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Verbranntes Potenzial

Es ist schon eine Weile her, da berichtete ich über Burn Notice und darüber, warum mir diese TV-Serie so gut gefällt (Link zu meinem Artikel aus dem Jahr 2012). Inzwischen wurde die Geschichte um den von der CIA unehrenhaft aus dem Dienst entlassenen Agenten Michael Westen und sein schlagfertiges Team zu Ende erzählt. Nachdem sich der Tagesrhythmus unserer kleinen Familie vorerst eingependelt zu haben scheint, haben der Ehemann und ich in den vergangenen Wochen wieder etwas mehr Zeit für gemütliche abendliche Stunden und zum DVD-Schauen gefunden. Immerhin haben wir einiges aufzuholen. Jüngst sahen wir uns also die siebte und letzte Staffel von Burn Notice an.

Ein über mehr als 100 Folgen gewachsenes Konstrukt zu einem Serienende zu führen, das sich sowohl zeitlich als auch storytechnisch nahtlos an alle vorherigen Handlungsstränge anfügt und einen tatsächlichen Schlusspunkt setzt, ist für alle Beteiligten sicherlich immer schwierig. Dass dies kein unmögliches Unterfangen ist, beweisen konsequent zum Ziel geführte Konkurrenzproduktionen wie Breaking Bad und The Wire. Leider kann sich Burn Notice nicht in die Riege der in meinen Augen von A bis Z gelungenen TV-Serien einreihen. Zu stark fällt Staffel 7 qualitativ im Vergleich zu ihren Vorgängern ab. Zu konstruiert, lückenhaft und gehetzt wirkt Michael Westens letzte Mission, zu pseudo-dramatisch und gewollt die finale Folge. In Anbetracht der Tatsache, dass ich noch bis zum Ende der sechsten Staffel erstaunlich wenig zu beanstanden hatte, empfinde ich dies als äußerst bedauerlich.

Im Folgenden gehe ich noch etwas genauer auf die Geschehnisse des finalen Agentenabenteuers ein. Deshalb ergeht an dieser Stelle eine

!!! SPOILERWARNUNG !!!

Dass es in den Reihen der Geheimorganisationen hinter jedem Hintermann einen weiteren und noch gefährlicheren Gegner gibt, haben Fans im Verlauf von sechs Staffeln Burn Notice gelernt. Warum also mussten die Macher ausgerechnet zum Schluss noch einmal ein komplett neues Fass aufmachen? Entgegen allen lieb gewonnenen Regeln der Serie wird Michael Westen (Jeffrey Donovan) von der CIA auf eine langwierige Undercover-Mission geschickt. Seinen alten Job, den er so gerne zurück haben wollte, übt er dabei nicht freiwillig aus, sondern gezwungenermaßen. Sollte Michael versagen, drohen seinen Freunden und sogar seiner Mutter (Sharon Gless) lebenslange Gefängnisstrafen. Daher folgt der Superagent brav seinen Befehlen und infiltriert eine brandgefährliche Allianz von ehemaligen Agenten, die allerdings nicht mit üblichen Motiven aufwartet, sondern ihrerseits dort eingreift, wo die Justiz versagt. Dies bringt ihn, der die ganze Zeit über ähnlichen Leitgedanken folgte, in Gewissenskonflikte. Hinweise auf die große und unglaublich gut organisierte Gruppe gab es in der gesamten Serie zuvor keine. Dabei hätte einem übermächtigen und mit schier endlosen Mitteln ausgestatteten Netzwerk das Tun des in Miami gestrandeten Agenten schon lange auffallen müssen – und umgekehrt.

Kleinere Aufträge gibt es für Herrn Westen nur in Verbindung mit seiner großen Aufgabe. Zwar involviert er hier und da Sam Axe (Bruce Campbell), Fiona Glenanne (Gabrielle Anwar) und Jesse Porter (Coby Bell), die jedoch gleich einen ganzen Haufen eigener Probleme wälzen. Das Zusammenspiel der Charaktere verliert durch diesen schweren Ballast extrem an jener der Serie so eigenen Leichtigkeit.

Generell ist plötzlich nichts mehr wie es vorher war. Von sämtlichen bewährten Prinzipien wird systematisch abgewichen. In gleichem Umfang wie der Joghurtkonsum der Protagonisten schwindet auch deren Spaß an der Teamarbeit. Verwunderlich ist das nicht, büßt Michael Westen doch plötzlich ein großes Maß seiner Zielstrebigkeit ein und wird als leicht beeinflussbar und wechselhaft dargestellt – zwei Eigenschaften, die dem sonst so cleveren Helden überhaupt nicht liegen. Alles gipfelt in einem Finale, das zwar mit einigen liebevollen Anspielungen aufwarten kann und vom Prinzip her einen für mich – bis auf das Opfer von Madeline Westen – annehmbaren Ausklang präsentiert, aber in mehrfacher Hinsicht an allen Ecken und Enden zusammengeschustert und überfrachtet wirkt.

Als Totalausfall kann ich Burn Notice trotz allem auf keinen Fall einstufen. Einschließlich Staffel 6 gilt meine Empfehlung weiterhin ohne Einschränkungen. Es geht mir nur ähnlich wie bei Dexter: ich wittere eine Menge verbranntes Potenzial und komme nicht umhin, mir bessere Finalszenarien auszumalen.

Extreme Ermittlungen

Was hat es bloß mit der neuerlich aufkeimenden Begeisterung von Autoren für Geweihe auf sich? Diese Frage stellte sich mir jüngst, nachdem der tierische Kopfschmuck bereits in der zweiten TV-Serie in Zusammenhang mit grausamen Morden einen Auftritt hatte. Ist die sich verstärkende Landlust des Publikums der Grund dafür? Oder besinnen sich die Schreiber wieder zurück auf die Natur, weil Hightech-Tötungsmethoden bereits genug beackert wurden? Ich weiß es nicht. Genau genommen ist es mir relativ egal. Die Hauptsache ist schließlich, dass das Endprodukt zu fesseln weiß. Dies trifft sowohl auf Hannibal, als auch auf True Detective zu, jene beiden Serien, in denen bei Mordopfern Gehörn präsentiert wird.

Neben dem Auftauchen eines Geweihs kann man, sofern man möchte, einige weitere Parallelen zwischen Hannibal und True Detective ziehen. Das bedeutet gleichzeitig nicht, dass sich hier jemand bei den Ideen des Anderen schamlos bedient hat. Zumindest habe ich diesen Eindruck nicht. Da ich die ersten Staffeln beider Serien in den vergangenen Wochen recht kurz hintereinander gesehen habe, drängt sich in meinem Kopf ein direkter Vergleich geradezu auf – selbst wenn mann aufgrund von genügend Unterschieden vielleicht nicht vergleichen sollte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass von Hannibal mehr Folgen existieren, ich bisher jedoch nur die erste Staffel gesehen habe und damit lediglich diese in meine Überlegungen einbeziehen kann.

Der von Thomas Harris erdachten Kannibale Hannibal Lecter ist eine große und schillernde Figur der modernen Spannungsliteratur. Besonders der chronologisch letzte Teil der Tetralogie um den gebildeten Menschenfresser hat mich so sehr begeistert, dass er nach wie vor zu meinen Lieblingsbüchern zählt. Die Verfilmung von „Hannibal“ war indes in meinen Augen gelinde gesagt eine Katastrophe. Auch halte ich es für fraglich, ob sich der Autor einen Gefallen damit tat, 2006 mit „Hannibal Rising“ eine ziemlich verworrene Vorgeschichte zu präsentieren.
Genau hier setzt allerdings die TV-Serie an. Nicht ganz so früh wie das Buch, aber früher als der zuerst veröffentlichte Lecter-Roman „Roter Drache“. Da Hannibal ausdrücklich lediglich auf den Werken des Schriftstellers basiert, gibt es selbstredend etliche Unterschiede zur Vorlage. Dies wäre nicht weiters schlimm, würde die Welt von Hannibal Lecter hier und da nicht zu sehr verbogen. So verfügt FBI-Profiler und Gegenspieler Will Graham plötzlich über wundersame Fähigkeiten, die ihm beim Anblick eines Tatorts oder dem Anfassen einer Leiche derart viele Details verraten, dass er den Tathergang im Nu rekonstruieren kann. Mir persönlich erscheint er dadurch zu übermächtig. Ähnlich erging es mir mit der Figur des John Luther in der gleichnamigen BBC-Serie. Ich ließ mich an anderer Stelle darüber aus (Link zum Artikel). Glücklicherweise wurde jenes Problem bei Luther im Laufe der Serie geschickt gelöst und der Charakter schnell an seine Grenzen gebracht. Deshalb hoffe ich, dass es Will Graham in der zweiten Staffel ähnlich ergehen wird. Ich möchte als Zuschauer nämlich lieber gefordert werden, mitdenken und mich quasi als Ermittler im Hintergrund fühlen, als mir alles gemütlich vorkauen zu lassen. Sonst vergeht mir relativ schnell der Spaß.
Schauspielerisch gibt es an der Besetzung von Hannibal nichts auszusetzen. Der extrem wandelbare Mads Mikkelsen glänzt in der Rolle des als Psychiater arbeitenden Kannibalen, Hugh Dancy überzeugt als mit sich und seiner Arbeit hadernder Will Graham, und Laurence Fishburn mimt den pragmatischen Direktor der FBI-Verhaltensforschungseinheit routiniert.

Dass es bei der Geschichte um den Menschenfleich-Gourmet in Sachen Gewalt und Opferdarstellung nicht zimperlich zugehen darf, versteht sich von selbst. Die explizite Darstellung von Grausamkeiten ist aber nicht das Einzige, was Hannibal und True Detektive gemein haben. So gibt es in der von Autor Nix Pizzolatto geschriebenen und durchgehend unter der Regie von Cary Joji Fukunaga entstandenen TV-Serie ebenfalls einen äußerst begabten Ermittler. Dessen Fähigkeiten und Visionen sind hingegen stets rational erklärbar, wodurch er nicht dermaßen der Welt entrückt wirkt wie sein kannibalenjagender Kollege. Egal wie gut Rust Cohle seinen Job als Detective in Louisiana ausführt, es bleibt immer genug Raum für mich als Zuschauer zum Mitraten. Dabei ist es irrelevant, ob der von Matthew McConaughey überragend gespielte, schrullige und bis zur Schmerzgrenze realistische Mordermittler in ausnahmslos jeder Situation das letzte Wort hat. Mit seinem wesentlich naiveren Kollegen Marty Hart, kongenial gemimt von Woody Harrelson, ist er im Jahr 1995 auf der Suche nach einem Killer, der die Bayous unsicher macht.

Die Musikuntermalung spielt bei Hannibal wie bei True Detective eine wichtige Rolle, wobei sie bei ersterer Serie eher unterstützend wirkt, wohingegen die Story um die beiden ungleichen Partner in den Südstaaten erst durch den wuchtigen Soundtrack zum perfekten Gesamtkunstwerk vervollständigt wird. Selten hat mich ein Vorspann so beeindruckt, dass ich ihn mir bei jeder Folge komplett und ohne Vorspulen angesehen habe. Auch was die Erzähltechnik anbelangt kann True Detective punkten. Durch die faszinierende Verbindung von Szenen aus der Vergangenheit und solchen aus dem Jetzt, in denen die Protagonisten über ihre gemeinsamen Erlebnisse berichten, ist der Zuschauer ständig gefordert und die Präsentation bleibt so abwechslungsreich, wie es eine lineare Erzählung niemals sein kann. Selbstverständlich wird diese Art, die Story zu inszenieren dadurch begünstigt, dass man sich bei True Detective im Gegensatz zu Hannibal für ein Anthologieformat und keine Fortsetzungsgeschichte entschied. Dies birgt den großen Nachteil, dass die Abenteuer von Rust und Marty am Ende der insgesamt 8 Folgen abgeschlossen ist und es in der zweiten Staffel kein Wiedersehen mit den beiden exzellenten Schauspielern geben wird – egal wie sehr ich dies bedauere. Getreu dem Motto „aufhören wenn es am Schönsten ist“, kann man dies freilich gleichermaßen als Stärke auslegen.

True Detective ist erfrischend anders als alle bisher dagewesenen Krimiserien, wenngleich viele bekannte Klischees und Stereotype bemüht werden. Der einsame und mit seinen inneren Dämonen kämpfende Ermittler, der in seiner karg eingerichteten Wohnung nur auf einer Matratze schläft, der starrköpfige und leicht erregbare Chef, der seinen Mitarbeitern keinen Glauben schenkt und eine Menge verdächtig aussehende Hinterwäldler sind nur einige Beispiele. Es ist der Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen, der das aus all den bewährten Dingen angeordnete Muster neu erscheinen lässt. Kombiniert mit messerscharf ausgefeilten Dialogen, einer Kameraführung, die insbesondere in den wenigen Actionszenen (eine davon 6 Minuten am Stück gefilmt!) ihresgleichen sucht und einem recht gemächlichem Erzähltempo ist True Detective in meinen Augen ein absolutes Muss für jeden Fan von extremen Ermittlungen sowie spannungsgeladener Fernsehunterhaltung und rangiert in meiner persönlichen Liste der Lieblings-TV-Serien schon jetzt ganz weit oben.

Obwohl die Detectives aus Louisiana für mich im Vergleich des möglicherweise Unvergleichlichen die Nase klar vorn haben, halte ich auch Hannibal wie eingangs bereits erwähnt für eine sehenswerte, jedoch nach er ersten Staffel (noch) nicht überragende TV-Serie. Dennoch bin ich gespannt, wie es mit dem Kannibalen und seinem begabten Kontrahenten weitergeht, zumal ich gelesen habe, dass einige meiner Lieblingscharaktere aus oben erwähntem Buch einen Auftritt haben werden.

Für Interessenten verlinke ich als Abschluss zu den Produktseiten der DVD-Boxen der jeweils ersten Staffeln von True Detective und Hannibal auf Amazon.co.uk.

Schlagkräftige Antihelden

Wie bedeutsam ein Ende für das Gesamterlebnis einer Geschichte sein kann, darüber sinnierte ich bereits an anderer Stelle (Link zum Artikel). So ist es gerade bei TV-Serien entscheidend, die ihre Zuschauer über mehrere Jahre unterhalten und mit zunehmender Länge immer mehr Erwartungen wecken, einen würdigen Abschluss zu finden. Wie dieser letztendlich vom Publikum aufgenommen wird, kann vollkommen unterschiedlich sein. Ich erörterte dies für mich vor einiger Zeit an den Beispielen Breaking Bad und Dexter (Link zum Artikel). Eine weitere, meiner Meinung nach von Anfang bis Ende rundum gelungene TV-Serie ist The Shield (Link zu IMDB). Gedreht von 2002 bis 2008, hat die mittlerweile abgeschlossene Erzählung um ein Team von dank ihrer brutalen Vorgehensweise äußerst effektiv arbeitenden Cops in Los Angeles schon ein paar Jahre auf dem Buckel, jedoch nichts an Realitätsnähe und Brisanz eingebüßt.

Da meine bevorstehende Kinopause dank der Fußballweltmeisterschaft bereits früher begonnen hat, nutzte ich die Gelegenheit, um die restlichen Staffeln von The Shield nachzuholen, welche ich aus diversen Gründen nicht zeitnah nach ihrem Erscheinen konsumierte. Ein Vorhaben, das sich schon lange in meinem Kopf manifestiert hatte und dem ich schon eher hätte nachgehen sollen.

Besonders reizvoll ist The Shield weil die TV-Serie weitgehend ohne echte Sympathieträger auskommt. Durch geschickte Plottwists, sowie das stetige Weiterentwickeln der Charaktere über ihre Tätigkeiten im Polizeirevier hinaus, gelingt es den Machern, dass man als Zuschauer hin- und hergerissen ist und am Ende doch immer mit der falschen Partei mitfiebert. „Falsch“ bedeutet in diesem Fall, dass man sich auf die Seite derer schlägt, die gegen das Gesetz und gegen jede Regeln handeln. All jene, die versuchen, auf legalen Wegen für Recht und Ordnung zu sorgen und sich darum bemühen, den schlagkräftigen Antihelden das Handwerk zu legen, werden nur allzu schnell als entbehrlich empfunden. Dass ihre Arbeit eigentlich die richtigere und wichtigere ist, wird meist erst klar, wenn es bereits zu spät ist. So verbleibt im Nachhinein eine Menge Stoff zum Nachdenken.

Die fähige Besetzung trägt einen großen Teil zum Erfolg von The Shield bei, allen voran Michael Chiklis als Vic Mackey, Anführer einer speziellen Anti-Gang-Einheit, des sogenannten „Strike Teams“. Gemeinsam mit seinen Kollegen Shane Vendrell (Walton Goggins), Curtis Lemansky (Kenneth Johnson) und Ronnie Gardocki (Davis Rees Snell) geht er unerbittlich gegen die Verbrecher im Bezirk Farmington vor. Dabei nutzen die prügelnden und bestechenden Cops ihre Aktionen nicht selten, um sich selbst diverse Vorteile zu verschaffen. Ihre Verbindungen zur Unterwelt sind zahlreich und dicht verwoben, weshalb sie bei beinahe jedem Erfolg darauf achten müssen, die dunklen Aspekte von dessen Entstehung unter den Tisch zu kehren. Bedingt durch die hohe Kriminalität im Bezirk und die großen Ambitionen der Führungsetage sind echte Gutmenschen auf dem Polizeirevier ohnehin eine Rarität, was die Machenschaften des Strike Teams begünstigt. Probleme wie Mobbing sind deshalb an der Tagesordnung. In 88 Episoden geraten Vic und alle um ihn herum immer tiefer in einen Strudel der Gewalt, der ab einem gewissen Zeitpunkt nicht einmal mehr vor ihren Privatleben Halt macht. Je mehr jeder um sich selbst bemüht ist, desto gefährlicher wird das Spiel, welches sämtliche Teilnehmer unaufhaltsam zu Gegnern werden lässt und auf ein Ende zuführt, bei dem nur der Gerissenste und Skrupelloseste überleben kann. Mehr sei zur Geschichte an dieser Stelle nicht verraten.

Eine große Stärke von The Shield ist die Einbindung von wechselnden Schauspielgrößen im Gesamtverlauf der Serie. In Staffel 4 übernimmt Glenn Close als Monica Rawling die Leitung über das Polizeirevier. Der bisherige Captain David Aceveda (Benito Martinez) widmet sich derweil ehrgeizig seiner aufstrebenden politischen Karriere. Dieser Wechsel bringt genau an der richtigen Stelle frischen Wind in das Konzept. Später brilliert Forest Whitaker für eineinhalb Staffeln als Lieutenant John Kavanaugh, einem Mitarbeiter der Dienstaufsicht, der eine Untersuchung gegen das Strike Team führt und Vic und seinen Machenschaften dabei dicht auf den Versen ist. Der Oscar-Preisträger beweist auch in dieser Rolle einmal mehr sein unglaubliches Talent.

Mit Handkameras gefilmte Szenen versetzen den Zuschauer mitten ins Geschehen. Kompromisslose Action und knallharte Dialoge tun ihr Übriges, um The Shield zu einem Fernseherlebnis werden zu lassen, das auf Zartbesaitete keine Rücksicht nimmt.

Fans von Sons of Anarchy (Link zu IMDB) sei gesagt, dass Kurt Sutter – Schöpfer der Saga um die Motorrad-Gang – zuvor tatkräftig an The Shield mitgearbeitet hat und in einer Folge sogar sein Regie- und Schauspieldebüt gab. Da die Abenteuer der anarchischen Rocker zwar außerhalb von Los Angeles, aber dennoch quasi in derselben Gegend spielen, kann man darüber hinaus einige Parallelen (z.B. Gangs) entdecken und ein paar der Schauspieler tauchen in beiden Serien in unterschiedlichen Rollen auf.

Allen, die The Shield noch nicht gesehen haben und deren Interesse nun geweckt wurde, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, sich Vic Mackeys Streifzüge durch die Straßen von L.A. anzusehen. Die TV-Serie ist momentan im Angebot von Amazon Prime Instant Video enthalten – wahlweise sogar auf Deutsch oder Englisch. Trotz einer Altersfreigabe ab 18 Jahren für einzelne Folgen wurden einige Stellen für Deutschland nachweislich geschnitten. Wer Kürzungen ebenso kritisch gegenübersteht wie ich sollte deshalb zur DVD-Box mit sämtlichen Folgen aller 7 Staffeln greifen, die mittlerweile recht preisgünstig zu erwerben ist (Link zur Produktseite auf Amazon.co.uk).

In den Straßen von London

TV-Serien, die in ihrem Verlauf immer besser werden und zusätzlich aus anfänglichen Fehlern lernen, sind rar gesät. Die von der BBC produzierte Fortsetzungsgeschichte um den hochintelligenten John Luther gehört zu diesen seltenen Exemplaren. Im Laufe von insgesamt drei jeweils kurzen Staffeln wird der mit unkonventionellen Methoden arbeitende Detective Chief Inspector (DCI) mit allerlei bizarren Mordfällen konfrontiert. Bei der Präsentation der Verbrechen gehen die Macher rund um Erfinder Neil Cross dabei wenig zimperlich vor. Stilistisch bedienen sie sich querbeet durch das Thriller- und Horror-Genre. Zuschauer mit schwachen Nerven gehören deshalb sicherlich nicht zur Zielgruppe der spannungsgeladenen TV-Serie.

Dass Iris Elbas schauspielerische Fähigkeiten weit über dem liegen, was im Allgemeinen als talentiert bezeichnet wird, hat er bereits eindrucksvoll in seiner Rolle als Russel „Stringer“ Bell, die rechte Hand eines Baltimorer Drogenbosses, in den fünf Staffeln von The Wire (Link zu Wikipedia) bewiesen. Die Figur des eigenbrötlerischen, mit privaten Problemen behafteten und sich um Regeln wenig scherenden John Luther ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Als Hauptfigur der TV-Serie trägt er wesentlich zu deren Gelingen bei. In den ersten Episoden noch als etwas zu übermächtig und allwissend eingeführt, gerät der findige DCI glücklicherweise bald an seine Grenzen und wird spätestens ab er zweiten Hälfte der ersten Staffel mit ebenbürtigen Gegnern konfrontiert, die er nicht mehr auf den ersten Blick durchschaut. Stark präsentiert sich an seiner Seite Warren Brown als Detective Sergeant Justin Ripley. Der junge, engagierte Ermittler fungiert als sympathischer Teampartner für seinen mürrischen und sturen Kollegen. Zusätzlich auf Trab gehalten wird Luther durch die in mehrfacher Hinsicht begabte Alice Morgan, geschickt gespielt von Ruth Wilson.

Luther ist allerdings nicht nur wegen der exzellent ausgewählten Besetzung und den spannenden Mordfällen, für die sich im Laufe der Serie positiverweise immer mehr Zeit genommen wird, sehenswert. Es ist der durch geschicktes Framing erzeugte Look, der jeder Folge eine einzigartige Atmosphäre verleiht. Ungewöhnliche Kameraperspektiven und Bildausschnitte sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Im ersten Moment unter Umständen etwas gewöhnungsbedürftig, sind es jedoch genau diese Aufnahmen, welche die dunkle Seite der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs so greifbar machen.

Mit insgesamt 14 Folgen verteilt auf 3 Staffeln ist Luther für Serienfans ein relativ kurzes Vergnügen. Ob und wie es weitergeht ist bisher nicht eindeutig bekannt. Gerüchte besagen, dass eine Fortsetzung in Form eines Films in Planung sein könnte. Eine vierte Staffel soll es laut Neil Cross allerdings nicht geben. Ob es ein Nachteil ist, eine beim Publikum beliebte und von Kritikern gefeierte TV-Serie so kurzfristig zu beenden, sei dahingestellt. Um sich vor Enttäuschungen zu schützen, sollte man sollte bekanntlich immer gerade dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich persönlich würde mich freuen, wenn DCI John Luther eines Tages zurückkehren würde, um in den Straßen von London für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Form wäre mir egal. Prinzipiell ist das Format durchaus für einen Film geeignet.

Wer Luther noch nicht gesehen hat und jetzt neugierig geworden ist, dem möchte ich den Kauf des Boxsets (Link zur Produktseite auf Amazon.co.uk) mit allen Episoden empfehlen. Wie immer lege ich jedem, der der englischen Sprache mächtig ist, die Originalversion ans Herz. Gegen die in Deutschland angebotene Fassung der Serie spricht in diesem besonderen Fall schon die Tatsache, dass sie nicht alle Episoden enthält, sondern lediglich eine für das ZDF gekürzte und auf die Länge von einem Fernsehfilm pro zwei Folgen zusammengeschnittene Version.

Bis zum bitteren Ende

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich bereits darüber sinniert, wie unterschiedlich Geschichten zu Ende gebracht werden können. In meinem damaligen Artikel habe ich mich mit Beispielen quer durch die Medienlandschaft befasst. Auf zwei davon möchte ich nun noch einmal zurückkommen. Im vergangenen Jahr fanden nämlich mit Breaking Bad und Dexter von mir sehr geschätzte TV-Serien ihren Abschluss. Inzwischen habe ich restlos alle Folgen von beiden gesehen. Zeit, die Spekulationen und Wünsche von einst mit den tatsächlichen Ergebnissen zu vergleichen und mich gebührend von den schillernden Hauptcharakteren zu verabschieden.

Da ich bei meiner Betrachtung nicht auf Details aus den finalen Staffeln verzichten kann, spreche ich an dieser Stelle eine ausdrückliche

!!! SPOILERWARNUNG !!!

aus. Wer die beiden Serien vollkommen unbeeinflusst schauen möchte, oder noch nicht an deren jeweiligen Ende angekommen ist, der sollte nicht weiterlesen. Alle, die sowohl Walter White als auch Dexter Morgan bereits bis zum Ende ihrer Abenteuer begleitet haben, sind herzlich eingeladen, sich meine Einschätzung und Gedanken zu Gemüte zu führen.

!!! Ende der Warnung !!! Letzte Chance abzuspringen !!! Los geht’s !!!

Beginnen wir bei Walter White, der in insgesamt 5 Breaking-Bad-Staffeln (beziehungsweise 6, sofern man die halbierte Finalstaffel als 2 getrennte Staffeln ansehen möchte) eine beängstigend realistische und gleichzeitig verrückte Wandlung vom biederen Chemielehrer zum Drogenbaron vollzogen hat. Auf seinem Weg hat er, neben seinem eigenen, die Leben von mehreren Personen maßgeblich und selten zum Guten beeinflusst. Was mich am Finale von Breaking Bad am meisten beeindruckt hat, war die stringente und gnadenlose Erzählweise. Die Macher sind dem Grundprinzip der Serie von der ersten Sekunde bis zum bitteren Ende treu geblieben. So ist es nur logisch, dass nach einer unfassbar langen Reihe von im Affekt getroffenen Fehlentscheidungen genau eine solche Walters Ende in einem grandios inszenierten Showdown besiegelt. Jesses Überleben wirkt durch die Torturen, die er durchstehen musste, die über den Gesamtverlauf der Geschichte hinweg jedoch nicht immer fremdverschuldet waren, nicht als vollkommene Erlösung. Ein Happy End gibt es für keinen der Seriencharaktere. Etwas Derartiges wäre in meinen Augen gänzlich unangebracht gewesen. Einziger Wermutstropfen waren für mich einige im Laufe der letzten Staffel zu rasch gezogene Schlüsse und zu schnell begriffene Zusammenhänge von Walters Gegnern. Trotzdem ist Breaking Bad für mich das strahlende Beispiel eines konsequent erzählten und zu einem unausweichlichen, endgültigen Schluss gebrachten Konzepts.

Schuld an dem passenden Finale von Breaking Bad war, soweit ich es aus Medienberichten herauslesen konnte, vor allem Serienschöpfer Vince Gilligan, der seine Kreation nie vollständig aus der Hand gab und seine Ideen und Wünsche bei Sender und Produzenten stets vehement verteidigte und durchsetzte. Ganz anders dagegen erging es den Autoren von Dexter. Ein Ende ohne mögliche Wiederkehr wurde ihnen für Hauptcharakter Dexter Morgan vom Fernsehsender Showtime von vornherein untersagt. Besonders verwunderlich ist es deshalb nicht, dass der Abschluss dieser TV-Serie sehr bemüht, fast schlampig und meiner Meinung nach unpassend wirkt.

Es ist nicht bloß das Ende, das mich furchtbar enttäuschte. Die Abkehr von der Essenz Dexters begann bereits in der vorletzten, siebten Staffel. Dem zu Emotionen unfähigen und von der Lust des Tötens getriebenen Psychopathen, der nur mit größter Mühe und allerlei Tricks in der Gesellschaft unerkannt überleben kann, wurden plötzlich immer mehr Eigenschaften angedichtet, die er im Grunde niemals hätte haben dürfen. Es waren stets einzig sein Code, dank dem er seine Messer nicht gegen Unschuldige einsetzt, sowie sein ständiges Bemühen, die Menschen um ihn herum besser verstehen zu können, die dem Zuschauer Dexters Wesen verständlich und den Charakter zugänglich machten. Dass Dexter zarte aber unbeholfene Bindungen eingeht und mehr oder weniger gewollt sogar eine Familie gründet, waren in reduzierter Intensität nachvollziehbare Vorgänge. Absurd wurde es für mich in dem Moment, in dem er sich geradezu inbrünstig und ohne nachzudenken in eine Beziehung mit einer anderen Serienkillerin stürzt. Spätestens ab diesem Augenblick schmolz aus meiner Sicht die Glaubwürdigkeit rapide dahin.

Darüber hinaus wurde der Konflikt mit Dexters Schwester, Debra Morgan, nicht kritisch genug ausgewertet. Ansätze von inneren wie äußeren Kämpfen, die hätten ausgefochten werden müssen, zeigten sich erst zu Beginn der letzten Staffel. Die ersten Folgen von Staffel 8 haben mich, nach der über die gesamte Laufzeit hinweg schwachen siebten Staffel, so muss ich zugeben, geradezu positiv überrascht. Die Idee, dass eine Psychologin Dexters Adoptivvater half, die Regeln für seinen besonderen Sprössling zu entwickeln, befand ich als interessant und plausibel. Sie wäre eine exzellente Endgegnerin für Dexter gewesen. Stattdessen entwickelte man die anfänglich kontroverse, sehr geheimnisvoll angelegte und von Charlotte Rampling exzellent gespielte Figur mit der Zeit zu einer immer profaneren und unbedeutenderen Randerscheinung. Wo man als Zuschauer etwas Mysteriöses vermutete, wurde es mit einem wilden Hakenschlag der Geschichte innerhalb von Sekunden zunichte gemacht. Hinzu kam eine in den Folgen vor dem Finale exponentiell ansteigenden Zahl von neuen Charakteren, die wie Kaninchen aus einem Zauberhut sprangen, um ihren winzigen Part zu erfüllen. Dabei verfügte man über so viele interessante Nebenrollen, die mit ein bisschen Fantasie noch genügend Konfliktpotenzial geboten hätten.

Mit Zunahme der Fragen, die sich in meinem Kopf bildeten, wuchs meine Enttäuschung in der letzten Hälfte der Finalstaffel in Unermessliche. Wozu braucht es einen für drei Folgen neu eingeführten U.S. Marshal, um Dexters Plänen und seiner wahren Natur auf die Spur zu kommen, wo man doch ein ganzes Polizeirevier voller Ermittler zur Verfügung hat? Wieso denken weder Batista noch Quinn bei Dexters letztem Mord weiter? Warum bringt man den alten Polizeichef und Vertrauten von Dexters Vater zurück, um ihn dann auf die letzten Meter als Wortgeber versauern zu lassen? Wie hätte das Ende aussehen können, wenn Dr. Vogel der eigentliche „Brain Surgeon“ gewesen wäre und Dexter im Laufe der Staffel derart manipuliert hätte, dass er in ihrem Auftrag die letzen Spuren ihrer unkonventionellen Methoden beseitigt? Wieso übersieht Dexter plötzlich so viele Details und braucht ewig, um offensichtliche Zusammenhänge zu erkennen? Warum täuscht Dexter seinen Tod im Wirbelsturm nur vor? Dexter als Holzfäller – wer bitte kam auf diese Idee? Wenn Dexter überhaupt in der Lage ist, eine emotionale Bindung einzugehen, dann (neben seiner Stiefschwester) höchstens mit seinem leiblichen Sohn. Wie kann er sich mutwillig eine solch rosarote Brille aufsetzen, dass er Harrison einer Serienmörderin überlässt, die er vorher selbst ins Gefängnis gebracht hat, weil sie versuchte seine Schwester zu töten? Warum vertraut der sonst so intelligente und berechnende Dexter, der es sein Leben lang gewohnt ist, jedem zu misstrauen, dieser Frau plötzlich derart bedingungslos? So liebeskrank könnte nicht mal ein normaler Mensch sein! Wie großartig wäre ein Ende für Dexter auf seinem eigenen Tisch oder durch die Hand des Gesetzes gewesen, bei dem er sich seinen Opfern aus acht Staffeln vor seinem Ableben ein letztes Mal hätte stellen müssen?

Ich sage nicht, dass meine Ideen das Non plus ultra sind und die einzig wahre Lösung gewesen wären. Das wäre anmaßend. Wenn mir jedoch schon etliche Details auffallen, die man im ursprünglichen Sinn der Serie anders hätte machen können und sollen, warum musste alles in einem unsäglichen, süßsauren Tränendrüsendrücken enden? Die vielleicht wichtigste und umfassendste Frage von allen ist in diesem Zusammenhang vielleicht: Warum blieb an allen Ecken und Enden so viel Potenzial ungenutzt?

Eine große Anzahl Dinge, die bei Breaking Bad richtig gemacht wurden und die letztendlich zu einem überzeugenden Ende führten, wurden bei Dexter völlig außen vor gelassen. Je weiter man sich vom Wesen des Hauptcharakters und dem Kern der Serie entfernte, desto abstruser wirkte das Geschehen auf dem Bildschirm. Ich bin überzeugt davon, dass ein „richtiges“ Ende – wie auch immer es hätte aussehen können – für Dexter besser gewesen wäre. Ein Antiheld ist eben nur so lange plausibel, wie er ein Antiheld bleibt. Der Punisher oder der Preacher können in den Comics ebenfalls nicht plötzlich zum Heldentum übertreten.

In diesem Sinne sage ich:
Tschüss Dexter! Es war schön mit dir – vor allem bis zum Ende der sechsten Staffel. Ab dann hast du leider deinen Biss verloren. Vielleicht hast du in deinem Holzfällercamp ja einen Fernseher, auf dem du dir Breaking Bad ansehen kannst. Der Chemielehrer weiß, wie ein würdiger Abgang auszusehen hat. R.I.P. Walter White.

Der Strippenzieher

Mein lieber Freund Herr Hallmackenreuter und ich, wir haben was Geschenke anbelangt so einen Brauch. Neben dem offensichtlichen und unbestreitbaren Ziel, dem jeweils Anderen eine Freude zu bereiten, wird gleichzeitig die subtilere Absicht verfolgt, dessen Horizont zu erweitern. So fand Herr Hallmackenreuter sich schon das eine oder andere Mal vor der Herausforderung, sich einen bunten und lauten Actionfilm mit Riesenrobotern oder eine TV-Serie mit augenzwinkernden Agenten anzusehen. Umgekehrt wurde meine große DVD-Sammlung im Laufe der Jahre um einige Perlen der britischen Unterhaltungsserie sinnvoll ergänzt.

So fand unter anderem die gesammelte Ausgabe der Comedy-Drama-Serie Jeeves and Wooster eines Tages den Weg in mein Regal. Die von 1990 bis 1993 in insgesamt vier Staffeln gedrehten Geschichten um den Lebemann und passionierten Junggesellen Bertie Wooster und seinen treuen Kammerdiener Reginald Jeeves basieren auf den Romanen von P.G. Wodehouse (Link zu Wikipedia). Über die Originaltreue der Umsetzung zu den Büchern kann ich mir kein Urteil erlauben. Herr Hallmackenreuter hat sich einige davon zu Gemüte geführt und ich vertraue auf seine fachmännische Einschätzung, wenn er behauptet, dass die TV-Serie das Flair der Vorlagen zufriedenstellend einfängt.

Schon an der Reihenfolge, in der die Namen im Titel aufgeführt sind, ist unschwer zu erkennen, dass der Valet nicht nur für seinen Master eine große Rolle spielt. Jede Episode der Serie erzählt ein abgeschlossenes Kapitel aus dem turbulenten Leben von Bertie Wooster. Der ehrenvolle, leichtgläubige und stets etwas tollpatschige Single aus Überzeugung lässt sich durch seine vielen Freunde und vor allem durch etliche, resolute Tanten immer wieder in ausweglose Situationen manövrieren, aus denen ihn nur Jeeves befreien kann. Egal ob unfreiwillige Verlobung oder das unauffällige Entwenden eines bestimmten Gegenstandes aus einem ehrwürdigen Haus, der durchtriebene Kammerdiener weiß Rat in jeder Lebenslage. Während der Durchführung seiner fantasievollen Pläne schafft es der eigensinnige Valet obendrein, seinem hilflosen Arbeitgeber mehr oder weniger direkt den eigenen Willen aufzuzwingen. Jeeves Dienste kosten Bertie deshalb oftmals gleich in mehrfacher Hinsicht. Seien es ein Hut oder ein Schnurrbart, die der auf klassische Eleganz bedachte Jeeves aus der Garderobe von Wooster eliminiert sehen möchte, oder eine Reise, die er sich aus Bildungsgründen wünscht, am Ende gewinnt in diesem Fall nicht die Bank, sondern der Butler (man verzeihe mir die falsche Bezeichnung an dieser Stelle aufgrund des zum Satzbau besser passenden Anfangsbuchstaben).

Die einzelnen Erzählungen sind voller Humor und es sind vor allem die Dialoge zwischen Jeeves und Wooster, die diese Serie absolut sehenswert machen. Hinzu kommen wunderbare Aufnahmen von großen Herrenhäusern und kleinen Ortschaften in Großbritannien, welche die 1930er Jahre hochstilisiert wieder auferstehen lassen. Einige Folgen spielen sogar in meiner Lieblingsstadt: New York. Hier beschränkt man sich allerdings bei den Kulissen – mutmaßlich aus Geldgründen – auf einige wenige. Bei Touren durch die Nachtclubs der Stadt die niemals schläft müssen beispielsweise Leuchtreklamen als Einblendungen ausreichen. Die immer wiederkehrenden Zwischensequenzen fallen in jenen Übersee-Folgen besonders auf. Dies schmälert den Sehgenuss freilich nur leicht und möglicherweise nur wenn man sich, wie ich, die gesamten vier Staffeln innerhalb von kürzester Zeit anschaut.

Was hingegen selbst bei größeren Sehpausen zwischen den einzelnen Abenteuern von Jeeves and Wooster ins Gewicht fällt, ist der ständige Wechsel der Schauspieler in wichtigen Nebenrollen. Obwohl fast jede Tante und jeder Freund von Bertie Wooster im Verlauf der Serie mehrere Auftritte hat, gibt es nur ganz wenige, die über alle Folgen hinweg von derselben Person verkörpert werden. Dies geht meiner Meinung nach leider sehr zulasten der Atmosphäre. Kaum hat man einen der schrulligen Charaktere liebgewonnen und sein Äußeres samt seinen Marotten kennengelernt, muss man sich wieder umgewöhnen. Alte Gewohnheiten im neuen Gewand sind bedauerlicherweise weniger wirkungsvoll als würde man ihnen das gewohnte Erscheinungsbild lassen. Immerhin bleiben die beiden Hauptcharaktere erhalten. Stephen Fry (Jeeves) und Hugh Laurie (Wooster) hauchen ihren Figuren hinreißend überzeugend Leben ein und harmonieren perfekt miteinander.

Die Unterredungen zwischen Herr und Meister – so der deutsche Untertitel der Serie – bei denen es im Auge des Betrachters liegt wer gerade welche Rolle einnimmt, trösten über viele der Dinge hinweg, die man als Kritik anführen könnte. Ihnen ist es zu verdanken, dass die sich im Laufe der Zeit ständig wiederholenden Elemente (z.B. Diebstähle, Verlobungen) trotz ihrer Repetitivität unterhaltsam präsentiert werden. Auch lassen sie mich über Szenen und Darstellungen hinwegsehen, die in meinen Augen etwas zu extrem in den Slapstick abrutschen. Situationskomik ist ein mit Britcom untrennbar verbundenes Element. Allein die Dosierung ist mir persönlich bei Jeeves and Wooster hier und da etwas zu unausgewogen (wenngleich Herr Hallmackenreuter zweifellos wahrheitsgemäß feststellt, dass dies an den allermeisten Stellen von Treue zur Buchvorlage zeugt).

Jeeves and Wooster (Link zu IMDB) ist eine äußerst unterhaltsame Serie. Beim Abspann jeder Folge wünsche ich mir einen persönlichen Kammerdiener à la Jeeves. Die Figur des unauffälligen Strippenziehers in Form des wortgewandten und immer respektvollen Dieners ist nicht umsonst weltberühmt geworden.

Ins Schwarze getroffen

Superhelden erfreuen sich auf der großen Leinwand und auf den Bildschirmen in vielen Wohnzimmern immer größerer Beliebtheit. Als Comicfan habe ich gegen diesen Trend selbstverständlich nichts einzuwenden und lasse mich von den vielen Filmen und TV-Serien gerne unterhalten. Marvel beweist seit Jahren meisterlich, wie man ein Kinouniversum aufbaut und dabei nicht nur eingefleischte Fans begeistert. Die Helden von DC Comics, dem zweiten, großen, amerikanischen Verlag in diesem Bereich, haben leinwandtechnisch noch immer einiges aufzuholen.

Smallville, die Fernsehserie über Supermans Werdegang auf der Erde (ich berichtete an anderer Stelle bereits darüber, Link zum Artikel), lief über Jahre sehr erfolgreich und auch die neuesten Batman-Kinofilme konnten viele Zuschauer gewinnen. Das Problem war, dass die Auftritte und Inkarnationen der verschiedenen DC-Comichelden nichts miteinander zu tun hatten und nicht darauf angelegt waren, ein Gesamtkonzept zu ergeben. Das soll sich nun ändern. Dieses Jahr feierte Superman, der größte Held aller Helden, endlich sein Comeback auf der großen Leinwand (Link zu meiner Filmkritik). Eine Fortsetzung ist bereits in Planung und soll, mit Ben Affleck in der Rolle des Dunklen Ritters, sogar eine Begegnung zwischen dem Stählernen und Batman enthalten. Aber damit nicht genug. Die Gerechtigkeitsliga (JLA, Justice League of America) – das Pendant zu Marvels Avengers – hat mehr Mitglieder, als den Kryptonier und den Fledermausmann. Einer davon hat inzwischen eine eigene TV-Serie spendiert bekommen: Green Arrow.

Nachdem ich die erste Staffel von Arrow gesehen habe, muss ich zugeben, dass ich von dem Ergebnis schwer beeindruckt bin. Die brandneue Version des Grünen Pfeils ist spannend inszeniert und hat ohne Zweifel das Potenzial, mit dem neuen Superman in einem Universum zusammengeführt werden zu können.

Arrow erzählt die Geschichte von Oliver Queen, einem Lebemann und Sohn aus reichem Haus, der eines Tages auf einer Insel strandet und dort um sein Überleben kämpfen muss. Nach fünf Jahren wird er gerettet und kehrt in seine Heimatstadt, Starling City, zurück. Die Zeit in der Einsamkeit hat ihn nicht nur physisch verändert. Als maskierter Rächer kämpft er in der Nacht gegen das Böse. In dunkelgrüner Montur und ausgestattet mit Pfeil und Bogen macht er mit Verbrechern kurzen Prozess. Während er zunächst stur eine Namensliste abarbeitet, deckt er nach und nach ein dunkles Geheimnis auf und muss erkennen, dass auch ein Held nicht vollkommen ohne Unterstützung auskommt.

Das Konzept von Arrow hört sich fast an wie die Geschichte von Batman? In der Tat. Green Arrow wurde ursprünglich als Abwechslung für Fans des Dunkeln Ritters konzipiert. Wie der Fledermausmann verfügt Oliver Queen nicht über Superkräfte, sondern lediglich über einen gut trainierten Körper und eine teure Ausstattung mit allerlei Gadgets. Dass die Serie der Grundidee treu bleibt ist in meinen Augen kein Makel, sondern eine ihrer Stärken. Die Neuinterpretation des Charakters kommt im Vergleich zu den Comics viel düsterer daher. Dieser moderne Robin Hood scheut sich nicht davor, seine Pfeile im Kampf einzusetzen. Seine Abenteuer in der Gegenwart werden gemischt mit Rückblenden zu den Geschehnissen auf der Insel. Die geschickten Überblendungen sorgen für Abwechslung und Spannung zugleich. Kein Wunder, ist mit Autor Marc Guggenheim doch ein echtes Comic-Urgestein an der Produktion beteiligt.

Kulissen und Ausstattung der Serie sind durchweg sichtbar hochwertig. Die Verwendung von diversem Stockmaterial bei den Ansichten der Stadt, kann ich leicht verzeihen. Die meisten Serien greifen, was Überflüge von Orten betrifft, auf bereits vorhandene, kurze Filmabschnitte zurück. Starling City könnte eben überall sein, auch im bisweilen auftauchenden, nächtlichen Frankfurt am Main. Die Schauspieler tragen ihr Übriges dazu bei, um die Charaktere trotz waghalsiger und qualitativ sehr gut gemachter Stunts glaubhaft zu gestalten. Allen voran ist die Besetzung der Hauptrolle mit Stephen Amell, dessen ausdefinierte Muskeln denen einer Actionfigur gleichen, mehr als gelungen. Die Wandlung des jungen Mannes, der am liebsten gar keine Verantwortung übernehmen möchte, zum verbissenen, zielstrebigen (Green) Arrow, spielt er glaubhaft. Auftritte von diversen Charakteren aus der Comicvorlage sorgen für regelmäßige Herausforderungen für den Helden. Deadshot, Deathstroke und Huntress sind nur einige Beispiele. Wer mit diesen Namen nichts anfangen kann, muss keine Angst vor möglichen Verständnisproblemen haben. Jede Figur erfährt in der Serie eine passende Einführung.

Ergänzt wird das TV-Erlebnis durch eine parallel erscheinende Comicserie, welche die Ereignisse während und zischen den einzelnen Folgen in kurzen Storys ergänzt. Der erste Sammelband erscheint in Kürze auf deutsch bei Panini Comics (Link zur Produktseite auf der Webseite des Verlages). Wer, wie ich, von Arrow nicht genug kriegen kann, sollte unbedingt zugreifen.

Eine zweite Staffel zu Arrow wird es in Kürze geben. Ich bin gespannt darauf wie der sprichwörtliche Flitzebogen. Optisch und konzeptionell würde Arrow gut in die Welt von Henry Cavill als Superman passen. Was Ben Affleck als Batman anbelangt, war ich zuerst etwas geschockt, bin aber durchaus bereit, dem Mann eine reelle Chance zu geben. Positive Überraschungen gibt es bewiesenermaßen immer wieder. Man denke beispielsweise an die überragende Performance von Heath Ledger als Joker. Den Part des forschen Jungspundes könnte Herr Affleck in einem möglichen JLA-Film Stephen Amell als Arrow überlassen.

Auch um die fehlenden JLA-Mitglieder brodelt die Gerüchteküche. Flash, der Rote Blitz, wird laut einer Ankündigung auf der diesjährigen ComicCon in San Diego kommen, als Film und/oder als TV-Serie. Ryan Reynolds könnte erneut in die Rolle von Green Lantern schlüpfen. Bleibt noch die Frage nach einer Wonder Woman. Wie viele Fans bin ich der Meinung, dass diese Rolle Gina Carano gut zu Gesicht stehen würde. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so hoffe ich weiterhin, dass es DC Comics irgendwann gelingen wird, ein großes Filmuniversum aufzubauen. Superman, Batman, Green Arrow und ihre Heldenkollegen hätten es verdient und Marvel geht mit gutem Beispiel voran. Bis dahin warte ich auf die neuen Folgen von Arrow, denn der neue Grüne Pfeil hat in meinem Fanherz voll ins Schwarze getroffen.

Stadt ohne Helden

Schon lange stand The Wire auf meiner persönlichen Must-See-Liste. Inzwischen habe ich die fünf, mit jeweils 10 bis 13 Episoden relativ kurzen Staffeln der mittlerweile abgeschlossenen TV-Serie gesehen und bin restlos begeistert. The Wire wird nicht umsonst von Fans und Kritikern hoch gelobt und in den Fernseholymp gehoben.

Die Serie beleuchtet das Leben in Baltimore aus verschiedenen Blickwinkeln, wobei jede Staffel einen anderen Schwerpunkt hat. Neben der Arbeit der örtlichen Polizei mit ihren verschiedenen Einheiten, wird der Kampf gegen Drogen und Gewalt auch aus Sicht der Dealer, Drogenbosse und Süchtigen gezeigt. Darüber hinaus erzählt The Wire die Geschichten von Politikern, Hafenarbeitern, Lehrern und Journalisten und davon, welchen Herausforderungen und Problemen sie sich während ihrer Arbeit und im Rest ihres Alltags stellen müssen. Die TV-Serie folgt ihren Protagonisten stets unprätentiös, realitätsnah und ohne Übertreibung. Die Kamera verfolgt und zeigt, ohne jegliche Wertung. Auf Musikuntermalung wird, bis auf wenige Ausnahmen, fast vollständig verzichtet.

Die komplexen Verflechtungen und Zusammenhänge werden nur langsam enthüllt. Wer genau hinsieht wird oftmals mit winzigen und hochinteressanten Details belohnt. Aufgrund der schieren Masse an Charakteren verlangt The Wire dem Zuschauer einige Konzentration und Mitarbeit ab. Diese TV-Serie kann nicht einfach nebenbei konsumiert werden. Dafür sind die Inhalte außerdem zu schwer verdaulich. Gekonnt bauen die Macher ihren Plot auf, in dessen Verlauf keiner vor Enttäuschungen und Stolpersteinen sicher ist und jeder irgendwann von der bitteren und harten Realität eingeholt wird. Lichtblicke, das wird schnell klar, sind rar, klein und kostbar.

The Wire zeigt eine Stadt ohne wirkliche Helden. Jeder einzelne Charakter hat zwei Seiten. Wurde eine davon – je nachdem ob positiv oder negativ – eine Weile beleuchtet, kommt schlagartig die andere wieder zum Vorschein. Wechselbäder der Gefühle sind dem Zuschauer deshalb gewiss und Ausnahmen gibt es keine. Dafür sind alle Protagonisten ausnahmlos menschlich. Dass die Figuren so vielschichtig sind, ist nicht nur den Autoren, sondern auch den großartigen Schauspielern zu verdanken. Egal ob Dominic West als Detective McNulty, Idris Elba als Drogenboss Russel „Stringer“ Bell, Andre Rojo als Drogenabhängiger und Informant „Bubbles“, Lance Reddic als Police Lieutenant Cedric Daniels oder Michael K. Williams als Räuber Omar Little, der davon lebt, Gangster zu bestehlen – um nur einige Beispiele zu nennen – wurde jede Rolle treffsicher besetzt. Die Akteure spielen allesamt mit sichtlicher Hingabe.

Um diese Serie genießen zu können, sollte man sich im Voraus nicht zu viele Gedanken darüber machen, was einen möglicherweise erwartet und getrost die Rolle des unvoreingenommenen Beobachters, die die Macher für ihre Zuschauer vorgesehen haben, einnehmen. Die Belohnung ist ein intensives Erlebnis, eine Achterbahnfahrt der Gefühle und jede Menge Stoff zum Nachdenken. The Wire beleuchtet eine typisierte postindustrielle amerikanische Stadt. Viele der dargestellten Probleme sind allerdings auch für den Rest der Welt nicht ganz undenkbar und nicht allzu fern. Ich kann vor den Machern nur den Hut ziehen und jedem, der die TV-Serie noch nicht kennt, eine dringende Sehempfehlung aussprechen – im englischen Originalton, versteht sich.

Kleine Stadt, großer Held

Er ist der größte, mächtigste und weltweit bekannteste Superheld. Er hat nur eine Schwäche und zwar das Gestein seines zerstörten Heimatplaneten. Sonst kann ihm nichts und niemand etwas anhaben. Unglaublich viele Geschichten wurden seit seiner Erschaffung in den 1930er Jahren über ihn erzählt und er feierte in verschiedensten Inkarnationen massenweise Erfolge auf Bildschirmen, auf der Leinwand und auf dem Papier. Die Rede ist einmal mehr von Superman (Link zu Wikipedia).

Die TV-Serie Smallville, die von 2001 bis 2011 produziert und nach 10 Staffeln erfolgreich abgeschlossen wurde, erzählt die Herkunftsgeschichte des Mannes aus Stahl neu. Ich berichtete in einem anderen Artikel bereits über eine spezielle Folge und meine Gedanken dazu und möchte an dieser Stelle noch einmal meiner Begeisterung für die komplette Serie Ausdruck verleihen.

Benannt ist Smallville nach dem gleichnamigen Dorf in Kansas, in dem der außerirdische Besucher Kal-El als kleines Kind auf einem ihm fremden Planeten landet und bei seinen menschlichen Adoptiveltern, Jonathan und Martha Kent, unter dem Namen Clark Kent aufwächst. Angefangen bei seiner Ankunft auf der Erde begleitet der Zuschauer den werdenden Helden über seine High-School-Jahre und eine Zeit an der Universität bis zu seinem Job als Reporter des Daily Planet in Metropolis und wird am Ende Zeuge des endgültigen Wandels zu Superman. Dabei ist Clark Kent anfangs noch gar nicht so super. Zwar ausgestattet mit allerlei übermenschlichen Kräften, von denen er im Laufe der Serie immer mehr entwickelt, muss er den Umgang damit erst lernen. Er erkennt schnell, dass es alles andere als leicht ist, immer das Richtige zu tun, selbst wenn man prinzipiell alles tun kann. Seine Bestimmung muss der Held in spe erst finden.

Auf seinem Weg begleiten ihn jede Menge Freunde und es gilt mindestens genauso viele Feinde zu besiegen. Dabei ist es erstaunlich wie viele verschiedene, bekannte und weniger bekannte Charaktere aus dem DC-Universum ihren Weg nach Smallville gefunden haben. Natürlich dürfen Supermans Erzfeind Lex Luthor und seine Jugendliebe Lana Lang (bevor er endlich Lios Lane kennen und lieben lernt) nicht fehlen, es gibt jedoch viele weitere Figuren, die direkt oder indirekt Erwähnung finden. Green Arrow, Doctor Fate, Hawkman, Flash (unter dem Namen Impulse), Aquaman und Queen Mera sind nur einige wenige Beispiele. So viele kleine Hinweise, so viele Erwähnungen und sogar Querverweise zu anderen Superman-Serien bzw. -Filmen – für Fans wie mich ist das ein wahres Fest, besonders ab der sechsten Staffel. Bei Auftritten von Teri Hatcher und Christopher Reeve schlägt das Herz wohl eines jeden Superman-Fans höher. Die Macher von Smallville schrecken auch nicht davor zurück sehr spezielle und vermutlich nur eigefleischten Fans bekannte Figuren, wie Cosmic Boy, Saturn Girl, Booster Gold, Deathstroke, Mr. Mxyzptlk, Amanda Waller und das Suicide Squad, in die Serie zu integrieren. Für andere Charaktere, denen Clark Kent nicht direkt begegnet, werden kreative Cameos und Hinweisschnipsel eingebaut, z.B. der Dolch von Black Adam oder die Laterne von Green Lantern. Zeitreisen, Paralleluniversen, die Phantomzone und die Festung der Einsamkeit, Smallville bietet alles, was einen guten Superman-Comic ausmacht.

Genau diese Detailverliebtheit ist es, die mir beim Zuschauen regelmäßig verzückte Begeisterungslaute entlockte. Sie ist es, die all meine Zweifel schmelzen lässt, ob es möglich ist, in kommenden Serien oder Filmen weniger bekannte Charaktere einzubauen, zu würdigen und in neuer Form auch neuen Zuschauergruppen näherzubringen, nicht jedoch ohne den nötigen Respekt dem Comic-Original gegenüber. Mir spukt in diesem Zusammenhang schon der kommende Film über Marvels „Guardians of the Galaxy“ durch den Kopf.

Smallville beschreibt nicht ganz das DC-Comicuniversum, das zugegebenermaßen selbst einem ständigen Wandel unterliegt – man siehe den erfolgreichen und in meinen Augen sehr gelungenen Neustart im Jahr 2011 (The New 52, Link zu Wikipedia). Die Serie beschreibt eine Art alternatives Universum, das jedoch in seiner Kontinuität sehr nahe am DC-Comicuniversum liegt. Ich vergleiche Smallville am liebsten mit dem Ultimativen Universum aus dem Hause Marvel, das im Jahr 2000 mit insgesamt verjüngten Helden gestartet wurde und das Marvel-Universum komplett neu aufrollt, also keinerlei direkten Bezug zu und keine Überschneidungen mit dem bestehenden Marvel-Universum aufweist. Zusätzlich gibt es bei Marvel das Marvel-Filmuniversum, das bei einem Vergleich mit den Comicuniversen etwas näher am Ultimativen Universum liegt als an der Standard-Kontinuität.  Neben Smallville ist das Marvel-Filmuniversum ein weiterer Beweis dafür, wie man Superheldengeschichten gekonnt umsetzt und sowohl Fans als auch Neulinge zufriedenstellen kann.

Wer durch meine Beschreibungen neugierig geworden ist, aber vielleicht (noch) kein Comicexperte ist, muss sich keine Sorgen machen. Eine genaue Kenntnis des DC-Comicuniversums ist nicht zwingend nötig, um Spaß an der Serie zu haben. Selbst wer noch gar nichts oder wenig über Superman weiß sollte sich Smallville ruhig einmal ansehen.

Das Ganze beginnt als mehr oder minder seichte Teenie-High-School-Serie und mausert sich immer mehr zur actionreichen Superheldengeschichte. Man nimmt sich viel Zeit um die Entwicklung der verschiedenen Charaktere zu erzählen. Dabei werden Freunde und Feinde gleichermaßen beleuchtet. Es ist größtenteils den Schauspielern zu verdanken, dass die Figuren so vielschichtig sind und dass der Einfluss von kleinen Ereignissen auf den jeweiligen Charakter sichtbar wird. Tom Welling ist Clark Kent. Er sieht nicht nur aus wie das Comicvorbild, sondern füllt diese Rolle komplett und mit sichtbarer Hingabe aus, von Anfang an. Ich hätte mir Tom Welling auch gut als „Man of Steel“ im kommenden Kinofilm vorstellen können, der jedoch wieder einen kompletten Neustart für Superman darstellt. In dem Fall ist es wahrscheinlich besser, mit unverbrauchten Gesichtern zu arbeiten.

Eine großartige Leistung liefert auch Michael Rosenbaum als Lex Luthor ab, dessen Entwicklung zum ultimativen Bösewicht in der siebten Staffel ihren Höhepunkt findet. John Glover brilliert als Lex Luthors Vater, Lionel. Er zeigt im Laufe der Serie mehr als einmal seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit in einer einzigen Rolle. Und natürlich ist da noch Lois Lane, frisch, stark, sehr präsent, schlagfertig in Worten und Taten, die perfekte Partie für den stählernen Helden. Nach der Interpretation von Erica Durance wirkt Amy Adams als Lois Lane in den Trailern zu „Man of Steel“ etwas blass. Ich hoffe sehr, dass man von allen hier genannten Schauspielern und vom Rest der Smallville-Besetzung an anderer Stelle noch mehr sehen wird.

SmallvilleDenke ich über die Entwicklung der Serie über alle Staffeln hiweg nach, ergibt sich in meinem Kopf ein Diagramm wie das Linke. Meiner Meinung nach legt Smallville innerhalb der Serie kontinuierlich an Qualität und Spannung zu und steigert sich bis zum Schluss stetig. Einzige Ausnahme ist für mich die achte Staffel, die anfangs etwas schwach wirkt, sich aber letzten Endes dann doch wieder steigert. Grund dafür ist unter anderem sicher die grandiose siebte Staffel, nach deren Ende man als Zuschauer so gebannt ist, dass sich die ruhigere Erzählweise und all die neuen Figuren zu Beginn der achten Staffel einfach etwas seltsam anfühlen.

Nach dem Ende der zehnten Staffel findet Smallville zwar auf dem Bildschirm ein Ende, DC-Comics hat dieses alternative Universum aber glücklicherweise noch keineswegs aufgegeben. So erscheint seit kurzem eine Smallville-Comicheftserie, die genau dort ansetzt, wo die TV-Serie endet und die Abenteuer des jungen Superman in einer „elften Staffel“ fortführt. Mich freut das sehr. Ich erwarte jedes neue Heft mit Spannung und hoffe, dass die Abenteuer von Lois und Clark im Smallville-Universum noch eine ganze Weile weitergehen werden.

Auf den neuen Superman-Kinofilm bin ich sehr gespannt, haben einige Szenen in den bisher veröffentlichten Trailern doch merkliche Ähnlichkeit mit einigen Geschichten und Ideen aus Smallville. Ich würde mir wünschen, dass das DC-Universum bald eine ähnliche Leinwandversion, inklusive Team-Ups und Crossovers, erhält, wie es Marvel mit dem Marvel-Filmuniversum vormacht. Wer weiß, vielleicht bekomme ich meinen heiß ersehnten Justice-League-Film ja tatsächlich in den nächsten Jahren zu sehen.

(Links bei den in diesem Artikel genannten Schauspielern zu IMDB.)

Was Superhelden menschlich und Menschen super macht

Superman. Der Held der Helden. Der Mann aus Stahl, ausgestattet mit jeder Menge Superfähigkeiten. Bis auf Kryptonit, Gestein, das seinen Ursprung auf seinem Heimatplaneten Krypton hat, kann ihm so gut wie nichts etwas anhaben. Er ist übermenschlich, aber trotzdem nicht unmenschlich.

Seine Abenteuer wurden schon vielfach verfilmt. Eine Version davon ist die TV-Serie Smallville (Link zu Wikipedia), die die Jugendzeit und den Wandel von Clark Kent zu Superman erzählt. Ich habe noch nicht alle Folgen gesehen. Das hole ich zurzeit nach. Die Serie beginnt als schmalzige Teenie-Serie, wird jedoch von Staffel zu Staffel immer besser. Wer die Helden des DC-Universums mag und die Serie noch nicht kennt, sollte meiner Meinung nach durchaus einen Blick riskieren. Dranbleiben wird hier definitiv belohnt.

Folge 19 der sechsten Staffel trägt den Namen „Nemesis“ und beschäftigt sich mit den Erzfeinden Superman und Lex Luthor, die beide in einem Tunnellabyrinth gefangen sind und sich gemeinsam befreien müssen. Was mich an dieser Folge besonders fasziniert, ist eine Unterhaltung, die Clark Kents menschliche Adoptivmutter, Martha Kent, am Ende mit ihrem Sohn führt. Sie erklärt ihm, dass seine größte Schwäche und das, was ihn am menschlichsten macht, seine immerwährende Hoffnung ist.

Martha Kent hat damit Recht. Hoffnung ist das, was uns Menschen vereint. Sie treibt uns an. Jeder hat seine eigenen Wünsche, Träume und Hoffnungen, die er zu verwirklichen und zu erreichen sucht. Die Hoffnung ist allgegenwärtig. Sie begleitet uns in allen Lebensbereichen und kommt immer dann zum Tragen, wenn wir etwas nicht oder nicht vollständig planen können, wenn sich Dinge unserem direkten Einfluss entziehen.

Manchmal verhält sich die Hoffnung so, als wäre sie eine Art Kryptonit der Menschen. Die Hoffnung kann ein großes Arschloch sein. Im Griff der Hoffnung fahren wir auf der Achterbahn der Gefühle. Wenn wir hoffen, können wir uns fühlen, wie Superman, der über den Wolken fliegt, oder aber wie der Mann aus Stahl, fast besiegt, begraben unter einem Haufen grün leuchtenden Kryptongesteins. So viele Gefühlsregungen und auch Entscheidungen (gute wie schlechte) der Menschen können auf die Hoffnung zurückgeführt werden.

Die Hoffnung macht uns alle ein bisschen mehr „super“. Sie stählt unsere Nerven und lässt uns weitermachen, sie macht, dass wir uns nach herben Enttäuschungen wieder aufrappeln, egal was kommt. Und Superman? Den macht die Hoffnung ein bisschen weniger „super“, dafür aber menschlicher. Das Kryptonit kann ihn zwar körperlich verletzen, aber die Hoffnung, etwas Gutes in jedem Menschen finden zu können, nagt mehr an ihm und kann ihm zu einem größeren Verhängnis werden, als es die Gesteinsbrocken je könnten.

Ich finde diese Betrachtungsweise sehr interessant, denn sie enthält viel Wahrheit. Es ist das, was uns all die Geschichten über Superhelden immer wieder zeigen wollen: Wir dürfen unsere Hoffnungen und Träume nicht fahren lassen. Wir können die Hoffnung aufgeben, aber die Hoffnung gibt uns nicht auf.