Zauberkünstler und ihre Darbietungen faszinieren mich seit ich mich erinnern kann. Kein Clown der Welt konnte jemals eine ähnliche Anziehungskraft auf mich ausüben – mit Ausnahme von Pennywise und der beschränkt sich nicht auf den primären Wirkungsbereich von Clowns, an den ich im Zusammenhang mit Shows denke. Es war schon immer das scheinbar Übermenschliche, das mein Interesse weckte. So genoss ich – nachdem ich nur wenige Jahre auf der Welt war – die Shows des berühmten Mr. Cox (Link zu Wikipedia), der in den Achtzigerjahren auf der Showbühne im Hansapark in Sierksdorf an der Ostsee (Link zur Homepage des Parks) unglaubliche und aufwändige Illusionen vorführte. Dass der gute Mann ein wirklich großer seiner Zunft war – inzwischen ist er leider verstorben – begriff ich bereits im Kindesalter, spätestens als er bei „Wetten, dass ..?“ im Fernsehen auftrat. Ich erinnere mich noch heute gut und gerne an einen Trick, bei dem er kopfüber in einem Wassertank versenkt wurde und Sekunden später mit dem Motorrad die Treppe im Zuschauerraum heruntergefahren kam. Als Kind klappte mir vor Erstaunen glatt der Unterkiefer herunter.
Freizeitparks, Zirkusse, Feste – meine Eltern unternahmen viele schöne Dinge mit mir und wenn am Ausflugsort ein Zaubershow stattfand, wurde diese sofort in die Planung eingebaut und besucht. Angesichts dessen verwundert es sicher nicht, dass ich mich selbst schon früh an einigen Tricks aus dem Zauberkasten versuchte. Eine Hand voll kleiner Illusionen kann ich mit ein bisschen Übung immer noch vollführen. Diese beschränken sich allerdings auf Karten und Kordeltricks.
Meine Faszination für Zauberkünstler hat bis heute nicht gelitten. In der Zwischenzeit habe ich viele Shows und Fernsehsendungen gesehen, mit Zauberern und Solchen, die Magier und ihre Trick entlarven. Obwohl ich allerhand Erklärungen gehört und gesehen habe, lasse ich mich gerne in die Welt der Illusionen entführen. Normalerweise mag ich es gar nicht, an der Nase herumgeführt zu werden. Die Einzigen, von denen ich mich gerne hinters Licht führen lasse, sind und bleiben Magier.
Nachdem mit Now You See Me nun ein Film über Zauberer ins Kino kam, war ich schnell neugierig. Zwar entgingen mir mit einem Auge und einem Ohr die mäßigen Kritiken im Vorfeld nicht, abhalten ließ ich mich davon allerdings nicht. Meine Erwartungen an den Film waren – trotz meiner Begeisterung für Zauberer – zugegebenermaßen nicht besonders groß und detailliert. Ich wollte einfach unterhalten werden, brauchte ich doch eigentlich „nur“ einen Film um die Lücke zwischen dem hinreißenden Ich – Einfach unverbesserlich 2 und der bevorstehenden Mega-Kinowoche mit Pacific Rim und Only God Forgives (Links zu IMDB) zu schließen. Was ich sah, hat meine Erwartungen um einiges übertroffen und das geboten, was eine jede gute Zaubershow den Zuschauern bieten sollte: gute Unterhaltung.
Now You See Me erzählt die Geschichte von vier anfangs nur mäßig erfolgreichen Zauberern, die auf geheimnisvolle Weise zusammengeführt werden um gemeinsam in den Zauberolymp aufzusteigen. Die Auftritte der „Vier Reiter“, wie sie sich als Truppe bezeichnen, übertreffen alles bisher Dagewesene. Als sie während einer Show in Las Vegas eine Bank in Paris ausrauben und das Geld an die Zuschauer verteilen, haben sie nicht nur die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums sicher, sondern ziehen auch die Blicke des FBI sowie des Zauberkritikers Thaddeus Bradley auf sich. Letzterer will die faulen Tricks der fleißigen Magier um jeden Preis enthüllen. Es beginnt ein rasanter Wettlauf auf der Suche nach der Wahrheit, nach den Erklärungen für die Illusionen, nach den Magiern und nach deren Plan, in dessen Verlauf mehrere Personen erkennen müssen, dass man seinen Augen nicht immer trauen kann.
Die Story von Now You See Me klingt im ersten Moment simpler und einfallsloser, als sie am Ende tatsächlich ist. Die Autoren können mit dem einen oder anderen Plottwist aufwarten und sorgen dafür, dass die Gehirne der Zuschauer den gesamten Film über nicht ermüden. In Verbindung mit dem aus seinen Transporter-Filmen bekannten dynamischen Erzählstil von Regisseur Louis Leterrier ergibt sich ein kurzweiliger Film, der für 116 Minuten gute Kinounterhaltung bietet und der dank gezielt eingesetzter Tricktechnik auf der großen Leinwand auch optisch ein Vergnügen ist. Hier und da sind ein paar Lücken erkennbar, die man besser hätte füllen können, die dem Vergnügen in diesem Fall jedoch nicht abträglich sind, da sie dank hohem Erzähltempo sowie schwung- und humorvoller Inszenierung geschickt kaschiert werden.
Schauspielerisch kann sich Now You See Me gleich mit einer ganzen Liste an Hollywoodbekanntheiten schmücken. Die „Vier Reiter“ werden verkörpert von Jesse Eisenberg als J. Daniel Atlas, Dave Franco als Jack Wilder, Isla Fisher als Henley Reeves und einem großartig aufgelegten Woody Harrelson als Merritt McKinney. Jeder der Vier ist auf ein anderes Gebiet der Zauberkunst spezialisiert und hat unterschiedliche Begabungen. Leider wird mit diesem durchaus interessanten Konzept in meinen Augen zu wenig experimentiert. Das ist nicht die Schuld der Schauspieler, sondern Drehbuch und Regie anzulasten. Nur Woody Harrelson als wortgewandter und verbal schlagfertiger Mentalist sticht durchgehend storytechnisch und schauspielerisch heraus. Der Rest der Zaubertruppe macht einen guten Job – nicht mehr und nicht weniger. Mehr überzeugen konnte mich dagegen Mark „Hulk“ Ruffalo als ehrgeiziger und verbissener FBI-Agent Dylan Rhodes, der seine Rolle mit sichtbarem Vergnügen und überzeugend bis zum Schluss spielt. Im Vergleich zu ihm wirkt sein Gegner im Wettrennen um die Wahrheit hinter dem großen Plan der Magier, Morgan Freeman als Thaddeus Bradley, doch recht blass und müde. Das ihm sonst so eigene Blitzen in den Augen fehlt bei Now You See Me leider gänzlich. Er muss sich in diesem Fall der Schauspielkunst des wie immer brillanten Michael Caine, der auch den kleinsten Rollen seinen einzigartigen Charme verleiht, geschlagen geben.
Wer einen Film sucht, der für einen Kinobesuch die einer Zauberdarbietung eigene, angenehme Kurzweil bietet, für den ist Now You See Me genau das Richtige. Für alle, die ihre Erwartungen allerdings allzu hoch schrauben, könnte sich dieser Film am Ende dennoch als Enttäuschung herausstellen. Ist das humorvolle, bunte und soundgewaltige Gesamtkonstrukt konsumiert, ist es etwas flüchtig. Außerhalb des Kinosaals löst sich die gute Unterhaltung auf, wie Pyropapier bei einem Zaubertrick und hinterlässt nur wenige Angriffspunkte für nachträgliche Überlegungen. Now You See Me ist leichte Kinokost für laue Sommerabende, die bei mir den folgenden, nicht negativ zu interpretierenden Gedanken auslöste: „Schön war’s und das war’s, aber kein Vergleich zu einem Liveauftritt von Mr. Cox.“ In diesem Sinne: Ruhe in Frieden, Mr. Cox.