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Blut, Schweiß und der Amerikanische Traum

Es gibt Regisseure, die experimentieren gern und erfinden sich im Laufe der Zeit immer wieder neu. Es gibt aber auch Regisseure, die bleiben wie Schuster bei ihren Leisten. Sie haben ihre Leidenschaft und ihren Stil gefunden und arbeiten stetig an dessen Perfektion. Roland Emmerich ist einer von ihnen. Er liebt es, Weltuntergangsszenarien und große Bedrohungen zu inszenieren. Ein weiterer Filmemacher dieser Gattung ist Michael Bay, Meister der Explosionen. Mit geradezu kindlicher Begeisterung inszeniert er große Action, die die gesamte Leinwand ausfüllt – egal ob mit Riesenrobotern oder ohne.

Wenn sich ein Künstler, egal wie und wo er seine Kunst präsentiert, mehr oder minder in einem Genre festgefahren hat, polarisiert seine Arbeit. Die Ergebnisse seines Schaffens sind unverkennbar mit ihm verknüpft. Ich bin ein großer Fan von Michael Bay und seiner Art Filme zu machen. Bisher konnten mich nur wenige seiner Werke nicht überzeugen. Seine Transformers-Filmreihe treibt mir als Liebhaberin der bunten Actionfiguren geradezu Freudentränen in die Augen und ich freue mich schon jetzt unbändig auf den nächsten Film mit Optimus Prime und Konsorten und auch die von ihm produzierte Neuauflage der Teenage Mutant Ninja Turtles für die große Leinwand kann ich kaum erwarten.

Michael Bay wird von Vielen belächelt. Seine Filme werden als zu bunt, zu steril und zu anspruchslos kritisiert. Was dabei oft vergessen wird ist die einzige Zielsetzung, die der Regisseur verfolgt und die er selbst regelmäßig betont: Er will unterhalten. Ich liebe es, im Kino gut unterhalten zu werden und brauche dazu nicht immer tiefgründige Denkansätze. Manchmal tut es auch ein gut gemachter, bunter Actionfilm. Das und die Bewunderung für Herrn Bay waren für mich Grund genug, sein neues Werk Pain & Gain im Kino anzusehen.

Pain & Gain handelt von der Sun Gym Gang, einer Bande von Bodybuildern, die beschließen, dass sie in ihrem Leben genug geschwitzt und malocht haben. In den Augen von Daniel Lugo und seinen beiden Kumpels ist es endlich an der Zeit ist, dass auch sie ein Stück von diesem Amerikanischen Traum abbekommen, von dem sie so viel gehört haben. Daniel hat jede Menge Halbwissen über das perfekte Verbrechen zusammengetragen und entwickelt daraus kurzerhand einen Plan. Zusammen mit dem steroidgeschwängerten Adrian Doorbal und dem bekehren Muskelberg Paul Doyle, entführt er einen seiner neureichen Fitnessstudiokunden namens Victor Kershaw. Die drei Bodybuilder zwingen Victor, ihnen sein gesamtes Hab und Gut rechtsgültig zu überschreiben und versuchen anschließend, ihn zu töten. Es bleibt bei einem Versuch. Der Gepeinigte überlebt und da ihm die Polizei kein Wort glaubt, engagiert Victor den Privatdetektiv Ed DuBois, der sich an die Fersen der Verbrecherbande heftet. Die Sun Gym Gang genießt derweil das Leben in vollen Zügen. Die Muskelmänner erkennen derweil, dass Geld schneller ausgegeben ist, als man es rauben kann und schmieden immer gewagtere Pläne.

Die Geschichte der Self-Made-Gangster basiert auf wahren Gegebenheiten. Das, was in den 90er Jahren in Miami passierte war grausam und unglaublich zugleich. Michael Bay entschied sich für seinen Film, unter der Prämisse unterhalten zu wollen, dazu den harten Stoff in komödiantischer Form aufzubereiten. Herausgekommen ist eine schrille und bis ins kleinste Detail stilisierte Actiongroteske. Der präsentierte Humor ist schwärzer als die Nacht. So mancher Spruch, den die Charaktere beiläufig fallen lassen, entfaltet seine Wirkung erst im Nachhinein. Vieles wird so überspitzt inszeniert, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Mit optischen und sprachlichen Schlägen unter die Gürtellinie wird ebenfalls nicht gespart und auch bei Gewaltdarstellungen gehen die Macher nicht gerade zimperlich vor. Aus diesen Gründen ist Pain & Gain sicherlich weniger massentauglich als Michael Bays bisherige Filme. Der eine oder andere Zuschauer wird sich unter Garantie vor den Kopf gestoßen fühlen.

Durch diese Stilmittel, kombiniert mit lupenreiner Optik in stylischen Neonfarben, schafft es der Regisseur, das Publikum stets auf Distanz zu halten. Dieser Ansatz ist meiner
Meinung nach sehr interessant und äußerst geschickt gewählt, denn er trägt dem ernsten Hintergrund trotz aller guten Laune Rechnung. Echte Helden und Sympathiepersonen findet man in Pain & Gain keine. Dennoch habe ich vor allem bei einer Szene, in der der von den Bodybuildern übelst zugerichtete Victor versucht, der Polizei zu erklären, was mit ihm passiert ist, seit langem einmal wieder buchstäblich Tränen im Kino gelacht.

Dazu beigetragen, dass mich Pain & Gain für 129 Minuten wirklich gut unterhielt, haben vor allem auch die Schauspieler, die allesamt mit sichtlicher Freude bei der Sache sind und von denen jeder mindestens ein Mal im Verlauf des Films die Fähigkeit zu vortrefflicher Selbstironie beweist. Allen voran zeigt sich Mark Wahlberg als Daniel Lugo nicht nur körperlich in Bestform. Gnadenlos rechnet er mit der Zeit ab, in der er sich selbst als Fitness-Guru versuchte. An seiner Seite zeigt Dwayne „The Rock“ Johnson ein weiteres Mal, dass er schauspielerisch weit mehr kann, als den grimmigen Actionhelden zu mimen. Anthony Mackie vervollständigt die Sun Gym Gang als Adrian Doorbal, der sich in die Krankenschwester Robin Peck, hinreißend gespielt von Rebel Wilson, verliebt und beweist, dass Gegensätze sich an- bzw. ausziehen. Brillant ist auch die Darbietung von Tony Shalhoub als erstes Opfer der Verbrecherbande, Victor Kershaw. Ed Harris macht sich als alternder Privatdetektiv Ed DuBois auf die Jagd nach den Muskelmännern und Ken Jeong drischt im Hintergrund als Motivationstrainer Phrasen, die allgemeingültiger nicht sein könnten. Ob körperliche Figur, Intelligenz, Alter, Sexualität, die Schauspieler nehmen in ihren Rollen alles aufs Korn, worüber manch einer aufgrund guter Erziehung vielleicht lieber nicht lachen würde. Gerade dadurch führen sie dem Zuschauer vor Augen wie unsinnig die Realität sein kann.

Steve Jablonsky, mit dem Michael Bay schon seit etlichen Filmen erfolgreich beim Thema Musik zusammenarbeitet, untermalt die durchgestylten Bilder mit lauten Beats und 90er-Jahre-Musik. Er rundet das überdrehte Leinwandgeschehen musikalisch ab und findet für jede Szene die passende musikalische Untermalung, egal ob gerade gefeiert wird oder ob eine Leiche in einem Fass langsam im Wasser versinkt.

Alle, die schwarzen Humor nicht schätzen oder ein Problem mit Michael Bays Filmen haben, können sich auch für Pain & Gain den Kinobesuch sparen – obwohl es dieses Mal vergleichsweise wenige Explosionen gibt. Ich fühlte mich jedenfalls gut unterhalten und kann den Film trotz allen verhaltenen Kritiken empfehlen. Die ganz eigene Geschichte von Schweiß und Blut und dem Amerikanischen Traum, die übrigens an Originalschauplätzen gedreht wurde, enthält trotz aller Klischees und optischer Finessen viel Wahrheit und das nicht wegen der zugrunde liegenden Tatsachen. Mein letzter Überzeugungsversuch für alle 90er-Jahre-Teenies: Mary Mark zeigt sich mal wieder nur mit einer Calvin-Klein-Unterhose bekleidet.

Maß und Ziel

Ein Film mit Dwayne Johnson, mit Realitätsbezug, kritischen Untertönen und weniger Action, als es mancher Trailer vermuten lässt. Funktioniert das? Davon abgesehen, dass „The Rock“ für mich einer der derzeit wichtigsten Actionstars ist und ich ihn gerne auf der Leinwand sehe, war das die zentrale Frage, die mich beschäftigte, als ich ins Kino ging um mir Snitch anzusehen.

Im Nachhinein kann ich nur sagen: Ja, es funktioniert, sehr gut sogar. Eine wichtige Info gleich vorab: Wer bei Snitch einen lauten Actionkracher erwartet, wird enttäuscht werden. Es gibt Actionszenen. Diese sind gut inszeniert, allerdings nicht der Hauptbestandteil des Films. Ich würde Snitch als Thriller mit Actioneinlagen bezeichnen.

Erzählt wird die Geschichte eines Vaters, der einen riskanten Deal mit der Staatsanwaltschaft eingeht, um die Haftstrafe für seinen wegen Drogenbesitzes im Gefängnis sitzenden Sohn zu verringern. Der Bauunternehmer John Matthews ist ein Macher, einer der gerne anpackt und für das, was er im Leben erreicht hat, hart gearbeitet hat. Während er seine Firma aufbaute und dabei selbst als Trucker durchs Land fuhr, ist seine erste Ehe gescheitert. Inzwischen hat er eine neue Familie. Sein Sohn aus erster Ehe ist ein Jugendlicher mit viel Wut im Bauch. Er ist unzufrieden mit seinem Leben und risikobereit. Zusammen mit einem Freund will er sich Drogen beschaffen, ausprobieren und verkaufen. Das Vorhaben scheitert kläglich, denn als das Packet mit den Rauschmitteln eintrifft, wird er sofort von der Drogenvollzugsbehörde verhaftet. Aufgrund der harten Gesetzgebung in den USA bei Drogenvergehen wird er zu einer Mindesthaftstrafe von 10 Jahren verurteilt. Eine Verringerung der Zeit im Gefängnis ist nur durch „Snitching“ möglich, also durch das Verraten von Anderen. Als der Sohn sich weigert, einen seiner Freunde anzuschwärzen, übernimmt sein Vater die Rolle des Informanten, auch wenn er dafür erst mühsam Beziehungen zum Drogenmilieu aufbauen muss. Er ist entschlossen, seine Versäumnisse als Vater wiedergutzumachen und alles dafür zu tun, um seinem Sohn zu helfen, früher aus dem Gefängnis zu kommen. Mit der Hilfe eines seiner Angestellten, der sein Leben eigentlich in den Griff bekommen will und seiner Familie zuliebe mit der Dealerszene abgeschlossen hat, nimmt er Kontakt zu wichtigen, kriminellen Personen auf und verhandelt einen Deal mit der Staatsanwaltschaft. Er hilft dabei, einen gesuchten Drogenboss zu verhaften und dafür wird die Haftstrafe des Sohnes auf ein Jahr gekürzt. Die Vereinbarung klingt einfacher, als sie am Ende tatsächlich ist, denn die Gier der Behörden führt dazu, dass der muskulöse Bauunternehmer mehr aufs Spiel setzen muss, als er jemals gedacht hätte.

Die Story von Snitch ist spannend und gut geschrieben. Darüber hinaus ist der Realitätsbezug zum amerikanischen Rechtssystem deutlich spürbar und die kritischen Untertöne regen die Zuschauer zum Nachdenken an. Fragen nach einem verhältnismäßigen und richtigen Strafmaß und danach, wie weit man das Leben von Zivilisten für Recht und Ordnung aufs Spiel setzen darf, sind nicht nur bezogen auf die USA interessant. Zusätzlich werden Themen wie die Wirtschaftskrise und Patchwork-Familien angerissen und es wird gezeigt, dass es Menschen gibt, die bereit sind sehr weit zu gehen, wenn sie sich für ihre Angehörigen einsetzen. Der Erzählstil des Films ist in Anbetracht der Themenvielfalt sehr gelassen. Der Regisseur fokussiert sich auf die einzelnen Charaktere und zeichnet eine vielschichtige und spannende Milieustudie im Thrillerstil.

Dass der Film die im Grunde doch recht vorhersehbaren Plottwists trotzdem spannend präsentiert und die Zuschauer für 112 Minuten zu fesseln weiß, verdankt er der Leistung der beteiligten Schauspieler. Dwayne Johnson ist muskulös – sicher etwas besser gebaut als der Ottonormaltrucker und -bauunternehmer – gekonnt ausgewählte Kleidung kaschiert seine Statur aber und ist ein wichtiges Element um seine Rolle als John Matthews nicht unwahrscheinlich wirken zu lassen. The Rock spielt den sich einsetzenden Vater sehr überzeugend und mit viel Gespür. Wer denkt, der klobige Wrestler könne nur testosterongeladene Sprüche klopfen und schießen, wird in Snitch eines Besseren belehrt. Ich persönlich kann seine Leistung nur würdigen und freue mich nun umso mehr auf weitere Filme mit ihm. Schauspielerisches Geschick beweist auch Jon Bernthal in seiner Rolle als Daniel James, der hin- und hergerissen ist zwischen seiner Vergangenheit in der Drogenszene und dem ersehnten Neuanfang mit seiner Familie. Er verleiht seinem Charakter sehr viel Tiefe und Authentizität. Positiv fällt außerdem Benjamin Bratt als mexikanischer Drogenbaron „El Topo“ auf. Nach einer langen Zeit, in der er nur als strahlender und sympathischer Doktor im „Grey’s Anatomy“-Ableger „Private Practice“ zu sehen war, tut ihm eine Rückkehr zu dunkleren und vielschichtigeren Charakteren sehr gut. Susan Sarandon als toughe und machthungrige Staatsanwältin, die bei der Suche nach dem richtigen Maß des Öfteren über das Ziel hinausschießt und Michael Kenneth Williams als Drogenboss Malik runden das gut gecastete Ensemble ab.

Snitch ist meiner Meinung nach ein wirklich unterhaltsamer Film. Hier und da sind durchaus Schwächen und Verbesserungspotenzial erkennbar. So sind die Dialoge von Vater und Sohn bei den Besuchen im Gefängnis sehr flach und fast schon unnötig, die kritischen Aspekte hätten an der ein oder andere Stelle besser herausgearbeitet werden können und ob es wirklich das Hollywod-Happy-End hätte geben müssen sei einmal dahingestellt. Eine Erzählweise, die die Zuschauer fordert und nicht jedes wichtige Element doppelt und dreifach wiederholt, bis es der Letzte Zuschauer begriffen hat, tröstet über gelegentliche Hänger jedoch hinweg. Vor allem macht die schauspielerische Leistung der Besetzung Snitch zu einem vielleicht nicht überragenden aber dennoch wirklich sehenswerten Film.

Männer, Muskeln und Motoren

Schnell und wild. Die im Jahr 2001 gestartete „Fast & Furious“-Filmreihe (Link zu Wikipedia) macht ihrem Namen alle Ehre und bleibt ihrem Motto seit mittlerweile 12 Jahren treu. Für mich ist sie eine der besten neue(re)n Actionfilmreihen. Die Macher besinnen sich regelmäßig auf die Inhalte zurück, die gute Actionfilme ausmachen: coole Helden, irre Actionszenen und gewaltige, laute Explosionen.

Wie? Das war’s schon? Mehr ist nicht zu erwarten?
Ja. So ist es. Besser gesagt: Genau so muss es sein!

Actionfilme heißen Actionfilme, weil es darin primär um Action geht. Das sollten sich Kritiker, die sich diese Art von Filmen ansehen, immer wieder vor Augen führen. Wer in einen Actionfilm geht und hochanspruchsvolles Kunstkino erwartet, dem ist meiner Meinung nach nicht zu helfen. Zu oft muss ich lesen, wie unterhaltsame Filme in den Medien zerrissen werden, weil sich wieder jemand unbedingt auf die Suche nach dem großen Anspruch hinter jeder Explosion begeben wollte. Ich raufe mir über solche Kritiken regelmäßig die Haare.

Gute, reine Actionfilme, echte Kracher mit muskelbepackten Actionhelden, die dem Genre alle Ehre machen, gibt es immer weniger. Ich habe das Gefühl, dass Filmemacher – vielleicht aufgrund des Verhaltens einiger Kritiker – heute oft dazu tendieren, zu viel in einen Film hineinpacken zu wollen. Überall wird versucht, es möglichst vielen verschiedenen Zuschauergruppen recht zu machen. Filme werden lieber auf eine breite Basis gestellt, statt ein klares Ziel vor Augen zu haben und dieses stringent von Anfang bis Ende zu verfolgen. Echte Actionkracher haben nur ein Ziel: Sie wollen unterhalten.

Unterhaltung ist genau das, was Fast & Furious 6 bietet. Explosive, atemlose Action von der ersten bis zur letzten Sekunde, garniert mit coolen Sprüchen. Echte Actionhelden sind Meister in Sachen One-Liner und unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, sind die Protagonisten in Fast & Furious 6 Großmeister. Dieser Film ist ein Fest für alle Liebhaber von coolen, knappen Dialogen. Muskelmänner mit schnellen Autos und großen Waffen müssen nun mal nicht viel reden um ihren Standpunkt klar vorzutragen. Schon die Actionhelden aus den 80ern wussten das und wurden genau dafür verehrt. Dialoge wie „Es war nicht schwer Dich zu finden, Toretto.“ „Ich  hab mich nicht versteckt.“ zaubern mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Ich grinste während des gesamten Films zufrieden von einem Ohr zum anderen.

Die Geschichte von Fast & Furious 6 führt die aus den vorangegangenen Filmen fort. Dominic „Dom“ Toretto und seine Crew haben Amerika verlassen und sich in Europa niedergelassen. Die Gangster mit dem fairen Kodex entgehen auf diesem Weg ihrer Verhaftung und Auslieferung. Als mit Owen Shaw ein neuer, professioneller Verbrecher auf den Plan tritt, der seine Raubzüge ebenfalls mithilfe von schnellen Autos und einer gut trainierten Crew durchführt, bittet Luke Hobbs, Agent des Diplomatic Security Service, Toretto um Hilfe. Es gilt Feuer mit Feuer zu bekämpfen und zu verhindern, dass eine gefährliche Cyber-Waffe in falsche Hände gelangt. Zur Zusammenarbeit überzeugen, kann er die schnellen und wilden Actionhelden mit der Aussicht auf Amnestie und Hinweisen auf Doms Exfreundin Letty Ortiz, die ihren Unfall aus Film Nummer 4 wider Erwarten überlebt zu haben scheint. Es beginnt eine furiose Jagd auf heißen Reifen quer durch Europa.

Garagen, Gangster, Gaspedale. Asphalt, Autos, Actionhelden. Die Welt von Fast & Furious 6 ist einfach, aber unglaublich unterhaltsam. Die Story mag zwar etwas hanebüchen sein, aber sie wird schon seit Beginn der Filmreihe kontinuierlich fortgeführt.  Darüber hinaus ist sie eine der immer seltener werdenden Originalgeschichten, die extra für die Leinwand geschrieben werden und die sich außer den Vorgängerfilmen keiner Vorlage verschreibt.

Die Actionszenen in Fast & Furious 6 gehören für mich zu den besten seit Langem. Autos, Panzer, Flugzeuge – alles was Räder hat, wird bekämpft, zum Explodieren gebracht und plattgemacht. Bei den Verfolgungsjagden entsteht selbstredend einiges an spektakulärem Kollateralschaden und zwischendurch wird sich ordentlich geprügelt. Dwayne Johnson und Gina Carano setzen coole Wrestling-Moves gekonnt ein und auch der Rest – egal ob Männlein oder Weiblein – weiß sich mit allen vier Gliedmaßen gut choreographiert zur Wehr zu setzen. Fast & Furious 6 ist ein wahrer Augenschmaus für Actionfans. Sämtliche Schauspieler tun genau das, was sie am besten können. Vin Diesel und „The Rock“ gehören zu den coolsten Muskelbergen, die das Kino momentan zu bieten hat und der Rest der Besetzung macht ebenfalls einen guten Job. Nach fünf Filmen sind mir als Fan die einzelnen Crewmitglieder mit ihren jeweiligen Eigenheiten ans Herz gewachsen. Bemerkenswert finde ich, dass Fast & Furious 6 als reiner Actionstreifen das schafft, was andere Filme, in denen viele Figuren vorkommen, genreunabhängig oftmals nicht vermögen: Trotz der beträchtlichen Menge an Charakteren, wird jedem Einzelnen genug Raum verschafft. Keiner kommt zu kurz oder wird übergangen, selbst wenn es noch so heiß hergeht.

Wer den alten Zeiten nachtrauert, damals, als Actionhelden noch nichts sein mussten, außer eben Actionhelden, der sollte sich Fast & Furious 6 unbedingt ansehen. Liebhaber der Reihe und Fans der verschiedenen Schauspieler gehen ohnehin ins Kino. Man muss die vorhergehenden fünf Filme nicht zwingend gesehen haben, um gut unterhalten zu werden. Ich persönlich bin von Fast & Furious 6 geradezu begeistert. Ja, manchmal braucht es eben nicht mehr als ästhetisches „Brumm! Brumm!“ und gut gemachtes „Bumm! Bumm!“, um mich vorzüglich zu unterhalten . Dieser Film hat genau das geboten, was ich erwartet hatte.

Über die gesamte Reihe hinweg, habe ich eigentlich nur den dritten Teil The Fast and the Furious: Tokyo Drift (Link zu IMDB) als vergleichsweise schwach empfunden (zu wenig Vin Diesel!). Ausblickend betrachtet, wird diesem Film aber scheinbar in Zukunft doch noch eine größere Bedeutung innerhalb der Reihe zugewiesen. Ich bin schon heute gespannt auf Teil 7, in dem der nächste, schlagfertige Actionheld mit wenig Haaren und vielen Muskeln seinen Weg in die Filmreihe finden wird.

Yo Joe!

Actionfiguren. Ich mag Actionfiguren. Und ich mag die G.I. Joes, jene Actionfigurenserie, die sich in den USA größter Beliebtheit erfreut, aber so amerikanisch ist, dass sie hierzulande vor dem ersten Kinofilm im Jahr 2009, G.I. Joe: Geheimakte Cobra (G.I. Joe: Rise of Cobra, Link zu IMDB), wohl nur eingefleischten Fans ein Begriff war. Außerdem gebe ich offen, ehrlich und gerne zu, dass ich zu den Menschen gehöre, denen schon der erste Leinwandauftritt der Supersoldatentruppe gut gefallen hat, ganz entgegen allen vernichtenden Kritiken.

In den Wohnräumen, die ich zusammen mit meinem Ehemann behause, tummeln sich einige der kleinen Actionhelden und auch mehrere ihrer Superfahrzeuge. Die kleinen Plastiksoldaten und -superschurken sind mit wahnsinnig vielen, kleinen Details ausgestattet, immer bereit, die wahnwitzigsten Abenteuer zu erleben und Missionen zu erfüllen, die so geheim sind, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Einige dieser Erlebnisse kann man regelmäßig in Comics verfolgen. Auch das tue ich mit Vergnügen. Die Zuständigen bei Hasbro haben ein Händchen dafür, ihre Marken zu pflegen und multimedial in alle möglichen Richtungen weiterzuentwickeln. Das stellen sie auch im Hinblick auf die Transformers eindrucksvoll unter Beweis, die ich mindestens genauso schätze wie die G.I. Joes. Leider kommt von all dem beim Ottonormalkonsumenten und Kinobesucher in Deutschland wenig an. Die Comics erscheinen gar nicht auf Deutsch. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist und keinen gut sortierten Comicshop in der Nähe hat, dem entgeht auf diesem Gebiet vermutlich einiges.

Ohne Hintergundwissen, sind die Kinoabenteuer der G.I. Joes mutmaßlich ein wenig schwerer zu greifen. Für den ein oder anderen mögen es dann nur knallige Actionfilme mit Supersoldaten sein, die sich komische Codedamen geben. Die Superhelden von Marvel und DC haben es da dank größerer Bekanntheit definitiv einfacher. Ich bin aber nach wie vor und vor allem nach Sichtung des zweiten Kinoabenteuers G.I. Joe: Die Abrechnung (G.I. Joe: Retaliation) der Meinung, dass diese Filme zu wenig Anerkennung erhalten.

Die Story von G.I. Joe: Die Abrechnung folgt dem altbekannten Schema „Supergut gegen Superböse“. Die geheime Verbrecherorganisation Cobra hat unter der Führung der Oberbösewichtes Cobra Commander einen finsteren Plan zur Übernahme der Weltherrschaft ersonnen. Um diesen in die Tat umzusetzen, wurde der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gekidnappt und durch Zartan, einen Superschurken, dessen geheime Fähigkeit es ist, sein Aussehen zu verändern, ersetzt. Der falsche Präsident nutzt die Gunst der Stunde und startet einen Großangriff auf die, ebenfalls geheime, aber gute, Supersoldateneinheit G.I. Joe. Es gelingt ihm allerdings nicht, alle G.I. Joes zu vernichten. Eine kleine Truppe von Verbliebenen macht sich auf, ihre Kameraden zu rächen und gleichzeitig die Welt zu retten.

Die Story klingt einfach und vorhersehbar? Ja, das ist sie auch. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Sie muss es allerdings bis zu einem gewissen Grad auch sein, denn nichts anderes erwartet man von Actionfigurengeschichten. Ich erinnere daran: G.I. Joe ist eine Actionfigurenmarke. Die Geschichte des Films ist aus diesem Grund gleichermaßen nahe am Kern der Sache. Andere Actionfilme haben übrigens nicht minder vorhersehbare Storylines.

So weit, so gut. Was die Besetzung anbelangt, freute ich mich als Fan sehr, zu sehen, dass man in G.I. Joe: Die Abrechnung nicht alle aus dem ersten Teil bekannten Gesichter gleich verbannte, auch wenn man im Vorhinein bekannt gab, dass man gleichzeitig einen Neustart wagen würde. So bleiben doch einige Charaktere erhalten: Duke (Channing Tatum), Storm Shadow (Lee Byung-hun), der Präsident (Jonathan Pryce), Zartan (Arnold Vosloo) und sogar im Kostüm des dauermaskierten und stummen Helden Snake Eyes steckt nach wie vor Ray Park. Auch wird auf den Superschurken Destro noch einmal verwiesen, bevor der Cobra Commander das Ruder übernimmt. All diese Kleinigkeiten habe ich großer Freude zur Kenntnis genommen.

Verstärkt wird die neue Heldentruppe durch Dwayne Johnson, der als Roadblock schon wegen seiner Statur eine gute Figur abgibt. Wenn einer eine lebende Actionfigur verkörpern kann, dann ohne Zweifel „The Rock“. Außerdem neu im Team Joe: Flint (D.J. Cotrona), Lady Jaye (Adrianne Palicki), Jinx (Elodie Yung) und Bruce Wilis als General Joseph Colton. Die Gegenseite bekommt ebenfalls Verstärkung mit Ray Stevenson als Firefly. Schauspielerische Glanzleistungen darf man in diesem Film von keinem der vielen Protagonisten erwarten. Es gibt einfach zu viele Charaktere, als dass einer davon auch in Anbetracht der kurzen Zeitspanne an besonderer Tiefe gewinnen könnte. Flotte, witzige und unterhaltsame Sprüche haben sie aber alle auf den Lippen.

Dank explosiven und in meinen Augen sehr gut gemachten Actionszenen am laufenden Band ist die fehlende Tiefe aber auch kein Problem. G.I. Joe: Die Abrechnung ist ein Actionfilm, der zu unterhalten weiß. Mehr als ein Jahr habe ich auf diesen Film gewartet und es hat sich gelohnt. Schon 2012 hätte G.I. Joe: Die Abrechnung ins Kino kommen sollen. Die Macher waren mit dem Endergebnis allerdings nicht voll zufrieden und hatten deshalb beschlossen, sich das gesamte Werk noch einmal vorzunehmen. Dies wurde mir auch auf unserer Hochzeitsreise und der damit verbundenen Tour durch die Paramount Studios in Hollywood erklärt.

Der Film wurde tatsächlich nicht einfach nur auf 3D umgearbeitet. Man merkt, dass hier einiges an Energie, Zeit und Geld investiert wurde und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die neuen Szenen wissen mit tollen Effekten zu überzeugen. Einzig die Szene mit den an einer Felswand kämpfenden Ninjas wurde leider nicht neu aufgenommen. Man sieht es ihr an einigen Stellen an. Sie ist aber auch in der auf 3D umgearbeiteten Form gelungen und in meinen Augen eine der besten Szenen des Films. Herausragend sind meiner Meinung nach auch der Kampf zwischen den Erzfeinden Snake Eyes und Storm Shadow, sowie der Endkampf zwischen Roadblock und Firefly – handfeste Action und ganz so wie man sich einen echten Kampf zwischen Actionfiguren vorstellt.

Was mich jedes Mal stört, wenn ich es in Filmen sehe, ist fehlende Detailtreue bei Szenen, die in anderen Ländern spielen sollen. Bei G.I. Joe: Die Abrechnung gibt es eine Szene, die in Deutschland spielen soll. Auf einem Stoppschild steht HÄLT statt STOP. Als das Tor mit samt dem Schild daran über den Haufen gefahren wurde formierte sich in meinem Kopf sofort situationskomikbedingt der Gedanke „Hält doch nicht!“. Solch auffällige Filmfehler ärgern mich bei allen Filmen. Eine Szene aus „The A-Team“, in der der Kölner Hauptbahnhof in Frankfurt steht und eine Szene aus „The Avengers“, bei der irgendeine Stadt zu Stuttgart umdekoriert wurde, sind weitere Beispiele. Hier sollten sich Requisiteure und Szenenbildner ruhig ein bisschen mehr Mühe geben. Ganze Städte oder Stadtteile nachzubilden ist sicher schwieriger, aber Google hätte ihnen auf jeden Fall verraten, wie ein deutsches Stoppschild aussieht. In den USA wird das allerdings den wenigsten Kinobesuchern auffallen. Immerhin ist den Machern von G.I Joe: Die Abrechnung dann doch noch ein recht ungewöhnliches Wortspiel gelungen. Das deutsche Supergefängnis, in dem Superschurken gelähmt und in Wassertanks verpackt weggesperrt werden, trägt den Namen „Einsargen“. Das hat mich etwas entschädigt.

Wer sich in eine Welt mit Supersoldaten und Superschurken nicht recht hineindenken kann und vor von außen betrachtet sicher seltsamen Namen (man beachte den Ninjameister „Hard Master“) zurückschreckt, für den bleibt G.I. Joe: Die Abrechnung einfach ein bunter Actionfilm mit seltsamen Protagonisten. Wer allerdings Lust auf gut gemachte Actionszenen und witzige Sprüche hat und bereit ist sich auf die Joes einzulassen, egal ob er ihre Hintergründe nun genauer kennt oder nicht, der wird für 110 Minuten gut unterhalten. Für G.I. Joe-Fans ist der Film ohnehin ein „Must See“. Im Vergleich zum ersten Teil legt G.I. Joe: Die Abrechnung auch noch eine große Schippe drauf, sowohl an Action wie auch an Nähe zur Marke G.I. Joe. Mich freut das und ich hoffe außerdem auf einen Extended Cut auf DVD bzw. Blu-ray. Einige Szenen sind in der Kinofassung sehr kurz geraten und ich gehe davon aus, dass hier noch einiges an Material ungenutzt geblieben ist. Mir hat der Film jedenfalls so viel Spaß gemacht, dass ich meine Sammlung umgehend um ein paar Figuren erweitern muss. In diesem Sinne verbleibe ich mit dem Schlachtruf der G.I. Joes: Yo Joe!