Archiv für den Monat Dezember 2012

Kleiner Halbling, großes Kino

Lange Jahre mussten Fans von J. R. R. Tolkiens Büchern warten, bis Der Hobbit, die Vorgeschichte zu Der Herr der Ringe, endlich seinen Weg auf die Kinoleinwand fand. Nach einigem Hin-und-her machte sich Regisseur Peter Jackson, der schon die Herr-der-Ringe-Trilogie verfilmte, daran, die Geschichte um den Halbling Bilbo Beutlin zu verfilmen. (Links zu Wikipedia)

Zuerst war von zwei Filmen die Rede. Auf der diesjährigen Comic Con in San Diego wurde schließlich bekannt, dass das Projekt am Ende doch erneut drei Filme umspannen wird. Als ich dies hörte, war ich zuerst sehr skeptisch. Der Herr der Ringe besteht aus insgesamt drei Teilen/Büchern, von denen jedem ein Film gewidmet wurde. Der Hobbit ist nur ein einziges Buch, das zudem im Vergleich zu seinem Nachfolger in meinen Augen erheblich leichterer Lesestoff ist, schrieb es der Autor doch auch von vornherein für ein jüngeres Publikum.

Woher sollte also der ganze Inhalt für eine weitere Filmtrilogie kommen? Die Antwort ist inzwischen bekannt und lautet: Aus den Anhängen zu Der Herr der Ringe. Diese erklären viel davon, was in und zwischen Der Hobbit und Der Herr der Ringe in Mittelerde geschah und noch einiges darüber hinaus. Sie wurden bei der Verfilmung des letzteren Werkes fast gänzlich außen vor gelassen. Die momentanen Informationen lassen vermuten, dass die Handlung des Buches Der Hobbit mit dem zweiten Film zu großen Teilen abgeschlossen wird und dass der dritte Teil fast ausschließlich Stoff aus den Anhängen enthalten wird.

Pünktlich zur Weihnachtszeit lief nun der erste Film an: Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (The Hobbit: An Unexpected Journey), den ich mir als großer Fan von Herrn Tolkiens Büchern natürlich nicht entgehen lassen konnte. So läutete ich den Weihnachtsurlaub mit einem ausgiebigen Kinobesuch ein. Der Film fordert seinen Zuschauern mit seinen 169 Minuten wieder einiges an Sitzfleisch ab.

Ja, der Film ist lang. Allen, die sich fragen, ob er in meinen Augen zu lang ist, kann ich aber mit einem ganz klaren „Nein!“ antworten. Peter Jackson entwickelt mit seiner Darstellung von Mittelerde einen solchen Sog, dass der Zuschauer für die gesamte Zeit einfach in dieser fantastischen Welt gefangen ist und gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. In meinen Augen hatte der neueste James-Bond-Streifen Skyfall mehr Längen als der Hobbit, wenngleich man die beiden Filme vom Genre her nicht miteinander vergleichen kann.

Viel wird diskutiert über die neue HFR-3D-Technologie (High Frame Rate 3D). Mir persönlich hat das Ergebnis sehr gut gefallen. Dank einer höheren Bildwiederholfrequenz von 48 Bildern pro Sekunde (im Vergleich zu standardmäßigen 24 Bildern pro Sekunde), wirken die Bilder klarer und die Landschaften erhalten eine ungeheure Tiefe. Darüber hinaus kann man mit dieser Technologie offenbar die sonst bei 3D-Produktionen oftmals ungewohnten und teilweise nervigen Tiefenunschärfen vermeiden. Der Zuschauer erhält dadurch ein einzigartiges 3D-Erlebnis und kann den Film trotzdem sehen, wie er es möchte. Die in 3D-Filmen gelegentlich auftretenden Unschärfen in der Umgebung lassen dem Betrachter oftmals gar nicht die Möglichkeit, die Landschaften und das, was um die Charaktere herum passiert, zu betrachten. Gleichzeitig ist das in meinen Augen aber genau einer der Punkte, die es so interessant machen, Filme auf der großen Kinoleinwand zu sehen. HFR 3D macht dies nun zusätzlich zu 3D-Efekten möglich. Gleichzeitig sorgt die Produktion in und für 3D dafür, dass was die Tiefe anbelangt, sowohl vor  vor und hinter der Leinwand Raum gewonnen wird. Peter Jackson nutzt in seinem ersten Film alle Räume vorzüglich aus. Der Hobbit – Eine unerwartete Reise bietet 3D-Kino at its best und ist deshalb auch für technikbegeisterte Cineasten äußerst interessant.

Wurde die Handlung des Buches wie schon bei Der Herr der Ringe für den Film verändert? Ja. Die Handlung des Films folgt nicht eins zu eins dem Buch. Der Regisseur präsentiert dem Zuschauer den Film allerdings als Erzählung des aus Der Herr der Ringe bekannten, älteren Bilbo Beutlin, als dieser gerade dabei ist, seine Erlebnisse aufzuschreiben. Darüber hinaus gibt Gandalf im Film den verschmitzten Hinweis, dass Geschichten dazu da sind, ausgeschmückt zu werden. Aufgrund dieser charmanten Präsentation bin ich persönlich durchaus bereit, die Unterschiede zur Vorlage anzuerkennen. Was mir im Großen und Ganzen auffiel ist, dass die Rollen einiger Figuren verändert, einige Aspekte aus den Anhängen hinzugefügt und einige Dinge weiter ausgeschmückt wurden. Für mich persönlich bewegt sich aber alles in einem Rahmen, den man als künstlerische Freiheit sehen kann. Schließlich gibt es auch von der Buchvorlage verschiedene Übersetzungen, über die die Fangemeinde diskutiert.

Was Peter Jackson meiner Meinung nach ein bisschen weiter herausarbeiten hätte können, ist der dem Buch so eigene Humor. Der Film kommt düsterer und getragener daher, jedoch ohne den Humor ganz vermissen zu lassen. Es gibt durchaus humorige Stellen, mehr als bei Der Herr der Ringe und das ist auch vollkommen richtig so, für meinen Geschmack hätte es an der einen oder anderen Stelle aber ruhig noch etwas mehr sein können. Durch diesen Eingriff erreichen die Macher allerdings, dass der Hobbit sich als Herr-der-Ringe-Prequel besser in das Gesamtkonzept einfügt. Dafür sind die Actionszenen aber viel rasanter inszeniert, als bei Der Herr der Ringe, was zum Teil sicherlich dem technischen Fortschritt geschuldet ist.

Sehr positiv fiel mir auf, dass die Bewohner von Mittelerde nun endlich einmal singen – zumindest die Zwerge. In den Büchern lebt Mittelerde durch seine Gedichte und Lieder. Jedes Volk hat seine eigenen. Gerade diese Lieder habe ich in den Herr-der-Ringe-Filmen schmerzlich vermisst, machen sie doch die sagenhafte Welt und ihre Charaktere noch lebendiger. Die Szene, als die Zwerge in Bilbos Hobbithöhle ankommen, dort ein Fest veranstalten und anschließend beisammen sitzen und singen, hat deshalb mein Herz erwärmt und höher schlagen lassen. Generell ist die musikalische Untermalung von Howard Shore ganz wundervoll und mehr als passend, geradezu perfekt.

Am Ende waren es in meinen Augen gerade die ruhigeren Szenen, die den Film zu einem so einzigartigen Erlebnis machen. Wenn Gandalf über Freundschaft und seine Vermutungen, wer wie Einfluss auf die Geschicke der Welt nehmen kann, erzählt und Ian McKellen großartige Schauspielkunst darbietet, bin ich in Mittelerde angekommen. Außerdem ist Peter Jackson ein absoluter Detail-Künstler. Von der Ausrüstung der Charaktere bis zum kleinsten Nebenpart (z.B. ein kleiner Ork-Bote auf einer Seilbahn) ist alles bis ins Kleinste ausgearbeitet.

Generell ist es schön, dass die aus Der Herr der Ringe bekannten Figuren von denselben Schauspielern verkörpert werden, wenngleich ich nach wie vor Hugo Weaving als Elrond für eine der größten Fehlbesetzungen aller Zeiten halte. Elrond wird in den Büchern als ausgesprochen schöner Halbelb beschrieben. Es mag ja alles Geschmacksache sein, aber ich habe ihn mir eher so vorgestellt, wie Thranduil, der am Anfang von Der Hobbit – Eine unerwartete Reise auftaucht. Die restliche Besetzung halte ich im Übrigen für äußerst gelungen. Martin Freeman spielt seine Rolle als junger Bilbo mit offenkundiger Freude an der Sache und dementsprechend sehr überzeugend.

Das Highlight des Films war für mich die Szene, in der Bilbo auf Gollum trifft. Atemberaubende Tricktechnik und ein überragender Andy Serkis machen eine unglaublich detaillierte Darstellung dieser zutiefst in sich zerrissenen Figur möglich, bei der der Zuschauer wie auch Bilbo zwischen Verwunderung, Respekt, Angst und Mitgefühl hin und her gerissen wird. Hier wird sich kein Kinobesucher einer emotionalen Reaktion erwehren können.

Peter Jackson zeigt mit Der Hobbit – Eine unerwartete Reise wieder einmal sein einzigartiges Gespür und seine Leidenschaft für Tolkiens Werke. Er hat ein großartiges Kinoerlebnis geschaffen, das ich Fans und Mittelerde-Neulingen gleichermaßen ans Herz legen möchte. Ich bin mittlerweile der Meinung, man hätte Herrn Jackson die Möglichkeit geben sollen, aus Der Herr der Ringe mehr als drei Filme zu machen. Zu viel wurde selbst in der Extended Edition gekürzt (Tom Bombadil) und augenscheinlich auch aus Zeitgründen verändert (Armee der Toten). Denn es sind weniger die Schlachten, als die ruhigen Szenen, in denen man ganz und gar in Mittelerde ankommt und die unglaubliche Tiefe und Komplexität dieser Welt klar vor Augen hat. Fragt man mich nach meinem Gesamturteil, so recke ich alle Daumen, die ich habe, nach oben und ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Teil Der Hobbit – Die Einöde von Smaug (The Hobbit: The Desolation of Smaug), der jedoch leider noch ein ganzes Jahr auf sich warten lässt.

Von Essenswächtern und Erleuchtungen

Wenn ich lese, dass Foodwatch sich wieder einmal zu irgendetwas geäußert hat, kann ich mir mittlerweile ein präventives Stirnrunzeln kaum verkneifen. Regelmäßig rege ich mich über die Feststellungen und Erkenntnisse des gemeinnützigen Vereins auf, der auf seiner Webseite unter dem Motto „Die Essensretter“ für seine Kampagnen wirbt. Die Wächter von Foodwatch haben es sich als Ziel gesetzt, die Werbelügen der Lebensmittelindustrie schonungslos aufzudecken und die Verbraucher zu schützen. Prinzipiell ist das ein lobenswertes Vorhaben. Was dabei herauskommt, sind meiner Ansicht nach jedoch nicht mehr als banale Allgemeinplätze.

Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Kampagne von Foodwatch gegen Cerealien und Frühstücksflocken, die speziell Kinder ansprechen sollen oder in irgendeiner Weise als für Kinder geeignet gekennzeichnet sind. Der Stern berichtete am 17. Dezember 2012 in einem Artikel auf seiner Webseite darüber.

Dass man Kinder nicht schon früh an viel Zucker und zu süße Lebensmittel gewöhnen soll, ist richtig, aber die Tatsache, dass die meisten Cerealien – und dabei spielt es keine Rolle, ob sie für Kinder oder für Erwachsene entwickelt wurden – im Grunde zu viel Zucker enthalten, ist keine Neuigkeit. Das war schlichtweg schon immer so. Aus was soll die weiße Kruste auf den bereits eine gefühlte Ewigkeit auf dem Markt befindlichen Kellogg’s Frosties bitte sonst sein? Wer etwas, das er seinen Kindern zu essen gibt, immer zuerst einmal selbst testet, wird schnell feststellen, wie süß es schmeckt, seien es Cerealien oder andere Lebensmittel. Das wiederum kann ja nur an Zucker oder anderen Süßungsmitteln (die alle nicht minder ungesund sind) liegen.

Generell würde ich, trotz aller Nachteile und Gefahren, davon abraten Cerealien generell zu verurteilen. Kinder können meiner Meinung nach ruhig ein paar süße Frühstücksflocken essen, solange die restliche Ernährung stimmt. Eine kleine Portion Cerealien ist noch weniger schlimm, wenn sie als Frühstück beispielsweise mit Obst und einem Vollkornbrot kombiniert wird. Ich selbst habe als Kind schon süße Cerealien als Frühstücksbestandteil gegessen und es hat mir, zumindest soweit ich es beurteilen kann, nicht geschadet. Man muss alles immer relativ betrachten.

Ich bin kein Freund von falschen Werbeversprechen, und ich bin auch der Meinung, dass auf diversen Produkten (nicht nur auf Lebensmitteln) mit zu großen Versprechen geworben wird, die am Ende nicht eingelöst werden können. Allerdings ist Schönreden doch die Kernaufgabe von Marketing und Werbung. Diese simple Tatsache ist kein Geheimnis und sollte mittlerweile jedem Verbraucher ausreichend bekannt sein. Zu oft und zu viel werden wir überall und jeden Tag mit Werbung aller Art konfrontiert – egal ob online oder offline, ob mit Bildern oder ohne.

Die entscheidende Frage, die ich mir bei den Kampagnen der „Essensretter“ stelle, egal ob sie Frühstücksflocken oder andere Lebensmittel betreffen, ist: Für wie unmündig und unwissend hält Foodwatch uns eigentlich?

Eltern, denen ihre Kinder am Herzen liegen, informieren sich über gesunde Ernährung und wollen ihnen eine solche bieten. Generell halte ich die Masse der Verbraucher heute für so schlau, dass sie nicht blind alles glaubt, was ihr auf Produktverpackungen und in der Werbung vorgekaut wird. Dafür sind einfach zu viele Informationen zu leicht für jeden verfügbar. Ich halte die große Mehrheit für clever und mündig genug, zu verstehen, dass etwas, was süß schmeckt, nicht unbedingt gesund ist und dass Zusatzstoffe, egal was sie (angeblich) bewirken sollen, keine Alternative zu Vitaminen und Mineralien sind, die ganz natürlich in ausgewogener Nahrung vorkommen. Soviel Eigenständigkeit muss man den Konsumenten zutrauen und ich sehe es auch als Pflicht der Verbraucher und insbesondere von Eltern an, sich umfassend zu informieren und sich mit ihrem Konsumverhalten und dem ihrer Kinder zu befassen.

Warnungen sind gut, allerdings habe ich ein großes Problem mit überflüssigen Informationen, wie sie Foodwatch farbenfroh aufbereitet und als regelrechte Erleuchtungen präsentiert und ich habe ein Problem mit unnötiger Panikmache wie bei den Weihnachtlichen Warentests. Es wäre einfach schön, wenn die Warentester, Verbraucherschützer und Medien ihrem Publikum etwas mehr zutrauen würden und wenn sie endlich aufhörten an der falschen Stelle, mutmaßlich mehr um die eigene Existenz zu rechtfertigen als aus wohlwollenden Gründen, Dinge so schrecklich aufzubauschen.

Ende gut, alles gut?

Egal ob bei Filmen, TV-Serien oder Comics, der Gesamteindruck steht und fällt oftmals mit dem Ende, dem Abschluss, dem Finale – ganz unabhängig davon, ob es ein Happy End ist, oder nicht.

Eine Comicserie, die vor einigen Wochen ihren Abschluss fand, ist The Boys. Erdacht und geschrieben wurde dieses Werk von Comic-Mastermind Garth Ennis (siehe auch Comic Book DB), der bekannt ist für seine unkonventionellen Geschichten, die nie zimperlich und oftmals mit brachialen sprachlichen und optischen Mitteln erzählt werden. Die Serie handelt von einer Welt, in der es Superhelden gibt, die allerdings gar nicht so heldenhaft sind, wie sie eigentlich sein sollten, und von einem geheimen Team, das diesen „Helden“ und ihren Hintermännern das Handwerk legen soll. Mehr will ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Ich kann die Serie allen Comiclesern, die nicht vor derbem Humor und expliziten Bildern zurückschrecken, nur empfehlen. Mich hat The Boys über 6 Jahre von Heft zu Heft sehr gut unterhalten.

Als bekannt wurde, dass die Serie mit Heft 72 enden sollte, überkam mich sofort ein mulmiges Gefühl. Eine Serie, die mit jedem Heft in Sachen Story, Ideen und Brutalität neue Maßstäbe zu setzen versucht, kann nur mit einem großen Knall zu Ende geführt werden. Alles andere würde sich nicht richtig anfühlen. Der große Knall kam, mehrfach sogar, sehr zu meinem Vergnügen. Als ich die letzte Seite gelesen und das letzte Heft zugeklappt hatte, verblieb das Gefühl, dass hier alles richtig gemacht wurde. Das Ende war krass und es war richtig so. Aber trotz aller erzählerischer Lautstärke hat der Autor genug Raum gelassen, um alle Story-Enden zusammenzufügen und das Ende vom Ende reduzierter ausklingen zu lassen. Für mich präsentiert The Boys das Paradebeispiel eines zufriedenstellenden und echten Endes. Ich werde die Serie vermissen, aber gleichzeitig weiß ich, dass sie zu Ende ist und es eigentlich (sag niemals nie) kein weiteres Heft mehr geben kann. Wäre das Ende anders, bzw. offener ausgefallen, wäre ich sicherlich enttäuscht gewesen.

Dass ein Ende im Umkehrschluss aber auch nicht zwangsläufig alles ruinieren muss, hat mir eine Fernsehserie bewiesen: The Sopranos. Die großartige Geschichte der Mafiosofamilie Soprano endete mit Staffel 6. Die letzte Szene präsentierte ein Ende, das zugleich nichts und alles sein konnte. Es war ein offenes Ende. Ehrlich gesagt ist mir noch kein offeneres Ende untergekommen. Ich kenne Leute, die sind begeistert von diesem Ende, ich persönlich bin es nicht.

Der Grund dafür, dass das Ende von The Sopranos so konzipiert wurde, ist dass zu dem damaligen Zeitpunkt nicht sicher war, ob die Serie in irgendeiner Form fortgeführt werden sollte. Es war von Kinofilmen die Rede. Diese Idee wurde im Nachhinein aber offenbar recht schnell verworfen. Obwohl mir das Ende überhaupt nicht gefällt, ich es jedes Mal, wenn ich daran denke, noch immer als äußerst unbefriedigend empfinde und mich in Tiraden ergehen könnte, wie man es in meinen Augen hätte besser zu Ende bringen können, finde ich den Rest der Serie mehr als gelungen. Die Preise, die The Sopranos bekommen hat (Emmys, Golden Globes), wurden zu Recht vergeben. Das Ende hat das Gesamterlebnis für mich zwar leicht geschmälert, allerdings nicht so sehr, dass ich den Rest der Serie dafür komplett verurteilen könnte. Mutmaßlich liegt dies auch an der Länge der Serie und daran, dass das Positive alleine schon dadurch überwiegt.

Es gibt aber auch Enden, die mir persönlich den Rest von etwas komplett ruiniert haben. So erging es mir beispielsweise mit dem Film The Hangover. Die Kritiker und auch die Mehrzahl der Zuschauer liebten diese Komödie. Auch in meinen Augen war der Film nicht unlustig, allerdings empfand ich den ziemlich am Anfang gesetzten Hinweis auf das Ende ziemlich plump. Dafür, dass die Suche nach dem vermissten Freund den kompletten Film einnimmt und alles so dermaßen übertrieben aufgebauscht wird, hatte ich mir irgendwie eine großartigere und raffiniertere Auflösung gewünscht. Den ganzen Film über dachte ich mir (Achtung Spoiler für alle, die den Film noch nicht kennen): „Bitte, bitte, lass ihn nicht auf dem Dach sitzen.“ Und wo saß er? Natürlich auf dem Dach! Wo auch sonst?! Denn sonst hätte der Hinweis auf die Tür, die mit dem Stein aufgehalten werden muss, auch keinen Sinn ergeben (Spoiler Ende). Das Ganze hat mir am Ende jedenfalls so sehr missfallen, dass es mir den kompletten Film verhagelt hat.

Ende schlecht, alles schlecht. Das gibt es also durchaus auch.

Zu meinen derzeitigen Lieblingsfernsehserien zählen Breaking Bad und Dexter. Beide handeln von hoch kontroversen und komplexen Charakteren. Für beide steht, soweit ich informiert bin, bereits ein Ende fest. Die Geschichte um die faszinierende Charakterentwicklung von Walter White endet mit Staffel 5 und der „Bay Harbor Butcher“ treibt nur noch bis zum Ende einer achten Staffel sein Unwesen in Miami.

Sowohl Breaking Bad, wie auch Dexter leben vom Spiel mit den Begriffen „gut“ und „böse“, die im Verlauf der Serien immer wieder neu definiert und hinterfragt werden. Die dunklen Seiten der Hauptcharaktere können vom Zuschauer nicht einfach ignoriert werden. Das hat jedoch zur Folge, dass diese Serien quasi nach einem richtigen, einem endgültigen Ende verlangen. Wenn ich daran denke, wird mir schon etwas mulmig.

Werden die Macher es schaffen, einen sinnvollen Abschluss zu finden? Ich persönlich bin bei beiden Serien was das anbelangt zuversichtlich, schon aufgrund ihrer bisher meiner Meinung nach anhaltend guten Qualität, und ich bin ehrlich gespannt wie ein Flitzebogen.

Am Ende des Tages ist ja alles doch auch wieder Geschmacksache. Die einen mögen es, die anderen nicht und jeder muss am Ende für sich selbst entscheiden ob „alles gut“ ist. Ich persönlich finde es allerdings sehr spannend, darüber nachzudenken, wie verschieden Enden sein können, wie gegensätzlich man sie empfinden kann und wie unterschiedlich sie sich auf ein Gesamterlebnis auswirken können, ganz egal durch welches Medium uns dieses vermittelt wird.

Fremde Planeten, gefährliche Planeten

Viele Comics wandern jede Woche über die Ladentheke des Comicshops meines Vertrauens, hinein in Tüten und anschließend zu mir nachhause, wo sie gelesen und meiner Sammlung zugeführt werden. Darunter befinden sich regelmäßig auch Direktimporte aus den USA. Eine Comicserie ist mir in den letzten Monaten dabei besonders positiv aufgefallen:
Planetoid, geschrieben und gezeichnet von Ken Garing (Link zu Ken Garings Blog).

Die Geschichte von Planetoid ist eigentlich eine typische Sci-Fi-Story. Silas, ein ehemaliger Soldat und Weltraumpirat, landet als einziger Überlebender einer Raumschiffbesatzung auf einem fremden Planeten not. Dieser entpuppt sich als äußerst gefährliche Umgebung in der Silas, der anfangs nur von dem in seinem Anzug integrierten Computer-Assistenten Richter begleitet wird, vor immer neue Herausforderungen gestellt wird.

Die Story wirkt wie ein bunter Mix aus Terminator, Dune und anderen, bereits existierenden Zukunftsvisionen, allerdings werden die bekannten Elemente auf eine ganz eigene und immer wieder überraschende Art zusammengebracht. Ken Garing erzählt seine Geschichte so abwechslungsreich, dass der Leser nie vorhersehen kann, was im folgenden Heft geschieht. Genau das ist es, was Planetoid in meinen Augen zu einem besonderen Leseerlebnis macht: Jedes Heft ist anders.

Wurde Silas Geschichte im ersten Heft noch fast ausschließlich in Bildern und mit sehr wenigen Worten erzählt, wird sie in den folgenden Heften rasanter fortgeführt, jedoch nicht ohne an den richtigen Stellen wieder zur Ruhe zukommen und sich wichtigen Elementen zu widmen, mit denen die Charaktere und ihre Eigenschaften und Wesenszüge vertieft werden. So ist mir beispielsweise eine Passage besonders im Gedächtnis geblieben, in der Silas zusammen mit anderen eine große Säule zu bergen versucht. Mithilfe der darauf wachsenden Pflanzen sollen in der rauen Umgebung des Planeten Wasser und Nahrung gewonnen werden.

Ken Garing arbeitet bei seinen Zeichnungen viel mit Licht und Schatten. Die Figuren und ihre Unterschiede werden detailliert herausgearbeitet, allerdings auch nicht bis ins kleinste Detail, so dass dem Leser stets ein gewisses Maß an Fantasie zur Vervollständigung im Geiste überlassen wird.

Comic-Fans, die das Science-Fiction-Genre mögen, an englischsprachigen Comics interessiert sind und eine Möglichkeit haben, diese zu beziehen, kann ich Planetoid nur empfehlen. Bisher sind von Planetoid bei Image Comics insgesamt 4 Hefte erschienen. Der erste Storyabschnitt soll mit Heft 5 beendet, die Serie danach aber fortgeführt werden. (Quelle: Wikipedia)

Weihnachtliche Warentests

Alle Jahre wieder häufen sich vor Weihnachten die Warentests. Aus allen medialen Rohren schallt es munter Tipps und Tricks und Dos und Don’ts. Neben den alljährlichen Tests zu Lichterketten und sonstiger elektronischer Weihnachtsdekoration reihen sich jede Menge andere Testberichte ein. Von Spielzeug bis zu Lebensmitteln, rund um das Fest der Liebe wird getestet, wo getestet werden kann. So gab es vor Kurzem auch einen Test zu Adventskalendern.

Die Reaktionen waren massiv, als bekannt wurde, dass in einigen Adventskalendern giftige Stoffe gefunden wurden. Die Medien verbreiteten die Testergebnisse rudimentär und plakativ. Die Verbraucher waren außer sich. Das Internet funktionierte wieder einmal hervorragend als Plattform für Massenhysterie. Facebookseiten von Schokoladenherstellern wurden massenweise mit garstigen und teilweise äußerst unangebrachten Kommentaren bedacht. Der Shitstorm wütete allerorten mit Macht.

Die im Test entdeckten Stoffe, Reste von Mineralölen, stammten mutmaßlich aus der Verpackung, die – man lese und staune – sogar ganz umweltfreundlich aus Recyclingpapier hergestellt worden war. Beim Recyclingprozess, so die Theorie, wurden nicht alle Farben restlos aus den Fasern herausgelöst und das Papier gab die in den Farbresten enthaltenen Stoffe an die Schokolade weiter.

Die Medien rieten den Verbrauchern großspurig zur Sicherheit immer nur ein Stück Schokolade aus dem Adventskalender pro Tag zu essen. Kurz innegehalten und nachgedacht: Es ist ein Adventskalender. Mehr sollte man am Tag auch nicht entnehmen und essen, wenn man den Sinn eines Adventskalenders ernst nimmt.

Die Hysterie steigerte sich innerhalb kürzester Zeit ins Unermessliche. Die Medien schäumten über und die Verbraucher mit ihnen. Im Nu wurden Forderungen nach der Verbannung von Recyclingpapier laut. Man solle doch bitte nur noch mit frischen Fasern arbeiten. Das, man halte kurz inne, bedeutet im Umkehrschluss aber: Recycling? Nein danke! Ab sofort geht es den Wäldern wieder an den Kragen! Nieder mit dem Recycling! Vergessen ist der Umweltschutz! Bitte ab sofort alles ausnahmslos und feinsäuberlich in Plastik einpacken!

Radio, Internet und TV überfluteten ihr Publikum mit Tipps, wie man sich am besten vor dem fiesen Recyclingpapier schützen kann. Bei Reispackungen helfe der Hörtest. Am Rascheln könne man erkennen, ob der Reis innerhalb des Pappkartons noch in einer schützenden Plastikhülle verpackt ist. Bilder von erwachsenen Menschen, die Reispackungen einem Rascheltest unterziehen, wie andere Überraschungseier, machten sich beim Zuhören unweigerlich in meinem Kopf breit. Plastik! Plastik! Es lebe das … Moment!

Zu dem Thema hatte ich doch auch schon etwas anderes gehört und zwar vor gar nicht allzu langer Zeit. Also ließ ich meine Gedanken einige Monate in die Vergangenheit schweifen, zurück zu dem Punkt als die selben Medien eben diese Plastikverpackungen verteufelten, die sie nun den Verbrauchern als den einzig wahren Schutz vor Giftstoffen verkauften. „Weichmacher“ war damals das Stichwort. Weichmacher sind ebenfalls potenziell giftige Stoffe, die über Plastikverpackungen in die Nahrung gelangen können.

Was bedeuten die Erkenntnisse aus der Vergangenheit, bringt man sie in Zusammenhang mit den Adventskalendern und dem Reis? Eigentlich kann man daraus nur schließen, dass irgendwie alles immer und überall giftig ist und dass man am besten gar nichts eingepacktes mehr kaufen sollte. Man sollte alles nur noch frisch und direkt beim Erzeuger kaufen oder am besten selbst im Garten oder auf dem Balkon züchten. Das ist aber leider nicht immer und nicht immer einfach möglich. Es stellt sich deshalb die Frage, was man als Verbraucher tun kann, wenn die Medien mit aller Macht trommeln und Panik machen. Der Hysterie komplett verfallen? Nichts mehr essen? Den Balkon zum Reisbeet umbauen?

Ich persönlich neige in solchen Fällen dazu, erst mal gelassen zu bleiben. Ruhig bleiben und hinterfragen, wie groß die akute Gefahr im betreffenden Moment tatsächlich ist, lautet die Devise und nicht sofort dem Mob anschließen und losrennen. Diese Taktik hat sich bewährt, auch was die Adventskalender anbelangt. Kurze Zeit später gab es nämlich bereits Berichte, dass man für ein abschließendes Urteil die Testmethoden genau überprüfen und den Grund für und die Menge der Stoffe noch näher untersuchen müsse. Auf Basis der Ergebnisse und der Ergebnisse weiterer, existierender Studien könne dann eine Richtlinie erarbeitet werden, an der sich die Hersteller und die Verbraucher orientieren können.

Das gleiche „Mediendrama“ spielte sich in ähnlicher Form auch schon in der Vergangenheit ab, ebenfalls in der Weihnachtszeit. Damals kam ein Warentest zu dem Ergebnis, dass manche Zimtsorten mit potenziell giftigen Stoffen belastet seien. Sofort wurde generell vor dem Verzehr von Zimtsternen gewarnt, der Zimtstern an sich geradezu verteufelt. Auch in diesem Fall wurde argumentativ zurückgerudert, nachdem die Hersteller von zimthaltigem Gebäck anfingen zu beweisen, dass ihre Produkte nicht akut gesundheitsgefährdend sind, da die meisten den betreffenden Zimt nachweislich gar nicht enthielten.

Ein weiteres, weniger weihnachtliches Beispiel ist Bubble Tea. Nachdem das Getränk immer beliebter wurde und immer mehr Bubble-Tea-Läden in deutschen Städten eröffneten, warnten die Medien plötzlich lautstark vor möglichen, mit dessen Konsum verbundenen Gefahren. Bubble Tea sei viel zu süß und die Kügelchen (Bobas, Jellys) darin seien für Kinder gefährlich, da sie eine potenzielle Erstickungsgefahr bergen würden. Außerdem enthalte Bubble Tea giftige Stoffe. Die Hysterie bahnte sich ihren Weg, doch auch hier konnten alle Argumente innerhalb kürzester Zeit entkräftet werden.

Das Getränk ist zwar süß, es ist und bleibt eine Art Softgetränk, aber Bubble Tea ist auch nicht süßer als Cola. Außerdem kann man ihn jederzeit auch in weniger süßen Varianten bestellen, da er frisch gemixt wird. Bis heute ist weltweit kein Fall bekannt, in dem ein Mensch an Bobas erstickt wäre und in Asien wird Bubble Tea schon seit Jahren getrunken. Außerdem bin ich der Meinung, dass Eltern ihren Kindern nichts zu essen oder zu trinken geben sollten, was sie nicht selbst zuvor getestet haben. Wer schon einmal Bubble Tea getrunken hat, wird ihn automatisch keinem Kleinkind zu trinken geben, rein als Vorsichtsmaßnahme. Kleinkinder lässt man übrigens auch keine Cola trinken. Und die potenziell giftigen Stoffe, die kommen dank auf natürliche Weise gewonnenen Geschmacksstoffen in den Tee, da sie quasi überall in der Natur in winzigen Mengen vorhanden sind. In minimaler Konzentration, wie im Bubble Tea, sind die Stoffe allerdings nicht gesundheitsgefährdend.

Ich bitte an dieser Stelle ausdrücklich darum, mich nicht misszuverstehen. Ich halte unabhängige Prüfinstanzen für sehr wichtig, um Hersteller zu kontrollieren und Verbraucher zu informieren und aufzuklären. Was ich allerdings für bedenklich halte, sind Medien, die solche Berichte zum Anlass nehmen um groß zu trommeln und Panik zu schüren. Es ist zwar bedenklich, wenn potenziell giftige Stoffe in Lebensmitteln auftauchen, was jedoch oft verschwiegen wird, ist, dass dabei immer auch die Konzentration und nicht nur das bloße Vorhandensein der Stoffe von Bedeutung ist. Das sollte man der Fairness halber ruhig erwähnen. Wenn man den Verbrauchern die tatsächlichen empirischen Ergebnisse von Tests und Studien vorenthält und nur hetzt, ist das in meinen Augen sehr einseitige Berichterstattung. Allgemeine Verunsicherung und Panik nutzen nicht, sie verhindern rationale Entscheidungen und schaden der Wahrheitsfindung.

Liebe Medien, es ist schön, dass ihr uns Verbraucher warnen wollt, aber bitte verkauft uns nicht für dumm und bleibt bei den Fakten. Nicht alles was man leicht aufbauschen kann, sollte aufgebauscht werden. Und bitte, liebe Mitverbraucher, lasst Euch nicht durch jede Meldung gleich aufbringen. Bleibt im ersten Schritt gelassen, wartet ab und hinterfragt die gebotenen Informationen kritisch. So lassen sich wirkliche Gefahren, die aufzudecken wichtig und richtig ist, von Panikmache trennen. Die Inhalte vieler Adventskalender sind übrigens ohnehin innen nochmals einzeln komplett in Plastik eingepackt.

Von Frauen und Quoten

Viel wird diskutiert in der Politik und in den Medien, über Frauen und Quoten und über den Sinn und Unsinn von Frauenquoten. In dem nicht enden wollenden Strom von Meldungen, Artikeln, Statements, Meinungen und Debatten, ist mir persönlich ein einziger Artikel im Gedächtnis geblieben. Dieser erschien am 28. Mai 2012 auf Spiegel Online. Der Artikel beschreibt am Beispiel von Norwegen, dass eine gesetzliche Frauenquote funktionieren kann, ganz entgegen aller Behauptungen von Gegnern eines solchen Konzeptes. Ich halte ihn für äußerst lesenswert.

Auch in Norwegen wurde die Frauenquote trotz vieler Gegenstimmen eingeführt und musste in der Anfangszeit mit aller Macht des Gesetzes durchgesetzt werden. Das Ganze ist nun schon zehn Jahre her und mittlerweile kann das Land die Früchte dieser Maßnahme ernten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Selbstverständlichkeit, für Frauen und Männer gleichermaßen. Die Rollen und Aufgaben der Geschlechter haben sich angeglichen, auch auf dem Arbeitsmarkt.

In Deutschland sind wir noch weit entfernt von norwegischen Zuständen. Die ganzen positiven Entwicklungen, die in dem Artikel beschrieben werden, kommen aber nicht von alleine. Sie entstehen nicht auf freiwilliger Basis. Es braucht erst ein paar Quotenfrauen, bevor die Frauenquote ihren Sinn und Zweck erfüllt.

Ich persönlich bin für eine Frauenquote, denn ich bin davon überzeugt, dass eine Entwicklung in die richtige Richtung nur dadurch eingeleitet werden kann, indem die Unternehmen auf den richtigen Weg gelenkt werden und das passiert leider nicht ohne Zwang. So wie ein Auto, das in einem ausgefahrenen Weg mit tiefen Spurrinnen fährt, erst mit viel Kraft dazu bewegt werden muss, von diesem abzuweichen.

Wortgewandte Mafiosi

In diesen Wochen sind die Kinoleinwände hauptsächlich von seltsamen, fahlhäutigen Geschöpfen bevölkert, die sich gegenseitig gerne gegenseitig anschmachten und in der Sonne glitzern. In deren Welt kann ich mich nicht einfinden, aber es ist ja bekanntlich alles Geschmacksache. Um meine Kinoleidenschaft zu befriedigen, begab ich mich also auf die Suche nach Alternativen und fand mit Killing Them Sofly einen Film, der mein Interesse weckte. Das Finden einer freien Kinoleinwand, auf der der Film zu einer annehmbaren Uhrzeit gezeigt wurde, war in diesen zwielichtigen Zeiten schwierig, aber es ist mir am Ende doch gelungen.

Zwielichtig geht es auch in Killing Them Softly zu, allerdings sind die Gestalten hier aus wesentlich härterem Holz geschnitzt, ist der Film doch als Thriller im Umfeld der Mafia angesiedelt.

Die Story ist kein großes Geheimnis und birgt auch keine wirklichen Überraschungen: Mafiosi, die sich gegenseitig bestehlen und ein cooler Killer, der die Situation wieder unter Kontrolle bringen muss. Das Ganze wird gewürzt mit einer Prise politischer Aktualität, da im Hintergrund immer wieder auf die amerikanische Wirtschaftskrise und die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten verwiesen wird. Die Story ist leider das große Manko des Films. Das Ganze ist meiner Ansicht nach viel zu vorhersehbar und die große Schlusspointe, auf die am Ende alles zuläuft, wird zu einfach leise vorgetragen. Der Film als Ganzes ist aber trotzdem keinesfalls ein schlechtes Werk.

Dank der großartig ausgearbeiteten Dialoge hatte ich wirklich sehr viel Spaß im Kino. Aus ihrer Leistung schieße ich, dass die Schauspieler beim Dreh allesamt viel Spaß an ihrer Arbeit hatten. Gleichzeitig ist die Besetzung mit Schauspielgrößen wie Brad Pitt, James Gandolfini und Ray Liotta hochkarätig.

Die Beteiligten beweisen Mut zur äußerlichen und innerlichen Hässlichkeit, was das Umfeld sehr authentisch wirken lässt. Zugegebenermaßen tun Ray Liotta und James Gandolfini einfach das, was sie am besten Können, aber altbewährt ist nicht mit schlecht und abgenutzt gleichzusetzen. Gleichwohl hätte ich mir gewünscht, dass sie an der einen oder anderen Stelle doch noch etwas mehr gefordert worden wären. Brad Pitt kann als cooler Killer, der lieber „softly“ aus der Ferne tötet und sich ungern mit zu viel Gefühlsduselei beim Töten abgibt, voll überzeugen. Der Mafioso steht ihm gut, aber das Saubermann-Image hat er ja nun auch schon eine ganze Weile abgelegt, sehr zu seinem Vorteil.

Der Raubzug, mit dem alles ins Rollen kommt, ist, neben den großartigen Dialogen zwischen Brad Pitt und James Gandolfini, für mich eines der Highlights des Films. Unerfahrene Kleinkriminelle nehmen ein Mafioso-Pokerturnier aus. Das Ganze wird lang und breit und mit allen peinlichen Einzelheiten erzählt. So langsam, dass es fast schon weh tut. Alle Nebenrollen wurden auf den Punkt gecastet. Treffender geht es kaum.

Die meiste Zeit verbringt der Film mit Dialogen, aber die Szenen, in denen es killermäßig zur Sache geht, haben es in sich. Gewalt wird explizit und sehr realistisch dargestellt, insbesondere in einer Prügelszene, in der sich der Magen des Zuschauers unweigerlich zusammenkrampft. Bei Schussszenen wird ein bisschen mit Zeitlupe gespielt. Das scheint in Hollywood neuerdings dazuzugehören. Habe ich zugegebenermaßen aber schon besser in der Ausführung gesehen.

Wer Filme wie Bube, Dame König grAS (Lock, Stock & Two Smoking Barrels) (Quelle: IMDB) oder Brügge sehen … und sterben (In Bruges) (Quelle: IMDB) mag, der wird auch seine helle Freude an den Dialogen in Killing Them Softly haben. Ich selbst wäre durchaus bereit, mir den Film af DVD ein zweites Mal anzusehen, schon um die ständigen Verweise auf die Präsidentschaftswahlen noch etwas genauer zu analysieren. Der Film weiß durchaus zu unterhalten. Logiklücken oder offene Enden konnte ich auch keine ausmachen. Irgendwie wurde ich am Ende aber leider trotzdem das Gefühl nicht los, dass die letzte Konsequenz, das gewisse Etwas, irgendetwas, fehlte. Ich kann nicht einmal genau sagen, was. Ich belasse es dabei, dass das Ganze einfach noch ein wenig runder hätte wirken können.

Das Lernen und der Turbolader

In den letzten Tagen widmeten sich die Medien an verschiedener Stelle wieder einmal dem sogenannten „Turbo-Abitur“, einem Gymnasialzweig, in dem Schüler in 8 statt 9 Schuljahren das Abitur erreichen können. Das Ganze wird deshalb auch oft als G8 bezeichnet, im Gegensatz zum G9-Abitur. Mein Abitur liegt schon lange Jahre zurück. Damals gab es nur G9.

Seit ich in meinem Leben mit dem Thema „Schule“ in Berührung kam, wird in Deutschland über das Schulsystem diskutiert und es wird in regelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen geändert. Die Systeme der einzelnen Bundesländer unterscheiden sich voneinander. Es gibt kein deutschlandweites Zentralabitur. Unser Bildungssystem befindet sich jedoch immer mehr auf dem Weg dorthin. Ich persönlich finde diese Entwicklung bedenklich.

Vergleichbarkeit in allen Ehren, aber nicht alles muss notwendigerweise bis ins kleinste Detail vergleichbar sein. Aufgewachsen an der Grenze zwischen zwei Bundesländern, konnte ich während meiner Schulzeit zwei verschiedene Schulsysteme miteinander vergleichen: das bayerische und das hessische. Ersteres wird von vielen Politikern oft als das Non-plus-ultra angesehen und geradezu in den Himmel gelobt. Die Bayern haben schon lange Zentralabitur, Extemporale und sehr eng gestrickte Lehrpläne. Alles ist genau vorgeschrieben und vergleichbar.

Bis zu einem gewissen Grad ist das auch vollkommen richtig und sinnvoll, aber nicht, wenn es dazu führt, dass lernwillige Schüler vernachlässigt werden und auf der Strecke bleiben. Vor allem vor dem Hintergrund der heute immer wichtiger werdenden Integration von Schülern mit Migrationshintergrund, ist es wichtig, das sich die Lehrer auf ihre Schüler und deren Bedürfnisse und Interessen einstellen können. Das ist bei zu strengen Vorgaben nicht möglich.

Vielleicht bin ich familienbedingt was dieses Thema anbelangt vorbelastet, denn meine Eltern waren beide Lehrer. Meine Mutter ist schon seit einigen Jahren pensioniert, kümmert sich aber auch heute noch, als ehrenamtlicher Lerncoach des deutschen Kinderschutzbundes, um Schüler mit Migrationshintergrund. Sie kann unterstützen und vermitteln, gegen das rigide bayerische Schulsystem kommt sie allerdings oftmals nicht an, egal wie groß die Begabung und der Wille ihrer Schützlinge sind.

In Hessen gab es in meiner Schulzeit noch kein zentrales Abitur. Ich habe dies als sehr positiv empfunden, da die Lehrer so den Lernstoff besser auf die Interessen ihrer Schüler und an den natürlichen Fortgang der Diskussion im Unterricht anpassen konnten, selbstverständlich aber nur in einem gewissen Rahmen. Generelle Vorgaben zu dem in den einzelnen Schuljahren zu absolvierenden Lernstoff gab es natürlich und diese muss es auch immer geben.

Das kleine aber feine Maß an Freiheit machte aber einen großen Unterschied, für Lehrer und Schüler. Auf aktuelle Themen wurde viel schneller reagiert und die Schüler mussten dementsprechend immer auf dem Laufenden bleiben, denn diese Themen konnten jederzeit auch in die Klausuren und sogar in die Abiturprüfung Einzug halten. Ein Zentralabitur kann meiner Meinung nach niemals so aktuell und zeitnah sein. Dazu sind die Abstimmungsprozesse viel zu schwerfällig. Man beschränkt sich dann lieber auf allgemeinere Aufgabenstellungen, wo doch in vielen Fächern, wie Geschichte und Gemeinschaftskunde, Aktualität das A und O ist.

Ich hatte das große Glück, dass viele meiner Lehrer, vor allem in der Oberstufe, sehr ambitioniert waren und ihren Beruf mit ganzem Herzen ausgefüllt haben. Schlechte Lehrer gibt es immer und es wird sie auch mit jedem Schulsystem geben. Man muss sich aber bewusst sein, dass ein unflexibles Schulsystem weniger arbeitswillige Lehrer begünstigt, die ihre Unterrichtsunterlagen ein Mal erstellen und sie dann möglichst lange nutzen wollen.

Nun aber zurück zum Anfang, dem Grund, warum ich diesen Artikel überhaupt erst angefangen habe. Viel wird heute wieder diskutiert, über das Gymnasium. Dabei geht es vor allem um die Verkürzung des Gymnasiums auf 8 Schuljahre. Der Volksmund nennt das dann Turbo-Abitur.

Nun gab es eine neue Studie, die sogenannte Kess-Studie, die als Ergebnis herausgefunden haben will, dass Schüler, die das Abitur nach 8 Jahren erhalten, besser lernen, als Schüler, die die Abiturprüfung erst nach 9 Jahren ablegen. Spiegel Online berichtete am 27. November 2012 darüber in einem Artikel.

Dieser Artikel brachte mich auf, wird dort ernsthaft das neue Schulsystem gelobt und der Studie Recht gegeben, ohne zu überdenken, was in den Ergebnissen ebenfalls implementiert sein kann. In Hamburg würden mehr Schüler die Abiturprüfung bestehen seit es dort G8 gibt. Das mag sein, vermutlich wurden zuvor aber auch viele Schüler durch das System „ausgesiebt“, die unter anderen Umständen das Abitur jedoch gemacht und bestanden hätten. Unter ihnen sicherlich auch viele Lernwillige.

G8 macht das Abitur nicht nur schwerer, sondern auch ungerechter. In 8 Jahren sollen Schüler den gleichen Lernstoff in ihre Köpfe pressen, wie ihre Vorgänger in 9 Jahren. Das geht einher mit zunehmendem Leistungsdruck und abnehmender Freizeit. Wer glaubt, dass die Lehrpläne für G8 eine sinnvolle Reduzierung und Entschlackung des vorherigen Lernstoffs darstellt, der irrt gewaltig. Es wurden lediglich dieselben Inhalte verdichtet auf einen kürzeren Zeitraum. Wird im Artikel behauptet, dass acht Jahre ausreichen können (Quelle: Spiegel Online), so ist das durchaus denkbar. Dafür müsste der Lernstoff aber nicht nur zeitlich komprimiert, sondern auch im Ganzen reduziert werden.

Der Vergleich mit einem Turbolader, der Luft verdichtet, ist deshalb recht treffend. Mehr erreichen durch schnelleres Hineinpressen von Lernstoff in die Schülerköpfe. Meiner Meinung nach ein bedenkliches Konzept, vor allem im Hinblick auf die Zeit, die die Schüler vor dem Abitur benötigen, um nach der Pubertät zu sich selbst zu finden und um ihre wirklichen Begabungen und Interessen zu analysieren und den weiteren Lebensweg zu planen. Was nutzt das schönste Turbo-Abitur-Zeugnis, wenn die Schüler anschließend orientierungslos dastehen, ohne sich genau bewusst zu sein, ob sie studieren oder eine Ausbildung machen wollen und welcher Fachrichtung genau sie sich beruflich zuwenden wollen?

Im Artikel von Spiegel Online heißt es weiter, die Kess-Studie belege, dass jeder, der über Wahlmöglichkeiten zwischen G8 und G9 nachdenke, dem „Leistungsgedanken des Gymnasiums schaden“ (Quelle: Spiegel Online) würde. Auch dies halte ich für eine sehr gewagte These. Das Gymnasium ist anspruchsvoll, das war es schon immer. Heute ist das Abitur wichtiger denn je, gilt es doch schon für die meisten Ausbildungsberufe als Voraussetzung. Im Zuge der vielen Reformen des Schulsystems wurden die anderen Schulformen meiner Meinung nach Stück für Stück viel zu sehr abgewertet. Ohne Abitur sind die Aufstiegs- und Einstiegschancen in vielen Berufen heutzutage sehr begrenzt.

Einen Tag, bevor besagter Artikel auf Spiegel Online erschien, veröffentlichte Die Welt auf ihrer Webseite einen Artikel über eine andere Studie, dessen Ergebnis ist, dass junge Menschen in Deutschland den Glauben an die Möglichkeit eines Aufstieges durch Leistung verlieren. Auch darin wird das Thema Schulsystem zum Teil behandelt.

Die Schweden machen uns offenbar vor, dass Schüler auch mit weniger Druck gute Leistungen bringen können. Angesichts dessen scheint es, als fokussiere man sich in Deutschland viel zu sehr auf besagten „Leistungsgedanken“. Scheinbar wird dieser auch automatisch gleichgesetzt mit einem bestimmten Leistungspensum, das wiederum an möglichst viel Lehrstoff gekoppelt ist.

Fokussiert man sich zu viel auf Leistung und darauf, was theoretisch von Schülern in einem bestimmten Alter geleistet werden könnte, vernachlässigt man vollkommen, dass jeder Schüler ein Individuum ist, mit ganz eigenem Potenzial und ganz eigenen Möglichkeiten. Wer sich nur auf die Masse und nicht auf den Einzelnen konzentriert, kann weniger Einzelnen zu Erfolg und zu guten Leistungen verhelfen. Die Schüler, die alleine nicht mehr weiter kommen, deren Eltern zuhause nicht nachhelfen können, sich möglicherweise nicht mit Nachhilfe auskennen und kein Geld für Nachhilfe haben, kommen nicht weiter. Sie strengen sich an, es fehlt ihnen aber das Werkzeug zum Lernen. Haben sie den Anschluss erst einmal verloren, werden sie vom nachfolgenden Lernpensum erdrückt. Kein Wunder, dass sie den Glauben an Aufstieg durch Leistung schon früh verlieren.

Aber sollte es nicht gerade die Aufgabe der Lehrer sein, möglichst viele Schüler mit möglichst vielen unterschiedlichen Potenzialen zum Erfolg zu verhelfen? Das ist gleichwohl herausfordernder aber sicherlich auch befriedigender als lediglich auszusieben und nur gleichartige Abiturienten zu „züchten“.

Als Folge dieses Systems nimmt der Leistungsdruck auf alle Beteiligten enorm zu: auf Schüler, Lehrer und auch auf Eltern. Es ist kein Wunder, dass viele daran verzweifeln und dass Schüler heutzutage schon in jungen Jahren extremen Stress empfinden. Stress gehört zum Leben, ist er doch ein ganz natürlicher Mechanismus, der uns in Situationen, in denen wir mehr leisten müssen, beflügelt. Zu viel Stress ist und bleibt aber ungesund.

Ich persönlich kann und will mich mit dem Turbo-Gedanken nicht anfreunden, wenn ich an zukünftige Generationen denke. Verkürzungen sind hier und da sicherlich sinnvoll in den angestaubten Lehrplänen für das Gymnasium. Durch sinnvolle Entschlackung wäre eventuell sogar eine allgemeine Verkürzung von G9 auf G8 möglich. Solange das aber nicht geschieht propagiere ich den Eltern und Schülern die Wahl zu lassen, welches für das Individuum der beste Weg ist. Der Fokus muss von der Masse wieder auf das Individuum gelenkt werden. Nur so kann jeder seinen eigenen Weg finden und nur so können möglichst viele einzelne zum Erfolg geführt werden. Das sollte das erklärte Ziel unseres Bildungssystems sein.

Der Turbo hört auch keinesfalls nach dem Abitur auf, gibt es doch nun die neuen Studiengänge mit Bachelor- und Master-Abschlüssen, die das gute alte Diplom abgelöst haben. Ein deutsches Diplom war einmal viel wert, auch im Ausland. Die neuen Abschlüsse sind bei Arbeitgebern nachweislich weniger beliebt, im In- und im Ausland.

Was kommt dann am Ende heraus bei all dem Turbo-Gelerne? Viel zu junge Absolventen, die unerfahren und teilweise auch sehr unselbständig sind, weil sie seit Beginn der Schulzeit durchweg verplant und mit Lernen beschäftigt waren. Für die Erforschung der eigenen Interessen und Ideen verbleibt einfach keine Zeit. Ewige Studenten sind selbstverständlich auch keine Lösung, aber ein Universitätsstudium war seit jeher verbunden mit wissenschaftlichem Arbeiten und nicht nur dafür da, turboschnell „Frischfleisch“ für die Wirtschaft bereitzustellen.

Turbo? Gehört ins Auto. Der Leistungsgesellschaft täte es gut, ihn öfter dort zu belassen.