fall aber durchaus bereit, über die Story hinwegzusehen, denn die Actionszenen stimmten und Bruce lässt es in der Tat wieder ordentlich krachen. Eine lange aber sehr gut inszenierte Autoverfolgungsjagd und eine Menge Schießereien lassen die Grundstory in den Hintergrund verschwinden. Hinzu kommt, dass man mit dem Charakter „John McClane“ und seinen bisherigen Abenteuern schwungvoll und selbstironisch umgeht. Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut. Eine bierernste Inszenierung wäre hier absolut fehl am Platz.

So ballern sich Vater und Sohn munter durch Moskau und Umgebung, bis Bruce am Ende wieder blutüberströmt sein übliches weißes Unterhemd trägt. Und selbstverständlich darf auch der Stirb-langsam-Standardspruch „Yippie-ya-yay, Schweinebacke!“ (im Original: „Yippee-ki-yay, motherfucker!“) nicht fehlen. In seinen fünfundzwanzig Jahren als Held ist John McClane zwar letztendlich zu einem ähnlich unbesiegbaren Helden mutiert, wie seine Kollegen aus den Achtzigern, allerdings hat er sich das meiner Meinung nach auch verdient. So viele Abenteuer, wie er schon bestritten hat, da musste er ja einiges hinzulernen und etwas von seiner Bodenständigkeit verlieren. Immerhin wirkt er in Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben wieder emotionaler und verletzbarer als im vierten Teil Stirb langsam 4.0 (Live Free or Die Hard, Link zu IMDB). Ich liebe Action und sehe gerne auch überzogene, unwahrscheinliche Szenen, aber im vierten Teil wurde mir John McClane dann doch zu übermächtig und superman-gleich dargestellt. Ich denke da mit Schaudern an die Szene mit dem Kampfjet. Viele Szenen im neuen Teil sind zwar auch übertrieben, aber wie bei James Bond gilt für mich auch bei John McClane: Wenn ich es mit viel gutem Willen irgendwie halbwegs noch als „realitätsnah“ einstufen kann, ist es in Ordnung. Insofern kehrt Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben zumindest ein winzig kleines bisschen zu den Wurzeln der Filmserie zurück.

Der gesamte Film ist auf Bruce Willis zugeschnitten. Jai Courtney wirkt da als Jack McClane zwangsläufig etwas blass, ist aber meiner Meinung nach auch keine absolute Fehlbesetzung.

Positiv aufgefallen ist mir das Bildformat. Im Gegensatz zu dem immer häufiger verwendeten 2,35:1-Format wird Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben im Format 1,85:1 gezeigt, was – kombiniert mit den durchaus epischen Explosionen und Feuergefechten – doch einen Hauch retro wirkte. Schließlich wird die Kinoleinwand von den meisten Filmen heutzutage in ihrer vollen Breite ausgenutzt, besonders wenn viel Action zu sehen ist.

Auf ganzer Linie überzeugen, konnte mich der Film am Ende aber leider doch nicht. Zu schlampig waren vielfach die Kulissen. So wurde Prypjat nur sehr schlecht nachgebaut. Der geneigte Zuschauer hat die Geisterstadt vor dem Kernkraftwerk Tschernobyl inzwischen schon in TV-Dokumentationen oder Videospielen (S.T.A.L.K.E.R., Link zu Wikipedia) zur Genüge gesehen und weiß markante Punkte zu erinnern. Man deutete im Film zwar einen Kinderspielplatz an, der jedoch nur ein schlechter Ersatz für den berühmten Rummelplatz ist. Auch die Maske hat an einigen Stellen kläglich versagt. Hatte Jack McClane im einen Augenblick noch eine sehr gut geschminkte Verletzung an der Lippe, war diese Sekunden später in einer anderen Einstellung nur noch ein Strich Kunstblut. Für einen Film mit einem so hohen Budget, wie es für Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben sicherlich zur Verfügung stand, sind solche Fehler in meinen Augen inakzeptabel. Auch wenn die Action nicht immer realistisch ist, so müssen die Details trotzdem stimmen. Sonst geht leider einiges an Atmosphäre verloren. In diesem Fall ist das in meinen Augen einfach unnötig und wirklich schade.

Für mich ist Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben ein guter Actionfilm mit einigen Schönheitsfehlern. Er ist wesentlich besser as der vorangegangene vierte Teil und damit auf keinen Fall der schlechteste Teil der Reihe. Ja, John McClane ist mehr Superheld, als früher, allerdings steht der Figur das inzwischen auch nicht schlecht zu Gesicht – immerhin ist er eine Kultfigur. Leidende Helden gibt es heutzutage genug. Nach so vielen Jahren sehe ich gerne wieder schießende Muskelmänner, vor allem, wenn es die aus alten Zeiten sind. Deshalb gefielen mir auch die beiden The Expendables-Filme so gut.

Bruce Willis hat bereits angekündigt, dass er für einen weiteren Stirb-langsam-Teil zur Verfügung steht. Von mir aus gerne. Ich werde ihn mir sicher wieder im Kino ansehen. Aber ich hoffe sehr, dass das nächste Mal bei Kulissen und Maske wieder sorgfältiger gearbeitet wird.

Fans von Actionfilmen, Explosionen, markigen Sprüchen und Bruce Willis sollten sich Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben auf der großen Leinwand nicht entgehen lassen. Dieser Film weiß dank guten Actionszenen und einem gut aufgelegten Buce Willis zu unterhalten. Was Parker falsch macht, macht dieser Film richtig. Hier kommt keine Langeweile auf.