Er ist der größte, mächtigste und weltweit bekannteste Superheld. Er hat nur eine Schwäche und zwar das Gestein seines zerstörten Heimatplaneten. Sonst kann ihm nichts und niemand etwas anhaben. Unglaublich viele Geschichten wurden seit seiner Erschaffung in den 1930er Jahren über ihn erzählt und er feierte in verschiedensten Inkarnationen massenweise Erfolge auf Bildschirmen, auf der Leinwand und auf dem Papier. Die Rede ist einmal mehr von Superman (Link zu Wikipedia).
Die TV-Serie Smallville, die von 2001 bis 2011 produziert und nach 10 Staffeln erfolgreich abgeschlossen wurde, erzählt die Herkunftsgeschichte des Mannes aus Stahl neu. Ich berichtete in einem anderen Artikel bereits über eine spezielle Folge und meine Gedanken dazu und möchte an dieser Stelle noch einmal meiner Begeisterung für die komplette Serie Ausdruck verleihen.
Benannt ist Smallville nach dem gleichnamigen Dorf in Kansas, in dem der außerirdische Besucher Kal-El als kleines Kind auf einem ihm fremden Planeten landet und bei seinen menschlichen Adoptiveltern, Jonathan und Martha Kent, unter dem Namen Clark Kent aufwächst. Angefangen bei seiner Ankunft auf der Erde begleitet der Zuschauer den werdenden Helden über seine High-School-Jahre und eine Zeit an der Universität bis zu seinem Job als Reporter des Daily Planet in Metropolis und wird am Ende Zeuge des endgültigen Wandels zu Superman. Dabei ist Clark Kent anfangs noch gar nicht so super. Zwar ausgestattet mit allerlei übermenschlichen Kräften, von denen er im Laufe der Serie immer mehr entwickelt, muss er den Umgang damit erst lernen. Er erkennt schnell, dass es alles andere als leicht ist, immer das Richtige zu tun, selbst wenn man prinzipiell alles tun kann. Seine Bestimmung muss der Held in spe erst finden.
Auf seinem Weg begleiten ihn jede Menge Freunde und es gilt mindestens genauso viele Feinde zu besiegen. Dabei ist es erstaunlich wie viele verschiedene, bekannte und weniger bekannte Charaktere aus dem DC-Universum ihren Weg nach Smallville gefunden haben. Natürlich dürfen Supermans Erzfeind Lex Luthor und seine Jugendliebe Lana Lang (bevor er endlich Lios Lane kennen und lieben lernt) nicht fehlen, es gibt jedoch viele weitere Figuren, die direkt oder indirekt Erwähnung finden. Green Arrow, Doctor Fate, Hawkman, Flash (unter dem Namen Impulse), Aquaman und Queen Mera sind nur einige wenige Beispiele. So viele kleine Hinweise, so viele Erwähnungen und sogar Querverweise zu anderen Superman-Serien bzw. -Filmen – für Fans wie mich ist das ein wahres Fest, besonders ab der sechsten Staffel. Bei Auftritten von Teri Hatcher und Christopher Reeve schlägt das Herz wohl eines jeden Superman-Fans höher. Die Macher von Smallville schrecken auch nicht davor zurück sehr spezielle und vermutlich nur eigefleischten Fans bekannte Figuren, wie Cosmic Boy, Saturn Girl, Booster Gold, Deathstroke, Mr. Mxyzptlk, Amanda Waller und das Suicide Squad, in die Serie zu integrieren. Für andere Charaktere, denen Clark Kent nicht direkt begegnet, werden kreative Cameos und Hinweisschnipsel eingebaut, z.B. der Dolch von Black Adam oder die Laterne von Green Lantern. Zeitreisen, Paralleluniversen, die Phantomzone und die Festung der Einsamkeit, Smallville bietet alles, was einen guten Superman-Comic ausmacht.
Genau diese Detailverliebtheit ist es, die mir beim Zuschauen regelmäßig verzückte Begeisterungslaute entlockte. Sie ist es, die all meine Zweifel schmelzen lässt, ob es möglich ist, in kommenden Serien oder Filmen weniger bekannte Charaktere einzubauen, zu würdigen und in neuer Form auch neuen Zuschauergruppen näherzubringen, nicht jedoch ohne den nötigen Respekt dem Comic-Original gegenüber. Mir spukt in diesem Zusammenhang schon der kommende Film über Marvels „Guardians of the Galaxy“ durch den Kopf.
Smallville beschreibt nicht ganz das DC-Comicuniversum, das zugegebenermaßen selbst einem ständigen Wandel unterliegt – man siehe den erfolgreichen und in meinen Augen sehr gelungenen Neustart im Jahr 2011 (The New 52, Link zu Wikipedia). Die Serie beschreibt eine Art alternatives Universum, das jedoch in seiner Kontinuität sehr nahe am DC-Comicuniversum liegt. Ich vergleiche Smallville am liebsten mit dem Ultimativen Universum aus dem Hause Marvel, das im Jahr 2000 mit insgesamt verjüngten Helden gestartet wurde und das Marvel-Universum komplett neu aufrollt, also keinerlei direkten Bezug zu und keine Überschneidungen mit dem bestehenden Marvel-Universum aufweist. Zusätzlich gibt es bei Marvel das Marvel-Filmuniversum, das bei einem Vergleich mit den Comicuniversen etwas näher am Ultimativen Universum liegt als an der Standard-Kontinuität. Neben Smallville ist das Marvel-Filmuniversum ein weiterer Beweis dafür, wie man Superheldengeschichten gekonnt umsetzt und sowohl Fans als auch Neulinge zufriedenstellen kann.
Wer durch meine Beschreibungen neugierig geworden ist, aber vielleicht (noch) kein Comicexperte ist, muss sich keine Sorgen machen. Eine genaue Kenntnis des DC-Comicuniversums ist nicht zwingend nötig, um Spaß an der Serie zu haben. Selbst wer noch gar nichts oder wenig über Superman weiß sollte sich Smallville ruhig einmal ansehen.
Das Ganze beginnt als mehr oder minder seichte Teenie-High-School-Serie und mausert sich immer mehr zur actionreichen Superheldengeschichte. Man nimmt sich viel Zeit um die Entwicklung der verschiedenen Charaktere zu erzählen. Dabei werden Freunde und Feinde gleichermaßen beleuchtet. Es ist größtenteils den Schauspielern zu verdanken, dass die Figuren so vielschichtig sind und dass der Einfluss von kleinen Ereignissen auf den jeweiligen Charakter sichtbar wird. Tom Welling ist Clark Kent. Er sieht nicht nur aus wie das Comicvorbild, sondern füllt diese Rolle komplett und mit sichtbarer Hingabe aus, von Anfang an. Ich hätte mir Tom Welling auch gut als „Man of Steel“ im kommenden Kinofilm vorstellen können, der jedoch wieder einen kompletten Neustart für Superman darstellt. In dem Fall ist es wahrscheinlich besser, mit unverbrauchten Gesichtern zu arbeiten.
Eine großartige Leistung liefert auch Michael Rosenbaum als Lex Luthor ab, dessen Entwicklung zum ultimativen Bösewicht in der siebten Staffel ihren Höhepunkt findet. John Glover brilliert als Lex Luthors Vater, Lionel. Er zeigt im Laufe der Serie mehr als einmal seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit in einer einzigen Rolle. Und natürlich ist da noch Lois Lane, frisch, stark, sehr präsent, schlagfertig in Worten und Taten, die perfekte Partie für den stählernen Helden. Nach der Interpretation von Erica Durance wirkt Amy Adams als Lois Lane in den Trailern zu „Man of Steel“ etwas blass. Ich hoffe sehr, dass man von allen hier genannten Schauspielern und vom Rest der Smallville-Besetzung an anderer Stelle noch mehr sehen wird.
Denke ich über die Entwicklung der Serie über alle Staffeln hiweg nach, ergibt sich in meinem Kopf ein Diagramm wie das Linke. Meiner Meinung nach legt Smallville innerhalb der Serie kontinuierlich an Qualität und Spannung zu und steigert sich bis zum Schluss stetig. Einzige Ausnahme ist für mich die achte Staffel, die anfangs etwas schwach wirkt, sich aber letzten Endes dann doch wieder steigert. Grund dafür ist unter anderem sicher die grandiose siebte Staffel, nach deren Ende man als Zuschauer so gebannt ist, dass sich die ruhigere Erzählweise und all die neuen Figuren zu Beginn der achten Staffel einfach etwas seltsam anfühlen.
Nach dem Ende der zehnten Staffel findet Smallville zwar auf dem Bildschirm ein Ende, DC-Comics hat dieses alternative Universum aber glücklicherweise noch keineswegs aufgegeben. So erscheint seit kurzem eine Smallville-Comicheftserie, die genau dort ansetzt, wo die TV-Serie endet und die Abenteuer des jungen Superman in einer „elften Staffel“ fortführt. Mich freut das sehr. Ich erwarte jedes neue Heft mit Spannung und hoffe, dass die Abenteuer von Lois und Clark im Smallville-Universum noch eine ganze Weile weitergehen werden.
Auf den neuen Superman-Kinofilm bin ich sehr gespannt, haben einige Szenen in den bisher veröffentlichten Trailern doch merkliche Ähnlichkeit mit einigen Geschichten und Ideen aus Smallville. Ich würde mir wünschen, dass das DC-Universum bald eine ähnliche Leinwandversion, inklusive Team-Ups und Crossovers, erhält, wie es Marvel mit dem Marvel-Filmuniversum vormacht. Wer weiß, vielleicht bekomme ich meinen heiß ersehnten Justice-League-Film ja tatsächlich in den nächsten Jahren zu sehen.
(Links bei den in diesem Artikel genannten Schauspielern zu IMDB.)