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Hinter der Fassade

Gute Komödien – egal welchem Subgenre sie angehören – sind in den letzten Monaten auf der Kinoleinwand schwer zu finden. Nach dem Totalausfall, den Hangover 3 darstellte, sowie einigen weiteren, nur sehr bedingt witzigen Streifen, wie R.I.P.D. und RED 2, ist mein Bedürfnis nach Lachern noch lange nicht gestillt – wenngleich Michael Bays Pain & Gain bereits eine angenehme und äußerst bissige Abwechslung bot (Links zu den jeweiligen Artikeln). Angelockt von dem sehr lustigen Trailer habe ich deshalb für Wir sind die Millers (We’re the Millers) einen zusätzlichen Kinobesuch eingelegt.

David Clark ist Drogendealer. Wo andere seiner Zunft rigoros, skrupellos und brutal vorgehen, zieht er es vor, seine Geschäftsbeziehungen auf freundschaftlicher Basis zu führen und er verkauft seine Ware nicht an Minderjährige. Über seine finanzielle Ausbeute kann sich David nicht beschweren, und so kommt es ihn teuer zu stehen, als er eines Tages ausgeraubt wird. Sein Boss, der schmierige Brad Gurdlinger, macht ihm zum Begleichen der entstandenen Schulden ein verlockendes Angebot: David soll nach Mexiko reisen und dort „eine klitzekleine Menge Gras“ abholen und über die Grenze in die USA schmuggeln. Um nicht aufzufallen, kauft er sich kurzerhand eine Fake-Familie ein. Diese besteht aus seiner Nachbarin, der Stripperin Rose O’Reilly, dem achtzehnjährigen Kenny Rossmore, ebenfalls aus Davids Nachbarschaft und der Ausreißerin Casey Mathis. Als Bilderbuchfamilie sollen die Drei für Daves Operation als perfekte Tarnung herhalten. Schon die sehr unterschiedlichen Charaktere der mehr oder weniger freiwillig zusammengewürfelten „Millers“ – wie sie sich fortan nennen – sorgen für ordentlich Zündstoff auf dem Schmuggelurlaub. Hinzu kommen etliche zusätzliche Probleme. Vom Fahrzeug über die Menge der zu transportierenden Ware bis zum eigentlichen Grund für die Reise, verläuft nichts so richtig rund. Was als harmloser Road Trip beginnt, wird schnell zur Zerreißprobe für die Nerven aller Beteiligten.

Wir sind die Millers ist ein sehr unterhaltsamer Film. Regisseur Rawson Marshall Thurber gelingt der Spagat zwischen Zoten und Sympathie, zwischen verbalen und optischen Schlägen unter die Gürtellinie und romantischen Momenten. Wer knallharte Schenkelklopfer am laufenden Band erwartet und die Grenzen des guten Geschmacks ausloten möchte, wird enttäuscht werden und muss auf Bad Grandpa (Link zu IMDB) warten. Hier und da hätten die Millers eventuell noch eine Schippe draufpacken und ruhig etwas krasser sein können. Nötig, um den Zuschauern für 110 Minuten Spaß bereiten zu können, ist das allerdings nicht. Die Spitzen in Wir sind die Millers sind spaßig genug.

Die Schauspieler haben allesamt sichtlich Freude bei der Arbeit. Jennifer Aniston macht als Stripperin Rose nicht nur optisch eine gute Figur. Jason Sudeikis mimt den freundlichen Drogendealer Dave realistisch genug, ohne dabei auf hinreißende Mimik zu verzichten und ohne zu viele Grimassen zu schneiden. Ed Helms dagegen verlässt sich als Daves Boss, Dave Gurdlinger, zu sehr auf den Unterhaltungsgehalt seiner Gesichtszüge. Will Poulter und Emma Roberts disharmonieren wunderbar als aufmüpfige Miller-Sprösslinge, Kenny und Casey. Weiteren Rollen, wie die der Camperfamilie Fitzgerald, sind gleichfalls treffend besetzt. Die schönste Botschaft, die alle Beteiligten vermitteln, ist die, dass die Millers hinter der Fassade zwar vielleicht keine richtige Familie, aber eben nur Menschen sind. Gelacht wird mehr mit ihnen, als über sie.

Verglichen mit „R.I.P.D.“ und „RED 2“ enthält Wir sind die Millers mehr originelle Szenen und vor allen Dingen mehr sehenswertes Material, als all die Gags, welche die Trailer bereits verraten. Mir persönlich kommt einzig das sehr weichgespülte Hollywood-Happy-End ein bisschen zu süß daher. Michael Bays Bodybuilder sind ein gehöriges Stück mehr actionorientiert, pointierter in Sachen kritischer Untertöne und schwarzhumoriger. Dennoch ist Wir sind die Millers für alle sehenswert, die im Kino einmal wieder herzlich lachen möchten – auch in Anbetracht dessen, was die Vorschau auf die nächsten Wochen im Komödiengenre hergibt.

Katerstimmung im Kino

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Dieses bekannte Zitat des Dichters Otto Julius Bierbaum, beinhaltet viel Wahrheit und trifft oft im Leben zu. Bei Filmen kommt es vor allem auf die Art der Gags an, denn die Richtung des Humors ist entscheidend dafür, wer von den Zuschauern lauthals lacht, wem gelangweilt das Gesicht einschläft und wer einfach trotzdem lacht, weil Lachen in großen Gruppen tatsächlich ansteckend sein kann.

Glücklicherweise gibt es, wie bei allen Genres, auch bei Komödien die verschiedensten Ausprägungen und es ist immer wieder interessant zu beobachten, wer über welche Witze lacht. So gehen die Vorstellungen über absolute Schenkelklopfer oftmals auseinander – selbst wenn ich bloß den Ehemann und mich betrachte. Es gibt viele Gags, über die wir uns gemeinsam amüsieren können, aber es gibt mindestens genauso viele Witze, bei denen nur einer von uns lacht. Es ist mitunter schwer, Humor und seine Ausprägungen genau einzugrenzen. Filme wie American Pie oder Road Trip entlocken mir höchstens ein müdes Stirnrunzeln, während der Mann Tränen lacht. Genau das gegenteilige Bild ergibt sich bei  Austin Powers oder Dumm und Dümmer, bei denen den Gatte regelrecht die Gesichtslähmung überfällt, während ich mich im Sitz kugele vor Lachen. Ich bin der Meinung, dass sich Humor nicht kategorisieren und nicht an einzelnen Elementen festmachen lässt. Eine Unterscheidung in „Männerhumor“ und „Frauenhumor“ lehne ich ab. Es ist am Ende wohl das gute, alte Ding mit dem Affen, der in die Seife biss: Geschmacksache. (Links in diesem Absatz zu IMDB)

Ein weiteres Filmbeispiel, bei dem die Meinungen im Hause Tigermaus auseinander gehen, ist Hangover. Der Mann ist ein großer Fan des ersten Teils und kann sich über den Spruch „Ihr Wagen, Officers!“ jederzeit unkontrolliert kaputtlachen. Für ihn einer der besten Gags der Filmgeschichte, für mich irgendwie nur doof. Ein paar Mal habe ich beim ersten Teil auch gelacht, das gebe ich zu, jedoch zerstörte das platte Ende für mich den kompletten Film. Wer mir am Anfang die sich schließende Dachtür überdeutlich zeigt, sollte sie am Ende nicht als sensationelle Auflösung präsentieren. Hätte ich nicht den ganzen Film über gedacht „Bitte lass den Kerl am Ende nicht auf dem Dach sitzen. Das wäre zu einfach.“ wäre ich vermutlich weniger enttäuscht aus dem Kino gegangen. Dass der zweite Teil nur ein Aufguss des ersten war, musste auch der Ehemann zugeben, amüsierte sich aber dennoch ein weiteres Mal.

Nun stand also Teil 3 auf dem Programm. Ich war von vornherein ziemlich sicher, dass Hangover 3 (The Hangover Part III) kein Film für mich werden würde, als Cineastin kann ich Filme jedoch eigentlich erst dann fundiert ablehnen, wenn ich sie tatsächlich gesehen habe und es kann außerdem nicht schaden, die Argumentationsgrundlage für ein mögliches viertes Austin-Powers-Leinwandabenteuer rechtzeitig aufzubauen. Es gibt Filme, die ich mir aus Prinzip nicht ansehe, Hangover 3 zählt nicht zu dieser Gattung.

Aufgrund des großen Erfolges der vorangegangenen Teile war der große Kinosaal bis auf den letzten Platz belegt. Eine Menge Fans warteten offenbar sehnsüchtig auf Nachschub und freuten sich auf ein neues Abenteuer des „Wolfsrudels“. Geradezu irritirend wenig wurde dann aber während des gesamten Films gelacht. In diesem Fall schien es nicht an unterschiedlichem Humorverständnis zu liegen, sondern vielmehr an der nahezu vollkommenen Abwesenheit von guten Gags.

Die Geschichte von Hangover 3 wirkt grob und lieblos zusammengeschustert. Vergeblich wird versucht, die beiden ersten Teile miteinander zu verbinden, einen irgendwie gearteten Abschluss zu finden und gleichzeitig die Filmrissgeschichte nicht ein drittes Mal abzufeiern. So stolpert das Wolfsrudel hilflos nach Mexiko und zurück nach Las Vegas auf der Suche nach Goldbarren und nach dem nervigen Mister Chow. Selbst mein persönlicher Hangover-Experte war am Ende bloß enttäuscht und verwirrt ob des Gesehenen.

Es sind nicht die Schauspieler, die die Schuld daran tragen, dass der Film zum kompletten Rohrkrepierer wird. Keinen davon halte ich für absolut unfähig. Zach Galifianakis hat in meinen Augen sogar großes schauspielerisches und humoristisches Potenzial. Über sein Team-Up mit Robert Downey Jr. in Stichtag (Due Date) habe ich mich königlich amüsiert – wohlgemerkt mehr als über alle Hangover-Filme zusammen. Es ist und bleibt der Inhalt, der nicht passt.

Wo waren bloß die Gagschreiber, als das Drehbuch verfasst wurde? Hatten sie Urlaub? Oder wollte Todd Phillips einfach sicherstellen, dass nach diesem Film garantiert keiner nach einem weiteren Hangover-Teil verlangt? Mir ist das Ganze ein Rätsel, dem Ehemann auch. Schade ist nur, dass viele Zuschauer ihr Geld doch ins Kino tragen werden und sich der kommerzielle Erfolg deshalb wohl trotzdem einstellen wird, selbst wenn es der Film überhaupt nicht verdient hat. Ich kann Hangover 3 jedenfalls nicht empfehlen – auch eingefleischten Fans der Filmreihe nicht.