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Älter, härter, aber nicht besser

Die Verfilmung des gleichnamigen Comics, RED, aus dem Jahr 2010, ist ein Paradebeispiel dafür, wie man einer Comic-Miniserie für das Medium Film gleichzeitig treu bleiben und sie erweitern kann (Links zu Wikipedia und IMDB). Zugegebenermaßen wäre es nur ein Kurzfilm geworden, wäre man der Vorlage in diesem Fall akribisch gefolgt. Der Film seinerseits führte zu weiteren Comicheften, basierend auf den in ihm enthaltenen Neuerungen. Comic und Film und Comic zum Film konnten mich gleichermaßen begeistern weswegen ich mich sehr auf die Kinofortsetzung freute. Sehr zu meiner Enttäuschung kann das Endprodukt, RED 2, nicht das halten, was der unterhaltsame Trailer verspricht.

Die Geschichte der Fortsetzung schließt zeitlich relativ nahe an die des ersten Teils an. Frank Moses, CIA-Top-Agent im Ruhestand und seine ehemalige Sachbearbeiterin, Sarah Ross, versuchen sich an einem normalen Leben als Paar. Franks bester paranoider Freund und ehemaliger Kollege, Marvin Boggs, ist davon überzeugt, dass die beiden nach wie vor verfolgt werden und dass deshalb auch Sarah in Gefahr ist. Die Warnungen ignoriert Frank galant, bis er schließlich von einer Horde feindlicher Agenten angegriffen wird. Zusätzlich erfährt er von der englischen MI6-Agentin Victoria, dass sie beauftragt wurde, ihn und Marvin zu töten. Die beiden sind die letzten Agenten, die von einer geheimen Operation namens Nightshade wissen. Nightshade ist eine gefährliche Waffe, die von Dr. Edward Bailey, einem hochintelligenten Wissenschaftler entwickelt wurde. Die Rentneragenten begeben sich auf die Suche nach Nightshade und deren Erfinder. Ihre Jagd führt sie quer durch Europa, wobei ihnen der Profikiller Han Cho-Bai immer auf den Fersen ist.

Die Gefühle, die mich bei RED 2 während des gesamten Films beschlichen, waren ganz ähnliche wie bei R.I.P.D. (Link zum Artikel). Ein weiteres Mal wurde großes Potenzial mit einer hanebüchenen Geschichte verschenkt. Zu hektisch wechselt das Geschehen von einem Ort zum anderen, wenngleich die Überblendungen im Comicstil filmisch sehr gut gemacht sind. Zu abstrus ist das Gebilde rund um die Superwaffe und ihre angebliche Wirkung. RED 2 wirkt wie eine Ansammlung aneinandergereihter und obendrein misslungener kurzer Sketche, in denen der rote Faden zu oft einfach unter geht. Eine Story rund um supergeheime Superagenten kann freilich anderen Gesetzen unterliegen, als die Realität. Diese müssen jedoch erkennbar bleiben. Die Macher von RED 2 scheinen sich darauf verlassen zu haben, dass der Humor all die Lücken und an den Haaren herbeigezogenen Plottwists gekonnt überspielen würde. Leider schwächelt der Film auch in Sachen Gags. Langgezogene Unterhaltungen kommen nicht auf den Punkt, Pointen bleiben teilweise ganz aus und wahnsinnig viele Möglichkeiten für Anspielungen – beispielsweise auf andere Rollen des gesamten Ensembles oder auf andere Filme – werden schlichtweg nicht genutzt. Trotz einiger wirklich gut gemachter Actionszenen will RED 2 einfach nicht zünden.

Die Schwächen hinsichtlich der Story sind rätselhaft, waren für RED 2 doch die gleichen Drehbuchschreiber am Werk, wie für den ersten Teil. Vielleicht liegt es tatsächlich bloß am Wechsel des Regisseurs. Dean Parisot gelingt es nicht, das Erbe von Robert Schwentke gekonnt weiterzuführen. Bei der Betrachtung des Filmteams kann ich nicht umhin, zu denken, die Regisseure von RED 2 und „R.I.P.D.“ hätten eventuell besser ihre Stühle getauscht.

Der Besetzung von RED 2 kann man wenig vorwerfen. Ihre Bereitschaft, mit viel Humor an die Arbeit zu gehen, ist durchweg erkennbar. Es hapert einfach an der Verwertung. Bruce Willis ist nach wie vor die Idealbesetzung für den harten Agenten, Frank Moses, und auch Marvin Boggs könnte von keinem gekonnter verkörpert werden, als von John Malkovich. Die beiden Schauspieler harmonieren als Dream-Team perfekt. So sind die wenigen Szenen gleichzeitig die unterhaltsamsten, welche die Zwei alleine bestreiten. Die Rolle von Mary-Louise Parker als Sarah Ross wurde meiner Meinung etwas zu groß angelegt. Anthony Hopkins bekommt hingegen als undurchsichtiger Dr. Edward Bailey viel zu wenig Zeit auf der Leinwand. Die Paarprobleme zwischen Sarah und Frank werden von der Randerscheinung zum unnötigen Hauptthema des Films. Das Agentenrentnertum, dem RED 2 (RED = Retired Extremely Dangerous) seinen Namen verdankt, gerät deshalb an zu vielen Stellen in den Hintergrund. Großartig spielt ein weiteres Mal Helen Mirren und beweist ein solches Maß an Selbstironie, wie es in Hollywood selten zu finden ist. Wenn sich ihre Figur als geistesgestört ausgibt, um sich in ein Sanatorium einzuschleusen und behauptet, sie sei die Queen, kann man nur herzlich lachen. Dass Byung-hun Lee der geborene Actionstar ist spätestens seit den beiden GI-Joe-Hollywoodblockbustern bekannt. Wirklich negativ fällt lediglich das versteinerte Gesicht von Catherine Zeta-Jones auf. Ihre Darbietung als russische Topspionin und Exfreundin von Frank wirkt schrecklich lust- und emotionslos.

Im direkten Vergleich mit anderen Filmen aus dem aktuellen Kinoprogramm ist RED 2 mit besseren Actionszenen unterhaltsamer als „R.I.P.D.“. Wenn Byung-hun Lee und Helen Mirren zusammen im blauen Sportwagen eine Autoverfolgungsjagd in bester Fast-and-Furious-Manier hinlegen, ist das wirklich sehenswert. Gemeinsam haben die beiden Filme, dass sie ihre besten Szenen bereits in den Trailern verheizen. Roland Emmerichs klassisch inszenierter Actioner, „White House Down“, kann in Sachen lockerer Atmosphäre und Story verglichen mit RED 2 an entscheidenden Stellen punkten.

Als Fan des ersten Teils will ich RED 2 mögen. Dank zu vieler verschenkter Chancen will mir das am Ende jedoch einfach nicht gelingen. Frank Moses und Konsorten sind älter und vielleicht auch härter geworden, aber besser ist ihr neuer Kinoauftritt leider nicht.

Wirkungslose Nebenwirkungen

Es gibt Regisseure, von denen ich mehrere Filme so schätze, dass ich es gar nicht recht wahrhaben will, wenn ihre Leistungen plötzlich abfallen und spätere Werke einfach nicht an frühere heranreichen können. Zu dieser Gattung gehören unter anderem Taylor Hackford, dessen Im Auftrag des Teufels (The Devil’s Advocate) nach wie vor zu meinen Lieblingsfilmen zählt und Christopher Nolan, der mich mit Inception und The Dark Knight Rises furchtbar enttäuscht und sogar wütend gemacht hat. Nachdem ich Side Effects gesehen habe, reiht sich nun Steven Soderbergh endgültig und nahtlos in diese Riege ein. (Links in diesem Absatz und im weiteren Verlauf des Artikels zu IMDB)

Out of Sight, Erin Brockovich, Ocean’s Eleven, allesamt sehr gut gemachte, spannende und unterhaltsame Filme, in denen Schauspieler, von denen ich es weniger erwartet hätte, zu Höchstform aufliefen. Für Traffic – Die Macht des Kartells erhielt Steven Sonderbergh im Jahr 2001 sogar den Oscar für die beste Regie und das nicht unverdient. Für mich persönlich begann die Qualität seiner Filme ab dem furchtbar unspektakulären und unspannenden „Schnupfenfilm“ Contagion rapide nachzulassen. Türklinken alleine sorgen leider noch nicht für beklemmende Outbreak-Stimmung und zu viele Charaktere können einen Plot leicht überstrapazieren. So richtig aufgeben, wollte ich Herrn Soderbergh aber dennoch nicht und so schaute ich mir Side Effetcs an, den Film, der laut eigenen Angaben sein vorerst letzter Kinofilm sein soll.

Etwas über Side Effects zu schreiben, ohne zu spoilern, ist wirklich schwer, aber ich versuche es, für alle Leser, die sich den Film evetuell doch noch ansehen wollen.

Der Film beginnt mit der Geschichte eines jungen Ehepaars. Der Ehemann, Martin Taylor, hat eine Haftstrafe von vier Jahre wegen Insiderhandel abgesessen und wird aus dem Gefängnis entlassen. Wieder auf freiem Fuß trifft er auf seine Ehefrau, Emily Taylor, die auf ihn gewartet hat. Die junge Frau kämpft aufgrund ihrer schwierigen Lebensumstände mit Depressionen und begibt sich schließlich in die Behandlung des Psychiaters Dr. Jonathan Banks. Verschiedene tragische Ereignisse geraten ins Rollen und für den Psychiater beginnt eine Odyssee auf der Suche nach der Wahrheit.

Side Effects beginnt spannend und ich würde die ersten beiden Drittel auch als durchaus guten Film bezeichnen, allerdings empfand ich das letzte Drittel als so unfassbar schlecht, dass es das komplette Werk zum „Rohrkrepierer“ werden lässt. Was als interessante Geschichte über Medikamente und deren Gefahren, über die Pharmaindustrie, Lobbyismus und den Umgang der heutigen Gesellschaft mit psychischen Krankheiten beginnt, zerstört sich und all die möglichen, sinnvollen Botschaften durch eine völlig abstruse Auflösung quasi selbst. Wie viel ließe sich darüber nachdenken und philosophieren, dass die Einnahme von Pillen zu großen Teilen Alltag geworden ist. Schon kleine Kinder werden analysiert und beim kleinsten Anzeichen von Unruhe gegen ADHS medikamentiert. Schüler und Studenten nehmen Mittel zur Verbesserung der Konzentration und Lernfähigkeit und sind ein strahlendes Beispiel dafür, wie sorglos oftmals mit Medikamenten umgegangen wird und wie mögliche Nebenwirkungen völlig außer Acht gelassen werden. Das alles hätte in Verbindung mit der Betrachtung von Ärzten, deren Beratertätigkeiten für Pharmakonzerne im Rahmen von Studien und ihren Einfluss auf Patienten als Stoff für einen guten Thriller ausgereicht. Andere Filme haben es mit ähnlichen realitätsnahen und politischen Themen vorgemacht. Ich denke da beispielsweise an die spannende Betrachtung der Tabakindustrie in The Insider.

In Side Effects werden viele interessante Themen angerissen und ich wähnte sogar schon einen genialen Schachzug, als zwei Psychiater dazu ansetzten, sich gegenseitig zu analysieren. In dem Moment, in dem die Wahrheit ans Licht kommt, ab einer gewissen Szene, die ich schlicht als unnötig, reißerisch und absolut unglaubwürdig ansehe, schlägt die Story allerdings so viele Haken und Salti und reduziert alles auf eine absolut billige und einfallslose Erklärung. All die kleinen Hinweise und Gedanken, die zuvor enthalten waren, werden damit komplett außer Kraft gesetzt, ihnen wird schlichtweg der Boden für weitere Interpretationen entzogen. Wenn alles so einfach ist, braucht man an das Große und Ganze keinen Gedanken mehr zu verschwenden. Alle Nebenwirkungen werden mit einem Schlag wirkungslos. Ich habe es lange nicht erlebt, dass ein Film so stark angefangen und mit einem Mal so stark nachgelassen hat. Side Effects ist ein Film mit Selbstzerstörungsmechanismus. Bedeutungsvielfalt verpufft mit einem Schlag. Was bleibt ist Bedeutungslosigkeit.

Der Film weist aber nicht nur storytechnisch grobe Lücken auf. Auch die Schauspieler können meiner Meinung nach nicht überzeugen. Rooney Mara schleicht als depressive und tieftraurige Ehefrau mit einem ewig gleichen Gesichtsausdruck durch den Film. Sämtliche Wendungen und Wandel, die die Figur durchlebt, nehme ich ihr leider nicht ab. Catherine Zeta-Jones schlafwandelt als undurchsichtige Psychiaterin und Vorgängerin von Dr. Banks bei der Bahandlung von Emily durch den Film, völlig ohne Emotion und Ausdruckskraft. Channing Tatum bekommt in seiner Rolle als aus dem Gefängnis entlassener Ehemann nicht besonders viel zu tun und wirkt sehr blass. Er gefiel mir in der Rolle des G.I. Joe „Duke“ wesentlich besser. Jude Law liefert von allen Beteiligten zwar die beste Leistung ab, aber auch er hat schon viel besser gespielt, z.B. als Dr. Watson an er Seite von Robert Downey Jr. als Sherlock Holmes.

Neben all den inhaltlichen und handwerklichen Defiziten ist Side Effects ein weiteres Beispiel für unterirdische deutsche Synchronisation. Ich kann vom Ansehen der deutschen Fassung nur abraten. Warum tendieren Synchronsprecher neuerdings eigentlich vermehrt dazu das „T“ in „nicht“ zu verschlucken? Mir fiel dies schon bei „Lincoln“ unangenehm auf und ich kann und will diese Entwicklung überhaupt nichT nachvollziehen. Es gibt einfach zu wenige Kinos, die Filme (zu „Prime Time“-Anfangszeiten) im Original zeigen.

Vielleicht braucht Steven Soderbergh die angekündigte kreative Pause von Hollywood. Meinen Segen hat er nach Side Effects. Dass Regisseure nach einer Tiefphase zu alter Größe zurückfinden können, hat Steven Spielberg mit Lincoln vor Kurzem eindrucksvoll bewiesen. Ich wünsche mir, dass anderen dies auch gelingt.

Nach drei Wochen mit mehr oder weniger durchschnittlichen Kinoerlebnissen, sehne ich mich nun nach einem richtigen Kracher. Ich hoffe sehr, dass „Iron Man 3“ nächste Woche diese Lücke füllen kann. Der Mai verspricht ja ohnehin ein äußerst spannender Kinomonat zu werden. Im Wochentakt laufen interessante Filme an. Der eiserne Held wird gefolgt von „Star Trek: Into Darkness“ und „Evil Dead“. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels, der durch den Einheitsbrei führt. Wie viel „Extremis“ steckt wirklich in „Iron Man 3“? Wie viel Action und J. J. Abrams verträgt „Star Trek“? Kann „Evil Dead“ ohne Ash funktionieren? Fragen über Fragen, deren Beantwortung ich mich in den nächsten Wochen mit Freuden stellen werde. In diesem Sinne: Stay tuned!

Kaputte Stadt

Schon wieder ein Thriller? Ja, schon wieder. Nachdem mich „Dead Man Down“ letzte Woche nicht wirklich überzeugen konnte, gab ich diese Woche einem anderen Film die Chance, es besser zu machen. Die Rede ist von Broken City.

Wie „Dead Man Down“ spielt auch Broken City in New York, für mich als New-York-Fan fast immer auch ein Grund dafür einen Film anzusehen. Erzählt wird die Geschichte von Ex-NYPD-Detective und Privatdetektiv Billy Taggart, der einen Sonderauftrag vom amtierenden Bürgermeister, Nicholas Hostetler, persönlich erhält. Er soll herausfinden, mit wem die Frau des Bürgermeisters eine Affäre hat und als Beweismittel entsprechende Fotos liefern. Es dauert nicht lange, bis Billy herausfindet, dass es bei dieser Sache um mehr als um den Betrug einer Ehefrau mitten im Bürgermeisterwahlkampf geht und ehe er sich versieht, ist er in einem Geflecht aus Lügen und politischen Machenschaften gefangen, aus dem zu entfliehen die schwierigste Aufgabe seines Lebens werden könnte.

Getragen wird Broken City über die gesamte Länge von der großartigen schauspielerischen Leistung von Russell Crowe als machthungriger Bürgermeister Hostetler. Er mimt die Verschlagenheit und Hinterlist des Charakters mit sichtlicher Freude und Hingabe. Russell Crowe gehört meiner Meinung nach immer noch zu den wirklich großen Schauspielern Hollywoods, auch wenn er bei der Auswahl seiner Filme kein ausnahmslos gutes Händchen beweist. Ich bin auf seine Performance als Supermans Vater Jor-El im kommenden Superhelden-Reboot „Man of Steel“ wirklich sehr gespannt. Auch wenn dies nur eine Nebenrolle ist, es ist eine wichtige.

Mark Wahlberg spielt seine Rolle als Detektiv und Ex-Cop Billy Taggart routiniert. Harte aber sympathische Typen mit Macken und Schwächen sind für ihn Paraderollen. Gleichwohl merkt man ihm an, dass ihm diese Darstellung nicht viel abverlangt, er nicht wirklich gefordert wird. Gleiches gilt für Catherine Zeta-Jones als Bürgermeistergattin, Cathleen Hostetler, die auch aufgrund der wenigen Szenen, die der Regisseur ihr gönnt, eher untergeht. Interessante Nebencharaktere wie Justin Chambers als leicht exzentrischer Independent-Filmer Ryan Blake, bekommen viel zu kurze Auftritte. Keine weitere Figur wird näher ausgearbeitet, nicht einmal der Gegenkandidat des Bürgermeisters, Jack Valliant, sehr blass verkörpert von Barry Pepper.

Genau diese fehlende Tiefe der Figuren ist es auch, die den Film ins Mittelmaß abdriften lässt, über das er sich letzten Endes auch insgesamt nicht hinwegbewegen kann. Mal wird ein bisschen über die offenbar schwierige Beziehung von Taggart zu seiner Freundin erzählt, kurz werden seine Schwierigkeiten, sich in die Welt der Schauspielerin und ihrer Freunde einzufinden angedeutet, aber nichts wird vertieft. Immer wenn es bei einer der Figuren beziehungsmäßig tiefer geht, gibt es storytechnisch einen Bruch und die Sache ist erledigt. Das ist wirklich schade, denn einige Facetten hätte man leicht weiter ausleuchten und betrachten können. Diese fehlende Liebe zum Detail trägt letzten Endes auch zur Vorhersehbarkeit der Geschichte bei.

Die Alkoholsucht von Taggart ist nur ein Beispiel von vielen, wie der Film interessante Charaktereigenschaften erst einführt, nur um sie gleich danach konsequent zu ignorieren. Zuerst sträubt sich der Privatdetektiv gegen jeden Drink, erzählt jedem er sei seit Jahren trocken. Nachdem er sich dann in einer Frustreaktion den ersten Schluck Alkohol genehmigt hat, machen ihm nicht etwa Suchtgefühle zu schaffen, er hat die Trinkerei vielmehr scheinbar voll im Griff. Sie beeinträchtigt weder seine Wahrnehmung noch seine Arbeit. Mannigfaltige Möglichkeiten, Zuschauer und Schauspieler zu fordern bleiben ungenutzt.

Viele Filmkritiken zu Broken City geben dem Alleingang von Allen Hughes, der diesen Film ohne seinen Bruder Albert drehte, die Schuld an der fehlenden Qualität. Das kann ich so nicht unterschreiben. Bis auf From Hell konnte mich bisher kein Film der Hughes Brothers wirklich überzeugen. The Book of Eli krankte beispielsweise in meinen Augen ebenfalls an der flachen Story und zu viel Vorhersehbarkeit. (Links in diesem Absatz zu IMDB)

Im direkten Thriller-Vergleich zu „Dead Man Down“ kann Broken City punkten. Die Bilder haben mehr Leinwandniveau, die Story wird schwungvoller inszeniert und dank Russell Crowe gibt es ein paar wirklich interessante Gesprächsszenen. In der Gesamtbetrachtung handelt es sich meiner Meinung nach bei Broken City aber dennoch um einen durchschnittlichen Film, dem viele Klassiker weit überlegen sind. Auch der Soundtrack enttäuschte mich, denn in spannenden Szenen musikalisch mit dem Halloween-Thema zu spielen, ist nicht besonders einfallsreich und für einen Thriller unpassend. Wer Russell Crowe in einem wirklich guten, detailreichen und spannenden Thriller mit politischem und realitätsnahem Hintergrund sehen will, sollte sich lieber The Insider (Link zu IMDB) ansehen.