Archiv für den Monat Februar 2013

Gerippe, Schein und Sein

Oskar. So hieß das erste, lebensgroße, menschliche Plastikskelett, das ich in der Schule sah. Lange Zeit war dieser Name für mich deshalb gleichbedeutend mit Skeletten. Zumindest so lange, bis ich begann, mich intensiver für Filme zu interessieren und mitbekam, dass es da in der großen weiten Welt, auf der anderen Seite des großen Teichs, kleine, goldene Trophäen gibt, die einmal im Jahr verliehen werden und die den gleichen Namen tragen (bis auf einen läppischen Buchstaben).

Am vergangenen Sonntag war es wieder soweit: Die Oscars wurden verliehen. Ich habe die Preisverleihung nicht live im Fernsehen gesehen, mich aber selbstverständlich, wie es sich für eine anständige Cineastin gehört, im Nachhinein intensiv darüber informiert.

In den Medien kam man in den vergangenen Tagen auch kaum an diesem Thema vorbei. Jeder hatte etwas zu sagen, jeder wollte seine Meinung zu dem großen Event und zu den Preisträgern kundtun, die von der Academy mit einem der kleinen, goldenen Männchen bedacht wurden. Skandale und Skandälchen wurden beschrieben. Gründe für oder gegen Entscheidungen wurden ausgeführt. Eine wahre Bilderflut ergoss sich über alle Kanäle. Natürlich schaute auch ich mir gerne die Bilder von den Stars und Sternchen auf dem roten Teppich an und bewunderte ihre tollen Roben.

Da ich zugegebenermaßen (noch) nicht alle, der nominierten Filme gesehen habe und konnte ich mir auch noch keine abschließende Meinung zur diesjährigen Preisverleihung bilden. Einige Filme werde ich sicher noch nachholen und sie dann wie gewohnt einzeln besprechen.

Filme verdienen Aufmerksamkeit, egal ob sie oscarnominiert sind, oder nicht. Solange sie es schaffen, auf irgendeine Weise mein Interesse zu wecken, bin ich gerne bereit mich mit ihnen zu befassen. Am Ende ist es der persönliche Geschmack, der entscheidet und so darf man nie vergessen, dass auch die Jury der Academy nur aus Menschen besteht, die alle eigene Ansichten haben. Mann kann vieles in die Entscheidungen hineininterpretieren, vielleicht sollte man das aber gar nicht tun. Die Oscar-Verleihung ist vor allem ein Fest, bei dem sich Hollywood und die Filmbranche selbst feiert. Ein verdientes Fest, wie ich finde.

Dolby Theatre, HollywoodLetztes Jahr führte mich meine Hochzeitsreise direkt nach Hollywood. Das Hotel, in dem wir nächtigten, war nur einen Steinwurf vom Walk of Fame entfernt. Gerade weil die Erinnerungen an die Reise noch so frisch sind, haben mich dieses Jahr insbesondere die Bilder von den Vorbereitungen zur Oscar-Verleihung fasziniert. Mir war gar nicht bewusst, dass der rote Teppich mitten auf der Straße aufgebaut wird. Es ist ob seiner Größe logisch, aber vieles begreift man eben erst richtig, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.

So ging es mir generell mit dem Film an sich als Kunst und Werk. Ich konnte zuvor noch so viel lesen und ansehen, welche Arbeit in einem Film wahrhaftig steckt, konnte ich erst fassen, als ich zum ersten Mal ein Filmstudio besuchte. Schon ein Besuch vor Jahrzehnten in den Bavaria Filmstudios in München bestärkte meine Faszination. Was ich in den großen Studios in Hollywood sah, faszinierte mich noch viel mehr. Auch wenn ich nur das Touristenprogramm absolvierte, bekam ich doch genug Einblick, um Filme noch mehr würdigen zu können.

Die menschliche Arbeit, gute und ehrliche Arbeit, zu großen Teilen Handarbeit, die geleistet werden muss bis Filmkulissen stehen, die Masse an Menschen, die an der Entstehung eines Films beteiligt sind und die vielen Tricks, mit denen gearbeitet wird um das Ergebnis auf der Leinwand zu perfektionieren, das alles vergisst man leicht, wenn man einen Film konsumiert. Das Filmemachen an sich ist nicht wirklich glamourös. Man darf es nicht mit den rauschenden Premierefeiern verwechseln.

Was für eine großartige Leistung die Schauspieler vollbringen, indem sie uns das, was wir im Film sehen, glaubhaft machen, wurde mir in Hollywood erst richtig bewusst. Oft wird über die Marotten und die Selbstdarstellung von Schauspielern gemeckert. Wenn sie einen Film drehen, sind es aber sehr oft nicht sie, die den Ton angeben. In der verbleibenden Zeit zwischen verschiedenen Anstellungen müssen sie sich verkaufen, auf sich aufmerksam machen und vielleicht auch ein bisschen kompensieren, dass sie beim Drehen nur ein Rädchen im großen Getriebe sind. Ich bewundere deshalb die Schauspieler umso mehr, die mit wenigen Marotten oder gar allürenfrei auskommen. So gönne ich beispielsweise Christoph Waltz seinen diesjährigen Oscar sehr.

Gerade weil die Produktion eines Films so umfangreich ist, finde ich es übrigens gut, dass es die „kleineren“ Oscar-Kategorien, wie Make-up, Ton und Szenenbild gibt. Sie erinnern die Zuschauer daran, dass zum Filmemachen mehr gehören, als nur die Stars, die von den Plakaten herabblicken und die Zuschauer ins Kino locken. Ohne all diese Menschen wären Filme wie Gerippe, blasse Gebilde ohne Fleisch und Blut.

Hollywood ist mehr Schein als Sein, das wird einem an geradezu jeder Straßenecke dort bewusst. Die Menschen, die es schaffen, den großen Schein zu wahren und aufrechtzuerhalten, der so viele Zuschauer unterhält haben sich ihr großes Fest einmal im Jahr verdient. Skandale, Skandälchen, Allüren und Politik hin oder her. Ob die ausgezeichneten Filme auch als solche empfunden werden, das muss jeder Zuschauer am Ende für sich selbst entscheiden.

Sterbende Helden leben länger

Fünfundzwanzig Jahre ist es her, seit Bruce Willis das erste Mal in die Rolle des Polizisten John McClane schlüpfte. Die Verkörperung dieser Figur verhalf ihm letztendlich zum Durchbruch als Actionfilm-Star und das völlig zu Recht. Stirb langsam (Die Hard, Link zu IMDB) kam zu einer Zeit auf die Leinwand, als Actionhelden wie Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger ihre großen Erfolge feierten, muskelbepackte und superheldengleiche Männer, die mit großen Knarren alles niedermähten, was ihnen im Weg stand. Kratzer bekamen sie selbst dabei recht selten ab. Der einfache New Yorker Cop John McClane, der zwar auch im Alleingang ein ganzes Hochhaus von Gangstern befreite, blutete, schwitzte und fluchte während seiner Mission ordentlich und unübersehbar, ganz im Gegensatz zu seinen unberührbaren Heldenkollegen. Diese menschlichere, bodenständigere Version des Helden wurde für viele weitere Actionfilme zum Vorbild und fand bis heute in unzähligen Varianten ihren Weg auf die Leinwand.

Fünfundzwanzig Jahre? Ja, fünfundzwanzig Jahre! Wenn es da mal nicht Zeit für einen weiteren Film ist! Das dachten sich wohl auch die Macher von Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben (A Good Day to Die Hard), dem mittlerweile fünften Stirb-langsam-Film. Die ersten drei Teile sind bei Actionfilmfans schon lange Kult. Der vierte Film enttäuschte nicht nur mich. Trotzdem freute ich mich sehr auf den neuen Teil der Reihe. Man soll ja grundsätzlich neue Chancen gewähren, weshalb ich auch bei Mr. McClane nicht zu engstirnig sein wollte. Und siehe da, dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht.

Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben ist ein Actionfilm. Punkt. Der Anspruch des Films wurde schon in den Trailern klar: Bruce Willis lässt es noch einmal krachen! Die Story, die um die Actionszenen gestrickt wurde, ist zugegebenermaßen recht verworren und keine drehbuchschreiberische Glanzleistung.
John McClane erfährt von einem Kollegen bei der New Yorker Polizei, dass sein Sohn, John „Jack“ McClane, Jr., in Russland im Gefängnis sitzt und verurteilt werden soll. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg nach Moskau um dort nach dem Rechten zu sehen und um herauszufinden, was sein Sohn da eigentlich treibt. Dass der, wie von John fälschlicherweise angenommen, kein Drogedealer ist, stellt der besorgte Vater recht schnell fest und wird ein weiteres Mal mehr oder weniger freiwillig in eine explosive Verbrecherjagd verwickelt.

Wer zu viele Gedanken an die Story verschwendet, wird mit ziemlicher Sicherheit enttäuscht. Zu groß sind die logischen Lücken. Ich bin in diesem Fall aber durchaus bereit, über die Story hinwegzusehen, denn die Actionszenen stimmten und Bruce lässt es in der Tat wieder ordentlich krachen. Eine lange aber sehr gut inszenierte Autoverfolgungsjagd und eine Menge Schießereien lassen die Grundstory in den Hintergrund verschwinden. Hinzu kommt, dass man mit dem Charakter „John McClane“ und seinen bisherigen Abenteuern schwungvoll und selbstironisch umgeht. Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut. Eine bierernste Inszenierung wäre hier absolut fehl am Platz.

So ballern sich Vater und Sohn munter durch Moskau und Umgebung, bis Bruce am Ende wieder blutüberströmt sein übliches weißes Unterhemd trägt. Und selbstverständlich darf auch der Stirb-langsam-Standardspruch „Yippie-ya-yay, Schweinebacke!“ (im Original: „Yippee-ki-yay, motherfucker!“) nicht fehlen. In seinen fünfundzwanzig Jahren als Held ist John McClane zwar letztendlich zu einem ähnlich unbesiegbaren Helden mutiert, wie seine Kollegen aus den Achtzigern, allerdings hat er sich das meiner Meinung nach auch verdient. So viele Abenteuer, wie er schon bestritten hat, da musste er ja einiges hinzulernen und etwas von seiner Bodenständigkeit verlieren. Immerhin wirkt er in Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben wieder emotionaler und verletzbarer als im vierten Teil Stirb langsam 4.0 (Live Free or Die Hard, Link zu IMDB). Ich liebe Action und sehe gerne auch überzogene, unwahrscheinliche Szenen, aber im vierten Teil wurde mir John McClane dann doch zu übermächtig und superman-gleich dargestellt. Ich denke da mit Schaudern an die Szene mit dem Kampfjet. Viele Szenen im neuen Teil sind zwar auch übertrieben, aber wie bei James Bond gilt für mich auch bei John McClane: Wenn ich es mit viel gutem Willen irgendwie halbwegs noch als „realitätsnah“ einstufen kann, ist es in Ordnung. Insofern kehrt Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben zumindest ein winzig kleines bisschen zu den Wurzeln der Filmserie zurück.

Der gesamte Film ist auf Bruce Willis zugeschnitten. Jai Courtney wirkt da als Jack McClane zwangsläufig etwas blass, ist aber meiner Meinung nach auch keine absolute Fehlbesetzung.

Positiv aufgefallen ist mir das Bildformat. Im Gegensatz zu dem immer häufiger verwendeten 2,35:1-Format wird Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben im Format 1,85:1 gezeigt, was – kombiniert mit den durchaus epischen Explosionen und Feuergefechten – doch einen Hauch retro wirkte. Schließlich wird die Kinoleinwand von den meisten Filmen heutzutage in ihrer vollen Breite ausgenutzt, besonders wenn viel Action zu sehen ist.

Auf ganzer Linie überzeugen, konnte mich der Film am Ende aber leider doch nicht. Zu schlampig waren vielfach die Kulissen. So wurde Prypjat nur sehr schlecht nachgebaut. Der geneigte Zuschauer hat die Geisterstadt vor dem Kernkraftwerk Tschernobyl inzwischen schon in TV-Dokumentationen oder Videospielen (S.T.A.L.K.E.R., Link zu Wikipedia) zur Genüge gesehen und weiß markante Punkte zu erinnern. Man deutete im Film zwar einen Kinderspielplatz an, der jedoch nur ein schlechter Ersatz für den berühmten Rummelplatz ist. Auch die Maske hat an einigen Stellen kläglich versagt. Hatte Jack McClane im einen Augenblick noch eine sehr gut geschminkte Verletzung an der Lippe, war diese Sekunden später in einer anderen Einstellung nur noch ein Strich Kunstblut. Für einen Film mit einem so hohen Budget, wie es für Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben sicherlich zur Verfügung stand, sind solche Fehler in meinen Augen inakzeptabel. Auch wenn die Action nicht immer realistisch ist, so müssen die Details trotzdem stimmen. Sonst geht leider einiges an Atmosphäre verloren. In diesem Fall ist das in meinen Augen einfach unnötig und wirklich schade.

Für mich ist Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben ein guter Actionfilm mit einigen Schönheitsfehlern. Er ist wesentlich besser as der vorangegangene vierte Teil und damit auf keinen Fall der schlechteste Teil der Reihe. Ja, John McClane ist mehr Superheld, als früher, allerdings steht der Figur das inzwischen auch nicht schlecht zu Gesicht – immerhin ist er eine Kultfigur. Leidende Helden gibt es heutzutage genug. Nach so vielen Jahren sehe ich gerne wieder schießende Muskelmänner, vor allem, wenn es die aus alten Zeiten sind. Deshalb gefielen mir auch die beiden The Expendables-Filme so gut.

Bruce Willis hat bereits angekündigt, dass er für einen weiteren Stirb-langsam-Teil zur Verfügung steht. Von mir aus gerne. Ich werde ihn mir sicher wieder im Kino ansehen. Aber ich hoffe sehr, dass das nächste Mal bei Kulissen und Maske wieder sorgfältiger gearbeitet wird.

Fans von Actionfilmen, Explosionen, markigen Sprüchen und Bruce Willis sollten sich Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben auf der großen Leinwand nicht entgehen lassen. Dieser Film weiß dank guten Actionszenen und einem gut aufgelegten Buce Willis zu unterhalten. Was Parker falsch macht, macht dieser Film richtig. Hier kommt keine Langeweile auf.

Kaugummi-Action

Bevor am Valentinstag Bruce Willis endlich wieder langsam stirbt, macht gerade ein anderer Actionheld das Kino unsicher: Jason Statham, den ich wegen seines extrem durchtrainierten Körpers auch gerne als die „lebende Actionfigur“ bezeichne. Filme mit ihm sehe ich mir in der Regel gerne an. Er ist der personifizierte Actionheld, noch nicht so alt, wie die klassischen Helden (Stallone, Arnie & Co.) und er kann eine Menge nette Kampfkunst-Tricks.

Eigentlich hätte ich mir diese Woche zwar gerne Dustin Hoffmans Regiedebüt Quartett (Quartet, Link zu IMDB) angesehen. Dieser Film wurde wegen dem momentan vorherrschenden Überangebot an großen Filmen aber leider ins Nachmittagsprogramm verlegt, was nicht in die wochenendliche Planung passte. Quartett kann ich mir dann in ein paar Monaten auf DVD anschauen. Sehen will ich ihn unbedingt.

Die Wahl des Kinofilms für diese Woche fiel dann eben doch wieder auf einen Actionfilm. Jason Statham auf dem Plakat versprach einen unterhaltsamen Abend und auch der Trailer, den ich zu Parker gesehen hatte, war gut gemacht. Große Innovationen habe ich nicht erwartet, Hauptsache Action. Zur Hirnentspannung reicht das allemal.

Parker handelt von dem gleichnamigen Hauptcharakter, einem Dieb, der nach dem Grundsatz handelt, nur diejenigen zu bestehlen, denen es nichts ausmacht, weil sie ohnehin genug Geld haben und bei den Raubzügen niemanden zu töten. Bei einem Job wird er allerdings von seinen Kollegen aufs Kreuz gelegt und sie versuchen ihn obendrein auch noch zu töten. Der Versuch misslingt und so zieht Parker los, um sich an den Verrätern zu rächen.

Die Geschichte klingt bekannt? Das ist kein Wunder, denn schon Point Blank und Payback behandelten das gleiche Thema, die gleiche Story: Das Buch The Hunter von Donald E. Westlake. Das Buch habe ich nicht gelesen und kann mir deshalb kein Urteil bilden, welcher der drei Filme den Stoff am originalgetreusten abbildet oder dem Thema am gerechtesten wird. Nachdem ich Parker gesehen habe, kann ich aber sagen, dass dieser Film dem spannenden Thema nicht gerecht wird. (Links in diesem Absatz zu IMDB und Wikipedia)

Payback ist düster und brutal und kann durch eine mit Farbfiltern erzeugte kalte Optik überzeugen. Parker dagegen ist bunt und wirkt stellenweise regelrecht schrill. Nichts will so richtig zusammenpassen. Die Action ist hart und blutig, aber sie kommt viel zu kurz. Jason Statham zeigt sein Actionheldenkönnen zwar an einigen Stellen, aber die gehen unter im Vergleich zu den monströsen und verworrenen Erzählsträngen, die man dem Zuschauer gleichzeitig präsentieren möchte. Keiner der Darsteller liefert hier eine Glanzleistung ab, weder Jason Statham, noch Michael Chiklis, NiIck Nolte oder Jennifer Lopez. La Lopez spielt ihren Part zwar recht humorig, ihre Kinokarriere hatte ihren Höhepunkt meiner Meinung nach bisher aber mit Out of Sight (Link zu IMDB). Der Rest der Darsteller ist schlichtweg unterfordert.

Erwartet hatte ich nur solide Action, die zu unterhalten weiß. Leider wurden aber nicht einmal meine zurückgeschraubten Minimalerwartungen erfüllt. Schade eigentlich. Aus dem Thema hätte man definitiv mehr machen können. Taylor Hackford hat mit Im Auftrag des Teufels (The Devil’s Advocate, Link zu IMDB) einen meiner filmischen All-Time-Favorites geschaffen. Bei Parker hat er leider versagt. Der Film zog sich und ich empfand ihn schlichtweg als langweilig und einfallslos.

Jason Statham kann von mir aus gerne weiter Filme machen. Ich werde sie mir auch ansehen (Actionfiguern FTW!). Allerdings sollte er sich wieder Filmen zuwenden, bei denen es richtig zur Sache geht und die sich nicht ziehen, wie Kaugummi. Es muss nicht immer innovativ sein, aber wenn Langeweile aufkommt, ist doch irgendetwas schiefgelaufen.

Lieber Bruce Willis,
ich zähle auf dich! Nächste Woche geht es rund und für dich werde ich meine Erwartungen nicht herunterschrauben – ganz im Gegenteil. Es ist an dir, mir zu zeigen, dass es noch Actionhelden im weißen Unterhemd gibt, die richtig zuschlagen und ordentlich Zerstörung anrichten können. Wir sehen uns!
Erwartungsvolle Grüße
tigermaus8

Digitale Charakterköpfe

Es gibt viele Spieleserien, die mir in der langen Zeit, in der ich mich schon mit Videospielen beschäftige, richtig ans Herz gewachsen sind und von denen ich bedingungslos jeden neuen Teil kaufe und spiele.

Einige davon leben von ihrem inzwischen bewährten Konzept und von immer wiederkehrenden Elementen. So wäre eine neuer Teil  von Silent Hill ohne den Pyramidenkopf und die Bubble Head Nurses undenkbar, oder ein neues The Legend of Zelda ohne den grünbemützten Link und seine verschiedenen Waffen wie Bumerang oder Enterhaken. Die allermeisten dieser Serien haben gemeinsam, dass man sich in jedem Teil entweder an einen völlig neuen Hauptcharakter, oder aber an einen bewährten Charakter immer wieder neu gewöhnen muss. So ist Super Mario zwar ein bekannter Charakter, allerdings macht er in nahezu allen Teilen die gleiche Entwicklung durch, beziehungsweise durchlebt eine sehr ähnliche Story. Link wanderte schon in den verschiedensten Inkarnationen über den Bildschirm und nach Silent Hill verirrt sich in jedem Teil jemand anderes. Die Hauptelemente bleiben in jedem Teil der Reihe bestehen und das ist es auch gerade, warum ich diese Art von Serien so mag. Jedes Mal, wenn Link seinen ersten Holzschild bekommt, hüpft mein Herz höher.

Es gibt allerdings auch Spieleserien, die durch eine stetige Weiterentwicklung des Spielprinzips und der Spielmechanik, sowie durch eine zusammenhängende Story überzeugen können. Bedingt durch die Storyline bleiben vielfach Charaktere über verschiedene Teile hinweg erhalten. Ähnlich wie in einer TV-Serie wachsen sie mir als Spieler dann auch deshalb immer mehr ans Herz. Darüber hinaus spielen diese Games in riesigen Universen, die schiere Unmengen an Stoff für Erzählungen bieten.

Vergangene Woche habe ich Assassin’s Creed: Revelations beendet, den letzten Teil der Reihe, der sich der Geschichte um den Assassinen Ezio Auditore da Firenze widmet. In insgesamt drei Spielen hatte ich so viel mit Ezio erlebt, dass ich immer etwas Bedenken vor dem Ende hatte, das allerdings in meinen Augen glücklicherweise sehr gelungen ausfiel. Assassin’s Creed 3 liegt schon neben meiner Konsole bereit. Ein bisschen Bammel habe ich allerdings davor, es anzuspielen, ist mir der neue Assassinen-Charakter Connor doch noch sehr fremd. Gut, dass es die interessante und nach vier Teilen doch recht komplex gewordene Hintergrundstory gibt, die mich so neugierig macht, dass ich mich wahrscheinlich auch mit Connor schnell anfreunden werde.

Auch bei Mass Effect bin ich gespannt, wie man die Serie weiterführen wird. Nach drei Teilen endeten die Abenteuer von Commander Shepard. Bei Assassin’s Creed ist die Gestalt der Charaktere eindeutig vorgegeben. Im Gegensatz dazu hat man bei Mass Effect die Möglichkeit, seinen eigenen Shepard zu erstellen, egal ob männlich oder weiblich. Mannkann diesen Charakter dann von Teil 1 bis Teil 3 immer weiter übernehmen. Die Möglichkeit der Anpassung des Aussehens habe ich in diesem Fall zugegebenermaßen gar nicht genutzt. Ich habe den Standard-Shepard durch das epische Sci-Fi-Abenteuer begleitet. Aber auch den habe ich mit all seinen Entscheidungen, die er zu treffen hatte, seinen Beziehungen und all den Kämpfen so liebgewonnen, dass ich ihn gedanklich für einen nächsten Mass-Efect-Teil noch nicht so recht ziehen lassen will. Über das Ende von Mass Effect 3 wurde unter Gamern sehr viel gestritten. Ich fand es übrigens völlig in Ordnung. Vielleicht war ich bis dahin schon zu sehr Shepard-Fan, dass man mir alles hätte vorsetzen können, aber aus meiner Sicht passte es durchaus ins Universum und in die Geschichte.

Natürlich werde ich auch ein Mass Effect ohne Shepard spielen, so wie ich ein Gears of War ohne Marcus Fenix spielen werde. Ja, auch diese sehr brutale Spielereihe weiß mit einem eigenen und großen Universum aufzuwarten, das mich sehr fasziniert. Große Spieleuniversen gewinnen mittlerweile auch immer öfter durch andere Medien wie Comics und Bücher an Gestalt hinzu. Ich finde das toll.

Eine Spieleserie, die auch schon sehr lange läuft, ist Splinter Cell. Sam Fisher ist inzwischen einer meiner Lieblings-Spielehelden. Seit 2002 begleite ich ihn auf seinen geheimen Missionen. Splinter Cell gehört zur zweiten von mir hier aufgestellten Serienkategorie. Die Haupthandlung wird in jedem Teil mehr oder weniger fortgeführt, allerdings wurde das Spielprinzip im letzten Teil, Splinter Cell: Conviction, nicht nur weiterentwickelt, sondern quasi runderneuert. Ich persönlich habe die Neuerungen zwar als präsent empfunden, allerdings nicht als so krass, dass sie den kompletten Charakter der Serie verändert hätten. Sam Fisher, bekannt geworden durch sein Schattendasein und sein lautloses Vorgehen, kann noch immer schleichen und Stealth-Kills vollführen. Allerdings muss er das nicht mehr unbedingt, er kann auch offensiver vorgehen. Die Trailer des kommenden Teils, Splinter Cell: Blacklist, lassen vermuten, dass diese Elemente noch verstärkt werden und es bald noch offensiver zugeht. Ich werde Sam Fisher auf jeden Fall auch außerhalb der Schatten weiter begleiten.

Was mich an all dem so fasziniert, ist, dass es heute nicht nur lebende oder fiktive Charaktere auf dem Papier und in Film und Fernsehen gibt, die ihr Publikum zu begeistern wissen. Zu ihnen haben sich die digitalen Charakterköpfe gesellt, mit denen man genauso viel erleben kann und deren Abenteuer man ebenso emotional verfolgt.

Abstürze

Nachdem in den letzten Wochen sehr viel Action im Kino geboten wurde, befand ich, dass es mal wieder an der Zeit sei, sich einem anderen Filmgenre zu widmen. Zwei Oscar-Nominierungen und viele gute Kritiken lenkten mein Augenmerk auf Flight, den neuen Film von Robert Zemeckis. Zur Abwechslung gab es im Kino diese Woche also ein Drama, bevor es spätestens zum Valentinstag auf der Leinwand wieder explosiv zugeht.

Flight handelt von dem Piloten William „Whip“ Whitaker, einem schweren Alkoholiker, der trotz seiner Sucht in den Pilotensitz steigt, um hunderte ihm anvertraute Passagiere zu transportieren. Auf einem seiner Flüge geschieht ein schreckliches Unglück: Die Technik versagt und das Flugzeug droht unkontrolliert abzustürzen. Whip schafft es jedoch, die Maschine in einem spektakulären Manöver notzulanden. Er rettet dadurch vielen Menschen, inklusive sich selbst, das Leben. Von 102 Passagieren sterben „nur“ 6. Der Rest überlebt den Absturz mehr oder weniger schwer verletzt. Im Nachgang muss der Vorfall natürlich gründlich Untersucht werden. Eine Anhörung der Flugsicherheitsbehörde steht an. Da es eindeutig technische Probleme waren, die zum Absturz geführt haben, entscheiden sich die Pilotengewerkschaft und die Airline dazu, Whitaker zu unterstützen. Der Flugzeughersteller soll als einzige Partei für die Tragödie bezahlen. Der Pilot bekommt einen Anwalt zur Seite gestellt, der den toxikologischen Befund anfechten und Whitaker entsprechend auf die Befragung vorbereiten soll. Bis zur Anhörung kämpft Whitaker an verschiedenen Fronten, um das Geschehene zu verarbeiten, einschließlich eines Kampfes gegen sich selbst und gegen sein immer wiederkehrendes, unstillbares Verlangen nach Alkohol.

Flight ist im Wesentlichen eine One-Man-Show von Denzel Washington, der den äußerlich und innerlich gebeutelten Flugkapitän sehr eindringlich und mit viel Fingerspitzengefühl spielt. Die innere Zerrissenheit, der Kampf gegen die Sucht, die Hässlichkeit der Niederlage – Washington schafft es jede Nuance einzufangen. Die Oscar-Nominierung hat er meiner Meinung nach zu Recht erhalten, auch wenn ich nicht sagen kann, ob er die Trophäe im Vergleich zu den restlichen Nominierten bekommen sollte. Die anderen Hauptdarsteller  (z.B. Daniel Day-Lewis als Lincoln) habe ich in ihren aktuellen Werken zugegebenermaßen noch nicht gesehen.

Die restlichen Rollen sind zwar gut besetzt, leider verblassen sie aber alle hinter dem übermächtigen Denzel Washington, obwohl es sicher interessant gewesen wäre auch die anderen Charaktere noch etwas genauer zu beleuchten. So bleiben viele Details über den Vertreter der Pilotengewerkschaft, Charlie Anderson (Bruce Greenwood), der offenbar schon länger über Whips Sucht Bescheid weiß, den ehrgeizigen Anwalt Hugh Lang (Don Cheadle) und den fröhlichen Drogendealer Harling Mays (John Goodman), im Dunkeln. Auch die Figur der drogenabhängigen Nicole (Kelly Reilly), in die sich Whip im Verlauf der Story verliebt, wird nur sehr oberflächlich angekratzt.

Robert Zemeckis schickt den Zuschauer in Flight auf eine verstörende Gefühlsreise, Wechselbäder inklusive. Er konzentriert sich voll auf die Darstellung des Hauptcharakters und zeigt diesen gnadenlos mit allen Höhen und insbesondere auch mit allen Tiefen. Es ist der moralische Konflikt, in den man während des Films in Gedanken immer wieder kommt, der dieses Werk sehenswert macht. Es sind diese Momente, in denen man bereit ist, auf die Frage „War der Pilot wirklich in der Lage, das Flugzeug zu fliegen?“ sofort mit „Ja!“ zu antworten, obwohl man weiß, dass dieser Alkohol und Drogen im Blut hatte. „Schließlich brauchen Alkoholiker einen gewissen Alkoholpegel, um „normal“ denken und handeln zu können“, versucht man sich innerlich herauszureden. Es sind die Momente in denen man für den gleichen Mann nur noch Abscheu empfindet, wenn er seiner Sucht nachgibt und beim Autofahren an einer Sportflasche gefüllt mit Alkohol nuckelt. Und es ist der Umgang mit der Frage „Wie weit soll man gehen, um diesen Menschen, der trotz allem eine Heldentat vollbracht hat, bei der Anhörung zu decken?“, der gerade das letzte Drittel des Films in meinen Augen zum besten Teil des Films macht. Im Großen und Ganzen erzählt der Film zwar nichts, was man über das Thema Alkoholsucht nicht schon wüsste, allerdings angereichert vielen kleinen Details, die die Botschaft sehr intensiv vermitteln.

Das alles konnte mich jedoch nicht über die relativ großen Logiklücken hinwegtrösten, an denen der Film in meinen Augen krankt. Der Flugzeugabsturz ist filmtechnisch sehr gut und auch spannend inszeniert. Ob es allerdings möglich ist, ein so großes Flugzeug in Rückenlage und anschließend wieder zurück in einen Gleitflug zu bringen, ohne dass es bei dem Versuch es zu drehen schon auseinanderbricht, wage ich stark zu bezweifeln. Außerdem müssen sich Piloten regelmäßigen Gesundheitschecks unterziehen, bei denen eine solch starke Form der Alkoholsucht, wie sie bei Captain Whitaker vorliegen muss, kaum zu vertuschen wäre, zumal er auch Drogen nimmt, die länger nachweisbar sind, als Alkohol. Ferner glaube ich nicht, dass ein Mitglied der Pilotengewerkschaft einfach schweigt, wenn es sich bewusst ist, dass ein alkoholkranker Pilot regelmäßig Passagiere befördert. Ein Alkoholiker, der jahrelang und regelmäßig so viel trinkt, wie Whip es offenbar tut, würde auch nicht mehr so gut aussehen, wie Denzel Washington im Film. Der Alkohol hätte die Gesichtszüge sicher schon mehr aufgeschwemmt. Flight beinhaltet einige Dinge, über die man großzügig hinwegzudenken in der Lage sein muss, um den Film als herausragend zu bezeichnen. Für mich verliert er dadurch leider massiv an Glaubwürdigkeit.

Dass in Flight die moralische Keule geschwungen wird, war mir von vornherein klar. Das ist bei dem Thema, dem sich der Film annimmt auch völlig in Ordnung. Bis zu einem gewissen Grad muss das auch so sein. Was mich jedoch sehr stört ist die Tatsache, dass Whip als Weg aus den Problemen und als Erklärung der Geschehnisse gleich mehrfach und von verschiedenen Stellen „Gott“ angeboten wird. Der Pilot lehnt zwar immer dankend ab und möglicherweise will der Regisseur damit auch zeigen, wie nervig spirituelle Moralpredigten sein können, ich finde es aber in der heutigen multikulturellen und multireligiösen Zeit zu einfach, sich auf eine solche Botschaft zu konzentrieren. Außerdem wäre es geschickter gewesen, dem Zuschauer die Interpretation des „Warum?“ selbst zu überlassen, so wie auch der Hauptcharakter seinen eigenen Weg finden muss. Es gibt Filme aus verschiedenen Genres, die ohne Benennung des Spirituellen auskommen und alle Interpretationsmöglichkeiten offen lassen. Flight gehört leider nicht dazu.

Trotz all dieser Kritikpunkte halte ich Flight für einen mutigen und was das Thema Alkoholismus anbelangt gelungenen Film. In einer Zeit, in der der Konsum von Alkohol immer noch häufig zum guten Ton gehört, ist es löblich, dass ein Film bereit ist, alle Facetten einer Alkoholkrankheit schonungslos offenzulegen. Mir sind im Leben bereits einige Menschen begegnet, die mehr oder weniger große Probleme mit Alkohol hatten. Alkoholsucht ist eine schleichende Sucht, von der es mehrere Formen gibt. Schnell kann es sein, dass jemand ohne das erste Glas Wein am Abend unruhig wird. Deshalb ist es durchaus wichtig und richtig, das Ganze zu thematisieren.

Zu oft werden Alkoholabstürze als „coole Sache“ für Erzählungen verwendet. Filme wie „Hangover“ tun ihr übriges, um Filmrisse als etwas Lustiges und beinahe schon Erstrebenswertes zu verkaufen. Man mag mich als spießig bezeichnen, aber meine Stirn wirft sich auch jedes Mal in nachdenkliche Falten, wenn mir Taio Cruz im Radio fröhlich entgegenkräht, dass er einen Kater (Hangover) hat und man ihm gefälligst noch etwas in den leeren Becher einschenken solle, damit er weiter Party machen kann. Häufen sich Hangovers, sind sie gefährlich und können leicht zur Sucht oder gleich zum Tod führen.

Fatal wäre natürlich ebenfalls, Alkohol komplett zu verteufeln. Der richtige Umgang damit zählt. Auch ich trinke sehr gerne einen guten Wein zum Essen. Man sollte meiner Meinung nach den Alkoholrausch einfach weniger glorifizieren. Dass Alkoholkrankheit letzten Endes zum totalen Absturz führt, verdeutlich Flight jedenfalls in mehrerlei Hinsicht.

Abschließend würde ich Flight als durchaus sehenswerten Film bezeichnen, der mit einem großartig spielenden Denzel Washington ein Thema behandelt, über das in unserer Gesellschaft noch zu oft geschwiegen wird, obwohl es den meisten Menschen bekannt ist. Wenn man über die eklatanten Logiklücken hinwegsieht, verlässt man den Kinosaal doch mit einigem Material zum Nachdenken.