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Leben am Zeitlimit

Wer sich bei 3 Days to Kill, dem neuesten Leinwandabenteuer mit Hollywoodveteran Kevin Costner in der Hauptrolle, die Liste der Beteiligten ansieht, könnte eine gewisse Erwartungshaltung einnehmen. Auf den ersten Blick lässt die Kombination aus Regisseur McG und Drehbuchautor und Produzent Luc Besson durchaus auf ein gewaltiges Actionfeuerwerk hoffen. Doch bereits der zweite Trailer vermittelte, dass bei 3 Days to Kill neben handfesten Handgemengen und Shootouts der Humor ebenfalls nicht zu kurz kommt.

Die Geschichte um den an einer aggressiven Krebsform erkrankten CIA-Agenten Ethan Renner (Kevin Costner), der nach der niederschmetternden Diagnose in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wird, kann nicht mit innovativen Ideen bestechen. Dem Vater einer Tochter (Hailee Steinfeld), die weitgehend ohne seine Anwesenheit aufwuchs, bleiben nur wenige Monate, um die während ständiger Einsätze in geheimer Mission versäumte Zeit mit seiner Familie aufzuholen. Als ihn die mysteriöse Agentin Vivi Delay (Amber Heard) bereits kurz nach seinem Eintreffen in Paris mit dem Versprechen auf ein experimentelles Medikament zur Verlängerung seiner Lebenszeit reaktiviert, beginnt eine rasante Hetzjagd auf einen gefährlichen Waffenhändler (Richard Sammel), der unter dem Namen „Der Wolf“ bekannt ist und nur von Ethan identifiziert werden kann. Vollprofi im Ausführen von Befehlen und Töten, jedoch völlig unerfahren in Familienangelegenheiten, muss der betagte aber wehrhafte Agent versuchen, alle Herausforderungen unter einen Hut zu bringen – und dabei nicht noch früher als ohnehin durch seine Erkrankung drohend sein Leben zu lassen.

Trotz des immanenten Gefühls des Bekannten und etlichen zu langatmigen und kitschigen Momenten, birgt die Mischung aus Elementen, welche quer durch das Actionfilmgenre bereits Verwendung gefunden haben, ein nicht zu vernachlässigendes Unterhaltungspotenzial. Hier und da hätten McG und Luc Besson noch eine Schippe drauflegen können, vor allem im Hinblick auf die Feuergefechte. Ethan Renners Leben am Zeitlimit wird mit seinem ständigen Wechsel aus komödiantischen Szenen und gut gemachter Action über die gesamten 117 Minuten Film allerdings nie langweilig.

In Kombination mit einem gut aufgelegten und erstaunlich viel Selbstironie beweisenden Hauptdarsteller, der von einer großen Anzahl ebenso motivierter Kollegen – darunter Connie Nielsen als Ethans Exfrau Christine Renner und Tómas Lemarquis als kahlköpfiger Verbrecher „Der Albino“ – unterstützt wird, ergibt sich am Ende eine solide Actionkomödie. 3 Days to Kill bietet einerseits weder Explosionen noch Schenkelklopfer am laufenden Band, ist andererseits doch weit von einem filmischen Totalausfall entfernt. Ungeachtet aller vernichtenden Kritiken ist es der Film allemal wert, gesehen zu werden.

Agent im Schatten

Nein. Dazu, den Tod von prominenten Persönlichkeiten nur ihrer Bekanntheit wegen – und weil es dank Internet und sozialen Netzwerken fast schon Mode geworden ist – besonders ausgiebig und öffentlich zu bedauern, neige ich nicht. Dennoch muss ich zugeben, dass mich das Ableben von manchen von ihnen durchaus trifft – auf ganz verschiedene Art und Weise. Zu diesen Fällen gehören der kürzlich verstorbene Autor und Regisseur Harold Ramis, der mich mit seinen Filmen (u.a. Ghostbusters, Link zu IMDB) seit meiner Kindheit über die Jahre hinweg vortrefflich unterhalten hat, sowie der zu meinen Lieblingsromanautoren zählende Tom Clancy. Der bekannteste Charakter, den Letzterer im Laufe seiner langjährigen Karriere geschaffen hat, ist Jack Ryan. Dessen Abenteuer habe ich in mehreren Büchern aufmerksam verfolgt. Vier Mal wurden die Geschichten des intelligenten und stets in streng geheimer Mission agierenden Analysten und CIA-Agenten bereits verfilmt, zuletzt 2002 in Der Anschlag (The Sum of All Fears, Link zu IMDB) mit Ben Affleck in der Hauptrolle. Nun, 12 Jahre später, wagt Kenneth Branagh mit Jack Ryan: Shadow Recruit einen weiteren Versuch, besagten Helden zurück auf die große Leinwand zu bringen. Herausgekommen ist ein solider Agenten-Thriller, der mit der Bürde des Namens seines bekannten Titelgebers schwer zu kämpfen hat.

Die Story von Jack Ryan: Shadow Recruit ist schnell erzählt und könnte kaum klassischer sein. Als Vergeltung für eine nicht erfolgte politische Unterstützung planen russische Terroristen einen Anschlag auf amerikanischem Boden. Der junge Patriot, Soldat und mehr oder weniger freiwillige CIA-Agent Jack Ryan muss die Pläne der Staatsfeinde aufdecken und den Angriff verhindern. Mehr brauchen und sollten alle, die den Film anzusehen planen, im Voraus nicht zu wissen. Sich die dazugehörigen Trailer anzusehen, kann ich zur Vorbereitung auf den Kinobesuch niemandem empfehlen, denn diese nehmen unglücklicher- und ungeschickterweise gleich mehrere Wendungen vorweg. Bezüglich Setting und Thematik liegt die Geschichte zweifellos in einem Bereich, der sich mit Tom Clancys Büchern überschneidet. Jedoch reicht sie in Sachen Komplexität und Intensität leider nicht im Geringsten an die Werke von Jack Ryans geistigem Schöpfer heran.

Die von Kenneth Branagh und seinem Team verfolgte Idee, den Inhalt des Films extra nicht auf einer bestimmten Buchvorlage aufzubauen, sondern den Werdegang und die Eigenschaften der einzelnen Charaktere herauszufiltern und basierend auf den Ergebnissen einen eigenen und unabhängigen Neuanfang zu spendieren, ist keine schlechte. Einiger Ballast kann durch das Transportieren des Beginns von Jack Ryans CIA-Karriere um etwa zwanzig Jahre in die Zukunft abgeworfen werden. Trotzdem wiegt allein der Name schwer, vor allem vor dem Hintergrund des nur einige Monate zurückliegenden Todes von Tom Clancy. Der hat dieser Vorgehensweise zwar zu Lebzeiten noch zugestimmt, ob ihm das Endergebnis zugesagt hätte ist hingegen mehr als zweifelhaft. Zu einfach machen es sich die Autoren gleich an mehreren Stellen, zu gewöhnlich stellt sich das Storykonstrukt im Nachhinein dar, zu flach wird insbesondere die Hauptfigur präsentiert. Viel Potenzial bleibt schlichtweg vergeben. Zum Ende hin wirkt der Film durch zu schnelle Schnitte und fehlende Erklärungen immer gehetzter und bemühter. Die Figuren scheinen nur noch in geradezu übermenschlicher Geschwindigkeit zu reagieren und nicht mehr zu agieren. Auswege aus brenzligen Situationen erscheinen per Zufall und durch Geisterhand. Gedankengänge werden festgestellt. Ihre Herkunft und damit das Innenleben der Handelnden bleibt zu oft im Dunkeln. Daraus resultiert ein latentes Gefühl des Bekannten, des Gewohnten, aber auch der Einfallslosigkeit.

Der Regisseur von Jack Ryan: Shadow Recruit betätigt sich in seinem Werk gleichzeitig schauspielerisch. Die Rolle des fiesen, russischen Oligarchen Viktor Cherevin gefällt Kenneth Branagh dabei sichtlich. Seinen aufgrund der Eindimensionalität der Figur nicht gerade als besonders anspruchsvoll zu bezeichnenden Part mimt er überzeugend. Die beste schauspielerische Leistung des Films liefert Kevin Costner als Jack Ryans Mentor, Thomas Harper, ab. Dank ihm gewinnt zumindest dieser Charakter über 105 Minuten Spielzeit hinweg etwas an Tiefe und Sympathie. Chris Pine mag als junger Captain Kirk zwar gute Arbeit leisten, in der Rolle des Jack Ryan wird allerdings deutlich, dass sein Repertoire, sich vielschichtig auszudrücken, begrenzt ist. Nicht jeder Actionheld muss über eine facettenreiche Mimik verfügen. Jack Ryan aber schon. Ebenso blass wirkt Keira Knightley als seine Frau, Cathy Ryan.

Trotz vieler Schwächen ist Jack Ryan: Shadow Recruit im Hinblick auf seine Unterhaltsamkeit kein Totalausfall. Es gibt einige wirklich spannende und gut gemachte Szenen, wie eine gelungene Flucht dank Sniper-Unterstützung. Wer einen soliden Agentenfilm erwartet, der wird nicht enttäuscht. Fans der Bücher von Tom Clancy hingegen müssen beide Augen zudrücken, um ihren Helden wiederzuerkennen. Ich persönlich habe das Gefühl, dass eine originalgetreue Verfilmung einer von Hollywood bisher unangetasteten Geschichte aus den Anfangstagen von Jack Ryans Karriere aus der Feder seines Schöpfers (z.B. „Red Rabbit“ oder „Der Kardinal im Kreml“) inklusive Beibehaltung von Zeiten und Orten im wirklich klassischen Stil oder aber die Fortschreibung der in den neueren Büchern beschriebenen Abenteuer seines Sohnes, Jack Ryan Jr. – während Jack Ryan selbst Präsident der USA ist – ein besserer Neustart hätte sein können. So bleibt Jack Ryan nur ein Agent im Schatten seines in den Büchern beschriebenen Selbst und im Schatten von diversen anderen Kinoagenten, wie  James Bond und Jason Bourne (Links zum jeweils letzten Teil der Filmreihen auf IMDB).

Held der Helden

Wer meinen Artikeln auf diesem Blog schon länger folgt, weiß, dass meine Leidenschaft für Comics und Superhelden groß ist. Ich kann nicht mehr genau sagen mit welchem Helden genau meine Begeisterung für durchtrainierte Männer und Frauen in bunten, hautengen Kostümen anfing – ich habe jeden von ihnen sofort bei der ersten Begegnung ins Herz geschlossen. Allerdings weiß ich, dass Superman, der größte und mächtigste Held von allen, es schon sehr früh geschafft hat, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Filme mit Christopher Reeve, der sich in seiner Rolle als Stählerner in den Herzen der Fans unsterblich gemacht hat, habe ich schon als Kind geliebt. Seitdem beleitet mich der muskulöse, fliegende Mann und wann immer seine Abenteuer in irgendeiner Form festgehalten werden, werden sie von mir gelesen oder angesehen. Die regelmäßig erscheinenden Comichefte, die sehr romantisch angesiedelte Serie Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark, der sehr langweilig geratene und deshalb als Neustart im Kino ungeeignete Film Superman Returns und die grandiose Neuinterpretation von Clark Kents Jugend im TV, Smallville, ich kenne sie alle. Schon lange war ein weiterer Kinofilm, ein wirklicher Neustart, für Superman überfällig. Schließlich tummeln sich viele seiner Heldenkollegen seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen auf der großen Leinwand und seit Marvel’s The Avengers träume ich von einem ähnlichen Crossover-Film mit den Helden aus dem DC-Comicuniversum. Entsprechend groß war meine Vorfreude, seit bekannt wurde, dass der Mann aus Stahl tatsächlich einen Kinoneuanfang erhält. (Links in diesem und im folgenden Absatz zu IMDB)

Nachdem die erste Skepsis ob des seltsamen Fischerbootes und einem fischenden, bärtigen Clark Kent im Teaser-Trailer dank weiterer, wunderschöner Videos schnell verflogen war, stieg die Vorfreude bis zu meinem Endgültigen Kinobesuch ins Unermessliche. Gleichzeitig nagte im Hinterkopf stetig dieser kleine, sich nicht ganz auflösen wollende Zweifel, die Erinnerung and The Dark Knight Rises und an Iron Man 3, die mich beide dank krasser Änderungen bei essentiellen Charaktermerkmalen von wichtigen Figuren im Vergleich zur Comicvorlage herbe enttäuscht haben. Auch der letzte Film von Regisseur Zack Snyder, Sucker Punch, fand ganz und gar nicht meine Zustimmung, wenngleich mich seine restlichen Werke schwer begeisterten – insbesondere Watchmen und 300. Nachdem ich Man of Steel gesehen habe, kann ich bestätigen, dass der Film mit den prügelnden Schulmädchen nur ein Ausrutscher war. Herr Snyder hat es immer noch drauf und muss sich deshalb nicht in meine persönliche Negativ-Liste neben Steven Soderbergh, Taylor Hackford und Herrn Nolan einreihen. Ich kann in diesem Zusammenhang gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Mr. Nolan den neuen Superman-Streifen nur produziert und seine Finger vom Drehbuch gelassen hat. Zack Snyder gehört dagegen zu denjenigen Regisseuren, die ich besonders schätze, gerade weil sie einen ganz eigenen Stil haben,  diesen verfolgen und stetig optimieren. Mit Man of Steel führt er seinen beachtlichen Track Record an gelungenen Comicverfilmungen fort. Der Film profitiert auch durch Drehbuchautor David S. Goyer, der seine Liebe zu Superhelden seit Mitte der Neunziger konsequent pflegt und in Hollywood-Drehbüchern auslebt und durch das Mitwirken von Hans Zimmer, der das Geschehen auf der Leinwand mit einem bombastischen Soundtrack untermalt und das bekannte Superman-Thema auf wundervolle Weise neu interpretiert.

Die Story von Man of Steel ist schnell erzählt. Es ist die Anfangsgeschichte des Helden aller Helden, einem Außerirdischen vom Planeten Krypton. Kal-El wird als Baby von seinen Eltern kurz vor der Zerstörung seiner Heimatwelt in ein Raumschiff gelegt und zur Erde entsandt. Dort wächst er in der Obhut seiner bodenständigen und treusorgenden menschlichen Adoptiveltern Jonathan und Martha Kent auf einer kleinen Farm in Kansas unter dem Namen Clark Kent auf. Während er zu einem stattlichen und äußerst gut gebauten Mann heranwächst merkt er, dass er über verschiedene übermenschliche Fähigkeiten verfügt. Mit der Zeit lernt er diese zu beherrschen. Von Hilfsbereitschaft getrieben und auf der Suche nach seinem Platz auf der Welt reist er durch das Land, immer darauf bedacht nicht aufzufallen oder identifiziert zu werden. Sein bis dato anonymes Leben wird schlagartig auf den Kopf gestellt, als er in der Arktis eine Entdeckung macht, die ihm Klarheit über seine Herkunft verschafft und als ein weiterer Überlebender von Krypton, General Zod, die Erde bedroht und Kal-El dazu auffordert, sich zu stellen. Im Angesicht der Bedrohung vollzieht der einsame Reisende seine endgültige Wandlung zu Superman, denn nur er kann die Welt und die Menschheit retten.

Die Geschichte ist alt. Ja. Die Geschichte wurde schon mehrfach erzählt. Ja. Für einen Neustart muss sie aber ein weiteres Mal erzählt werden. Es führt einfach kein Weg daran vorbei. Die Version von Zack Snyder und David Goyer ist gleichzeitig komprimierter und düsterer, als die bisherigen Erzählungen. Man lässt sich nicht allzu lange Zeit für Vorgeplänkel. Dieser Superman wird schneller ins Kampfgeschehen geworfen, als es ihm lieb ist. Durch diverse kurze Rückblenden werden Blicke in die Vergangenheit von Clark Kent in Smallville geworfen. Inspiriert wurden die Filminhalte von so gut wie allen Auftritten des Helden, der seit dem Neustart des DC-Universums in den Heften und im Film seine rote Unterhose nicht mehr über dem blauen Anzug tragen muss. Das Comicuniversum (Mark Waids berühmte Miniserie Superman: Birthright, Link zu Wikipedia) und seine Charaktere werden zusammengeführt mit deutlich spürbaren Einflüssen der Smallville-TV-Serie und diversen Verneigungen vor den Christopher-Reeve-Filmen. Ich lag mit meinem nach Ansehen der Trailer selbstgeschaffenen Adjektiv „smallville-ig“ gar nicht so falsch. Mir gefällt die Mixtur der verschiedenen, bekannten Aspekte, kombiniert mit Zack Snyders einzigartiger Machart für Filme, sehr gut.

Was Comicverfilmungen anbelangt bin ich durchaus kein unkritischer Mensch. Wenn man Vorlagen und insbesondere Charaktere und ihre wesentlichen Eigenschaften bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, werde ich fuchsteufelswild. Drehbuchschreiber und Regisseur haben bei Man of Steel so viele Dinge richtig gemacht. Ich persönlich bin mit diesem Neuanfang mehr als zufrieden. Es kursieren eine Menge Berichte und Meinungen in den Medien. Mark Waid, besagter Comicautor, entrüstete sich in seinem Blog über angebliche Untreue zu seiner Vorlage und mehr, dabei erzählt Man of Steel in weiten Teilen eine andere Geschichte. Spiegel Online versuchte Zack Snyder in einem Interview als stumpfsinnigen und effektgeilen Patrioten zu entlarven, dabei kann man den Film an mehreren Stellen sogar als amerikakritisch interpretieren. So begegnet man dem Stählernen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten anfangs aus purer Angst mit einem riesigen Waffenarsenal, hinterfragt mehrmals seine Treue zu Amerika und versucht ihn sogar mit Drohnen zu beschatten. Superman begegnet allen (Lausch)angriffen und Anschuldigungen mit kühler Gelassenheit. Angebliche Super-Fans entrüsten sich über das Ende, dabei ist es dem Ausgang von „Superman 2“ mit dem als Non plus ultra hingestellten Christopher Reeve gar nicht so unähnlich. Außerdem ist es eine Comicverfilmungen und in Comics leben Totgesagte grundsätzlich länger … Ich kann die künstliche Aufregung nicht verstehen. Die gestraffte Erzählung, die wundervoll inszenierten Bilder und die brachiale Action tun dem Mann aus Stahl gut. Hätte man an dem lange praktizierten Erzählrhythmus mit Fokus auf Supermans romantischer Seite festgehalten, wäre der Film den gleichen Leuten sicher viel zu langweilig und langatmig geworden. Zack Snyder zeigt an den richtigen Stellen Mut zu Veränderungen. Kryptonit, das für Superman lebensbedrohliche Gestein seines Heimatplaneten, kommt beispielsweise in Man of Steel (noch) nicht zum Einsatz, dafür wurden andere, kreative und im Hinblick auf das Gesamtkonzept stimmige Möglichkeiten zur Beeinflussung seiner Kräfte gefunden. Gleichzeitig zollen die Macher den Vorlagen in vielen Szenen ihren aufrichtigen Respekt. Besonders gut gefiel mit eine Stelle, in der Clark Kent in einer Trucker-Bar mit einem Rüpel aneinander gerät und seine Identität im Konflikt nicht preisgeben darf. In „Superman 2“ folgte die Rache verzögert, in Man of Steel folgt sie auf dem Fuß, jedoch nicht am lebenden Objekt.

Wie sagte der Ehemann so schön als wir aus dem Kino kamen: „Das war mehr ein Actionfilm, als ein komplizierter Superheldenfilm. ‚Stirb Langsam 5‘ war dagegen eher ruhig.“ Recht hat er. Die Action steigert sich über den gesamten Film stetig und der Endkampf von Superman gegen Zod, inklusive Luftkampszenen, die direkt den Comicheften entsprungen zu sein scheinen und die mir eine wohlige Ganzkörpergänseaut bescherten, ist einfach nur atemberaubend und absolut episch. Zu viel Zerstörung und Kawumm? Wer das denkt hat noch nie ein Superman- oder Justice-League-Heft in Händen gehalten. In Superheldencomics geht regelmäßig alles zu Bruch. Das gehört so.

Die Auswahl der Schauspieler ist in Man of Steel durchweg sehr gut gelungen. Es mag durchaus weniger schauspielerisches Können, als das richtige Aussehen und erkennbare Muskelmasse vonnöten sein, um Superman darzustellen, Henry Cavill macht seine Sache jedoch sehr gut. Sein Superman ist energischer und wütender als seine Vorgänger, wird aber von denselben Motiven angetrieben und hat dieselben Ideale. In Sachen Romantik ist er um einiges weniger zögerlich, was ihn seinem Comic-Alter-Ego (dem aktuellen, seit dem Neustart des DC-Universums) gleichwohl näher bringt. Es macht großen Spaß dem neuen Leinwand-Superman zuzusehen wie er sich entwickelt. Die Freude, als er erkennt, dass er fliegen kann, die Verzweiflung, als ihn sein Feind zu einer finalen Entscheidung zwingt, das Staunen, als ihm sein leiblicher Vater, Jor-El, mehr über seine Herkunft verrät – eintönig und anspruchslsos ist das, was Henry Cavill in der Rolle des Mannes aus Stahl verkörpert, trotz aller Muskelspielchen auf keinen Fall.

Apropos Jor-El. Russell Crowe macht sich sehr gut als Supermans leiblicher Vater. Er spielt den weisen Erfinder überzeugend und wirkt als Vaterfigur glaubhaft. Positiv aufgefallen ist mir, dass man sich dazu entschieden hat, alle Kryptonier akzentfreier beziehungsweise britischer sprechen zu lassen, als die Bewohner Amerikas. Dieses Konzept gipfelte bei „Smallville“ in einem mit britischem Akzent sprechenden Zod. Michael Shannons General Zod spricht zwar nicht britisch, macht seinen Standpunkt aber stets ohne Umschweife klar. Er ist gefährlich, ein Krieger durch und durch, eine große und mächtige Erscheinung, ein würdiger Endgegner für Superman. Rache allein ist seine Motivation. Bei der Betrachtung von Zod muss ich den an Man of Steel beteiligten Kostümbildnern ein großes Lob aussprechen, denn sie unterstützen ihn und alle anderen Charaktere durch passende und aufwändige Kleindung sinnvoll. An Zods Seite treu ergeben steht Faora, gespielt von der deutschen Hollywood-Newcomerin Antje Traue. Viel bekommt sie nicht zu sagen. Wenn sie ins Bild kommt, macht sie eine gute Figur und an ihrem Schauspiel kann ich nichts aussetzen.

Eine Sache habe ich in Verbindung mit Zod doch an Man of Steel zu meckern. Meinen kritischen Augen und Ohren entgeht nichts! General Zod spricht die für ihn so typischen Worte kein einziges Mal. Dauernd dache ich „Gleich! Gleich sagt er es!“ und „Jetzt! Jetzt kommt es bestimmt!“. Jedoch kam er leider nie dazu „Kneel before Zod!“ (Kniet nieder vor Zod!) zu sagen. Es ist nur eine Winzigkeit, die mich als Fan dennoch gefreut hätte. Da der Rest so großartig ist, drücke ich hier gerne ein Auge zu.

Selbstverständlich spielt in Man of Steel auch Lois Lane mit, Supermans große Liebe. Verkörpert wird sie von Amy Adams. Ganz so gut wie die energische und in jeglicher Hinsicht schlagfertige Lois aus „Smallville“ gefiel mir die neue Lois nicht. Im Vergleich zu Erica Durace wirkt Amy Adams doch ein bisschen blass und zögerlich. Am besten kann ich die neue Lois als eine Mischung aus der Smallville-Lois und deren Vorgängerinnen bezeichnen. Sie ist energischer als Teri Hatcher und Margot Kidder, aber hilfsbedürftiger als Erica Durance. Da im Film der Held im blau-roten Anzug ganz klar im Vordergrund steht, ist die getroffene wahrscheinlich sogar die beste Lösung.

Auf der Seite der Menschen erwähnenswert sind auf jeden Fall noch Supermans Adoptiveltern, gespielt von Diane Lane und Kevin Costner. Beide Rollen sind vergleichsweise klein angesiedelt, in meinen Augen aber gut besetzt worden. Vor Kurzem wurde ich außerdem auf die Tatsache hingewiesen, dass Superman zwei Robin Hoods als Väter hat, was in vielerlei Hinsicht passend ist

Abschließend kann ich nur nochmals meine Begeisterung über Man of Steel zum Ausdruck bringen. Für mich war es ein Fest, die Rückkehr des Stählernen auf der Leinwand so gut umgesetzt zu sehen. Das Warten hat sich gelohnt und meine Vorfreude war berechtigt. Die in diesem Film gelegte Basis ist breit und bietet jede Menge Anknüpfungspunke für weitere Filme, diverse Verweise auf Supermans irdischen Erzfeind Lex Luthor inklusive. Was Zack Snyder und David Goyer bereits an Ideen für diesen Charakter verraten haben, weckt erneute Hoffnung und Vorfreude. Auch bietet die Thematik rund um die Festung der Einsamkeit – Supermans geheimer, arktischer Rückzugsort – durchaus noch Anknüpfungspunkte und über die Beziehung von Lois und Clark ist ebenfalls noch lange nicht alles erzählt.

Im nächsten Schritt wünsche ich mir eine Fortsetzung und eine gleichzeitige Vergrößerung des DC-Filmuniversums, damit irgendwann auch für Superman, Batman und Konsorten ein großes Team-Up als Justice League im Kino möglich wird.