Archiv der Kategorie: Gelesen

Jahresrückblick 2013 – Comics

Nachdem DC Comics im Jahr 2012 seinem Universum einen Neustart verpasste, zog Konkurrent Marvel wenig später nach. Die Ereignisse von Marvel Now! – so der Name des neuen Konzepts – trafen in diesem Jahr endlich auch auf Deutsch in den Comicläden ein. Neben den großen Umwälzungen bei den Superhelden gab es 2013 selbstverständlich eine Fülle an weiterem, buntem Lesestoff.

Im Folgenden präsentiere ich interessierten Lesern meine persönlichen Top 10 der Comics (inklusive Manga), die für mich im vergangenen Jahr aus der großen Anzahl an qualitativ hochwertigen Publikationen besonders herausragten. Bedingung für die Aufnahme in diese Liste ist, dass im Jahr 2013 mindestens ein Heft erschienen ist – egal in welcher Sprache. Der Beginn und auch das Ende der Serien können deshalb, bei unterschiedlicher Veröffentlichung in unterschiedlichen Ländern, weiter in der Vergangenheit liegen.

  1. Saga (Image Comics, in Deutschland bei Cross Cult)
  2. Sweet Tooth (DC Comics / Vertigo, in Deutschland bei Panini Comics)
  3. Gute Nacht, Punpun (Inio Asano, auf Deutsch erschienen bei Tokyopop)
  4. Teenage Mutant Ninja Turtles – City Fall Storyline (IDW Comics)
  5. Dexter (Marvel Comics)
  6. Die Neuen X-Men (Marvel Now!, in Deutschland bei Panini Comics)
  7. Bryhildr in the Darkness (Lynn Okamoto, auf Deutsch erschienen bei TokyoPop)
  8. Batman – Der Tod der Familie Storyline (DC Comics, in Deutschland bei Panini Comics)
  9. Shifter (Anomaly Productions)
  10. Die Kinder des Kapitän Grant (Alexis Nesme, auf Deutsch erschienen bei Splitter)

(Links zu den Verlagsseiten.)

Achtung!
Diese Liste ist rein subjektiv! ;-)

Es donnern die Motoren

Selbst für mich als Menschen mit vielen und verschiedenen Interessen, gibt es Themen, für die ich mich wenig begeistern kann. Die Formel 1 gehört dazu. Obwohl ich schöne und schnelle Autos mag, empfinde ich das Beobachten von rasenden und am Ende trotz aller Kurven im Kreis fahrenden Boliden als nicht sonderlich spannend. Eingefleischte Fans wie Speedwriter33 mögen mich gerne als Banausin titulieren. Das nehme ich in Kauf.

Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass mich Ron Howards neuer Film, Rush (Link zu IMDB), nicht ins Kino locken konnte, wenngleich ich Chris Hemsworth für einen talentierten Schauspieler halte, der über das Image als langhaariges, blondes Muskelpaket hinauszuwachsen vermag. Das im Film beschriebene Duell der beiden Rennfahrer fand statt, bevor ich das Licht der Welt erblickte. Nichtsdestotrotz weiß ich um Niki Laudas spektakulären Unfall. Ich kann mich sogar daran erinnern, dass mich die Berichterstattung darüber im Fernsehen fasziniert hat, die im Zusammenhang mit Rückkehr des Fahrers in die Formel 1 wieder auflebte. Für mich blieb Niki Lauda seitdem der „Rennfahrer mit den verkohlten Ohren“. Morbide Dinge haben einfach schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bleibe dabei, mir im Kino Muskelmänner in getunten Sportwägen mit donnernden Motoren anzusehen und glänzende Lacke und schicke Lichter auf der Internationalen Automobil-Ausstellung zu bewundern. Das Beurteilen von Dingen, die mit dem „richtigen“ Motorsport zusammenhängen, überlasse ich Spezialisten. Deshalb freue ich mich sehr, dass Speedwriter33 eine wunderbare Filmkritik zu Rush geschrieben und auf seinem Blog veröffentlicht hat. Diese möchte ich allen Interessierten hiermit ans Herz legen (Link zum Artikel). Wer die Kommentarfunktion unter der Rezension vermisst, kann seine Anmerkungen gerne unter diesem Artikel loswerden.

Die Kunst des Knotens

Es ist immer wieder erstaunlich, über welche Themen in den Medien – besonders in den Online-Medien – berichtet wird. Nicht alles, was im Internet publiziert wird, ist interessant. Viele Seltsamkeiten tummeln sich im Netz. An nicht wenigen kuriosen Berichten und Bildern bleibe ich regelmäßig hängen. Es ist sicher die kunterbunte Vielfalt im Netz, die auch große News-Seiten dazu inspiriert, das Interesse ihrer Leser mit auf den ersten Blick seltsam anmutenden Artikeln zu wecken, die näher betrachtet aber interessante Botschaften vermitteln. Hauptsache die Neugierde wird geweckt! So widmet sich Spiegel Online in einem lesenswerten Artikel dem Zusammenhang von Schuhen, Schnürsenkeln und Mathematik. (Quelle: Spiegel Online)

Zuerst faszinierte mich das Geschriebene, mehr noch weckte das letzte Bild der dazugehörigen Fotostrecke mein Interesse. Als ich den Text unter dem Bild las, traute ich meinen Augen kaum. Das Binden einer Schleife mag für den Außenstehenden nun nicht gerade ein spektakuläres Thema sein, über das es sich länger nachzudenken lohnt. Es gab diesbezüglich allerdings ein Erlebnis in meiner Kindheit, an das ich mich immer erinnern werde.

Es begab sich in den frühen Achtzigerjahren. Ich war im Kindergarten. Da die nette, verständnisvolle und für die Gruppe normalerweise zuständige Erzieherin aus irgendeinem Grund nicht zur Hand war, versuchte sich eine Vertreterin am täglichen Gruppenspiel im Stuhlkreis. Die resolute Dame mit der Absicht, den Kleinen an diesem Tag unbedingt etwas fürs Leben zu lehren, teilte an jedes Kind ein langes Band aus. Dieses musste im Sitzen um einen Oberschenkel gewickelt werden, auf dessen Oberseite eine Schleife gebunden werden sollte. In der Tat konnten einige Kinder sich noch nicht alleine die Schuhe zubinden. Dieser Zustand sollte nun für immer beendet werden.

Die Vertretungserzieherin zeigte langsam, wie das Schleifebinden ihrer Meinung nach richtig ging: Ein einfacher Knoten. Eine Schlaufe. Das andere Band um die Schlaufe herum. Durchziehen. Festziehen. Fertig. So musste das gemacht werden.

Dumm nur, dass ich nicht zu den Kindern gehörte, die keine Schleife binden konnten. Meine Mutter hatte mir schon längst beigebracht, meine Schuhe selbst zuzubinden, allerdings auf eine weniger komplizierte Art: Ein einfacher Knoten. Zwei Öhrchen (Schlaufen). Mit den Öhrchen einen weiteren einfachen Knoten binden. Festziehen. Fertig. Für mich als Kind ging das viel einfacher von der Hand, als die umständliche Wickelaktion mit anschließendem Durchziehen.

Zuerst versuchte ich der Verzieherin – in Anbetracht ihrer Sturheit sicher der passendere Ausdruck – zu erklären, dass es nicht nur eine Möglichkeit gab, musste mich argumentativ aber einem mehrfachen, profanen „Nein!“ geschlagen geben. Solche Situationen sollten mir im weiteren Leben – vor allem im Arbeitsleben – noch öfter begegnen. Sie wollte einfach nicht hören. Argumentieren zwecklos. Schließlich hatte sie sich zuvor penibelst zurechtgelegt, was sie an diesem Tag lehren wollte und es wäre ja unerhört, wenn sie sich da von einem kleinen Naseweis dazwischenfunken hätte lassen. Und wie sie es lehren wollte! Als es um das Leeren des Gruppenraumes am Ende des Vormittages ging, setzte sie kurzerhand fest, dass nur diejenigen Kinder aufstehen und gehen durften, die erfolgreich eine Schleife gebunden hatten.

Ein Mädchen neben mir verzweifelte an dem für Kinderhände komplizierten Knoten. Ich konnte das nicht mit ansehen und verweigerte mich zu dem Zeitpunkt innerlich schon aus purem Trotz dem Lerninhalt. Als die Verzieherin sich verzog und mir den Rücken zuwandte, da sie damit beschäftigt war, anderen Kindern ihre Wahrheit über schön gebundene Schleifen einzutrichtern, zeigte ich dem Mädchen geschwind meine Schleifentechnik. Sie begriff es sofort und freute sich. Verschwörerisch sah ich sie an und legte meinen Finger auf den Mund: „Pssst!“ Im nächsten Moment rief ich die sture Madam herbei und wir präsentierten ihr unsere Ergebnisse. Sie nickte erfreut und lobte obendrein die schönen, gleichmäßigen Schleifen. Dass diese anders gebunden worden waren, als von ihr vorgegeben, bemerkte sie auch mit prüfendem Blick nicht. Wir durften (endlich) gehen.

Jahre später stupste mich eines Tages bei einem Bummel in meiner Heimatstadt ein weibliches Wesen von der Seite an. „Hey! Ja! Du bist es!“ Ich war verwirrt. Wer war sie? Woher kannte sie mich? „Wir waren zusammen im Kindergarten! Du hast mir beigebracht, wie man Schuhe zubindet! Erinnerst du dich? Die Schleifen!“ Natürlich erinnerte ich mich an die Verzieherin, auch wenn ich inzwischen längst beide Schleifentechniken beherrschte. Aus dem Mund der jungen Dame folgte der erstaunlichste Satz der ganzen Geschichte: „Weißt du, ich binde meine Schuhe bis heute so zu!“ Ich war total baff und absolut gerührt. Weder den Tag im Kindergarten, noch das Wiedersehen werde ich jemals vergessen.

Zurück zum Foto auf Spiegel Online und dessen Beschreibungstext, in dem etwas von Kreuzknoten und Altweiberknoten steht, die miteinander verglichen werden. Beim Lesen ratterte es in meinem Hirn und da ich nicht sofort etwas mit den beiden Begriffen anfangen konnte, forschte ich nach. Wikipedia sei Dank (Links im Text) fand ich schnell heraus, was sich hinter den beiden Worten verbirgt und wo die Unterschiede liegen. Schleife ist eben doch nicht gleich Schleife! Die Methode, die mir meine Mutter als die einfachere beibrachte, die zwei kleinen Mädchen lange Erklärungen von einer sturen Frau ersparte, stellte sich am Ende doch als die eigentlich vorteilhaftere Schleife zum Schuhebinden heraus.

Leselieblinge

Kettenaktionen – egal ob es Briefe auf Papier, E-Mails oder Posts sind – stehe ich schon immer kritisch gegenüber. Etliche Kettenbriefe sind schon zu Schulzeiten bei mir versiegt. Die einzige Aktion, an der ich mich tatsächlich beteiligt habe, war der Hefekuchen „Hermann“, der irgendwann in der Schule die Runde machte. Ich habe ihn „gefüttert“ und gepflegt, bis er groß genug war, um gebacken zu werden. Er schmeckte hervorragend, weshalb ich seine Ableger, inklusive dazugehöriger Anleitung, sogar weiterverbreitet habe. Alle anderen Vorhaben, die auch nur annähernd an Kettenbriefe erinnerten, habe ich geflissentlich ignoriert.

Nun macht ein Kettenblogpost die Runde. Er nennt sich „Liebster-Blog-Award“. ponyhofbesucher war so freundlich und hat mich in diesem Zusammenhang bei der Aufzählung seiner Lieblingsblogs genannt. An dieser Stelle möchte ich mich dafür von Herzen bedanken. Ich bin froh, wenn es da draußen Leute gibt, die meinen Blog lesen und denen meine Artikel obendrein gefallen. Die Spielregeln, die sich die Teilnehmer bei der Vergabe des Awards auferlegen, sind vom Aufwand her nicht zu verachten, weshalb die Nominierung eine noch größere Ehre für mich ist.

Aber auch wenn ich die Aktion unter dem Aspekt, dadurch neue Blogs und Blogger kennenlernen zu können, toll finde, werde ich mich den Regeln der Kettenaktion nicht unterwerfen. Gleichwohl lasse ich mir einige Empfehlungen in eigener Sache nicht nehmen.

Um meine persönlichen Lieblingsblogs zu empfehlen habe ich meine Blogroll. Alle Seiten, die dort genannt sind, kann ich jedem Leser nur ans Herz legen, ganz ohne Ausnahme und ohne Wenn und Aber. Trotzdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, um vier ganz besondere Blogger zu erwähnen, ohne die ich mir den Stream in meinen Reader einfach nicht mehr vorstellen kann.

Zum ersten ist da Herr Hallmackenreuter, den ich im Real Life schon lange kenne und dessen Freundschaft ich sehr schätze. Er schreibt treffend, charmant und witzig und bringt mich oft zum Schmunzeln. Das Einzige, was ich bei seinem Blog vermisse, sind Kommentarfunktionen. So muss ich ihm meine Anregungen auf anderem Wege zukommen lassen. Auch er lässt sich die eine oder andere Anmerkung zu meinem Blog nicht nehmen. Ich schreibe hier nun schon eine ganze Weile über dies und das und es macht mir riesigen Spaß. Herr Hallmackenreuter macht mich bisweilen dezent auf manchen Tippfehler und darauf aufmerksam, dass ich doch viel mehr über Filme, als über andere Dinge schreibe. Dabei ist es überhaupt nicht meine Absicht, mich ausschließlich mit einem Thema befassen oder mich thematisch festzufahren. Wie dem auch sei, ich werde mich weiterhin bemühen, abwechslungsreiches Lesevergnügen zu präsentieren – nicht nur für Herrn Hallmackenreuter, versteht sich.

Als zweiten Blogger möchte ich First.Person.Writer erwähnen. Auch er ist ein geschätzter Freund in der Welt außerhalb des Internet. Die Themenvielfalt, die er auf seinem Blog präsentiert, ist erstaunlich. In Artikeln von verschiedenen Länge – mal nur ein Satz, mal mehrere Seiten – widmet er sich allen Bereichen des Lebens. Ich mag seine Sicht auf die Dinge. Er ist ein wahres Interpretationsgenie und entdeckt in Videospielen einige Aspekte, der mir ohne ihn verborgen geblieben wären. Besonders schätze ich darüber hinaus den Austausch mit ihm über Filme.

Ein weiterer Schreiberling, den ich zwar nicht persönlich kenne, der mir aber mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist, ist niggli-aigner. Auf seinem bunten und stilvollen Blog präsentiert er eine tolle, interessante und immer aktuelle Mischung. Er verehrt den Meisterautor Stephen King genauso sehr wie ich, weswegen ich mit ihm gerne Gespräche über den Dunklen Turm und andere Welten führe. Zusätzlich ist er ein Filmenthusiast, was zu weiteren regen Diskussionen über dieses Thema führt.

Als letztes möchte ich eine Bloggerin erwähnen, die sich mit diversen Familiengeschichten innerhalb kürzester Zeit einen festen Platz in meinem Reader erobert hat: Good Word for Bad World. Die wortgewandt erzählten Erlebnisse entlocken mir nur allzu oft ein breites Lächeln und lächeln ist toll und gesund.

Weitere Leselieblinge befinden sich, wie oben bereits erwähnt, in meiner Blogroll. Über mich selbst und meine Gedankengänge erfahren geneigte Leser in meinen Artikeln genug. Ich verzichte deshalb darauf, zusammenhanglos weitere Fakten aufzulisten. Fragen an andere Blogger äußere ich lieber persönlich und in den Kommentaren zu den jeweiligen Artikeln – soweit Kommentarfunktion vorhanden, versteht sich. Und wer mir Fragen stellen will, nur zu. Ich bin zum Austausch jederzeit gerne bereit.

Ich freue mich über alle treuen, über alle neuen Leser und auf viele weitere Beiträge und Gespräche. Der ponyhofbesucher, dessen Blog über Games, alte Zeiten und andere Gedankengänge ich im Übrigen auch sehr schätze und regelmäßig lese, möge mir meinen eigenwilligen Umgang mit dem Liebster-Blog-Award verzeihen. Meine einzige wirkliche Ketten(re)aktion wird der Hefekuchen bleiben. Falls mir heute jemand einen solchen Teigableger anbieten würde, würde ich sogar ernsthaft überlegen, ihn wieder aufzupäppeln. Er war schon außerordentlich schmackhaft, der gute Hermann …

Bildergeschichten

Ich lese Comics, viele Comics. Jede Woche führt mein Weg mindestens einmal in den Comicshop meines Vertrauens (Link zum Blog des T3 in Frankfurt). Unter den Heften und Büchern mit Bildergeschichten aller Art finden sich regelmäßig solche, die aus der Masse herausstechen. Diesen Artikel möchte ich deshalb nutzen, um einige Comics vorzustellen, die mir in den letzten Wochen und Monaten besonders positiv aufgefallen sind.

Buddha

Bei den japanischen Comics, den Manga (Link zu Wikipedia), ist mir ein Werk unglaublich ans Herz gewachsen: Buddha (Link zur Übersichtsseite der Serie beim Carlsen-Verlag) von Osamu Tezuka (Link zu Wikipedia). Tezuka war ein Mangaka mit Leib und Seele. Er lebte für das Zeichnen und hat viele einzigartige Serien geschaffen. In Buddha erzählt er die Lebensgeschichte von Siddharta Gautama (Link zu Wikipedia), dem Begründer des Buddhismus. Er folgt dem historischen Charakter von der Geburt an und beschreibt in einzigartigen Bildern dessen Lebens- und Leidensgeschichte. Bis Siddharta zum „Erwachten“ werden kann, muss er eine lange und beschwerliche Reise auf sich nehmen, immer auf der Suche nach Erleuchtung und dem ewigen Leben. Er schreckt vor nichts zurück und probiert alles aus, was nur den geringsten Anschein hat, ihn den ersehnten Antworten näher zu bringen. Im aktuellen fünften Band, der den Untertitel „Die Askese“ trägt, wird die Verbissenheit und die Sehnsucht des Charakters besonders deutlich. Wenn Siddharta sich beinahe zu Tode hungert und sich im nächsten Moment, egal wie geschwächt er ist, rührend um seine Mitmenschen kümmert, wird einem als Leser die Größe und Bedeutung dieser Figur bewusst.

Ich beschäftige mich schon lange mit dem Buddhismus und seine Lehren, außerdem verehre ich die Werke von Osamu Tezuka. Deshalb musste ich diese Serie selbstverständlich lesen. Ich kann sie aber auch historisch interessierten Manga-Neulingen empfehlen, die bereit sind, sich auf eine neue Art der Erzählung einzulassen. Tezukas Zeichenstil mag jenen, die vorher noch nicht mit seinen Comics in Berührung gekommen sind, vielleicht etwas befremdlich vorkommen. Die Zeichnungen in Buddha sind am ehesten vergleichbar mit einer Mischung aus sehr frühen Mickey-Mouse-Versionen und ähnlich überzeichneten Figuren wie Popeye. Alles wirkt reduziert und teilweise fast rudimentär. Die einzelnen Charaktere transportieren jedoch, ganz unabhängig von der ersten Wirkung ihres Aussehens, so viele Emotionen, dass man sich ihrem Bann schon nach einigen gelesenen Seiten nicht mehr entziehen kann.

Dank der hochwertigen Hardcover-Ausgabe des Carlsen Verlags, inklusive erklärenden Einleitungen und einigen sehr schön gestalteten Farbseiten, wird das Lesen dieses Klassikers, der nicht umsonst 2004 und 2005 mit dem unter Comickünstlern begehrten Eisner Award (Link zu Wikipedia) ausgezeichnet wurde, zu einem wahren Genuss. Die gesamte Serie erscheint in 10 Bänden von denen bis zum heutigen Tag bereits 5 erschienen sind.

Jinnrise

Der US Comicverlag IDW Publishig (Link zur Homepage) veröffentlicht eine Menge Comicheftserien, die ich regelmäßig meiner Sammlung hinzufüge. Seit Januar 2013 befindet sich eine neue Serie im Verlagsprogramm, auf deren Folgehefte ich nun Monat für Monat sehnsüchtig warte: Jinnrise (Link zur offiziellen Homepage der Serie).

Jinnrise handelt von dem Studenten Andrew Marcus, der bei einer Reise nach Marokko mitten in ein fantastisches und actiongeladenes Abenteuer schliddert, das seine Weltanschauung in den Grundfesten erschüttert und für immer verändern wird. Bei einem Bummel über einen Basar wird er Zeuge eines Angriffs von außerirdischen Kreaturen, den Kibrani. Die Invasoren sind den Erdenewohnern keinesfalls freundlich gesonnen. Um ein Haar wäre dieser Ausflug sein letzter gewesen, wären da nicht ein kleiner Junge und ein Flaschengeist, der  Dschinn Jabal, die dem verdutzten Andrew kurzerhand das Leben retten. Es beginnt eine spannende Geschichte über fremde Kulturen, Vorurteile und Freundschaften, die trotz des bunten Gewandes stets auch Stoff zum Nachdenken bietet und die trotz all ihrer fantastischen Elemente der Realität nicht gänzlich fremd ist.

Das erste Heft beginnt sehr actionreich und wirkt gleichermaßen wie eine Einführung und eine Teaser-Ausgabe. Viele Fragen bleiben offen und werden erst in den folgenden und noch kommenden Heften beantwortet. Das einzigartige Charakterdesign und die sympathischen, humorvollen Protagonisten halten die Spannung aufrecht und geben der Serie ihren besonderen Charme. Die Künstler sind allesamt noch recht unbekannt, aber so talentiert, dass sie mit dieser Serie sicher bald einige Bekanntheit erlangen werden. Bisher sind von Jinnrise insgesamt 4 Hefte erschienen. Wer einen gut sortierten Comichändler in der Nähe hat, der auch US-Hefte führt, sollte unbedingt einen Blick auf diese Serie werfen.

Atalante

Der Splitter Verlag (Link zur Homepage des Verlages) ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Comicalben. Unter den Mai-Neuheiten befindet sich der erste Band einer wunderschönen Serie des belgischen Comiczeichners Crisse (Didier Crispels, Link zu Wikipedia): Atalante (Link zur Serienübersicht auf der Splitter-Webseite).

Atalante erzählt in farbenprächtigen Bildern die Geschichte der schönen und draufgängerischen Jägerin Atalante, einer Figur aus der griechischen Mythologie (Link zu Wikipedia). Mit seinen Zeichnungen entführt Crisse den Leser in eine Welt voller fantastischer Kreaturen, die detailreiche Landschaften bevölkern. Die Charakterdarstellungen sind liebevoll-comichaft und unglaublich ausdrucksstark. Nach dem aktuellen ersten Band freue ich mich schon sehr auf die kommenden Alben. Wer ein Herz für alte Götter- und Heldensagen, für schlagfertige Heldinnen und für fabelhafte Wesen hat, der sollte sich dieses Comicmeisterwerk nicht entgehen lassen.

Manchmal kommen sie wieder

„Du wirst es nicht glauben, was ich letzte Woche in einer Buchhandlung gesehen habe!“ begann meine Mutter am Telefon ein neues Thema. Ich tippte im Geiste auf irgendetwas das die Buchreihe „A Song of Ice and Fire“ betrifft, die ich mittels Weihnachtsgeschenk erfolgreich an sie herangetragen habe. Aber weit gefehlt! „Sie sind wieder da!“ frohlockte Mama weiter. Ganz im Gegensatz zu düsterer Fantasy ging es um etwas sehr Buntes und Lustiges. Nach einem verwirrten Grunzlaut meinerseits löste sie das Rätsel endlich auf: „Die kleinen Büchlein über die Damen und Herren gibt es wieder!“

Diese Nachricht zauberte sofort ein Lächeln auf mein Gesicht, ging es doch um die Kinderbuchreihe Unsere kleinen Damen und Herren von Roger Hargreaves (Links zu Wikipedia), jene Serie von kleinen, quadratischen Büchern, die ich als Kind so verehrte. Ich habe sie alle gesammelt, vom ersten bis zum letzten Büchlein und ich habe sie heute noch. Die kleinen Damen und Herren schlummern in einer großen Kiste im Keller, bereit zum richtigen Zeitpunkt hervorgeholt und der nachfolgenden Generation vorgelesen zu werden.

In Großbritannien sind die „Mister Men and Little Miss“, so lautet der Original-Titel der Serie, seit ihrem ersten Erscheinen Kult. Es gibt nicht nur die Bücher, sondern auch Spielsachen in verschiedensten Ausprägungen, Formen und Größen. Wer in England in ein Spielwarengeschäft geht, der kommt um die Figuren des britischen Kinderbuchautors und -illustrators nicht herum. Auf der offiziellen Webseite feiern die kleinen Damen und Herren gerade ihr vierzigstes Jubiläum. Mutmaßlich ist dieses auch der Grund dafür, dass man sich nun in unseren Landen an einer Neuauflage versucht.

Versuchen? Ja, ich nenne es lieber so. Wie meine Mutter in unserem Gespräch später leicht konsterniert feststellte, hat man nämlich die Namen der lustigen Figürchen einfach geändert, sie modernisiert. Im Jahr 2013 halten unnötige Anglizismen fröhlich Einzug in die Kinderzimmer. Dass wir heute ohne verenglischte Sprache kaum mehr auskommen, ist mir klar. Ich selbst komme oft nicht mehr ohne aus. Dank Werbung ruft es quasi Anglizismen von jeder Straßenecke. Sprache lebt, Sprache verändert und vermischt sich. Das ist auch in gewissem Maße wichtig und richtig so. Die ursprünglichen Übersetzungen der Geschichten der kleinen Damen und Herren waren allerdings so liebevoll, dass man in diesem Fall getrost ohne auskommen könnte.

Nach dem Telefonat musste ich mich natürlich sofort selbst vergewissern, was da los war. Ein kurzer Blick auf Amazon bestätigte, weshalb meine Mutter schon in der Buchhandlung die Stirn runzelte: Unser Herr Killekille heißt nun Mister Kitzel. Warum „Mister“ und nicht mehr „Herr“? Und warum nur langweilig „Kitzel“? Im Original heißt er „Mister Tickle“, ja, aber in meinen Augen war „Herr Killekille“ definitiv die schönere Übertragung ins Deutsche. Auch die restlichen Damen und Herren haben ein sprachliches „Makeover“ verpasst bekommen, eines schlimmer als das andere. Herr Dussel wurde zu Mister Dämlich, wobei „dämlich“ einen furchtbar negativen Beigeschmack hat. Das hat er wirklich nicht verdient. Aber es geht noch dämlicher, denn Herr Schussel wurde zu Mister Aua. Den kleinen Damen ergeht es nicht besser als den Herren. Rosi Rundlich wurde zu Miss Vielfraß, Sofie Säuberlich zu Miss Tipptopp. Es sind Kinderbücher, ja, aber das sollte für Übersetzer kein Freibrief für puren Schwachsinn sein. Auch sollten Treue und Respekt zum Original keine Entschuldigung für Wortverbiegungen sein.

So sehr ich mich freue, dass auch die Kinder, deren Eltern die kleinen Büchlein nicht aufgehoben haben, nun die Chance haben, in den Genuss dieser unglaublich lehrreichen und gleichzeitig wahnsinnig charmanten und lustigen Geschichten zu kommen, so sehr ärgern mich die neuen Namen. Ich werde meine Sammlung deshalb nun noch mehr in Ehren halten. Man kann es mit den Anglizismen auch übertreiben. Die Bücher waren perfekt so wie sie waren und auch wenn ein Rechtewechsel oder Verlagswechsel zur Neuauflage oder irgend etwas anderes der Grund für die Neuübersetzung war, hätte man sich dennoch näher an die ursprüngliche Übertagung ins Deutsche halten können.

Es ist stets ein schmaler Grad, auf dem sich Übersetzungen bewegen, die das Original möglichst genau wiedergeben wollen. Immer mehr herrscht heute der teilweise sture und hirnlose Zwang vor, sich an das Original zu klammern. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man noch vor einiger Zeit für vieles, was nicht auf Anhieb passte, kreativere Auswege gesucht hat, auch bei Filmen. So geht mir der unsägliche Satz aus „Iron Man 2“ nicht aus dem Kopf, als Iron Man seinen (ebenfalls in einer Kampfrüstung befindlichen) Gegner in der deutschen Fassung fragt „Du willst eine War Machine sein?“ (Original: „You want to be a War Machine?“), nur damit der indirekte Verweis auf den Namen des Helden im Comic „War Machine“ nicht verloren geht. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Heraus kommen krampfige Übersetzungen, denen man den verlorengegangenen Wortwitz noch stärker anmerkt. Deshalb lese und schaue ich wo es geht immer lieber das Original.

Bei Kinderbüchern ist das natürlich eine andere Sache. Für die kleinen Damen und Herren würde ich mir jedenfalls wünschen, dass man für die nächste Auflage die Übersetzung noch einmal überdenkt. Wer die alte Version nicht kennt, wird sich vielleicht weniger daran stören, ich allerdings bleibe dabei: Die alte Übersetzung der Namen war die bessere.

Nichtsdestotrotz kann ich die kleinen Damen und Herren allen Eltern ans Herz legen. In meinem Kopf haben sie sich festgesetzt. Was habe ich mit meinen Eltern gelacht, wenn Herr Killekille einfach Leute durchkitzelt, wenn Herr Neugierig überall seine Nase hineinsteckt und sich die Nachbarin mit einer Wäscheklammer wehrt, oder wenn Herr Schussel versucht, sich nicht mehr überall zu stoßen. Jede einzelne der Figuren von Roger Hargreaves ist das Extrem von einer nur allzu menschlichen Eigenschaft. Einen Teil von sich wird jeder in fast allen von ihnen wiedererkennen. Für mich bleibt dies eine der schönsten Kinderbuchreihen aller Zeiten.

Meine Ausführungen zu diesem Thema möchte ich mit einem denkwürdigen, vielsagenden und ambivalent einsetzbaren Satz von Wendi Wirrwarr beenden, der mir noch heute des Öfteren und bei den verschiedensten Gelegenheiten durch den Kopf spukt:
„Und es ist doch Hackfleisch.“

Gerippe, Schein und Sein

Oskar. So hieß das erste, lebensgroße, menschliche Plastikskelett, das ich in der Schule sah. Lange Zeit war dieser Name für mich deshalb gleichbedeutend mit Skeletten. Zumindest so lange, bis ich begann, mich intensiver für Filme zu interessieren und mitbekam, dass es da in der großen weiten Welt, auf der anderen Seite des großen Teichs, kleine, goldene Trophäen gibt, die einmal im Jahr verliehen werden und die den gleichen Namen tragen (bis auf einen läppischen Buchstaben).

Am vergangenen Sonntag war es wieder soweit: Die Oscars wurden verliehen. Ich habe die Preisverleihung nicht live im Fernsehen gesehen, mich aber selbstverständlich, wie es sich für eine anständige Cineastin gehört, im Nachhinein intensiv darüber informiert.

In den Medien kam man in den vergangenen Tagen auch kaum an diesem Thema vorbei. Jeder hatte etwas zu sagen, jeder wollte seine Meinung zu dem großen Event und zu den Preisträgern kundtun, die von der Academy mit einem der kleinen, goldenen Männchen bedacht wurden. Skandale und Skandälchen wurden beschrieben. Gründe für oder gegen Entscheidungen wurden ausgeführt. Eine wahre Bilderflut ergoss sich über alle Kanäle. Natürlich schaute auch ich mir gerne die Bilder von den Stars und Sternchen auf dem roten Teppich an und bewunderte ihre tollen Roben.

Da ich zugegebenermaßen (noch) nicht alle, der nominierten Filme gesehen habe und konnte ich mir auch noch keine abschließende Meinung zur diesjährigen Preisverleihung bilden. Einige Filme werde ich sicher noch nachholen und sie dann wie gewohnt einzeln besprechen.

Filme verdienen Aufmerksamkeit, egal ob sie oscarnominiert sind, oder nicht. Solange sie es schaffen, auf irgendeine Weise mein Interesse zu wecken, bin ich gerne bereit mich mit ihnen zu befassen. Am Ende ist es der persönliche Geschmack, der entscheidet und so darf man nie vergessen, dass auch die Jury der Academy nur aus Menschen besteht, die alle eigene Ansichten haben. Mann kann vieles in die Entscheidungen hineininterpretieren, vielleicht sollte man das aber gar nicht tun. Die Oscar-Verleihung ist vor allem ein Fest, bei dem sich Hollywood und die Filmbranche selbst feiert. Ein verdientes Fest, wie ich finde.

Dolby Theatre, HollywoodLetztes Jahr führte mich meine Hochzeitsreise direkt nach Hollywood. Das Hotel, in dem wir nächtigten, war nur einen Steinwurf vom Walk of Fame entfernt. Gerade weil die Erinnerungen an die Reise noch so frisch sind, haben mich dieses Jahr insbesondere die Bilder von den Vorbereitungen zur Oscar-Verleihung fasziniert. Mir war gar nicht bewusst, dass der rote Teppich mitten auf der Straße aufgebaut wird. Es ist ob seiner Größe logisch, aber vieles begreift man eben erst richtig, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.

So ging es mir generell mit dem Film an sich als Kunst und Werk. Ich konnte zuvor noch so viel lesen und ansehen, welche Arbeit in einem Film wahrhaftig steckt, konnte ich erst fassen, als ich zum ersten Mal ein Filmstudio besuchte. Schon ein Besuch vor Jahrzehnten in den Bavaria Filmstudios in München bestärkte meine Faszination. Was ich in den großen Studios in Hollywood sah, faszinierte mich noch viel mehr. Auch wenn ich nur das Touristenprogramm absolvierte, bekam ich doch genug Einblick, um Filme noch mehr würdigen zu können.

Die menschliche Arbeit, gute und ehrliche Arbeit, zu großen Teilen Handarbeit, die geleistet werden muss bis Filmkulissen stehen, die Masse an Menschen, die an der Entstehung eines Films beteiligt sind und die vielen Tricks, mit denen gearbeitet wird um das Ergebnis auf der Leinwand zu perfektionieren, das alles vergisst man leicht, wenn man einen Film konsumiert. Das Filmemachen an sich ist nicht wirklich glamourös. Man darf es nicht mit den rauschenden Premierefeiern verwechseln.

Was für eine großartige Leistung die Schauspieler vollbringen, indem sie uns das, was wir im Film sehen, glaubhaft machen, wurde mir in Hollywood erst richtig bewusst. Oft wird über die Marotten und die Selbstdarstellung von Schauspielern gemeckert. Wenn sie einen Film drehen, sind es aber sehr oft nicht sie, die den Ton angeben. In der verbleibenden Zeit zwischen verschiedenen Anstellungen müssen sie sich verkaufen, auf sich aufmerksam machen und vielleicht auch ein bisschen kompensieren, dass sie beim Drehen nur ein Rädchen im großen Getriebe sind. Ich bewundere deshalb die Schauspieler umso mehr, die mit wenigen Marotten oder gar allürenfrei auskommen. So gönne ich beispielsweise Christoph Waltz seinen diesjährigen Oscar sehr.

Gerade weil die Produktion eines Films so umfangreich ist, finde ich es übrigens gut, dass es die „kleineren“ Oscar-Kategorien, wie Make-up, Ton und Szenenbild gibt. Sie erinnern die Zuschauer daran, dass zum Filmemachen mehr gehören, als nur die Stars, die von den Plakaten herabblicken und die Zuschauer ins Kino locken. Ohne all diese Menschen wären Filme wie Gerippe, blasse Gebilde ohne Fleisch und Blut.

Hollywood ist mehr Schein als Sein, das wird einem an geradezu jeder Straßenecke dort bewusst. Die Menschen, die es schaffen, den großen Schein zu wahren und aufrechtzuerhalten, der so viele Zuschauer unterhält haben sich ihr großes Fest einmal im Jahr verdient. Skandale, Skandälchen, Allüren und Politik hin oder her. Ob die ausgezeichneten Filme auch als solche empfunden werden, das muss jeder Zuschauer am Ende für sich selbst entscheiden.

Von Siegern und Heimkehrern

In Hollywood wurden wieder einmal Trophäen verteilt: Goldene Weltkugeln. Die Rede ist natürlich von den Golden Globes (Link zur Offiziellen Webseite).

Ob man die Meinung der Jury teilt, von der die Preise vergeben werden, bleibt natürlich jedem Film- und Serien-Fan selbst überlassen. Ich persönlich habe mich über die Meldung gefreut, dass Quentin Tarantino und Christoph Waltz jeweils eine der begehrten Trophäen erhielten, denn ich verehre die Arbeit von beiden sehr. Ihren neuen Film Django Unchained werde ich mir ansehen und separat darüber berichten. Auch der Animationsfilm Merida (Brave) wurde mit einem Golden Globe ausgezeichnet, den er meiner Meinung nach ebenfalls verdient hat. (Links zu IMDB, auch die folgenden Links)

Ich habe (teilweise noch) nicht alle der nominierten Filme und Serien gesehen, weshalb ich mir auch kein abschließendes Urteil zum Thema Golden Globes erlauben kann.

Was ich allerdings gesehen habe, ist die TV-Serie Homeland, die ebenfalls mit drei der begehrten Weltkugeln ausgezeichnet wurde. Das sind bei weitem nicht die ersten Preise, die die Serie erhalten hat. Schon 2012 wurden den Schauspielern und Machern von Homeland Golden Globes, Emmys und weitere Preise verliehen. In den Medien wurde Homeland schon oft als bedeutende Drama-Serie gelobt, was mich, neben dem Rummel um die ganzen Preise, dann auch dazu veranlasst hat mir die erste Staffel anzusehen.

(Achtung: Der Rest dieses Artikels enthält Spolier zur ersten Staffel von Homeland!)

Leider muss ich sagen, dass ich den Hype um Homeland nicht wirklich nachvollziehen kann. Die Geschichte um den im Irakkrieg verschollenen Soldaten Nicholas Brody (Damian Lewis), der nach acht Jahren wieder auftaucht, beginnt durchaus sehr spannend, Zusammen mit der CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) fragt sich der Zuschauer, ob der Heimkehrer während seiner Gefangenschaft zum Überläufer und damit ein Terrorist geworden sein könnte.

Die erste Hälfte der ersten Staffel dreht sich nur um diese Fragestellung und wird damit zum meiner Meinung nach stärksten Part von dieser. Denn leider wird die Frage viel zu schnell beantwortet. Das Verwirrspiel alleine und die verschiedenen Plottwists hätte man mit weiteren Inhalten anfüllen und sicherlich über die gesamte Staffel hinweg behandeln können. Hätte man weiterhin solch gute Ideen wie zu Beginn gehabt und diese konsequent umgesetzt, hätte man Brodys Beweggründe noch eine ganze Zeit lang verschleiern können. Stattdessen wird Brody (zumindest für die Zuschauer) schnell als Überläufer enttarnt. Dadurch ergibt sich natürlich die Möglichkeit auch noch seine Gefangenschaft zu beleuchten, zusätzlich zum ständig drohenden Attentat.

Der größte Fehler, den die Serie begeht, ist in meinen Augen der, dass was Brody anbelangt zu früh alle Karten auf den Tisch gelegt werden. Zwar verbleiben dennoch einige Überraschungsmomente, jedoch büßen diese dadurch an Wirkung ein, dass die Charaktere in der Kürze der Zeit und durch die Masse an Inhalten nicht wirklich vorgestellt werden und auch keine ausreichende Entwicklung erkennen lassen können.

In der zweiten Hälfte der Staffel bekommen die Zuschauer Brodys Zeit im Irak und in Gefangenschaft in Rückblenden präsentiert. Allerdings vollzieht sich die Gehirnwäsche so schnell, dass das Ganze auf mich doch (sicher unfreiwilligerweise) sehr unrealistisch wirkte. Der Mann war ganze acht Jahre von Zuhause entfernt und muss ein regelrechtes Martyrium an Gedanken und Sehnsüchten durchlebt haben. Heimweh, Gedanken an die geliebte Familie, Gedanken über den Krieg, Gedanken über seinen Job als Soldat – all diese Dinge werden weder behandelt noch im Detail dargestellt. Viel zu schnell fügt er sich nach unmenschlichen Folterqualen in sein Schicksal ein, vertraut dem einzigen Menschen, der ihn in der Fremde gut behandelt und macht dessen Ideale zu den eigenen, schmiedet sogar selbständig Rachepläne an seinem Heimatland.

Die menschliche Entwicklung von Brody halte ich an sich nicht für unrealistisch. Es ist natürlich möglich, Menschen durch Folter und verschiedene psychologische Techniken zu indoktrinieren und auch so weit zu treiben, dass sie bereit sind, als Märtyrer zu sterben und andere Menschen mit in den Tod zu reißen. Allerdings ist Gehirnwäsche kein leichter Prozess und er ist sicherlich auch mit Rückschlägen verbunden. All diese Aspekte lässt Homeland in seiner ersten Staffel außen vor, meiner Meinung nach auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Serie. Auf der anderen Seite werden den Charakteren auch teilweise in meinen Augen unnötige Wesenszüge verpasst. So muss eine CIA-Agentin auf der Suche nach der Wahrheit nicht unbedingt manisch-depressive Züge haben, um den Konflikt mit ihren Kollegen zu verstärken.

Von der reinen filmischen Qualität der Bilder würde ich die Serie am ehesten mit 24 vergleichen, wobei ich 24, trotz zugegebenermaßen unrealistischerer Storyline und noch mehr Plottwists, nach wie vor für die bessere Serie halte.

Kiefer Sutherland habe ich den toughen Jack Bauer sofort abgekauft. Bei Homeland finde ich die schauspielerischen Leistungen sowohl von Damian Lewis wie auch von Claire Danes nicht restlos überzeugend. Es gibt mittlerweile auch einfach viele überragende Seriendarsteller. Es mag sein, dass es das Fangirl ist, das aus mir spricht, aber dennoch kann ich mich dem Eindruck nicht erwehren, dass Bryan Cranston in Breaking Bad mehr schauspielerische Leistung zeigt – oftmals nur in einem Blick – als die Darsteller in Homeland in einer ganzen Szene. Das ist aber eben nur meine persönliche Meinung.

Ich bitte an dieser Stelle ausdrücklich darum, mich nicht falsch zu verstehen. Homeland ist keine absolut schlechte Serie. Die Idee dahinter ist und bleibt spannend und für amerikanische Verhältnisse vielleicht auch revolutionär und preisverdächtig. Sicherlich werde ich mir auch die zweite Staffel ansehen. Ich bin gespannt, wie man das Ganze weiterentwickelt. Soweit ich weiß wird Brody zum Doppelagenten und dieses Thema bietet durchaus einiges an Potenzial. Ich halte Homeland jedoch nicht für so überragend, wie es oftmals dargestellt wird und den Medienhype halte ich für übertrieben. Breaking BadThe Sopranos oder Dexter, nur um ein paar Beispiele zu nennen, sind als Serien in meinen Augen Homeland weit überlegen.

Was für Überlegungen bei der Vergabe der ganzen Preise an Homeland eine Rolle spielten, weiß ich nicht. Es wäre ja auch irgendwie schwachsinnig über Jahre hinweg immer die gleichen Serien zu ehren. Vielleicht ist Homeland ja nun auch genug geehrt worden.

Ich würde es jedenfalls begrüßen, wenn spätestens im nächsten Jahr bei den Preisverleihungen wieder Platz für neue Serien ist. Die US-Serienlandschaft wird glücklicherweise immer spannender, denn es gibt immer mehr gute TV-Serien mit tollen Ideen und hochkarätigen Darstellern. Für Nachschub für Serienjunkies wie mich wird bestens gesorgt.

Königliche Fantasie

Große Fantasy-Epen werden, dank dem wachsenden Interesse der Filmindustrie an fantastischen Geschichten und dank moderner Tricktechniken, die das möglich machen, was viele Jahre als unmöglich erschien, einem immer breiteren Publikum bekannt. Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien und A Song of Ice and Fire (bzw. der Name des ersten Buches A Game of Thrones) von George R.R. Martin sind nur zwei Beispiele.

Ein Epos, das ich persönlich in den nächsten Jahren gerne verfilmt sehen würde, ist der Dunkle-Turm-Zyklus von Stephen King. Das großartige Werk besteht aus nicht weniger als sieben Büchern:

  • Band 1: Schwarz (The Gunslinger)
  • Band 2: Drei (The Drawing of the Three)
  • Band 3: Tot (The Waste Lands)
  • Band 4: Glas (Wizard and Glas)
  • Band 5: Wolfsmond (The Wolves of the Calla)
  • Band 6: Susannah (Song of Susannah)
  • Band 7: Der Turm (The Dark Tower)

Ein weiterer Band Wind (Wind Through the Keyhole), der zwischen den Bänden 4 und 5 spielt, ist erst vor Kurzem erschienen.

In den ersten sieben Bänden beschreibt Stephen King die Suche des Revolvermannes Roland Deschain von Gilead nach dem Dunklen Turm. Er ist der letzte seiner Art und bereist eine fantastische Welt, die zu sterben droht, in der Hoffnung sie am Ende vor der Zerstörung durch den Scharlachroten König retten zu können. Im Laufe der Geschichte bekommt er drei Gefährten zur Seite gestellt, die unterschiedlicher und vielschichtiger nicht sein könnten: Den Jungen Jake Chambers, den Drogensüchtigen Eddie Dean und Susannah, eine Frau mit multiplen Persönlichkeiten.

Stephen King beginnt seine Geschichte langsam und lässt dem Leser viel Zeit, sich in Rolands Welt zurechtzufinden. Den ersten Roman würde ich als einen Western-Roman mit fantastischen Elementen beschreiben. In den Bänden 2 und 3 geht es dann schon fantastischer zu. Band 4 enthüllt die Vorgeschichte und die Herkunft des Revolvermannes, bis die Reise der Gefährten dann in den Bänden 5 bis 7 fortgesetzt und zu Ende geführt wird.

Eine komplette Inhaltsangabe von Rolands Reise möchte ich an dieser Stelle gar nicht geben. Interessierte finden in den Weiten des WWW genügend Informationen darüber. Ich kann die Bücher nur jedem ans Herz legen, der fantastische Geschichten mag und bereit ist, sich auf ein gänzlich anderes Fantasy-Erlebnis einzulassen, mit Cowboy-Rittern, Burgen, Robotern, Türen zu anderen Welten und noch viel, viel mehr.

Der Autor selbst bezeichnet den Dunklen Turm als sein wichtigstes Werk. In der Geschichte des Revolvermannes werden viele aus anderen Büchern des Autors bekannte Charaktere und Geschichten zusammengeführt. Zusätzlich wird auch in anderen Büchern Bezug auf den Dunklen Turm genommen. Das bedeutet allerdings nicht, dass man alle King-Romane gelesen haben muss, um den Dunklen-Turm-Zyklus lesen und verstehen zu können. Das Werk kann durchaus für sich selbst stehen. Stephen-King-Fans werden allerdings sicher das eine oder andere mehr verstehen, als King-Neulinge.

Ich selbst habe die ersten drei Bücher über den Dunklen Turm am Stück gelesen und den Rest immer dann, wenn ein neues Buch erschienen ist. Zu der Zeit war noch nicht einmal bekannt, ob und wie die Geschichte überhaupt zu Ende gebracht wird und wie viele Bücher sie am Ende umspannen wird. Neue Leser haben nun den großen Vorteil, dass sie gleich alle sieben Bände am Stück lesen können. Das garantiert ein komplett anderes Leseerlebnis. Während ich mich beispielsweise über Band 4, in dem der Revolvermann seine Herkunft erläutert, die eigentliche Reise aber kaum fortgesetzt wird, wunderte und ihn deshalb als nicht wirklich spannend abgetan habe, ist er im Gesamtkonzept am Ende jedoch sehr wichtig und erzählerisch richtig platziert. Ich hingegen schmorte 6 Jahre mit einem großen Stirnrunzeln vor mich hin, bis die Reise weiterging.

Die Idee zu einer Verfilmung von Stephen Kings Meisterwerk existiert bereits, es wurden schon Konzepte, bestehend aus Filmen und TV-Staffeln, aufgestellt. Leider sind, soweit ich weiß, bis jetzt alle Anläufe gescheitert und eine konkrete Umsetzung scheint aktuell noch in weiter Ferne. Ich hoffe einfach weiterhin, dass sich irgendwann ein mutiges Team an Produzenten, Regieführenden und Schauspielern finden wird, das die zugegebenermaßen wirklich nicht leichte Aufgabe angehen wird.

Als Schauspieler für die Hauptrolle war bereits von Javier Bardem und Russel Crowe die Rede. Von beiden würde mir persönlich ersterer als Roland besser gefallen. Über weitere Rollen ist nichts bekannt, allerdings hat Aaron Paul über Twitter Interesse an der Rolle des Eddie Dean bekannt, sollte es jemals zu einer Verfilmung kommen. Er wäre meiner Meinung nach eine sehr gute Wahl, wenn nicht sogar die Idealbesetzung.

Ich werde das Geschehen rund um den Dunkeln Turm jedenfalls weiter mit großem Interesse beobachten und würde mich über eine gut gemachte Verfilmung, die natürlich auch dem Umfang des Werkes gerecht werden muss, freuen. In der Zwischenzeit freue ich mich über die Comicumsetzung der Materie aus dem Hause Marvel Comics, die gerade durch ihre vielen abstrakten Elemente überzeugt. Die Comics erscheinen auf Deutsch bei Splitter Comics (Link zur Serie auf der Splitter-Homepage). Auch ist es gut, dass Stephen King den Revolvermann und seine Welt offenbar noch nicht ganz verlassen hat, was der neueste Band beweist.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern lange Tage und angenehme Nächte.

Jahresrückblick 2012 – Comics

Um meinen Rückblick auf das Jahr 2012 zu komplettieren, stelle ich im Folgenden meine ganz persönliche Hitliste zum Thema Comics (inklusive Manga) zusammen.

Einige der aufgeführten Serien laufen schon länger oder es gab sie bereits in anderen Ausführungen. Dessen bin ich mir bewusst. Trotzdem nehme ich sie in meine Liste auf. Als Voraussetzung verlange ich, dass im Jahr 2012 mindestens ein Heft erschienen ist.

  1. The Walking Dead (Image Comics)
  2. The Boys (Dynamite Entertainment, Abschluss der Serie in 2012)
  3. Before Watchmen (DC Comics)
  4. Planetoid (Image Comics)
  5. Anomaly
  6. Green Lantern (DC Universe Relaunch, in Deutschland bei Panini Comics)
  7. El Mercenario (Vicente Segrelles, auf Deutsch erschienen bei Splitter)
  8. Buddha (Osamu Tezuka, auf Deutsch erschienen bei Carlsen Comics)
  9. Lord of the Jungle (Dynamite Entertainment)
  10. He-Man and the Masters of the Universe (DC Comics)

(Links zu den Verlagsseiten.)

Achtung!
Diese Liste ist rein subjektiv! 😉