Ich lese Comics, viele Comics. Jede Woche führt mein Weg mindestens einmal in den Comicshop meines Vertrauens (Link zum Blog des T3 in Frankfurt). Unter den Heften und Büchern mit Bildergeschichten aller Art finden sich regelmäßig solche, die aus der Masse herausstechen. Diesen Artikel möchte ich deshalb nutzen, um einige Comics vorzustellen, die mir in den letzten Wochen und Monaten besonders positiv aufgefallen sind.
Buddha
Bei den japanischen Comics, den Manga (Link zu Wikipedia), ist mir ein Werk unglaublich ans Herz gewachsen: Buddha (Link zur Übersichtsseite der Serie beim Carlsen-Verlag) von Osamu Tezuka (Link zu Wikipedia). Tezuka war ein Mangaka mit Leib und Seele. Er lebte für das Zeichnen und hat viele einzigartige Serien geschaffen. In Buddha erzählt er die Lebensgeschichte von Siddharta Gautama (Link zu Wikipedia), dem Begründer des Buddhismus. Er folgt dem historischen Charakter von der Geburt an und beschreibt in einzigartigen Bildern dessen Lebens- und Leidensgeschichte. Bis Siddharta zum „Erwachten“ werden kann, muss er eine lange und beschwerliche Reise auf sich nehmen, immer auf der Suche nach Erleuchtung und dem ewigen Leben. Er schreckt vor nichts zurück und probiert alles aus, was nur den geringsten Anschein hat, ihn den ersehnten Antworten näher zu bringen. Im aktuellen fünften Band, der den Untertitel „Die Askese“ trägt, wird die Verbissenheit und die Sehnsucht des Charakters besonders deutlich. Wenn Siddharta sich beinahe zu Tode hungert und sich im nächsten Moment, egal wie geschwächt er ist, rührend um seine Mitmenschen kümmert, wird einem als Leser die Größe und Bedeutung dieser Figur bewusst.
Ich beschäftige mich schon lange mit dem Buddhismus und seine Lehren, außerdem verehre ich die Werke von Osamu Tezuka. Deshalb musste ich diese Serie selbstverständlich lesen. Ich kann sie aber auch historisch interessierten Manga-Neulingen empfehlen, die bereit sind, sich auf eine neue Art der Erzählung einzulassen. Tezukas Zeichenstil mag jenen, die vorher noch nicht mit seinen Comics in Berührung gekommen sind, vielleicht etwas befremdlich vorkommen. Die Zeichnungen in Buddha sind am ehesten vergleichbar mit einer Mischung aus sehr frühen Mickey-Mouse-Versionen und ähnlich überzeichneten Figuren wie Popeye. Alles wirkt reduziert und teilweise fast rudimentär. Die einzelnen Charaktere transportieren jedoch, ganz unabhängig von der ersten Wirkung ihres Aussehens, so viele Emotionen, dass man sich ihrem Bann schon nach einigen gelesenen Seiten nicht mehr entziehen kann.
Dank der hochwertigen Hardcover-Ausgabe des Carlsen Verlags, inklusive erklärenden Einleitungen und einigen sehr schön gestalteten Farbseiten, wird das Lesen dieses Klassikers, der nicht umsonst 2004 und 2005 mit dem unter Comickünstlern begehrten Eisner Award (Link zu Wikipedia) ausgezeichnet wurde, zu einem wahren Genuss. Die gesamte Serie erscheint in 10 Bänden von denen bis zum heutigen Tag bereits 5 erschienen sind.
Jinnrise
Der US Comicverlag IDW Publishig (Link zur Homepage) veröffentlicht eine Menge Comicheftserien, die ich regelmäßig meiner Sammlung hinzufüge. Seit Januar 2013 befindet sich eine neue Serie im Verlagsprogramm, auf deren Folgehefte ich nun Monat für Monat sehnsüchtig warte: Jinnrise (Link zur offiziellen Homepage der Serie).
Jinnrise handelt von dem Studenten Andrew Marcus, der bei einer Reise nach Marokko mitten in ein fantastisches und actiongeladenes Abenteuer schliddert, das seine Weltanschauung in den Grundfesten erschüttert und für immer verändern wird. Bei einem Bummel über einen Basar wird er Zeuge eines Angriffs von außerirdischen Kreaturen, den Kibrani. Die Invasoren sind den Erdenewohnern keinesfalls freundlich gesonnen. Um ein Haar wäre dieser Ausflug sein letzter gewesen, wären da nicht ein kleiner Junge und ein Flaschengeist, der Dschinn Jabal, die dem verdutzten Andrew kurzerhand das Leben retten. Es beginnt eine spannende Geschichte über fremde Kulturen, Vorurteile und Freundschaften, die trotz des bunten Gewandes stets auch Stoff zum Nachdenken bietet und die trotz all ihrer fantastischen Elemente der Realität nicht gänzlich fremd ist.
Das erste Heft beginnt sehr actionreich und wirkt gleichermaßen wie eine Einführung und eine Teaser-Ausgabe. Viele Fragen bleiben offen und werden erst in den folgenden und noch kommenden Heften beantwortet. Das einzigartige Charakterdesign und die sympathischen, humorvollen Protagonisten halten die Spannung aufrecht und geben der Serie ihren besonderen Charme. Die Künstler sind allesamt noch recht unbekannt, aber so talentiert, dass sie mit dieser Serie sicher bald einige Bekanntheit erlangen werden. Bisher sind von Jinnrise insgesamt 4 Hefte erschienen. Wer einen gut sortierten Comichändler in der Nähe hat, der auch US-Hefte führt, sollte unbedingt einen Blick auf diese Serie werfen.
Atalante
Der Splitter Verlag (Link zur Homepage des Verlages) ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Comicalben. Unter den Mai-Neuheiten befindet sich der erste Band einer wunderschönen Serie des belgischen Comiczeichners Crisse (Didier Crispels, Link zu Wikipedia): Atalante (Link zur Serienübersicht auf der Splitter-Webseite).
Atalante erzählt in farbenprächtigen Bildern die Geschichte der schönen und draufgängerischen Jägerin Atalante, einer Figur aus der griechischen Mythologie (Link zu Wikipedia). Mit seinen Zeichnungen entführt Crisse den Leser in eine Welt voller fantastischer Kreaturen, die detailreiche Landschaften bevölkern. Die Charakterdarstellungen sind liebevoll-comichaft und unglaublich ausdrucksstark. Nach dem aktuellen ersten Band freue ich mich schon sehr auf die kommenden Alben. Wer ein Herz für alte Götter- und Heldensagen, für schlagfertige Heldinnen und für fabelhafte Wesen hat, der sollte sich dieses Comicmeisterwerk nicht entgehen lassen.