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Für eine Handvoll Lacher

Mit dem Countdown zum baldigen Ende meiner Schwangerschaft läuft für mich gleichzeitig die verbleibende Restzeit bis zu einer voraussichtlich längeren Kinopause ab. Der Inhalt dieses Blogs wird deshalb sicherlich alleine aus diesem Grund in Zukunft wieder weniger eintöniger Natur sein. Ein paar Wochen verbleiben jedoch noch, und so nutzte ich die Gelegenheit, um mir Seth MacFarlanes neue Komödie anzusehen.

Mit dem sprechenden Plüschbären namens Ted (Link zu IMDB) gelang dem vielbegabten und in Hollywood äußerst umtriebigen Regisseur und Drehbuchautor vor zwei Jahren die Erschaffung einer echten Kultfigur. Kein Wunder, dass das sehr erwachsen agierende Spielzeug in absehbarer Zeit in einer Fortsetzung auf die große Leinwand zurückkehren wird. Zwischenzeitlich hat sich Seth MacFarlane ein gänzlich anderes Thema vorgenommen und möchte mit A Million Ways to Die in the West erneut einen Angriff auf die Lachmuskeln der Kinozuschauer starten. Leider vermag der Film die in den durchaus witzigen Trailern geschürten Erwartungen nicht zu erfüllen.

A Million Ways to Die in the West spielt, wie der Titel verrät, im Wilden Westen Amerikas, zur Zeit von Cowboys und Indianern. Als der Schaffarmer Albert (Seth MacFarlane) von seiner Freundin Louise (Amanda Seyfried) verlassen wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. Alle Versuche, die Angebetete umzustimmen, versagen und treiben diese noch mehr in die Arme des reichen Schnurrbartfachgeschäftbesitzers Foy (Neil Patrick Harris). Nur sein bester Freund Edward (Giovanni Ribisi) hält Albert vorerst von der Flucht aus der staubigen Präriestadt Old Stump ab. Der schicksalsgeplagte Farmer hasst den Wilden Westen und wird derweil nicht müde über die millionenfachen Möglichkeiten zu referieren, in diesen gefährlichen Zeiten schnell und unerwartet den Tod zu finden. Eines Tages naht für den mittel- und erfolglosen Wollproduzenten mit dem losen Mundwerk Rettung in Form der schönen Anna (Charlize Theron). Die blonde Frau auf der Suche nach Abwechslung kann unglaublich schnell mit dem Revolver umgehen und willigt beherzt ein, Albert dabei zu helfen, Louise zu beweisen, dass sie einen schweren Fehler begangen hat. Dass Anna in Wirklichkeit die Frau von Clinch, dem schlimmsten Banditen in der Gegend, ist, ahnt der Schaffarmer selbstverständlich nicht.

Was als durchaus amüsantes Abenteuer mit schrulligen Charakteren und viel Liebe zu Details und Klischees beginnt, wandelt sich im Laufe von insgesamt 116 Minuten rasch zu einem repetitiven Abarbeiten immer gleicher Gags. Dabei driftet A Million Ways to Die in the West immer weiter von seinem Titelthema ab. Die Anzahl der eingestreuten Szenen, in denen jemand – als Beweis für Alberts ständiges Lamentieren über die katastrophalen Zustände in Old Stump und die mannigfaltigen Sicherheitsrisiken – plötzlich, brutal und auf aberwitzige Weise stirbt, ist relativ gering. Zusätzlich wurden nahezu alle bereits in den Vorschauen verraten. Die verbleibenden guten Ideen, wie die von dem frommen Freudenmädchen Ruth (Sarah Silverman), das im Saloon hart arbeitet und gleichzeitig ihrem Freund die körperliche Liebe vor der Hochzeit verwehrt, sind rar, werden schier unendlich wiederholt und bis ins Letzte ausgeschlachtet. Was bleibt ist primitiver Pennäler-Humor, der anhaltend und heftig unter die Gürtellinie zielt. Das Versagen dieses Konzepts hat nichts mit dem individuellen Maß an Prüderie zu tun. Das Problem von Witzen über männliche und weibliche Körperteile sowie menschliche Körpersekrete ist, dass es bei ihnen extrem auf die Dosierung ankommt. Bei Dauerbeschallung stumpfen die Zuschauer – ganz unabhängig von ihrer Schmerzgrenze – schnell ab. Wo Ted den Spagat zwischen derbem Humor und charmanten Scherzen mühelos schaffte, versagt A Million Ways to Die in the West schlichtweg.

Am wenigsten können die Schauspieler dafür, dass die storytechnisch sehr bemüht wirkende Westernkomödie nicht zünden will. Die namhafte Besetzung gibt ihr Bestes und zeigt durchweg erstaunlich wenig Angst vor der Lächerlichkeit. Es wird geprügelt, geschossen, gesungen und getanzt – ganz wie es sich für den Wilden Westen gehört. Bloß kann das Schnurrbartlied einfach nicht mit dem Donnersong mithalten und auch die paar durchaus gelungenen, direkten Anspielungen auf andere Filme können das Blatt nicht wenden. Es ist auch nicht so, dass A Million Ways to Die in the West überhaupt keine lustigen Momente enthält. Nur sind es eben nicht genug. Für eine Handvoll Lacher rentiert sich der Preis für die Kinokarte in Anbetracht des derzeit vorherrschenden Überangebots an Blockbustern nicht.

Bleibt nur zu hoffen, dass Seth MacFarlane bei Ted 2 wieder ein besseres Händchen für den richtigen Mix an verschiedenartigen Gags beweisen wird.  Liebhaber von schrägem Klamauk gedulden sich, bis die Farrelly-Brüder Jim Carrey und Jeff Daniels in Dumb and Dumber To (Link zu IMDB) Anfang kommenden Jahres wieder als Lloyd und Harry loslassen.

Stein auf Stein

Emmet ist Bauarbeiter und ein ganz normaler Typ. Er mag seinen Job. Als Teil eines riesigen Arbeiter-Teams sorgt er jeden Tag dafür, dass Steinstadt ein wenig größer wird. Der Name der Metropole ist Programm. Immerhin besteht sie ausschließlich aus LEGO-Steinen – ebenso wie die gesamte Welt um Emmet herum. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in seinem einsamen Privatleben folgt der freundliche, kleine Kerl mit dem gelben Gesicht und den Klauenhänden artig den vorgegebenen Abläufen. Die Anleitung gibt vor und Emmet handelt danach. Dank eingefahrenen Prozessen lebt er weitgehend sorgenfrei. Diese zu Beginn von The LEGO Movie vorgestellte Utopie aus bunten Bausteinen kann ihren wahren Charakter nicht lange verbergen. Hinter der herrlich überzogenen und von massenhaft LEGO-Figuren inbrünstig singend demonstrierten Idealvorstellung steckt nämlich der geniale und nach Perfektion strebende Lord Business. Bauten und Verhaltensweisen jeglicher Art, welche sich außerhalb der vorgegebenen Normen bewegen, sind ihm ein Gräuel. Als der von alledem nichts ahnende Emmet eines Abends zufällig in den Besitz eines ganz besonderen Bauteils gelangt, stolpert er mitten in ein rasantes Abenteuer, das ihn quer durch das LEGO-Universum führt.

Grell, farbenfroh, fantastisch und chaotisch. Dies sind die Worte, mit denen man den LEGO-Film wohl am besten beschreiben kann. Von der bonbonfarbenen Optik sollte man sich allerdings weder abschrecken noch ablenken lassen, denn die unter der Regie von Phil Lord und Chris Miller entstandene computeranimierte Komödie birgt ein enormes Unterhaltungspotenzial. Dass The LEGO Movie gleich mehrere Wochen hintereinander Platz 1 der Kinocharts in den USA besetzte, ist aufgrund seines einzigartigen Charmes und den unzähligen Bezügen auf Zeitgeschehen und Popkultur durchaus berechtigt. Während die kleinen Zuschauer eine inspirierende Welt mit vielen Möglichkeiten zum zuhause Nachbauen und Nachspielen erleben, erkennt das ältere Publikum die bissige Satire hinter der dargestellten Gesellschaftsordnung. Bereitwillig den Befehlen der Obrigkeit folgende Arbeiter und überzogene Preise für Kaffee zum Mitnehmen sind nur zwei Beispiele einer schier unerschöpflichen Anzahl an Anspielungen, die sich beim ersten Sehen des Films fast gar nicht alle erfassen lassen. Hinzu kommt das wohlige Gefühl, das beim Anblick der Zeitreise durch die Highlights aus mehr als drei Jahrzehnten LEGO-Geschichte aufkommt. Dabei beleuchtet The LEGO Movie bei genauer Betrachtung sogar die immer weiter fortschreitende Spezialisierung des dänischen Klötzchenherstellers auf diverse Marken und Produktlinien kritisch und fordert gleichzeitig eine Zurückbesinnung auf die Fantasie und das Durchbrechen vorgegebener Grenzen. Ein mutiger und sympathischer Ansatz, der gerade durch zum Ende hin gezielt und gekonnt eingesetzte Realfilmelemente seine volle Wirkung entfaltet.

Die Charaktere in The LEGO Movie sind so vielfältig wie ihre Welt. Auf seiner Reise kommt Normalbürger Emmet neben liebenswerten Neuerfindungen, wie der taffen Heldin WildStyle, dem etwas schusseligen Zauberer Vitruvius und dem fiesen Bad Cop, auch mit diversen Berühmtheiten, wie Superman oder Chewbacca, in Kontakt. Im englischen Original sind an der Synchronisation von The LEGO Movie etliche Hollywoodgrößen beteiligt (z.B. Morgan Freeman und Liam Neeson). Dass der von sich selbst überzeugte und draufgängerische LEGO-Batman in der deutschen Version von Christian Bales Synchronstimme David Nathan gesprochen wird und auch die übrigen Sprecher sehr talentiert sind, macht diese nicht minder sehenswert. Absolut beeindruckend sind auch die technische Umsetzung und die unübersehbare Detailverliebtheit der Macher. Die Animationen sind so perfekt unvollkommen, dass der Film zu jeder Sekunde wie ein Blick ins Kinderzimmer wirkt. Einfach alles in The LEGO Movie besteht aus LEGO, inklusive sämtlicher Elemente und deren Effekte. Von den Bewegungen der Figuren, über deren Ausstattung, bis zu den Geräuschen ist alles wunderbar aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus kann man die Beschaffenheit der verschiedenen Plastikoberflächen beim Betrachten in 3D beinahe zwischen den Fingern fühlen – gelegentliche Unebenheiten und Kratzer inbegriffen.

Stein auf Stein ergibt sich ein Spektakel, das zwar hier und da etwas hektisch präsentiert wird, an Originalität jedoch seinesgleichen sucht. The LEGO Movie ist ein familientauglicher Film, der trotz niedlichem Aussehen nicht kindisch ist, dessen Vielschichtigkeit sich eher dem erwachsenen Publikum offenbart und für den sich der Gang ins Kino allemal lohnt.

Höhenflug kommt vor dem Fall

Liam Neeson ist ein talentierter und fleißiger Schauspieler. Dass er sich in der Rolle des launischen und zupackenden Actionhelden wohlfühlt und diese überzeugend verkörpern kann, hat er spätestens 2008 mit 96 Hours (Taken, Link zu IMDB) bewiesen. Nachdem die Fortsetzung 96 Hours – Taken 2 (Taken 2, Link zu IMDB) im Jahr 2012 qualitativ hinter den Erwartungen zurückblieb, ließ der rasante Trailer zu Non-Stop, dem neuesten Film mit Entführungsszenario und Liam Neeson als Hauptdarsteller, auf eine Neubelebung von dessen Heldenqualitäten in Form eines neuen Charakters hoffen. Jenen Erwartungen kann Jaume Collet-Serras Werk in meinen Augen am Ende nicht gerecht werden.

An dem über die gesamte Spielzeit spürbaren, langsamen und stetigen Abdriften des eigentlich interessanten Konzeptes von Non-Stop ins Mittelmaß trägt keinesfalls Liam Neeson die Schuld. Er mimt den kauzigen Sky Marshal Bill Marks, der auf einem Non-Stop-Flug von New York nach London von einem Unbekannten erpresst wird, glaubhaft. Der eigensinnige Gesetzeshüter mit allerlei menschlichen Macken, privaten Problemen und einer sehr direkten Art Lösungen anzugehen, soll dafür sorgen, dass 150 Millionen US-Dollar auf ein genanntes Konto überwiesen werden. Per SMS droht der gewiefte Gangster, die Passagiere nacheinander und im Abstand von 20 Minuten einzeln zu töten, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Die Tatsache, dass plötzlich jeder Einzelne an Bord verdächtig ist und seltsame Vorgänge und Ermittlungen von den Mitreisenden auf kurz oder lang bemerkt werden müssen, macht die Enttarnung des Verbrechers zu einer echten Herausforderung für Bill. So beginnt ein waghalsiges Katz-und-Maus-Spiel über den Wolken, in dessen Verlauf der pflichtbewusste Sky Marshal lernen muss, dass es selbst unter den isolierten Bedingungen in einem Flugzeug diverse Möglichkeiten für hinterhältige Tricks und Überraschungen gibt.

Neben der von Liam Neeson sind auch die restlichen Rollen durchweg passend besetzt. Non-Stop krankt nicht an der schauspielerischen Leistung der Beteiligten, von denen sich alle spürbar Mühe geben, für die Zuschauer 106 Minuten lang geheimnisvoll zu bleiben und immer neue Rätsel aufzugeben. Optisch und handwerklich kann der Film ebenfalls überzeugen – vor allem dank der gut platzierten Einblendungen der SMS-Kommunikation zwischen Bill Marks und seinem Widersacher. Es ist das Storykonstrukt, das einer guten Idee folgt, jedoch insbesondere zum Schluss hin nicht zu verleugnende Schwächen offenbart. Zu konstruiert und überzogen wirkt das große Finale. Zu einfach hat man es sich bei der Auflösung letztendlich gemacht. Zu sinnlos wirkt mit einem Mal all das Gehirnschmalz, welches Hauptfigur und Publikum zuvor abverlangt wird. Was bleibt, ist der enttäuschende Eindruck, dass man aus der erzählten Geschichte so viel mehr hätte machen können.

Trotz dieser Mängel ist Non-Stop kein schlechter Film. Das Rätselraten ist durchweg unterhaltsam und das Enttarnen des Erpressers schwer genug, um selbst geübte Thriller- und Action-Fans hinreichend zu fordern und bis zum Ende zu beschäftigen. Mit etwas mehr Komplexität und Realismustreue hätte Non-Stop ein echter Höhenflug werden können. Für mich persönlich reicht das Ergebnis bestenfalls zu einem kurzen Flug der Gefühle in großer Höhe, dem recht schnell der Fall folgt. So warte ich weiter und hoffe, Liam Neeson schon bald wieder als Actionheld auf der Leinwand erleben zu dürfen, in einer Story, die ausgereifter und konsequenter ist und einem stringenteren Kurs folgt, als der Flieger in Non-Stop.