Liam Neeson ist ein talentierter und fleißiger Schauspieler. Dass er sich in der Rolle des launischen und zupackenden Actionhelden wohlfühlt und diese überzeugend verkörpern kann, hat er spätestens 2008 mit 96 Hours (Taken, Link zu IMDB) bewiesen. Nachdem die Fortsetzung 96 Hours – Taken 2 (Taken 2, Link zu IMDB) im Jahr 2012 qualitativ hinter den Erwartungen zurückblieb, ließ der rasante Trailer zu Non-Stop, dem neuesten Film mit Entführungsszenario und Liam Neeson als Hauptdarsteller, auf eine Neubelebung von dessen Heldenqualitäten in Form eines neuen Charakters hoffen. Jenen Erwartungen kann Jaume Collet-Serras Werk in meinen Augen am Ende nicht gerecht werden.
An dem über die gesamte Spielzeit spürbaren, langsamen und stetigen Abdriften des eigentlich interessanten Konzeptes von Non-Stop ins Mittelmaß trägt keinesfalls Liam Neeson die Schuld. Er mimt den kauzigen Sky Marshal Bill Marks, der auf einem Non-Stop-Flug von New York nach London von einem Unbekannten erpresst wird, glaubhaft. Der eigensinnige Gesetzeshüter mit allerlei menschlichen Macken, privaten Problemen und einer sehr direkten Art Lösungen anzugehen, soll dafür sorgen, dass 150 Millionen US-Dollar auf ein genanntes Konto überwiesen werden. Per SMS droht der gewiefte Gangster, die Passagiere nacheinander und im Abstand von 20 Minuten einzeln zu töten, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Die Tatsache, dass plötzlich jeder Einzelne an Bord verdächtig ist und seltsame Vorgänge und Ermittlungen von den Mitreisenden auf kurz oder lang bemerkt werden müssen, macht die Enttarnung des Verbrechers zu einer echten Herausforderung für Bill. So beginnt ein waghalsiges Katz-und-Maus-Spiel über den Wolken, in dessen Verlauf der pflichtbewusste Sky Marshal lernen muss, dass es selbst unter den isolierten Bedingungen in einem Flugzeug diverse Möglichkeiten für hinterhältige Tricks und Überraschungen gibt.
Neben der von Liam Neeson sind auch die restlichen Rollen durchweg passend besetzt. Non-Stop krankt nicht an der schauspielerischen Leistung der Beteiligten, von denen sich alle spürbar Mühe geben, für die Zuschauer 106 Minuten lang geheimnisvoll zu bleiben und immer neue Rätsel aufzugeben. Optisch und handwerklich kann der Film ebenfalls überzeugen – vor allem dank der gut platzierten Einblendungen der SMS-Kommunikation zwischen Bill Marks und seinem Widersacher. Es ist das Storykonstrukt, das einer guten Idee folgt, jedoch insbesondere zum Schluss hin nicht zu verleugnende Schwächen offenbart. Zu konstruiert und überzogen wirkt das große Finale. Zu einfach hat man es sich bei der Auflösung letztendlich gemacht. Zu sinnlos wirkt mit einem Mal all das Gehirnschmalz, welches Hauptfigur und Publikum zuvor abverlangt wird. Was bleibt, ist der enttäuschende Eindruck, dass man aus der erzählten Geschichte so viel mehr hätte machen können.
Trotz dieser Mängel ist Non-Stop kein schlechter Film. Das Rätselraten ist durchweg unterhaltsam und das Enttarnen des Erpressers schwer genug, um selbst geübte Thriller- und Action-Fans hinreichend zu fordern und bis zum Ende zu beschäftigen. Mit etwas mehr Komplexität und Realismustreue hätte Non-Stop ein echter Höhenflug werden können. Für mich persönlich reicht das Ergebnis bestenfalls zu einem kurzen Flug der Gefühle in großer Höhe, dem recht schnell der Fall folgt. So warte ich weiter und hoffe, Liam Neeson schon bald wieder als Actionheld auf der Leinwand erleben zu dürfen, in einer Story, die ausgereifter und konsequenter ist und einem stringenteren Kurs folgt, als der Flieger in Non-Stop.